Hallo bad-cat,
Ich möchte Deine romantische Ansicht über Liebe nicht schmälern, eher ergänzen, wenn ich mal behaupte daß es verschiedene Arten von Liebe gibt. Das was Du beschreibst ist leidenschaftliche Verliebtheit die durch einen gewaltigen Kick (auch durch Äußerlichkeiten oder einfach Attraktivität) und oftmals durch verschönende Projektion entsteht. Sie muss nicht aufhören, aber in den meisten Fällen wird sie es nachdem man den Partner im realen Licht sehen kann. Danach kommt die Liebe, die entsteht durch Kennenlernen, Gemeinsamkeiten, Vertrauen, Vertrautheit und Verständnis. Die genährt wird durch gegenseitige Achtung, menschliche Nähe und VERZEIHEN. Die erhalten bleibt durch KOMMUNIKATION, Kurzweile, Spontanität. Die abstirbt durch falschen Stolz, Mißtrauen, MISSVERSTÄNDNISSE (verursacht durch mangelnde Kommunikation), Intoleranz, große Enttäuschung, Achtungsverlust, Gleichgültigkeit und nachtragende Sturheit.
Beide Lieben können im optimalen Fall auch parallel laufen.
Es gibt natürlich noch die freundschaftliche/brüderlich-schwesterliche Liebe, die in einigen Fällen auch noch zusätzlich auftreten kann, oder bei langjährigen Beziehungen sogar die beiden anderen Liebesarten ersetzt. Diese Liebe zeichnet sich aus durch ein fast unzerstörbares Band zwischen den Partnern. Die platonische Liebe ist eine Spielart hiervon denn sie verbindet zwei Menschen sehr stark auf geistig/intellektuellem Niveau.
Jede Liebes-Art kann der Anfang sein für eine neue Beziehung, es ist also kein MUSS, daß die leidenschaftliche Liebe immer zuerst da sein muß! Ich persönlich bin inzwischen der Meinung, daß der Kuchen zuerst gebacken sein sollte, bevor man die süße Schlagsahne drauftut. Wer die Sahne zuerst will könnte den Rest trocken und fade finden, und die Realität zeigt uns daß es ja sehr häufig so ist nach einer Weile.
Ich glaube allerdings nicht daß sich junge Menschen jemals mit den weisen Ansichten der Alten beschäftigen werden und deshalb immer wieder die Leidenschaft und das Leiden durchleben müssen wenn es halt nicht so klappt wie sie es sich in ihren Erwartungen vorgestellt haben. Das hat Vor- und Nachteile, jedenfalls ist es besser ab und zu zu leiden als leer, alleine und gleichgültig zu sein.
Ein Gefühl, wie als wenn die Welt untergeht,
wenn es nicht erwidert wird.
Wie eine Säure die das Herz ausbrennt,
als wäre das Gehirn explodiert.
Klar, es tut sehr weh wenn die Liebe einseitig ist. Man muß leider lernen, damit zu leben, daß der andere nicht genauso empfindet. Es hat keinen Sinn etwas erzwingen zu wollen. Ich habe das nach meiner Scheidung 1995 öfter erlebt und ich weiß inzwischen daß es geht, man kann sich auch nach einer schönen Affaire oder Beziehung entlieben. Indem man seine Gefühle und Erwartungen analysiert und relativiert, dann wird einem irgendwann klar daß man seiner eigenen Wunschvorstellung erlegen ist. Jedenfalls ist es falsch, dem anderen Vorwürfe zu machen solange der RECHTZEITIG ehrlich und offen ist. Aber das sind leider nur sehr wenige und deshalb kommt es dann zum Super-Gau mit irreparabler Enttäuschung, Rosenkrieg und Rachegefühlen, Hass und Frust.
Das Leben hat damit nichts zu tun, es ist ein schönes Geschenk. Man sollte annehmen was es einem bietet und nicht nur ständig Forderungen stellen die sich nicht einklagen lassen. Was kann das Leben dafür wenn man es sich durch seine zwanghaft planerischen Erwartungen selbst schwer macht und durchtrieben?
cu
18.10.2002 16:49 •
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