Liebe Ukulele,
es geht mir gut. Und dieser Satz bedeutet so viel mehr, wenn man in Situationen war wie all die Menschen hier im Forum. Ich kann wirklich sagen, ich habe die schlimmsten zwei Jahre meines bisherigen Lebens - gerechnet seit Auffliegen der Affäre - hinter mich gebracht, meist durchlitten, oft durchkämpft, manchmal einfach nur ertragen, in der Hoffnung, dass es irgendwann aufhört, irgendwann aufhören muss und letztendlich überstanden.
Wie ist es weitergegangen?
Ende Januar war endlich meine Scheidung offiziell durch. Als die letzte behördliche Rechnung bezahlt war, ging es mir besser, weil ich endlich wieder einen Überblick hatte. Ich hab immer noch Schulden, die ich abbezahle, allerdings bei meiner Familie, die mir in dieser Zeit sehr beigestanden hat. Ich habe meinen Ex ausbezahlt, seinen Hausanteil und die damit verbundenen Schulden (Kredit) übernommen. Da ich den Kredit sowieso die ganzen Jahre allein beglichen hatte, hat sich ja genaugenommen für mich diesbezüglich nichts geändert. Die Anwaltskosten (der größte finanzielle Anteil bei einer Scheidung) hat er mich allein bezahlen lassen. Begründung: Er hat ja keinen Anwalt. Hätte ich auch nicht gebraucht, nur, dass man sich ohne Anwalt nicht scheiden lassen kann.
Bei der psychischen Aufarbeitung - ich hab massenhaft Bücher über Affären, Trennung, Scheidung usw. gelesen, war meine Therapie - habe ich dann erschrocken festgestellt, dass ich mit einem Narzissten zusammengewesen war. Ich hatte vorher nie etwas von sowas gehört, aber als ich ein Buch darüber las, hab ich gedacht, dort wird meine Ehe beschrieben. Es war direkt unheimlich, wie das 1 zu 1 passte.
Ich hab mein Leben völlig neu gestaltet. Es ist so viel freier als vorher. Ich widme mich meinen Bedürfnissen und Interessen, für die ich nie Zeit hatte oder die er immer belächelte. Ich plane nur noch die Dinge, die man planen muss und lasse ansonsten das Leben auf mich zukommen. Wenn ich etwas will, mache ich es einfach, ohne jemanden fragen zu müssen oder Rechenschaft abzulegen. Ich kann mich wieder an kleinen Dingen freuen, wie z.B. an einen schönen Sonnentag. Ich kann jetzt viel bewusster Menschen schätzen, die nett zu einem sind. Und es ist noch gar nicht so lange her, da hätte ich sonstwas dafür gegeben, einfach nur ganz normal zufrieden zu sein und geglaubt, nie wieder im Leben Freude empfinden zu können.
Manchmal seh ich meinen Ex noch, weil wir ja eine gemeinsame Tochter haben. Dann gehen wir höflicher miteinander um, als wir es wahrscheinlich in den letzten Jahren getan haben. Innerlich habe ich beschlossen, ihm und ihr (AF)zu vergeben, einfach weil ich keine Lust mehr habe, auf die letzte Zeit zurückzublicken, in denen sich nur dunkle Abgründe vor mir auftun, ein Sumpf aus Lügen, Verrat, Schmerz und Verzweiflung. Sehr selten kommt noch ab und an ein Stückchen Wehmut hoch, wo ich aber weiß, dass sie eher mit den guten Zeiten unserer Beziehung zu tun hat und die sind lange her.
Das Verhältnis zwischen Tochter und Vater ist besser als vorher. Endlich ist er die Art Vater, die auch sie in den letzten Jahren vermisst hat. Sie gibt mir immer wieder zu verstehen, wie viel besser sie unser jetziges Leben findet. Und ich würde diese neugewonnene Freiheit auch nie wieder aufgeben wollen.
Ach ja, bei ihm hat sich übrigens nicht viel geändert. Er hat nur Frau und gezwungenermaßen Wohnsitz getauscht und lebt sein Leben so weiter, wie er es immer tat. Sogar der zeitliche Tagesablauf scheint derselbe zu sein. Seine Probleme und Verhaltensmuster hat er mitgenommen, ohne sie aufzuarbeiten oder auch nur darüber nachzudenken. Das glaube ich zumindest. Sicher wissen kann ich es natürlich nicht, nur schlussfolgern. Finde ich eigentlich schade für ihn. Schicksalsschläge sollten doch gut dafür sein, sein Leben zu hinterfragen. Aber das ist ja zum Glück nicht mehr mein Problem.
Liebe Ukulele,
vielen Dank für dein Interesse an meiner Geschichte. Und allen anderen Leidenden (ich weiß, wie weh es tut) hier, egal in welcher Konstellation, wünsche ich, dass euch meine Geschichte Mut macht, zu euch selbst zu finden und die Gewissheit gibt, dass es besser wird. Habt Geduld und seid gut zu euch!
03.05.2017 16:09 •
x 13 #69