Zitat von Vicky32: Und alles wegen einem Ar., der mich vor Jahren flach gelegt hat. Ich fasse es selbst nicht!
Räumst Du diesem Typen nicht zu viel Zeit und zu viel Energie und zu viel Erinnerungen ein? Soll der über Dein Leben bestimmen? 6 Jahre, ich fasse es nicht, was Du aus Deinem Leben machst?
Der ist nur ein Sinnbild dafür, dass es anders aussehen könnte, dass das Leben Kopf steht und die Schmetterlinge sich überschlagen, wenn er Dich berührt.
Es geht doch überhaupt nicht um diesen Typen, es geht um unerfüllte Träume, um Alltagsfrust, um Ablehnung gegenüber Deinem Freund, der zu gut für Dich ist, um Begierde und um Leerstellen im Leben.
Diese Leerstellen erfüllt aber auch kein anderer Mann. Ich glaube, dass Du insgesamt mit Dir selbst nicht klar kommst, Dich nicht magst und offenbar nicht in der Lage bist, trotz Beziehung Freiräume für Dich zu schaffen.
Ich schätze, Du hast Probleme mit Deinem alltäglichen Leben, das Dich langweilt und nervt. Dein Freund ist zu gut für Dich und damit wirkt er unattraktiv. Er ist ein Softie, in Deinen Augen ein Weichei und eine Klette.
Du achtest ihn nicht und das finde ich wirklich schlimm.
Wenn Du Deinen Partner nicht achten kannst für das was er ist, ist die Beziehung zu Ende. Worauf soll sie sich denn gründen? Darauf, dass Du der Vernunft folgst, ihn heiratest und ständig an dieses Subjekt des Bad-boys denkst und nicht in der Lage bist, mit Dir und Deinem Leben zufrieden zu sein?
Ehrlich wäre es, die Beziehung zu beenden. Und mit den Konsequenzen zu leben, also alleine zu sein und sich Zeit zu nehmen, was Du wirklich willst im Leben und vom Leben. Du eierst da rum und machst nichts Halbes und nichts Ganzes.
Deine Oma machte damals das Richtige aus ihrer Sichtweise. Sie hat diesen anderen Mann nie vergessen, ihm einen Platz in ihrem Herzen eingeräumt, aber ich schätze, sie war in der Lage, ihrem angetrauten Mann dennoch viel Liebe entgegen zu bringen und ihn zu respektieren.
Von Respekt lese ich bei Dir nichts. Du hast weder Respekt vor dem Bad-boy und noch weniger vor Deinem zuverlässigen, berechenbaren Softie.
Lerne erst Mal, Dich zu schätzen, dann kannst Du auch andere Menschen schätzen. Lerne Dich zu lieben, anstatt von der großen Krawumm-Liebe zu träumen und Du kannst auch andere Menschen lieben.
Du aber suchst einen Mann, der Deine Leerstellen ausfüllt und das wird nicht gut gehen.
Ich hatte auch mal eine Art Bad-Boy, ein bad-boy im Gewand eines scheinbar sanftmütigen und zurückhaltenden Mannes. Ich flog sofort auf ihn, zumal ich damals auch in einer unbefriedigenden Beziehung war. Anfangs war alles toll, wir glaubten, die Liebe des Lebens gefunden zu haben (was ja schon Quatsch ist, denn es gibt nicht diese eine Liebe) und dann ließ der die Puppen tanzen, also mich. Er stand nicht zu mir, er war lieber allein oder mit Freunden unterwegs, er nahm mich nirgends mit hin, sondern trat lieber als Solist auf, er schwurbelte rum und auf brennende Fragen erhielt ich allenfalls ausweichende und unklare Antworten. Er war der Fisch, der Dir davon gleitet, wenn Du ihn fassen willst. Aber genau das wollte ich, ihn fassen, ihn zähmen, damit er mir endlich das gab, was ich vermisste.
Er sollte mich toll finden und begehrendwert, damit ich daran glauben konnte, dass ich toll bin. Er sollte mich lieben, damit ich glauben konnte, dass ich liebenswert bin. Er sollte mich achten für das was ich war. Er verachtete mich nicht, aber eine Klette wie ich, die alles entschuldigt, alles nachsieht und wie Knetmasse für ihn war, ist nun mal nicht sehr attraktiv auf Dauer.
Ich wollte die Eine für ihn sein und war nach einigen Monaten nichts weiter als eine Option. Stattdessen schaute er sich bereits anderweitig um, aber rein freundschaftlich, versteht sich. Sagte er zumindest.
