Kann man sich so schnell entlieben?

Zitat von Melly74:

Naja - zuerst reine Kopfentscheidung und dann plötzlich wieder die große Liebe?
Für mich klingt das nach Selbstbetrug.

Das mag für Dich so klingen. Aber das gibt es tausendfach jeden Tag: Man trifft eine Entscheidung ungewissen Ausgangs und stellt nach ein wenig Zeit fest, dass sie sich richtig anfült. Und genau das ist bei ihm der Fall: Er hat eine Entscheidung getroffen (es gibt übrigens nur Kopfentscheidungen, keine anderen außer vielleicht Reflexe) und hat dan festgestellt, dass seine Liebe zu seiner Frau wieder da oder nie weg war. Vielleicht nur unter derm hormonellen Kraft der Affäre vorübergehen verborgen, aber weg war sie nie. Ich verstehe überhaupt nicht warum das Selbstbetrug sein sollte, schließlich ist partnerschaftliche Liebe ein sehr vergängliches und wechselhaftes Gefühl (sonst gäbe es ja auch keine On-Off-Beziehungen).

Zitat von Melly74:

Okay, ein nein ist ein nein. Das hatte ich schon verstanden. Das tut mir trotzdem weh.
Ich finde, dass ist so kalt.

Wieso ist ein klares Nein kalt? Wenn Du es aus der Sicht seiner Frau siehst, die ihn liebt, ist es die warmherzigste Antwort, die er geben kann. Kälte auf der einen Seite erzeugt Wärme auf der anderen. Ich finde seinen Mut, Dir ein klares Nein ins Gesicht zu sagen, charakterstark. Wahrscheinlich hätten viele gekniffen. Auf Dich mag das kalt wirken, aber es ist ein klares Liebesbeweis an seine Frau.

Zitat von Melly74:

Ja mein Mann weiß über alles Bescheid. Es ist sein Wunsch, dass wir trotzdem zusammenbleiben.
Er hofft, dass ich wieder zu ihm finde.
Ich würde das auch so gerne. Aber auch ich kann meine Gefühle nicht steuern.

Ich finde das von Dir im letzten Satz eingetreute auch sehr bemerkenswert. Es sagt nämlich einiges über Dich aus. Nämlich, dass Du Dich aus der Verantwortung Deiner misslichen Situation stehlen willst. Nach dem Motto: Man kann seine Gefühle ja nicht steuern, ich war also machtlos. Aber natürlich weißt Du so gut wie ich, dass man Gefühle sehr wohl steuern und kanalisieren kann (sonst würden wir uns wahrscheinlich alle gegenseitig umbringen). Und selbst wenn man eine schlechte Selbstkontrolle hat, kann man die Aktionen, die aus Gefühlen resultieren, sehr wohl steuern.

Ich denke der erste Weg zu Deiner Selbstheilung wäre, Dir klarzumachen, dass Du es durch die Affäre nun mal einen Abschnitt Deines Lebens verbockt hast und jetzt Verantwortung für Dich übernehmen musst, damit Du aus dem Loch herauskommst und das bestmögliche für die Zukunft machst.

Zitat von Kummerkasten007:

Woher willst Du das denn wissen?

Zitat von Gretel:

Ich habe eine inzwischen 12jährige Warmwechselgeschichte nach wie vor am Laufen, zwischenzeitig eine 4 jährige Online/Telefon-Liebesgeschichte mit einem PTBS Mann, für den ich meine Zukunft in die Tonne trat. - Wer keine Schuld daran trug, war er.
WENN überhaupt! man da von Schuld reden kann - eher ich, als gesunder Part.

Zitat von Gretel:

Ich meine NIE was moralisch!

Zitat von Gretel:

Aber tatsächlich war ich noch nie Zweitfrau - davor bewahrte mich vermutlich meine höchstunevolutionäre Haltung als Jägerin.

