Wow, ersmal vielen, vielen Dank, dass ihr meine lange Nachricht gelesen habt und noch größeren Dank für eure zahlreichen Antworten, tollen Zitate, Denkanstöße, ähnliche Erfahrungen und unterschiedlichen Sichtweisen! Und das in so kurzer Zeit! Die wirklich grundlegend unterschiedlichen Reaktionen und eure eigenen Erfahrungsberichte zeigen mir, dass es einfach kein klares Richtig-Falsch in solchen Situation gibt.
Vorneweg: ich liebe meinen Mann über alles, wir vertrauen uns zu 100%. Ich war ihm gegenüber immer ehrlich, nie respektlos, habe ihm die Nachrichten gezeigt und offen gefragt, was er davon hält und ob es für ihn ok ist, wenn ich meinem Ex antworte. Mein Mann findet die Situation natürlich nicht alltäglich, aber er sieht das Ganze realistisch und entspannt. Er weiß, dass ich keine Gefühle für meinen Ex habe und hat kein Problem, wenn ich ihm antworte. Weder er noch ich sind mit Ex-Partnern im Klinsch, sie sind nicht unsere besten Freunde, aber auch kein Tabu-Thema. Ich würde das genauso andersherum handhaben. Wenn meinen Mann etwas beschäftigt, egal was, dann kann er mit mir darüber reden und wir finden gemeinsam einen Weg. Ich könnte jetzt noch Seitenweise von meinem Mann schwärmen, aber das erspar ich euch
Offensichtlich hatte ich eine missverständliche Formulierung in meinem Ursprungstext: ich schrieb, dass ich aufgewühlt bin. Das bin ich nicht deswegen, weil ich Gefühle für meinen Ex habe oder weil ich mich geschmeichelt fühle oder mir etwas in meiner Ehe fehlt. Ich bin aufgewühlt, weil es jemandem schlecht geht, indirekt wegen mir. Auch wenn ich weiß, dass ich keine Schuld daran habe, finde ich das einfach furchtbar und es lässt mich nicht kalt. Allein die Vorstellung in der Situation der Frau meines Ex zu sein, lässt mich schaudern.
Ich bin schon immer ein Kummerkasten im Familien-/Freundeskreis, höre gerne zu, helfe wo ich kann, setze mich für Menschen ein, denen es schlecht geht und so blöd/unglaubwürdig/naiv das für manche klingen mag, ich würde mir einfach wünschen, dass mein Ex mit seiner Frau glücklich ist, ohne wenn und aber, dass er mit der ganzen Sache abschließen und seinen Frieden damit machen kann! Ich weiß eben nur nicht, ob ich etwas tun kann, damit er seine Hirngespinste los wird oder ob es ihm mehr hilft, den Kontakt abzubrechen (aber wie gesagt gab es Jahreweise keinen Kontakt und das hat nicht geholfen). Ich möchte ihn garantiert nicht als wissenschaftliches Testobjekt sehen und mal schauen was passiert! Wenn eine Aussprache ihm die Chance geben würde, die idealisierte, unrealistische Traumvorstellung von mir/der damiligen Beziehung etc. loszuwerden und die Realität zu sehen, fände ich das super. Mein Einsatz wäre gering und sein Gewinn groß (ähnlich hat es auch jemand geschrieben, aber ich weiß nicht mehr wer). Ich habe nie mit ihm/seinen Gefühlen gespielt und war immer ehrlich! Ich finde auch die Beschreibung von DieSeherin sehr passend. Auch wenn mein Ex nicht sterbenskrank ist, er konnte bisher keinen Frieden mit der Sache machen und es ist ja auch nicht unbedingt erstrebenswert damit bis zum bitteren Ende zu warten.
Selbst wenn ich übrigens nicht so einen wunderbaren Mann an meiner Seite hätte, gäbe es kein Zurück zu meinem Ex - was ich diesem auch gesagt habe! Er weiß, dass ich glücklich bin, das habe ich ihm mehr als deutlich gemacht. Er sagt auch, dass er sich für mich freut und dass das der Grund sei, warum er all seine Zurückgewinnungs-Pläne nie in die Tat umgesetzt hat. Ich glaube ihm das auch - natürlich kann das alles Masche sein, aber so schätze ich ihn nicht ein. Er ist ein sehr lieber Mensch, der niemandem etwas böses will und lieber Sachen in sich hineinfrisst als anderen zu schaden. Die Nachricht Haben wir eine Zukunft war aus einer Laune heraus geschriebener, völliger Blödsinn, das weiß er und er hätte es sehr gerne zurückgenommen. Er leidet wirklich enorm unter der Zerissenheit und er möchte gerne im Heute mit seiner Frau glücklich sein und diese alten Geister loswerden, weiß aber nicht wie.
Ich denke auch, dass eine Therapie der nächste Schritt sein könnte. Leider habe ich aber auch einige Berichte gelesen, in denen die Betroffenen schreiben, dass der Therapeut ihnen nichts neues gesagt habe, denn sie wüssten ja was falsch läuft. Nur finden sie den Ausweg aus der Situation nicht. Ob das stimmt oder ob das schlechte Therapeuten waren, weiß ich natürlich auch nicht. Eine Erfolgsgeschichte über eine Therapie in so einer Situation konnte ich bisher online noch nicht finden. Ich würde mich freuen, wenn hier jemand vielleicht Erfahrungen teilen kann!
Das Internet (und auch seriöse Zeitungen/Zeitschriften) ist übrigens voll von ähnlichen Jugendliebe-Geschichten, ich war baff erstaunt darüber. Lösungen werden aber abgeshen von einer Aussprache/Konfrontation mit der Realität nicht gegeben. Er scheint zumindest bei weitem kein Einzelfall zu sein, in Amerika gibt es inzwischen eine ganze Rekindling-Industrie.
Hier im Forum haben schon einige Leute darüber geschrieben, dass sie eine große Liebe haben/hatten und nie vergessen können. Manche haben es vielleicht inzwischen geschafft, darüber hinweg zu kommen. Vielleicht findet sich jemand, der diese Sicht der Dinge beschreiben kann. Was hätte euch geholfen? Man findet naturgemäß viel mehr Berichte von Verlassenen als von Verlassenden. Ich habe auch davon gelesen, dass ein Treffen mit der realen Person das Traumbild bei vielen platzen lies und sie dadurch von ihrem Fluch befreit wurden. Meine Sorge ist einfach, dass es nach hinten losgeht und die Gefühle noch mehr anfacht. Hat hier vielleicht jemand Erfahrungen? Ich hätte kein Problem, meinen Mann zu so einem Treffen mitzunehmen, bin mir aber ziemlich sicher, er fände es komisch. Ich werde ihn fragen, aber vermutlich bekomme ich ein Grinsen, ein Kopfschütteln und ein Mach das mal lieber alleine zurück
Ich freue mich über weitere Antworten und Anregungen!