Hallo,
ich bin K. 22 Jahre (m) und studiere in einer Norddeutschen Stadt. Mir liegt einiges auf dem Herzen, das ich gerne einmal aussprechen möchte, vielleicht hat hier jemand den einen oder anderen hilfreichen Tip oder Ratschlag für mich, wie es weiter geht.
Zunächst einmal möchte ich mich kurz beschreiben: auf den ersten Blick bin ich wahrscheinlich ein ganz normaler junger Mann, der sein Leben, wie jeder andere mal mehr, mal weniger fröhlich lebt. Ich habe viele Freunde, die mir wirklich am Herzen liegen, einer davon ganz besonders, nennen wir ihn mal R. Auch im Studium bin ich durchaus erfolgreich. Doch es liegt einiges im Argen, mit dem ich nicht mehr allein klarzukommen scheine; besonders diese Lügerei ist beinahe unaushaltbar, ebenso wie das ständige Alleinsein und die fehlende Bestätigung. Mein Hauptproblem: ich bin Sinlge, schon immer gewesen. Ich hatte weder meinen ersten Kuss (zählt man das völlig betrunkene Mädchen, mit welchem ich mal was im Club hatte vor etlichen Jahren hatte, nicht dazu), noch mein erstes Mal, aber dass weiß natürlich niemand, ich lüge und lüge. Bei Gesprächen im Freundeskreis, die um Frauen gehen, bei meiner Mutter, die mich immer wieder beinahe besorgt fragt, wann ich mal eine Freundin habe. Ich habe im Laufe meiner Jugend den Anschluss verpasst. Zugegebener Maßen: ich war schon früher nicht der typische Jugendliche: das Interesse an Frauen setzte bei mir erst mit 18/19 ein, da waren die meisten meiner Freunde schon Experten in Sachen Frauen und S.. Wenn ich Bilder von mir sehe aus diesem Alter, kann ich verstehen warum keine Frau Interesse an mir hatte.
Vielleicht aufgrund dieser fehlenden Resonanz durch das andere Geschlecht fing ich an mich für Jungs zu interessieren. Vor kurzem hatte ich hier meine erste S. Erfahrung, auf die ich aber im Nachhinein gerne verzichten würde: bin ich wirklich gleichgeschlechtlich? Im Nachhinein weiß ich einfach nicht woran es lag; an ihm oder daran, dass ich eigentlich nicht gleichgeschlechtlich bin? Das kann ich nicht mal beantworten, da mir wirklich jegliche Erfahrung mit Frauen fehlt. Ich finde Frauen durchaus attraktiv, so ist es ja nicht, aber getraut ein Mädchen mal anzusprechen um mein Interesse an ihr zu bekunden habe ich mich noch nicht. Bevor ein falscher Eindruck entsteht: ggü. anderen Personen, wie meinen Freunden, der Familie oder ganz und gar fremden Personen strotze ich vor Selbstbewusstsein. Ich habe keine Probleme fremde Leute anzusprechen, auch Frauen, wenn es wirklich nur platonischer Natur ist und schnell neue Freunde zu finden. In meinem Freundeskreis gelte ich wohl als hilfsbereit und intelligent, der auch noch für jeden Spaß und jede dumme Idee zu haben ist.
Doch innerlich sieht es anders aus: ich hasse es in den Spiegel zu schauen, ich kann es einfach nicht, ich fühle mich hässlich. Vor zwei Jahren hatte ich eine NasenOP, um die Atmung zu verbessern. eigentlich wollte ich nur die damit einhergehende Begradigung und Verkleinerung meiner Nase, mit der ich schon damals unglaublich unzufrieden war. Ohne hin war ich in Gänze unperfekt, ich war uncool, hatte eine große, krumme Nase und schiefe Zähne, dicklich und eine Brille noch dazu. Diese NasenOP ging dann schief, die Nase ist jetzt zwar einigermaßen gerade, dafür aber noch breiter und dicker; ich kann sie einfach nicht akzeptieren. Mit jedem Blick in den Spiegel leide ich, am liebsten möchte ich Sie abschneiden. Die, denen ich mich anvertraue sagen mir, dass sie gar nicht so schlimm ist, doch ich sehe ihre Blicke; auf der Straße oder im Café. Diese Nase macht alles kaputt.
Jedenfalls lernte ich damit zu leben. Ich redete mir ein, dass ich gar nicht zu schlecht aussehe. Das ging soweit, dass ich mich zeitweise beinahe richtig attraktiv fühlte. Doch war ich für alle immer nur der gute Freund, der sich sämtliche Sorgen und Probleme anhört und Ratschläge gibt. Im letzten Jahr habe ich einen guten Freund und eine gute Freundin verkuppelt (nicht miteinander). Zwei glückliche Paare, die mir unglaublich dankbar sind für meine Hilfe. Dieses Gefühl währte aber in keinem Fall lange. Jeder Abend, an dem ich ohne Begleitung aus dem Club ging, an dem ich mich nicht traute eine Frau anzusprechen und sich auch keine Frau für mich interessierte nagte ungemein an meinem Selbstvertrauen. Irgendwann da habe ich es akzeptiert, habe die Abende mit Freunden genossen, mit Scheuklappen vor den Augen. Ich wollte mich nicht mehr umsehen, weil dabei so oder so nichts rauskommen würde.
