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Jammern auf hohem Niveau

CiRa78
Hallo liebe Foris,

Ich muss mich einmal ausquaken.
Die letzten 5 Jahre waren wirklich turbulent. Und im Moment habe ich die Befürchtung, es holt mich alles irgendwie ein.
Trennung, zwei Umzüge, neue Partnerschaft, zwei mal den Job gewechselt. Klingt für manche Menschen nach nicht viel. für mich sind es Meilensteine.

Mein Wunsch war es, mich beruflich zu verändern, nach knapp 20 Jahren in einem Betrieb was ganz anderes zu machen, bin einmal falsch abgebogen und hab eine neue Strecke gewählt und da bin ich jetzt.
Seit einem Jahr mach ich ganz was anderes, als je zuvor. Der Einstieg war etwas holprig, weil niemand so richtig wusste, wie und was ich machen soll. Die Stelle gab es vorher nicht und wurde erst geschaffen. Da ich aber ein Macher bin, hab ich angefangen irgendwie alles zu machen. Der Job, die Vielseitigkeit, dieses Andere macht mir wirklich Spaß. Auch das Team ist toll, aber seit ein paar Wochen ist der Wurm drin. Ich stehe mir selbst im Weg, meine Harmoniesucht und das alles richtig machen wollen, stressen mich. Fakt ist, ich halse mir seit Wochen zuviel Arbeit auf und schaffe die Dinge nicht, für die ich ursprünglich eingestellt wurde. Aber, da wir an chronischen Personalmangel leiden, komme ich irgendwie nicht dazu nein zu sagen.
Durch diese Überbelastung passieren kleine Fehler oder ich vergesse etwas. Das kann ich gerade überhaupt nicht ab. Natürlich nehme ich die Kritik an und versuche alles richtig zu machen, aber im Moment frustet es mich sehr. Irgendwie bin ich zur Zeit sehr dünnhäutig und zweifel an mir selbst.
Am Pfingstsonntag ist meine Mutter verstorben und es hat mich mehr mitgenommen, als ich gedacht hätte. Sie war sehr schwer krank und der Tod eine Erlösung. Da ich nicht nichts tun kann, bin ich nicht einen Tag Zuhause geblieben. Heute denke ich, hätte ich mal machen sollen. Aber dann hätten noch mehr Kollegen gefehlt.
Ach Mensch, ich muss nur ein bisschen jammern. ist sicher bald wieder gut

04.06.2024 18:13 • #1


Neboolah
Was machst du denn beruflich gerade? Meiner Ansicht nach sagt dein Körper langsam nein zu dir.

04.06.2024 18:24 • x 2 #2


A


Jammern auf hohem Niveau

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CiRa78
Ich bin in der Bestattungsbranche.

04.06.2024 18:31 • #3


A
Ich verstehe dich. Total!

Aber als jemand, der (branchenkonform) eigentlich alle fünf Jahre (mindestens) den Arbeitgeber wechselt kann ich dir versichern: Wie du dich fühlst ist absolut normal, bis du den Trick raushast!

Aktuell verlangst du zuviel von dir! Und anderen. Denn: Es ist zuviel! Lass dir nichts anderes einreden. Ich bins seit einem Vierteljahrhundert gewohnt, - und finde mich dadurch sicher auch schneller zurecht, stell die richtigen Fragen, achte immer schon intuitiv auf neuralgische Punkte etc.

Aber selbst ich brauche ein paar Wochen, bis ich überhaupt die Kaffee-Maschine inkl dem Hausbrauch geregelt bekomme, die Namen der Mitarbeiter und ihre Zuständigkeiten inkl Einschätzung der Charaktere, die IT etc . Ich hab mal in einem Komplex gearbeitet, da sah jeder Stock gleich aus. Ohne irgendein Erkennungsmerkmal. Ich hab mich ewig verrannt. Mal war ich in drei Stockwerken zugange, bei jedem schaute allein der Hausbrauch ob mit dem Kaffee, der Mittagspause, dem How to be anders aus. Pfff... Kommst dir blöde vor. Wirst immer gestresster. Und dann passierten natürlich Fehler. Logisch.

Was mir immer hilft ist eine Erkenntnis. In jungen Jahren tat ich ja so, als würde ich das alles eh wissen könne. Aber: Stimmte ja nicht. Und: War nicht authentisch. Und: Es ging anderen auch nicht anders. Ergo: Man wird misstrauisch dir gegenüber.

Was also tun? Schlag sie mit Offenheit. Ein lachendes: Sorry, ich kenn mich grad überhaupt nicht aus, zeugt von Selbstsicherheit. Dann bist du wieder auf Augenhöhe.

Seid ich das damals kapiert hatte, rennts. Überall .Denn: Es geht ja eh allen so am Anfang. Menschen geben dir gerne Hilfestellung, vor allem dann, wenn sie sich gut dabei fühlen. Dass du die Alteingesessenen zB bescheiden als solche zu Rate ziehst.
Je selbstsicherer du dazu stehst und du authentisch bist und lachend Schwächen zeigen kannst, umso mehr kommt zurück.

Probiers einmal aus mit der über sich selbst schmunzelnden Demutshaltung. Kannst dir sicher sein: Einem Menschen, der über sich selbst lachen kann, fliegen die Herzen zu.

04.06.2024 18:56 • x 3 #4


B
@Neboolah
Zitat von Neboolah:
Meiner Ansicht nach sagt dein Körper langsam nein zu dir

Gleicher Gedanke.
Warnsignale des Körpers sollte man nicht ignorieren.
Zitat von CiRa78:
Am Pfingstsonntag ist meine Mutter verstorben und es hat mich mehr mitgenommen

Mein Mitgefühl für deinen Verlust und eine Umarmung möchte ich dir da lassen.

04.06.2024 21:17 • x 2 #5




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