Kann ich ihm noch trauen?

Hallo Ihr Lieben,
Meine Geschichte : ich bin mit meinem Partner ca.7,5 Jahre zusammen . Ich bin geschieden, habe 2 erwachsene Töchter, er ist zweimal geschieden und kinderlos. Ich lernte ihn über eine Plattform kennen, wir verstanden uns gut. Er war zu diesem Zeitpunkt noch verheiratet, lebte aber in einer eigenen Wohnung, dessen Mietvertrag auch von seiner damaligen Frau mit unterschrieben wurde. Die Gründe dafür waren einerseits Steuerersparnis, andererseits wollte der Vermieter nur an Paare vermieten. Also hat sie mit unterschrieben, damit er die Wohnung bekam.
In der Anfangszeit unserer Beziehung hatte er noch viel mit seiner Frau zu tun - sie hatten ein gemeinsames Haus, da war noch nichts geregelt, und so vieles mehr was noch zu klären war. Ich hatte damals den Eindruck gewonnen, dass er sich mit ihr schon noch sehr verbunden fühlte, er sorgte sich um sie, sie war ihm wichtig. Sie lud ihn in dieser Zeit zu Feiern ein ( vorher waren Feiern für sie nicht von Bedeutung laut seiner Aussage), und er wollte da gerne hingehen. Auch ohne mich . Das traf mich schwer, ich war sehr eifersüchtig und habe oft mit ihm gestritten, er bestand darauf, dass ich zum Therapeuten gehe, damit ich lerne, dies zu akzeptieren, was ich auch machte. Tatsächlich ging ich dann einmal mit zu einer Feier, hab mich aber nicht sehr wohl gefühlt, da diese in deren gemeinsamen Haus stattfand. Bis die Scheidung durch war verging einige Zeit, in der es oft bei uns wegen ihr kriselte, es war eine schwierige Zeit.
Der Kontakt zu ihr ist mittlerweile laut seiner Aussage eingeschlafen.
Meine Töchter lebten anfangs noch bei mir, mit ihnen kam er nicht immer gut klar ( da er bis jetzt nur Partnerinnen ohne Kinder hatte), obwohl sie ihm niemals Steine in den Weg gelegt hatten. Auch das war ein Streitpunkt bei uns. Das Verhältnis ist jetzt besser.
Grundsätzlich muss ich zu mir selber sagen, dass ich aufgrund meiner vorherigen Ehe, in der ich jahrelang betrogen wurde, sehr misstrauisch war. Das hat unsere Beziehung schon sehr belastet.
Nun zum eigentlichen Problem:
Wir waren ungefähr ein halbes Jahr zusammen, bekam ich von ihm eine WhatsApp Nachricht mit folgenden Text: „ Ich könnte gleich nach der Arbeit kommen, so gegen 17 Uhr, kann aber auch später kommen, musst nur sagen wann.“
Gleich darauf schrieb er, dass diese Nachricht nicht für mich bestimmt war. Als wir uns dann trafen wollte er nicht sagen, mit wem er sich da verabreden wollte. Nach Drängen meinerseits nannte er mir den Namen eines Mannes, den er nach längerer Zeit zufällig wieder getroffen hatte und mit dem er sich auf ein Bierchen verabreden wollte.
Mein Bauchgefühl hat mich beunruhigt, ich vermutete seine Exfrau dahinter. Aber gut, ich wollte meine Eifersucht in den Griff kriegen und hab das Thema sein lassen. Es stellte sich aber später heraus, dass dieser Mann kein WhatsApp hatte und somit diese Nachricht für jemand anderen war. Immer wieder hab ich nachgefragt, er konnte sich nicht mehr erinnern, wem er da geschrieben hatte, mit wem er sich treffen wollte, einen von seinen Bekannten halt. Im Januar diesen Jahres kam dann die Wendung ( es ging dem ein anderes Thema voraus, bei dem er mich belogen hatte). Nach 7 Jahren Beziehung gestand er mir, dass er sich damals mit einer anderen Frau treffen wollte. Diese Frau war zu Anfangs unserer Beziehung schon mal ein Thema, da er mit ihr schon damals per Whatapp Kontakt hatte . Er hatte sie während der entscheidenden Trennungsphase von seiner damaligen Frau kennen gelernt ( da kannten wir uns noch nicht ), er fand bei ihr ein offenes Ohr für seine Probleme , und sie trafen sich auch ein paar Mal in dieser Zeit, der Kontakt bestand schreibenderweise weiterhin, auch während unserer Beziehung , er hätte aber dann den Kontakt abgebrochen. Und mit genau dieser Frau wollte er sich während unserer Beziehung heimlich treffen, angeblich weil sie noch ein Buch von ihm hatte und es ihm zurückgeben wollte . Wenn ich zurückrechne endete der Kontakt mit ihr erst, da waren wir fast schon 2 Jahre zusammen. Was mir auffiel: In dieser Anfangszeit unserer Beziehung stellte er kein einziges gemeinsames Bild online. Leider hatte ich mich nicht getraut ihn zu fragen, warum er das nicht macht. Gefühlt tat er es dann erst, als der Kontakt mit dieser Frau beendet war, es kann aber auch sein, dass ich zu viel hineininterpretiere.
Dieser Vorfall ist nun 7 Jahre her, er hat mich diese ganze lange Zeit mit diesem Thema belogen, er meinte, wegen meiner Eifersucht hat er sich nie getraut, ehrlich zu mir zu sein, die ganzen 7 Jahre. In Gesprächen, die anschließend stattfanden, widersprach er sich oft, man musste ihm alles aus der Nase ziehen und das lässt Raum für Spekulationen.
Ich stelle nun unsere ganze Beziehung in Frage, fühle mich hintergangen und mein Vertrauen ist dahin. Wir sind seit kurzem bei einer Paarberatung, aber noch ohne Fortschritt.
Ich hoffe, meine Schilderung ist nicht allzu verwirrend. Ich weiß, dass ich durch meine vorherige Ehe geprägt war, aber ich habe an mir gearbeitet und wir hatten durchaus eine im Schnitt schöne Beziehung. Umso mehr trifft es mich, dass auch dieser Mann, der sich immer als ehrliche Haut und treue Seele bezeichnet hat, mich angelogen hat. Und das wiegt für mich sehr schwer.
Aber ich frage mich auch , ob ich die Dinge zu eng sehe, ob ich ihm unrecht tue. Er bekräftigt immer, dass er mich liebt. Ich weiß nicht mehr weiter und möchte keine falschen Entscheidungen treffen.