Das alles wurde und wird noch verstärkt: hier kommt mein oben angesprochener bester Freund R ins Spiel. R ist gefühlt, was die Reife anbelangt, noch 13 oder 14. Aber genau das liebe ich so an ihm. Dieses durchweg Positive; das machen worauf man Lust hat, nie schlecht gelaunt. Nicht, dass er einen Grund dazu hätte, R ist unheimlich attraktiv mit einer unglaublich süßen Ausstrahlung. Seit ich ihn kenne rennen ihm die Frauen hinterher; er muss nicht mal schnippen. Auch hier soll kein falscher Eindruck entstehen: R ist nicht der typische eingebildete Schönling. R hatte schon einige Frauen, aber lange nicht so viel wie er haben hätte können. Das finde ich so toll an ihm, dass er seine Attraktivität nicht schamlos ausnutzt, auch wenn es ihm, wie jedem anderen auch, natürlich zustehen würde. Naja, nun leider ist es so, dass ich mich in R verliebt habe. Unsere Beziehung ist schwer zu erklären. Wir kuscheln miteinander, wir schlafen in einem Bett und fummeln ab und an ein bisschen rum. Doch zieht er immer eine klare Grenze, sobald es sehr intim wird. S. Handlungen über das bisschen Fummeln hinaus gab es nicht. Trotzdem ist es eine ungemein intime Beziehung. Im Prinzip leben wir zusammen, er wohnt quasi nur noch bei mir. Momentan habe ich mein Leben ganz auf ihn abgestimmt, wofür ich aber mein anderes Leben, meine Freunde und Familie vernachlässige. Ich genieße die Zweisamkeit aber viel zu sehr. Ich liebe ihn und er mich, dass weiß ich, aber eben nicht auf diese eine S. Art.
Nun ist es so, dass mich diese Freundschaft oder Beziehung, wie man es auch immer nennen mag in zweierlei Hinsicht fertig macht. Zum einen sehe ich seinen Erfolg bei Frauen und sein (für mich perfektes) Leben. Ich würde gerne er sein, ich würde nicht eine Sekunde zögern! Ich sehne mich nach Anerkennung und Bestätigung, dass auch mich mal jemand attraktiv findet und auf mich zukommt; ich könnte es so viel mehr gebrauchen als er.
Zum anderen macht es mich fertig, wenn er mal eine abgeschleppt hat oder er mit Frauen schreibt, weil ich ihn liebe, anders als er mich. Vielleicht verdeutliche ich das mal an einem Beispiel: R hat sich vor kurzem Tinder heruntergeladen. Ich hatte das vor 1 1/2 Jahren auch mal, habe es aber aufgrund fehlender Matches wieder deinstalliert. R hat es sich aus Spaß mal heruntergeladen um zu gucken wie das so ist und ob es läuft: natürlich läuft es! Ich habe noch von keinem gehört, der so viele Tinder Matches hat wie er. Jedes Mal, wenn er aufs Handy schaut und dort mal wieder steht Du hast einen Match wird mir schlecht. Und kurz vorm Kotzen bin ich, wenn er dann auch noch mit denen schreibt. Ein Schlag in die Magengrube, jedes Mal. Und zwar wieder in zweierlei Hinsicht: zum einen, weil ich mir nichts sehnlicher wünsche als das was er hat. Erfahrungen mit Frauen und beinahe grenzenlose Bestätigung. Auch ich will nichts lieber als zu schauen wer mich gematched hat und von den Matches angeschrieben zu werden. Die Aufregung mal mit einem fremden attraktiven Mädchen zu schreiben, dass mich auch attraktiv findet. Aber das wird nichts, niemals. Ich muss akzeptieren, dass ich schlicht unattraktiv bin und niemals in den Genuss komme auch mal wählen zu dürfen. Hier mal die reinen Zahlen: Matches ich: 1, Matches R: 40, innerhalb von einem Tag. Ich musste die App dann erneut löschen, nach einem Tag; ich habe es nicht ausgehalten, es tat zu weh. Und dann ist da noch die andere Sache. Nicht nur, dass das schon weh genug tut, bin ich ja auch noch in ihn verliebt. Bei jedem Date was er hat oder jeder Nachricht, die er an seine Mädchen verfasst, fühlt es sich zusätzlich an wie ein Stich ins Herz, immer und immer wieder. Und dennoch tue ich so als sei alles gut und will auf dem Laufenden gehalten werden. Ich will seine Matches sehen und will wissen, was er mit ihnen schreibt, aber nicht aus Eifersucht, sondern weil ich auch einfach mal wissen will wie das ist begehrt zu werden. Und obwohl es mich jedes Mal unaushaltbar schmerzt, mache ich weiter.
Im Moment habe ich vor allem Angst, Angst mein Leben lang Single zu sein, den Anschluss verpasst zu haben, soweit, dass ich ihn nicht mehr aufholen kann. Wie es momentan ist, werde ich niemals eine Frau kennenlernen und S. haben, einfach weil ich schon nicht wüsste wie ich mich verhalten sollte. Ich hätte viel zu sehr Angst mich zu blamieren. Und dann ist da auch noch die Angst bald die wichtigste Person in meinem Leben an ein Tindermatch zu verlieren oder an eine ganz normale Frau. Wenn das eintritt bricht alles zusammen, dass weiß ich. Und davor habe ich am meisten Angst.
19.07.2019 14:48 •
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