Männer mit Ehering - gar mit Kindern! - gehören nicht in mein Beuteschema... das sind FAMILIENVÄTER!
Sowas wie mein Papa!
Völlig unsexy für mich - emotional wie körperlich.
Die liegen mit anderen Damen, den Ehefrauen - im Bett und besprechen mit der die Heizkostenabrechnung.
Verstehe sofort, dass es anderen Frauen nicht so geht, aber für mich waren solche Männer immer Persona non Grata. (oder wie das heißt)

Noch Fragen? Immer gerne, aber bitte konkret.

Zitat von Melly74:

Es war so etwas Großes und Besonderes zwischen uns.

Hach ja - die vermeintlich große Liebe. Schon im Kindergarten glaubte ich diese gefunden zu haben und dann noch ein paar weitere Male in meinem Leben.

Bei dem einen wurde etwas festes draus, beim anderen nicht. Und jedesmal machen einen die Hormone glauben der ist es, so intensiv wie mit dem, war es noch nie, ohne ihn werde ich nie wieder glücklich etc. etc.

Gerade wenn es dann mal wirklich klappt, man langfristig zusammen kommt und dann Jahre miteinander verbringt, verblassen doch die meisten großen Lieben mit der Zeit durch Alltag, Gewöhnung etc., obwohl man das nie gedacht hätte und man am Ende für die große Liebe nur noch freundschaftliche Gefühle hat. Möglichweise ging es dir so mit deinem Ehemann.
Du hast nur vergessen wie groß die Beziehung mal war.

Wenn es dann mal nix wird mit dem Ausleben der Gefühle in Richtung was festes, sind Verklärungen, Idealisierungen Tür und Tor geöffnet.

Finde es insgesamt schwierig seine Gefühlswelt an so passageren Episoden auszurichten wie Verliebtsein. Das kommt und geht.

Wenn es wirklich so etwas geben sollte wie die einzige, wahre große Liebe (was ich inständig bezweifle), dann muss es in unserer Welt doch Wege geben diese auszuleben auf einer vernünftigen, ehrlichen und konsequenten Basis.

Ich denke, eine große Liebe zu leben ist in erster Linie eine Entscheidung. Also trotz aller Zweifel, Versuchungen, Stress und möglicher Langeweile beieinander zu bleiben.
Das ist so viel mehr als dauerhaft Schmetterlinge im Bauch zu haben.
Einer Beziehung so viel Wertigkeit einzuräumen, dh der Partner ist so toll, ich bin so toll - da passt kein Blatt Papier zwischen ist das Aphrodisiakum überhaupt.
Und ich finde dein Ex zieht das jetzt ziemlich konsequent durch, kein Hin und Her sondern eine eindeutige Entscheidung.

Zitat von leilani1801:

Ich denke, eine große Liebe zu leben ist in erster Linie eine Entscheidung. Also trotz aller Zweifel, Versuchungen, Stress und möglicher Langeweile beieinander zu bleiben.

Sehe ich auch so.

Kennst du diesen Spruch, der passt sehr gut dazu:
Verliebtsein passiert einfach, aber Liebe ist eine Entscheidung.

Zitat von Un4given:

Ja. und nu?

.............

Hi, ich habe nur den Eingangspost gelesen, weiß also nicht welche Wege ihr schon
eingeschlagen habt. Aber ich glaube was es sich für dich so schwer und besonders
anfühlen lässt, ist dein Ego. Du bist nicht glücklich in deiner Konstellation und möchtest
lieben und geliebt werden. Der Ex AM ist die perfekte Projektionsfläche und natürlich war
das was ihr hattet ein ziemlicher kick. Ist was besonderes, nur vielleicht nicht emotional
sondern eher homornell.
Ich formuliere dass so, da ich mich von der gedanklichen Herangehensweise sofort an
mich selbst erinnert gefühlt habe. Ich war auch in dieser Situation und ich habe ähnliche
Gedanken gedacht. Und nun bin ich froh dass ich die rosa Brille runterreissen konnte.
Ich bin von mir selbst ausgegangen und dachte mein Gegenüber hätte emotional das
gleiche investiert wie ich. Naja, habe u.a. gelernt das man glaube ich gerade bei solchen
Geschichten nicht von sich selbst ausgehen kann.
Nimm es als weitere Erfahrung, konzentrier dich auf dich und das was dich glücklich macht
und falls es das besondere sein sollte, was du zu spüren glaubst, kommt es zurück zu dir.
Aber mach nicht den Fehler und schwelge in Hoffnung, dass macht dich kaputt. Nicht Jemand
anders ist verantwortlich für dein Glück, sondern du selbst.

