Hallo an alle!
Nachdem ich mich jetzt seit 3 Monaten mit den schlimmsten psychischen Schmerzen herumtrage, die sich ein Mensch nur vorstellen kann (aber, wer von Euch kennt das nicht ?), schreibe ich hier mal meine Geschichte auf und hoffe, dass ich zahlreiche Tipps erhalten werde, wie ich mich verhalten soll bzw. die mir erklären, was ich selbst nicht verstehen kann:
Ich lernte meinen Freund (ex-) vor 3 Jahren im Ausland auf einer Fotoproduktion kennen. Wir haben beide dort gearbeitet. Wir waren uns von Anfang an gegenseitig sehr symphatisch. Wir haben viel zusammen gesprochen und fühlten uns immer mehr zueinander hingezogen. Ich selbst hatte Angst davor, eine Beziehung einzugehen. Dazu muss ich ein wenig von mir selbst erzählen:
Ich hatte keine besonders schöne Kindheit, man könnte auch sagen, dass ich all das erlebt habe, was ein Kind überhaupt an negativen Dingen im Elternhaus erleben kann. Ich denke, ich muss das hier nicht weiter ausführen.
Mit 18 bin ich zu Hause ausgezogen, weil ich es nicht mehr aushielt. Ich hatte dann eine 3-jährige Beziehung, die eigentlich sehr harmonisch war. Ich trennte mich jedoch,weil ich plötzlich das Gefühl hatte, dass ich noch mehr im Leben erleben möchte und der Ansicht war, dass wir uns leider zu früh kennengelernt haben. Diesen Entschluss habe ich auch nie bereut. Für mich war er richtig. Darauf folgten einige nicht sehr enge und tiefe Beziehungen. Mit 24 lernte ich einen Mann kennen, von dem ich sehr schnell schwanger wurde. Ich habe heute einen 8-jährigen Sohn. Wir trennten uns jedoch sehr schnell, weil wir einfach nicht zusammen passten und es auch keine grosse Liebe war. Obwohl wir das mitunter auch dachten. Das hatte dann aber wohl mehr mit der Verbundenheit über unser gemeinsames Kind zu tun und weil wir glaubten, es ihm schuldig zu sein, dass wir es zumindest versuchen.
Nach dieser Trennung hatte ich einige lockere Beziehungen/Affären, aber nichts wirklich festes. Für mich war auch klar, dass ich mich auf eine Beziehung nur dann einlasse, wenn ich mir wirklich (soweit man das sagen kann) sicher bin, dass sie von Dauer ist - alleine schon aufgrund der Verantwortung für meinen Sohn. Ausserdem aber auch, weil ich sehr schnell verletzlich bin und Angst hatte, dass ich enttäuscht oder ausgenutzt werde. Ausserdem fällt es mir sehr schwer, wirkliches Vertauen zu fassen. Das sind alles Urängste, die aus den negativen Erfahrungen meiner Kindheit rühren.
Ich meinte, damit umgehen zu können. Bin jedoch auf diesem Weg immer weiter dahin gekommen, mich in einen unnahbaren Eisblock zu verwandeln, um ja niemanden zu nahe an mich ranlassen zu müssen.
Das änderte sich als ich vor 3 Jahren meinen Exfreund kennenlernte. Er war sehr lieb, sensibel, gefühlvoll und verständnissvoll und ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, er sei der letzte, der mich verletzen würde. So entschied ich mich dann auch, uns eine Chance zu geben. Ich habe ihm jedoch von vorneherein auch gesagt, dass ich oft sehr schwierig sein kann und dass es schwierig sein wird, meine so hoch erbaute Mauer zu durchbrechen.
Er entschied sich jedoch, diesen Weg mit mir zu gehen. Nach einem 3/4 Jahr zogen wir zusammen. Wir waren beide sicher, den Menschen fürs Leben gefunden zu haben. Wir konnten stundenlang miteinander reden, wir haben über die gleichen Dinge lachen können, uns wäre niemals langweilig geworden und wir waren einfach nur glücklich miteinander.
Leider ist das Zusammenleben aber auch nicht besonders einfach. Wir haben immer öfter über Alltäglichkeiten gestritten. Dummerweise haben wir dann auch noch den Fehler gemacht, dass wir uns beruflich zusammen selbständig gemacht haben und praktisch 24 Stunden am Tag zusammen waren. Erschwerenderweise kommt natürlich hinzu, dass ich meinen Sohn mit in die Beziehung gebracht habe. Mein Exfreund hat ihn von Anfang an akzeptiert, als wäre er sein eigener Sohn. Er hat sich komplett für ihn verantwortlich gefühlt und sich sehr viel Mühe gegeben, ihm ein guter Stiefvater zu sein.
