Hallo UschiSch, ich habe dein Thema hier ein bisschen mitverfolgt und möchte an dieser Stelle einfach mal meinen bisherigen Eindruck rückmelden.
Auf mich wirkst du sehr unklar in dem was du willst, und vor allem auch in dem, was du zu reflektieren bereit bist. Fremde Menschen können dir nur Unterstützung geben, wenn du dein Anliegen so präzise wie möglich vorträgst und dazu gehört eben auch, klar und deutlich zu schildern, was nun wirklich passiert ist und was DEINE Anteile an der gesamten Situation sind, oder sein könnten.
Deine Darstellung der Gesamtsituation erscheint mir aber auch nach inzwischen 44 (!) Seiten Diskussion und Rückfragen immer noch diffus und unvollständig, einiges von dem, was deinerseits nicht so gut lief, bleibt eher angedeutet als präzisiert. Ich denke, dies ist auch die Ursache dafür, dass die Angelegenheit so krass unterschiedlich von den Usern eingeschätzt wird. Normalerweise ist die Schwarmintelligenz hier insgesamt einheitlicher in der Einschätzung einer Beziehungsfrage. In diesem Thread gibt es eher polarisierende Ansichten, was mMn viel damit zu tun haben dürfte, dass du kein vollständiges Bild zur Verfügung gestellt hast und alle mal ein bisschen im Nebel stochern lässt.
Erst nach und nach rücktest du im Threadverlauf mit scheinbaren Details heraus, die die gesamte Situation in ein anderes Licht setzen. So wie beispielsweise jetzt die plötzlich ums Eck kommende Info, er schreibe den ganzen Tag. Was auch immer das heißen soll. Solche Häppchen hinzuwerfen an Leute, die sich seit Tagen ECHT Mühe geben, dir in deiner Verunsicherung Halt und Rat zu geben, und die dann raten und nachfragen zu lassen, finde ich unangebracht.
Und es führt dazu, dass ich mich frage, ob du mit deinem Beziehungskandidaten auch so unklar kommunizierst. Dahinter steckt ja möglicherweise durchaus mehr als nur eine unbedacht hingeschriebene Andeutung, denn du provozierst damit, dass dein Gegenüber über dieses hingeworfene Informationsbröckchen nachdenkt, nachfragt, in Kontakt mit dir geht, dir Aufmerksamkeit gibt... für mein Empfinden ist man da schon schnell im Grenzbereich zu problematischem, manipulativem Verhalten. In jedem Fall aber ist das weit entfernt von einer erwachsenen, klaren Kommunikation, die du so vehement von deinem Andreas einforderst.
Eine andere Sache, die mir zu denken gibt ist die Beobachtung hier im Thread, dass deine eigene Haltung diesem Mann gegenüber stark schwankt. Auf der einen Seite zeigst du sehr hilflos anmutendes Harren und Bangen, wie er sich wohl nun entscheiden möge. Auf der anderen Seite kippst du in radikale Ablehnung und stößt ihn von dir, was wie ein Versuch anmutet, das Verlassenwerden vorwegzunehmen. Insgesamt belädst du das Kennenlernen für mich sehr deutlich erkennbar mit einer Wichtigkeit und Schwere, die den meisten emotional stabilen Menschen viel zu viel Drama an viel zu frühem Zeitpunkt wäre.
Solche Dinge sind normalerweise deutliche Zeichen dafür, dass jemand unbearbeitete Probleme mit seinem Selbstwert hat, und noch keine angemessenen bzw. teilweise kontraproduktive Strategien zur Bewältigung von Konflikten, innerer Anspannung, Unsicherheit etc. besitzt. Darum spricht man bei solchen und ähnlichen Verhaltensweisen auch von Red Flags, also Warnzeichen, dass jemand Symptome von Eigenschaften zeigt, welche dafür bekannt sind sich in einem Kennenlernen/einer Beziehung als problematisch und belastend zu erweisen.
Möglicherweise befindet sich dein Beziehungskandidat gerade in einer Phase, in der ihm etwas Wind von dieser Flagge um die Nase geweht ist und er sich fragt, ob und wenn ja mit welcher Intensität er das Ganze weiter führen möchte. Möglicherweise ist er völlig unabhängig von deinen Baustellen auch einfach jemand, der seine eigenen Roten Flaggen mitbringt (klingt nach deiner Schilderung durchaus danach). Da kann man hier nur raten, vor allem mit deinen spärlichen und unsteten Einlassungen über das, was nun tatsächlich Sache ist.
Mein Rat an dich wäre alles in allem, diesen Mann los zu lassen. Ihn einfach zu lassen, dich auf dein eigenes Leben zu konzentrieren und wenn er kommt, gut, wenn nicht, auch gut.
Und ich denke es täte dir gut, diese Zeit der Veränderungen zu nutzen, um dich mit deinen Verhaltensmustern zu befassen: wie sind die, woher kommen die, tun die dir und anderen gut? Welche Verhaltens- und Gefühlsmuster lösen, welche verursachen Probleme? Bei letzteren: Was wären alternative gesunde, hilfreiche Verhaltensweisen, die zu dir und deinen Wünschen, aber auch zu deinen Wertvorstellungen passen?
Es könnte eine wertvolle Erfahrung sein, deine bisherigen Muster zu durchbrechen und mal was ganz anderes einzuüben als Wegbeißen oder Festnageln wollen (beides Seiten der selben Beziehungsangst-Medaille). Das Forum kann dabei eine enorme Unterstützung sein, nur an seinen Themen reifen, muss man trotz der Unterstützung am Ende selbst. Ich denke, wenn du deinen Fokus davon wegrücken kannst, dass es mit diesem (oder dem nächsten) Mann klappen muss und stattdessen auf die Chancen schaust, die solche Lernprozesse für deine persönliche Weiterentwicklung mitbringen, kannst du nur gewinnen.
11.04.2023 22:34 •
x 12 #655