Guten Morgen
Zuerst einmal Danke an alle die hier geschrieben haben.
Es war sehr hilfreich.

Ich hatte jetzt mal Zeit eine Nacht über die vielen Anregungen und Hilfestellungen nachzudenken.

Da ich bisher noch nie darüber sprechen konnte, tat es sehr gut. Danke!
Die Affäre ist nicht bekannt geworden. Es wissen nur die Beteiligten Bescheid.
Na ja mit meinem Mann kann ich nur bedingt sprechen, mein AM lehnt ja weitere persönliche Gespräche ab und seine Frau das erklärt sich von alleine.
Da meine beste Freundin mit seiner Frau enger bekannt ist, ist das auch keine Option.

Somit ich bin froh, dass ich jetzt mal alles schreiben konnte.

Besonders die einige Male geäußerten Hinweise zur unterschiedlichen Betrachtungsweisen von Liebe hat mir zu denken aufgegeben.
Ja klar, ich habe einfach angenommen, dass das große Gefühl, das ich empfunden habe, bei ihm ähnlich ist. Großer Fehler.

Ich glaube mittlerweile auch, dass unsere Intension zu Beginn sehr unterschiedlich war, auch wenn es sich für mich gleich anfühlte.
Ich fühlte mich schon sehr lange nicht mehr gesehen in meiner Ehe (er ist mein erster Freund) und bekam plötzlich das, was mir schon so lange fehlte. Ich wäre (nicht am Anfang sondern später) bereit gewesen, ALLES dafür hinzuschmeißen.
Seine Gründe waren ähnlich ja fühlten sich zumindest für mich gleich an. Trotzdem hatte ich immer das dumpfe Gefühl, dass er es als zusätzliche Bereicherung seines Lebens ansah und nicht als Lösung eines Problems.
Während unserer Zeit hatte ich nicht das Gefühl, dass er seine Frau noch liebt. Explizit gefragt habe ich ihn aber nie. Aber, da er mir immer wieder sagte, dass er mich sehr liebe, hatte ich auch nicht wirklich Zweifel. Trotzdem machte er nie ein Hehl daraus, dass er sich nicht trennen würde. Okay, ich forderte es auch nicht heraus.
Erst als alles aufflog und die Emotionen Achterbahn fuhren, dachte er ernsthaft darüber nach.

Nun wie fühle ich mich jetzt?
Zum einen bin ich traurig, dass ich diese Beziehung nicht leben darf. Ich bin aber auch wütend und verletzt über die hartherzige Antwort meines AM wäre auch netter gegangen. Außerdem ärgere ich mich, dass er (mittlerweile) unsere Zeit als Fehler ansieht.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass nur ich es ausbaden muss. Auch das macht mich wütend.
Dann plagen mich dennoch Eifersuchtsgefühle seiner Frau gegenüber (ich kann das einfach nicht abstellen). Aber ich schaffe es nicht, sie zu mögen, auch wenn sie mich korrekt behandelt (distanziert und höflich). Sie ist ein ernsthafter und stiller Mensch ich bin sehr anders.
Zudem empfinde ich Wehmut meiner Ehe gegenüber und werde versuchen das Beste daraus zu machen. Das wird ein schwerer Weg.

Zitat von Melly74:

Zudem empfinde ich Wehmut meiner Ehe gegenüber und werde versuchen das Beste daraus zu machen. Das wird ein schwerer Weg.