Kurz vor unserem gemeinsamen Einzug in unsere Wohnung hat er mir einen Heiratsantrag gemacht. Den hat er nach einigen kleineren Streitereien jedoch zurückgezogen, da er sich doch erst einmal sicher sein wollte, dass wir diese Punkte über die wir streiten, in den Griff bekommen. Für mich war das ein sehr harter Schlag, weil ich das Gefühl hatte, ihm nicht mehr 100%ig vertrauen zu können, weil ich mich in einer Testphase fühlte.
Hinzu kommt unser grösstes Problem, dass wir miteinander hatten. Mein Exfreund ist sehr harmoniesüchtig, braucht sehr viel Zärtlichkeit, Zuneigung und Nähe. Er ist chronisch krank (Tinnitus) und braucht daher in sehr grossem Maße eine stabile und harmonische private Umgebung, damit er mit den anderen Stressbelatungen, die sein Job mit sich bringt, umgehen kann. Dieses grosse Maß an Nähe, Zuneigung und Zärtlichkeit konnte ich ihm jedoch nicht geben. Das hat ihn sehr verletzt und er hat in der Folge einen immer grösseren Druck auf mich ausgeübt. So gross, dass ich mich immer weiter zurückgezogen habe. Unsere Beziehung war dennoch schön und hatte nichts von den oben erzählten Dingen eingebüsst. Aber es gab halt immer wieder dieses Thema, das ihn sehr unglücklich gemacht hat. Er hat auch oft versucht mit mir darüber zu sprechen, aber letztendlich hatte ich zu grosse Angst, ihm zuviel von mir zu erzählen, was ihm begreiflich machen könnte, warum ich ihm diese Nähe nicht geben kann, obwohl ich so gerne würde. Ich war da innerlich einfach total geblockt, weil ich mir jahrelang Mühe gegeben habe, eine so hohe Mauer um mein Gefühlsleben zu errichten, dass es Zeit, Geduld und Vertrauen braucht, bis diese Mauer Stück für Stück wieder abgetragen wird. Durch den von ihm ausgeübten Druck habe ich jedoch immer noch ein paar STeine mehr drauf gelegt. Das hat ihn so verletzt, hat ihm so weh getan, dass er gesundheitlich und psychisch immer mehr darunter gelitten hat. Auch sein Job, an dem er sehr hängt, hat letztendlich darunter gelitten. Und wir haben immer öfter gestritten, was fatal ist für seinen Tinnitus. Aber es gab eben auch viele, viele positive Dinge und so haben wir beide geglaubt, dass wir das irgendwie schon zusammen hinkriegen.
Im November letzten Jahres wollte er dann erstmals die Beziehung beenden und ist für 3 Tage ausgezogen. Ich war am Boden zerstört und habe ihm versprochen, dass ich daran arbeiten werde, ihm die Gefühle zu geben, die er braucht. Wir haben uns dann wieder zusammengetan und einen neuen Versuch gestart. Das jedoch in einer Zeit, in der wir beide extremen beruflichen Stress hatten und kaum Zeit blieb, sich einmal auf sich selbst zu besinnen. Das hatte zur Folge, dass sich zwischen uns wenig geändert hat und er Ende März noch einmal versuchte, sich zu trennen. Auch da ist er wieder für 3 Tage ausgezogen, hat sehr viel nachgedacht so wie ich auch und wir sind schliesslich zu dem Entschluss gekommen, dass wir zusammen kämpfen müssen, damit wir unsere Probleme in den Griff bekommen. Wir haben uns dann zunächst beruflich räumlich getrennt und haben eine Paarberatung begonnen. Gleichzeitig wollte ich eine Therapie für mich selbst beginnen. Hier hatte ich jedoch mit längeren Wartezeiten zu rechnen. Beim ersten Mal in der Paarberatung hat mein Exfreund ausschliesslich geweint. Beim 2. Mal hat er anfänglich geweint und dann erzählt, was ihn so bedrückt und verletzt. Nämlich mein gefühlsarmes Verhalten ihm gegenüber. Noch am gleichen Tag hat er mir gesagt, dass er einfach nicht mehr kann und sich zunächst einmal räumlich trennen möchte. Einen Tag später sprach er davon, dass er sich mit aller Konsequenz ganz trennen möchte, da er einfach keine Kraft mehr hat und gesundheitlich und psychisch an dieser Beziehung zu Grunde geht. Noch in der gleichen Nacht habe ich ihm dann erstmals alles erzählt, was in mir vorgeht und warum ich ihm diese Gefühle, die er so nötig hat, einfach nicht geben konnte. Er hat das auch verstanden, für ihn gab es jedoch kein Zurück mehr. ich für mich glaube, dass ich diesen Schock der Trennung jedoch gebraucht habe, um endlich mal meine Mauer einbröckeln zu lassen. Das hatte jedoch gleichzeitig zur Folge, dass ich einen Nervenzusammenbruch hatte. Mein Exfreund ist dann noch einige Tage bei mir geblieben und hat sich sehr um mich gekümmert. Sein Entschluss stand jedoch fest und daran war auch nichts mehr zu ändern. Er hat mir immer wieder gesagt, dass er meinen Sohn und mich über alles liebt, dass wir die wichtigsten und wertvollsten Menschen in seinem Leben wären, dass er aber einfach nicht mehr kann.