Mir ging es miserabel, aber ich kam nicht von ihm los. Ich wusste, dass er viel zu viel über mein Leben bestimmte, meine Gedanken regierte und meine Gefühle dominierte. Er war der Drehpunkt in meinem Leben und ich kreiste hilflos um ihn, immer wartend und hoffend, dass er sich ändern möge und mir den Platz gab, den ich wollte. Vom Zaungast in seinem Leben zur Hauptrolle. Ich konnte mich nicht lösen, es ging nicht.
Bis er entschied und Schluss machte.
Dann stand ich da, mein Lebensinhalt war weg und ging mit anderen aus und war erleichtert, dass diese Klette, die sich ständig um ihn und um Anerkennung von ihm bemühte, weg war. Er atmete vermutlich auf und ich schluchzte.
Ich war abserviert worden und das beschädigte mein ohnehin geringes Selbstwertgefühl, das er hätte aufmöbeln sollen, noch mehr. Damit kam ich nur schlecht zurecht. Nicht gut genug gewesen, fallen gelassen, weggeworfen wie einen alten Putzlappen, in die Tonne getreten.
Nach einigen Monaten der Trauer und der Wut merkte ich, dass das was passiert war, mit mir zu tun hatte. Ich hatte Erwartungen an ihn gehabt, die er nie hätte erfüllen können und wollen. Eine davon war, dass er mein Leben richten sollte und ich durch seine Liebe mich selbst annehmen konnte. Er sollte mich lieben, damit ich mich lieben konnte.
Das war sträflich und das Leben schickte mir zurecht die Retourkutsche. Ich wollte, dass er Dinge erfüllte, die ich selbst nicht erfüllen konnte.
So richtig bewusst wurde mir das erst Monate nach der Trennung, dass auch ich ihn benützt hatte, wenn auch unbewusst.
Und dann lernte ich, dass ich gut mit mir sein musste, was für einen Menschen, der nicht viel von sich hielt, nicht einfach ist. Ich bemühte mich, mich annehmen zu können mit allen Ecken und Kanten und allen Defiziten. Diese Aufgabe ist nie zu Ende, sie beschäftigt einen ein Leben lang.
Aber ich habe viel Nutzen daraus gezogen, denn ich stehe heute anders da. Diese permanente innere Unruhe ist weg, dieses Sprunghafte, dieses ewig Suchende und Vermissende. Ich habe einen Platz gefunden, in mir selbst.
Und erst dann, nach der Rosskur mit meinem Bad-boy konnte ich eine zufriedenstellende Beziehung führen. Ich schätze meinen Mann sehr, ich mag ihn, auch wenn er mich oft nervt, ich bewundere ihn für Manches und am meisten dafür, dass er es mit mir gut aushält. Er ist auch eher ein Softie, kein Alphamännchen, aber ich kann auf ihn bauen. Wenn ich krank würde, wäre er da, an meiner Seite und würde nicht weichen. Und wenn er krank würde, wäre ich auch da und würde ihn nicht verlassen.
Die eine Seite sind die Bad-boys, die andere Seite sind Männer, mit denen man gemeinsam durch Dick und Dünn gehen kann und auf die man zählen kann, egal was auch immer geschieht. Und so einen hat sich Deine kluge Oma gewählt, auch wenn sie den anderen nie vergessen hat.
Ich möchte Dir raten, Dich mit Dir zu befassen, anstatt im Außen zu suchen. Manchmal ist der Spatz in der Hand besser als die Taube auf dem Dach, aber den Spatz muss halt auch lieben können, anstatt ihn zu verachten.
Wenn Du Deinem Freund nicht viel entgegen bringen kannst, dann gehe. Das eröffnet auch ihm die Chance, eine Frau zu suchen, die ihn schätzt für das was er ist.
Klar, Deinen Traum von happy family, wirst Du dann vermutlich nicht erfüllen können, aber so wie Du jetzt bist, kannst Du ihn auch nicht erfüllen. Jede Entscheidung bedeutet auf der anderen Seite auch einen Verzicht.
Mache einen Bogen um Bad-boys, denn die machen keinen glücklich, sie wecken nur Begehrlichkeiten, die man mit Liebe verwechselt. Dabei geht es oft genug nur um Eroberungsdrang, ums Jagen und wenn aus dem Bad-boy dann ein gezähmter Paarhufer geworden ist, ist er auch wieder langweilig.