Darf ich fragen, warum Du jetzt fragst? Es liegt doch sieben Jahre zurück.
Also, ich kann Dich sehr gut versehen, ich wurde auch betrogen und weiss aber auch.... so viel kontrollieren, wie es Möglichkeiten zum Betrug gibt, kann man gar nicht. Man kann einfach nur hoffen, dass der andere ehrlich ist und es selber auch sein.
Ihn kann ich aber auch verstehen, vielleicht wollte er sich damals treffen. Vielleicht war er sich mit Dir nicht sicher. Aber er hatte Angst es Dir zu sagen (ist übrigens genauso eine Partnerschaft, wie ich sie nicht will). Eine Lüge bleibt eine Lüge, auf der anderen Seite...hätte er Dir damals alles gestanden, dann wäre es vermutlich heute keine Partnerschaft.
Dass er mit Deinen Kindern nicht klar kam, ist blöd. Ich finde da kann jeder an sich arbeiten, zumal wenn die Kinder da keine Steine in den Weg legen.
Warum macht Ihr beide nicht einfach zusammen einen Termin in der Paartherapie und redet Euch dort die Dinge von der Seele. Ich würde sagen... verjährt... aber Du musst damit klar kommen.

Was magst Du denn an ihm?
Spontaner Eindruck: Er besteht fast nur aus Lug und Trug, Du bist aber auf der anderen Seite auch viel zu misstrauisch (liegt, wie Du schreibst, sicher z.T. in Deinen Erfahrungen begründet).
Bei der Sache mit der WA hätte ich mir beispielsweise gar nichts gedacht und meinen Partner vermutlich nicht einmal gefragt, für wen die bestimmt war.

@CanisaWuff
Er hat mir im Januar diesen Jahres erst offenbart, mit wem er sich damals treffen wollte und hat in der ganzen langen Zeit immer gesagt, er wisse es nicht mehr, mit wem er damals geschrieben hatte. Seit Januar steht meine Welt Kopf.
Bei der Paartherapie sind wir bereits.

@Caecilia
Ja, leider stellt mir meine Erfahrung aus meiner ersten Ehe ein Bein.
Ich hätte aus heutiger Sicht das Ganze erstmal verarbeiten müssen bevor ich mich auf eine neue Beziehung einlasse.
Mein Partner ist an sich schon ein lieber Mensch. Vor allem jetzt ist er sehr sehr aufmerksam und hat Angst, mich zu verlieren.
Wir hatten durchaus schöne Zeiten. Umso mehr trifft es mich, dass er mit einer anderen Frau so ein, wie soll ich sagen, vertrautes „Verhältnis“ hatte, von dem ich nichts wusste.
Wobei ich ihm schon immer gesagt hatte, dass das, was vor unsere Beziehung war, mir egal ist.
Er hatte auch eine ehemalige Arbeitskollegin, mit der er sich auch immer ab und an traf, auch während unserer Beziehung. Das hat mir nichts ausgemacht, denn da war er auch ganz offen..

