Hallo zusammen,
ich bin froh, eine Möglichkeit zu haben, mich mal auszusprechen mit einer vielleicht sehr ungewöhnlichen Situation. Ich hoffe sehr, dass einige dies lesen werden und vielleicht auch einen Rat haben, ob ich richtig mit der Lage umgegangen bin oder ob ich vielleicht sogar einen Fehler gemacht habe.
Die Geschichte ist ein bisschen Bollywood, wenn man es recht betrachtet: ich (heute 26) habe vor 10 Jahren im Internet (damals auf einem internationalen Politikforum) nebst vielen anderen Chatpartnern auch einen Inder, nennen wir ihn C., kennen gelernt. Während alle anderen Gesprächspartner ziemlich schnell Geschichte waren, haben wir beide uns über eine sehr lange Zeit unterhalten und auch geflirtet damals. Es war schon damals so, dass wir in sehr vielen Fragen gleich tickten - das ist noch untertrieben, der Kontakt war teeniemäßig magisch. Für eine Zeit bezeichneten wir uns auch als Paar, obwohl wir uns nur per Video und Chat kannten. Damals hatte ich bei einer Familienreise nach Asien die Möglichkeit, C. sogar zu treffen: wir hatten nur eine kurze Zeit, uns in Indien zu treffen, hatten ein ca. 2-stündiges Gespräch und Tee, und ich erinnere mich noch, wie ich damals mit wild klopfendem Herzen nach Hause geflogen bin. Wir beide waren zu diesem Zeitpunkt, das liest sich aus etlichen E-Mails, Briefen etc. wirklich ineinander verliebt. Leider hatte C. damals nicht im Traum die finanziellen Mittel, nach Deutschland zu kommen. Und bald realisierten wir, dass es schwierig sein würde, aufeinander zu warten - diese Feststellung ging v.a. von mir aus. Mit meinen damals 17 konnte ich mir niemals eine so weite Beziehung vorstellen - sodass wir vernünftigerweise das Ganze auf Eis legten. Für C. war das damals sehr hart, er schrieb mir herzzerreißende E-Mails. Ich versuchte, hart zu bleiben. Bald hatte ich mich vor Ort verliebt, was ihm sehr weh getan haben muss. Das ging natürlich auch nicht spurlos an mir vorbei: am Ende war dies eine Vernunftentscheidung gewesen. Ich versuchte, durch Härte darin ihm den Weg leichter zu machen: ich schrieb ihm, dass er sich anders orientieren müsse, denn ich wolle nicht, dass sein Leben an ihm vorbeiziehe, weil er auf mich warte. Dies sah er, zumindest oberflächlich, ein. Mit meiner Beziehung 1 war nach 2 Jahren Schluss. Danach war ich zutiefst geknickt, und wieder näherte sich eine Reise nach Indien. C. erfuhr von allem, muss Geld für den Flug über das halbe Land gesammelt haben, um mich zu sehen. Wir verbrachten 2 Tage zusammen und kamen uns auch intim maximal nah, wobei ich jedoch ständig, mitten im Liebeskummer, anfing zu weinen. C. versuchte, mich zu trösten, damals konnte ich das aber nicht so sehr schätzen, wie ich es gern getan hätte. Er war wirklich weiterhin in mich verliebt gewesen, das spürte ich sehr. Ich flog heim, aufgewühlt, verwirrt. Er verarbeitete dieses Treffen als gescheitert, er habe versagt und war zutiefst traurig. Über die Distanz konnte ich ihm den Schmerz nicht nehmen. Zudem hatte ich vor Ort selbst eine schwierige Situation: Trennung, Auszug, Studiumsbeginn. Der Kontakt schlief insoweit ein, als dass wir uns bald nur höchstens aller paar Monate schrieben. Auch für mich war das besser, denn er war in Gedanken ständig bei mir.