Er ist dann sehr schnell ausgezogen, wir haben uns beruflich getrennt und dieser Zustand dauert mittlerweile seit 3 Monaten an. Diese 3 Monate waren für mich die absolute Hölle. Ich habe nichts ausgelassen, um ihn von seinem Entschluss abzubringen, habe einen enormen Druck auf ihn ausgeübt und ihn damit immer weiter von mir weggedrängt. Im Nachhinein weiss ich,
dass das genau das falscheste war, was ich tun konnte. Aber ich hatte einfach Angst, ihn zu verlieren. Hinzu kommt, dass ich merke, dass ich von Tag zu Tag meine soeben eingestürzte Gefühlsmauer wieder aufbaue, um mit den Schmerzen klar zu kommen. Das ist genau das, was ich aber nicht möchte. Ich fühle jetzt soviel wie nie zuvor. Kann meine Gefühle auch zeigen und zulassen, nachdem das alles einmal ausgesprochen wurde und ich es somit auch mir selbst einmal völlig klar gemacht habe. Er kann mit meinem veränderten Gefühlsleben jedoch überhaupt nichts anfangen und fühlt sich völlig überrumpelt. ER hat sich grosse Mühe gegeben, es mir so leicht wie möglich zu machen, hat sehr viele Gespräche mit mir geführt, möchte den Kontakt zu uns auch wahren, aber eben mit mehr Abstand, aber er möchte auf keinen Fall einen Neuanfang. Mir selbst ist jedoch klar, dass wir endlich die Nuss geknackt haben, die schuld an unseren Problemen war und dass wir jetzt alle Möglichkeiten hätten noch einmal von vorne zu beginnen. Er sagt jedoch, dass seine Gefühle über so lange Zeit so sehr verletzt und enttäuscht wurden, dass er seine Gefühle einfach immer mehr ausgeschaltet hat und diese einfach mittlerweile nicht mehr reichen, um eine Beziehung zu führen. Gleichzeitig sagt er aber auch, dass er mich als Menschen niemals verlieren möchte, dass er mich noch liebt, aber eben nicht so, wie das für eine Beziehung sein sollte und dass er erst einmal sehr viel Ruhe für sich braucht. Und dass wir vielleicht in einem halben Jahr noch einmal schauen sollten, wie sich die Dinge entwickelt haben. Gleichzeitig weiss ich aber auch, dass er eine frühere Schulfreundin wiedergetroffen hat, mit der er sich regelmässig trifft und die beiden sich auch sehr nahe gekommen sind und in engem Kontakt stehen. Sie selbst ist seit 9 Jahren in einer Beziehung, möchte sich aber gerade trennen.
Ich habe einfach eine riesige Angst, ihn für immer verloren zu haben. Ich weiss, und das weiss auch er , dass wir füreinander bestimmt waren und es auch geblieben wären,w enn wir unsere Probleme in den Griff bekommen hätten. Ich habe Angst, dass je mehr Abstand zwischen uns eintritt und je mehr er sich vielleicht auf seine Gefühle zu dieser Schulfreundin einlässt, die Kluft zwischen uns und unseren Gefühlen immer grösser und unüberbrückbarer wird.
Ihm geht es auch nicht gut, er vermisst uns sehr, weint sehr viel und möchte mir auch nicht zu nahe sein, weil ihm das zu weh tut. Ich glaube ihm das alles auch, weil ich ihn kenne und weiss, dass er sehr ehrlich und gefühlsbetont ist und mir niemals weh tun würde. Aber genau das tut er im Moment. Und ich habe Angst um mich, weil ich einfach grosse Angst davor habe, dass ich, um diese Schmerzen auszuhalten, meine Gefühlsmauer wieder sehr hoch errichte, noch höher als vorher, damit ich diesen Belastungen überhaupt standhalten kann. ich weiss nicht, was ich tun soll und wie ich mich verhalten soll.
Könnt Ihr mir raten ? Ich hoffe, die lange Geschichte hat keinen abgeschreckt. Aber ich musste so ausführlich schreiben,d amit man sich ein komplettes Bild machen kann.
Ich hoffe sehr auf zahlreiche Antworten.....
15.08.2002 09:03 •
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