@Yoffi
Nüchtern betrachtet muss ich dir zustimmen

Zitat von Sumpfblume:

die ganzen 7 Jahre.

Misstrauen.

Egal was er sagt, du glaubst, er lügt.
Deine Baustelle ist riesig - und er ist nicht dein Therapeut.

Selbst wenn er lügt, er ist ja kein siamesischer Zwilling. Gedanken sind frei.

Ich stelle mal was rein, was mein Partner mir vor langer Zeit geschrieben hatte, als wir uns kennenlernten:

„Vor allem muss man sich begegnen, ja und die Hosen runterlassen, ehrlich sein, auch wenn es unbequem wird .

Nur dann kann was Tiefes zwischen zwei Menschen entstehen, aber da gehört Vertrauen dazu, Respekt und Wertschätzung.“

Das hat mich damals beeindruckt, die Werte, die ihm wichtig waren.

Wir hatten wirklich keinen guten Start in unsere Beziehung, jeder hatte ein Päckchen an Erfahrungen dabei.
Es war anfänglich nicht nur die Schwierigkeit meinerseits, eine gewisse Verbundenheit der Expartner zu akzeptieren, die von mir einiges abverlangt hat. Mein Partner meinte aus heutiger Sicht, dass er da einiges nicht mehr so handhaben würde, dass er nicht mehr auf diese Feiern gehen würde, weil sie im Grunde nicht wichtig waren. Doch damals sah er es anders.

Auch sein Umgang mit meinen Kindern hat mich sehr gefordert. Er war teilweise kalt, er hat sich selten an Gesprächen beteiligt, und wenn, dann ist er ihnen oft ins Wort gefallen. Oder er ist einfach wortlos vom Esstisch aufgestanden und nach oben ins Schlafzimmer gegangen und hat sich ins Bett gelegt. Es war eine harte Zeit, mir taten meine Kinder leid, die ihr Bestes gegeben haben, ihn mit offenen Armen empfangen haben und bis zum heutigen Tag kein schlechtes Wort über ihn gesagt haben.
Es wurde mir zu viel und ich hab ihm ein Ultimatum gestellt: entweder er reißt sich jetzt zusammen oder wir beenden die Beziehung. Daraufhin wurde es besser. Meine Kinder sind dann nach und nach ausgezogen, da hat sich das Ganze entspannt, da er mit mir nun die Zweisamkeit hatte, die er von seinen früheren Beziehungen gewohnt war.

Er zeigte mir seine Welt, wir machten Urlaub dort wo er bis jetzt auch immer war, und ich habe daran Gefallen gefunden. Er ist begeistert davon, dass ich in dieser Hinsicht unkompliziert bin und mich gerne auf Neues einlasse.

Ich hab in all den Jahren immer versucht, mein Bauchgrummeln wegen der fehlgeleitenden WhatsApp Nachricht zu ignorieren, was nicht immer gelang.
Ich hab mir eingeredet, dass ich zu misstrauisch bin und er meinte ja auch, er sei eine ehrliche Haut.
Somit kam ich in den letzten Jahren zu der Überzeugung, mit ihm kann mir nichts passieren.
So, dann kam erstmal die eine Lüge Anfang des Jahres, und daraufhin wollte ich dann wissen, wem die fehlgeleitete WhatsApp Nachricht galt. Seine Antwort kam nicht sofort, er hat einige Tage gebraucht um mir zu antworten. Interessanterweise war in unserer anfänglichen Kennenlernzeit scheinbar Funkstille zwischen dieser Frau und meinem Partner, da sie einen anderen Mann kennengelernt hat. Aber nachdem das vorbei war meldete sie sich wieder.

Ich schreibe dies alles, weil es zu einfach ist, in mir den Übeltäter zu sehen, der vor Misstrauen nur so trieft. Durchaus habe ich viele Fehler gemacht, aber ich übernehme nicht die alleinige Verantwortung für das Vorgehen meines Partners.

Vielen Dank für eure Zeit und eure Antworten.
Abschließend möchte ich kurz auf den vorherigen Beitrag eingehen:
Keiner sollte in einer Beziehung lügen. Ehrlichkeit schafft Vertrauen, auch wenn die Wahrheit unangenehm ist.
Er hatte mit dieser Frau über lange Zeit eine Verbundenheit, die im Stillen statt fand und nur durch Zufall ans Licht gekommen ist.
So etwas hat grundsätzlich in einer Beziehung keinen Platz. Wenn man einen Dritten in eine Beziehung lässt taugt diese nichts. Und da kommen wir wieder zur Ehrlichkeit, dann sollte man ehrlich zu sich selbst sein und einen Schlussstrich unter diese Beziehung setzen und nicht jahrelang durch Unehrlichkeit seinen Kopf retten und den anderen vermitteln, dass dessen Wahrnehmung eine Einbildung ist.