Ich ging bald eine neue mehrjährige Beziehung ein, und bald ins Ausland. Circa 2 Jahre nach unserem Treffen in Indien erhielt ich eine E-Mail darüber, dass er nun eine Freundin habe. Ich schrieb zurück, wie sehr ich mich freute, doch innerlich brach ich zusammen. Es war absolut seltsam - ich war in einer Beziehung, er auch. Dennoch bewegte mich das mehrere Wochen lang so stark, dass ich mich nur schwer konzentrieren konnte. Diese Zusammenbrüche traten dann ca. jährlich auf - es setzte ein starkes Vermissen ein, besonders dann, wenn wir redeten. Er sprach weiterhin davon, dass ich doch unbedingt einmal wieder kommen sollte, aber das konnte ich mir aufgrund meiner wirklich unbegründeten, dennoch starken Eifersucht bald nicht vorstellen. Ich blendete seine News bei FB aus und unterdrückte alle Nachrichten, nur um durch die Fotos der beiden nicht dauernd aufgewühlt zu werden. Ich weiß, wie egoistisch das rüberkommen muss, zumal ich ja auch meine Beziehungen hatte, und ich mir sicher bin, dass er mindestens so empfunden haben muss wie ich. Aber es war zum Selbstschutz sicher besser.
In den letzten zwei Jahren konnte ich immer besser mit der Situation umgehen, ich dachte kaum mehr an ihn, bis auf die jährlichen Vermissensanfälle. Dieses Jahr sind wir aufgrund einer Feier einer indischen Bekannten wieder nach Indien gefahren. Es bot sich nun an, sich nach insgesamt 8 (!) Jahren erneut zu treffen. Ich dachte nun (naiverweise!), das würde mich kalt lassen - weit gefehlt.
Er begrüßte mich allein bei sich zu Hause, mittlerweile führte er mit der Freundin eine Fernbeziehung. Mehrere Tage lang legte er mir quasi die Welt zu Füßen. Ich kenne die indische Gastfreundschaft, die übermäßig großzügig ist, doch das ging weit darüber hinaus. Er bezahlte alles, wählte nur die besten Restaurants, kaufte (teure!) Geschenke. Daneben berührten und streichelten wir uns quasi ständig und kuschelten irgendwann, schliefen dabei ein. Unsere Blicke waren sehr intensiv. Er fragte auch nach mehr - Küssen - etc., doch das wehrte ich ab, das wollte ich nicht und das respektierte er. Es ist nichts passiert. Nachdem ich gefahren war, fing er an, mir unentwegt zu schreiben, wie sehr er mich vermisse, dass er mich so bald wiedersehen wolle, dass ich für ihn immer noch mehr als eine Freundin sei. Er habe sogar an dem Kissen gerochen, wo ich gelegen hatte. Er kaufte sich Dinge, die er bei mir gesehen habe. Wollte dauernd wissen, wie es mir gehe.
Bei mir war es nicht anders, bis heute bin ich über alle Maßen aufgewühlt. Dennoch habe ich das Gefühl, an einem gleichen Punkt zu sein wie vor Jahren. Wir wären nun zwar in der Lage, so etwas zu stemmen, aber von ihm kommen keine definitiven Statements zu so etwas. Angesprochen darauf, was seine Freundin darüber denke, meinte er nur, sie vertraue ihm und sie müsse ja nichts wissen. Das macht mich ebenso wütend. Bis vor ein paar Tagen war ich durch seine ständige Invasion so durch den Wind, dass ich nun gesagt habe, ich muss mich wieder distanzieren, da mir das zuviel wird, er solche Signale sendet, die für mich überwältigend in eine Richtung deuten, aber er andererseits nichts Konkretes sagt außer: es hat kein Label, was wir haben, es erinnert mich an so viele gute Zeiten, du bist mehr als eine Freundin.
Was meint ihr dazu? Wie würdet ihr euch in so einer Zeit verhalten? Mir fällt es derzeit schwer, den Kontaktabbruch durchzuhalten, deswegen brauche ich ggf. auch ein wenig Zu- oder auch Widerspruch? ;-( Danke euch fürs lange Mitlesen, aber die Erläuterungen waren für eine Einschätzung sicher wichtig!
08.12.2017 21:55 •
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