Gutes Gelingen.

Na bitte @Melly74 das klingt doch alles schon sehr viel reflektierter und aufgeräumter als gestern.
Mach so weiter, dann findest du einen Weg aus dem Chaos, der dich zufrieden und glücklich machen wird.

Zitat von Melly74:

Guten Morgen
Zuerst einmal Danke an alle die hier geschrieben haben.
Es war sehr hilfreich.

Ich hatte jetzt mal Zeit eine Nacht über die vielen Anregungen und Hilfestellungen nachzudenken.

Da ich bisher noch nie darüber sprechen konnte, tat es sehr gut. Danke!
Die Affäre ist nicht bekannt geworden. Es wissen nur die Beteiligten Bescheid.
Na ja mit meinem Mann kann ich nur bedingt sprechen, mein AM lehnt ja weitere persönliche Gespräche ab und seine Frau das erklärt sich von alleine.
Da meine beste Freundin mit seiner Frau enger bekannt ist, ist das auch keine Option.

Somit ich bin froh, dass ich jetzt mal alles schreiben konnte.

Besonders die einige Male geäußerten Hinweise zur unterschiedlichen Betrachtungsweisen von Liebe hat mir zu denken aufgegeben.
Ja klar, ich habe einfach angenommen, dass das große Gefühl, das ich empfunden habe, bei ihm ähnlich ist. Großer Fehler.

Ich glaube mittlerweile auch, dass unsere Intension zu Beginn sehr unterschiedlich war, auch wenn es sich für mich gleich anfühlte.
Ich fühlte mich schon sehr lange nicht mehr gesehen in meiner Ehe (er ist mein erster Freund) und bekam plötzlich das, was mir schon so lange fehlte. Ich wäre (nicht am Anfang sondern später) bereit gewesen, ALLES dafür hinzuschmeißen.
Seine Gründe waren ähnlich ja fühlten sich zumindest für mich gleich an. Trotzdem hatte ich immer das dumpfe Gefühl, dass er es als zusätzliche Bereicherung seines Lebens ansah und nicht als Lösung eines Problems.
Während unserer Zeit hatte ich nicht das Gefühl, dass er seine Frau noch liebt. Explizit gefragt habe ich ihn aber nie. Aber, da er mir immer wieder sagte, dass er mich sehr liebe, hatte ich auch nicht wirklich Zweifel. Trotzdem machte er nie ein Hehl daraus, dass er sich nicht trennen würde. Okay, ich forderte es auch nicht heraus.
Erst als alles aufflog und die Emotionen Achterbahn fuhren, dachte er ernsthaft darüber nach.

Nun wie fühle ich mich jetzt?
Zum einen bin ich traurig, dass ich diese Beziehung nicht leben darf. Ich bin aber auch wütend und verletzt über die hartherzige Antwort meines AM wäre auch netter gegangen. Außerdem ärgere ich mich, dass er (mittlerweile) unsere Zeit als Fehler ansieht.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass nur ich es ausbaden muss. Auch das macht mich wütend.
Dann plagen mich dennoch Eifersuchtsgefühle seiner Frau gegenüber (ich kann das einfach nicht abstellen). Aber ich schaffe es nicht, sie zu mögen, auch wenn sie mich korrekt behandelt (distanziert und höflich). Sie ist ein ernsthafter und stiller Mensch ich bin sehr anders.
Zudem empfinde ich Wehmut meiner Ehe gegenüber und werde versuchen das Beste daraus zu machen. Das wird ein schwerer Weg.

Hallo

Ich finde es toll, das du so ehrlich und offen deine Gedanken und Gefühle nieder schreibst.
Dazu gehört Mut, den die Position als Affäre ist nicht einfach.....schlussendlich ist man die die eine Ehe zerstört....

Ich kann dir auch nur den Ratschlag geben, lass die beiden in Ruhe, und ziehe dich zurück.

LG

Seltsam, sogar der Gesetzgeber kenn den Begriff Beihilfe.