Hi,
seit kurzem lese ich mich hier durch die interessanten Beiträge, bin froh, dass es so viele Gleichgesinnte gibt und habe jetzt das Bedürfnis auch mal meine Geschichte aufzuschreiben, weil sich doch immer die, die selbst solche Situationen kennen, am besten einfühlen können.
Vor 21 Jahren habe ich meinen Noch-Mann kennengelernt. Für mich war es die Liebe meines Lebens, für ihn anfangs auch. Vor 17 Jahren haben wir geheiratet und (eigentlich mehr auf seinen Wunsch) eine Tochter bekommen, die jetzt im Teeniealter ist. Wir haben uns in den vielen Jahren ein gemeinsames Leben aufgebaut (Haus usw.) und uns gegenseitig immer unterstützt (Mobbing am Arbeitsplatz und berufliche Neuorientierung bei ihm, Krankenhausaufenthalte bei beiden, Kümmern um die Großeltern, die für mich wie Eltern waren u. a. Dinge).
Es gab wie in jeder Ehe Höhen und Tiefen und letzten Endes hatte uns der Alltag voll im Griff. Es gab vieles, was mich zum Schluss frustrierte. Streit ums Geld, da ich als Hauptverdiener fast alles allein bezahlte (Kredite, Urlaube, Kind, sonstige Anschaffungen). Streit ums Kind, weil er unsere Tochter in meinen Augen immer zu hart behandelte.Streit vor allem darum, dass es kaum noch gemeinsame Unternehmungen als Familie gab, als Paar schon gar nicht. Er frönte seinen Hobbys und ging seiner Wege. Ich hab oft versucht, mit ihm zu reden, aber es endete immer in lauten, unschönen Streitereien. Trotzdem, so blöd das vielleicht klingt, hätte ich ihm beinah alles zugetraut, aber nie, dass er eine Affäre haben könnte, bis unsere Tochter den Verdacht äußerte. Daraufhin engagierte ich eine Detektei, weil ich genau wusste, dass er es bestreiten würde und so glaubhaft, dass ich ihm letzten Endes geglaubt hätte.
Ich brauchte es schwarz auf weiß. So erfuhr ich, dass er schon seit ca. 3 Jahren eine Affäre hatte und auch, wer sie ist. Für mich war die Scheidung klar. Als ich ihn konfrontierte, stritt er erst alles ab und als er die Beweise nicht mehr leugnen konnte, brach er zusammen, weinte, drohte mit Selbstmord, verbrachte die Nacht wie ein Hund vor meinem Bett auf dem Fußboden, bettelte um eine Chance, einen Neubeginn. Ich ließ mich am nächsten Tag darauf ein. Unsere Tochter konnte es nicht verstehen. Er fuhr mit mir in ein Liebeswochenende. Es war wie in unserer verliebten Anfangszeit, unterbrochen von vielen Tränen und Schmerz. Wie die Zeit nach einer Aufdeckung ist, brauch ich hier sicher nicht zu erzählen. Mit all dem kämpften wir auch, machten eine Paartherapie. Letzten Endes hatte ich aber immer das Gefühl, dass er nicht mit vollem Herzen dabei ist und praktische Vorschläge zur Veränderung immer abblockte (Zeit als Paar usw.). Dennoch war er einfühlsamer, schrie nicht mehr, wenn wir stritten, behandelte unsere Tochter besser, unternahm was als Familie (nicht als Paar!). Mir warf er vor, mit der Affäre nicht abschließen zu können, riet mir sogar zu ärztlicher Hilfe und einer Kur. Ich bettelte darum, konkrete Änderungen in unserer Ehe vorzunehmen.
Er hörte es sich an und am Ende schwieg er nur noch. Die Wünsche, die ich äußerte, erfüllte er nicht. So ging das fast ein Jahr, bis ich durch Schnüffelei in seinem Handy herausfand, dass er immer noch die AF hatte. Daraufhin habe ich ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Koffer vor die Tür geschmissen und die Scheidung eingereicht. Das ist 4 Monate her. Er wohnt jetzt bei seiner AF, hat aber täglichen Kontakt (Tel., WA, persönlich) zu unserer Tochter, die jetzt das genießt, was ihr ihr Papa jahrelang nicht gegeben hat: einen entspannten, liebevollen Umgang mit gemeinsamen Unternehmungen. Ich kämpfe mich jetzt zu einem Neuanfang mit mir selbst durch. Mein Herz ist noch bei ihm (trotzallem, was er mir angetan hat, von der AF zu erfahren, war die Hölle meines Lebens ), aber mein Verstand weiß, dass es kein Zurück mehr geben kann.
Trotzdem wünsche ich mir jeden Tag, dass er eines Tages erkennt, dass der Alltag mit seiner AF eben auch nur Alltag ist.
Vielen Dank fürs Zuhören. Ich bin froh, dass es so ein Forum gibt.
LG an alle, die auch leiden.
29.07.2016 11:03 •
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