Zitat von Hansl: Ich persönlich beziehe mich nun aber ausschließlich auf Menschen, die im Umgang mit ihrer selbst, dem eigenen Wertesystem positiv, sinnvoll und offen sicher sind.
Ist zwar nicht klar ersichtlich, was genau Du sagen willst, aber jedenfalls geht es doch gar nicht darum, welches Wertesystem jemand für sich selber hat, sondern welche Auswirkungen dieses (fest verankerte und verwurzelte) Wertesystem für andere, insbesondere natürlich die am nächsten Stehenden hat.
Anders gesagt, als Beispiel: Lebst Du mit einer Frau zusammen und die geht dann irgendwann mal fremd - wirft sie dann Dein Wertesystem aus Deinem Leben oder nimmt es das gelassen hin oder jubelt es gar und ist stolz auf sich?
Oder: Hast Du Kinder, die meinetwegen kffen - dreht Dein Wertesystem dann durch oder lächelt es?
Wenn Du mit Deinem Wertesystem auf einer einsamen Insel sitzt und damit nicht die Kreise anderer störst, so spielt es keine Rolle, welche Werte in welcher Mächtigkeit sich in diesem System zusammengerottet haben.
Aber ich möchte Dir dennoch sagen: Ohne Wertesystem lebt es sich bei weitem besser. Und auch viel interessanter und lebendiger. So ganz uneingesargt.
Zitat von Hansl: Es gibt glücklicherweise Paare, die zufrieden und ohne große Einschläge gemeinsam unter Berücksichtigung beidseitiger Wertevorstellung leben.
Ja, natürlich wird es auch die geben. Wobei Zufriedenheit halt das Glück der Bescheidenheit ist.
Aber noch mehr Paare gibt es wohl, bei denen die Fetzen fliegen, die Luft raus ist, die Fassadenkunst zum Zentrum ihres Paardaseins geworden ist.
Ebenso gibt es Paare, die sich freien Lauf lassen.
Also was beweist das alles? Vielleicht dass einem nicht nur das Hanslsche Wertesystem ein halbwegs geglücktes Leben einbringen kann? Oder dass einem das Hanslsche Wertesystem unter Umständen gehörig auf den Kopf fallen kann?
Zitat von Hansl: Ich versuche und lebe in der Realität
Na wo meinst Du denn, dass ich lebe?
Offenbar gibt es halt sehr verschiedene Realitäten.
Zitat von Hansl: Ich persönlich finde dies vermessen, denn natürlich halte ich es für wenig realistisch hier eine gültige Norm vorauszusetzen.
Ich finde es zwar nicht vermessen, aber vollkommen unverständlich.
Wo ist denn hier der Zusammenhang zu dem, was Du hier von mir zitiert hast?
Ich habe nicht von Normen geredet, auch nicht philosophiert oder theoretisiert, sondern gesagt, dass ich bezweifle, dass es freie Entscheidungen gibt (und was wäre hier auch frei: der Verstand, der Wille, der linke oder rechte Frontallappen, das Ich, das Selbst, das Über-Ich?). Welche Freiheit der Entscheidung und des Willens sollte ein überwiegend gefühls- und instinktbestimmtes Lebewesen auch haben? Das in der überwiegenden Mehrzahl noch dazu ein Herdenwesen ist?
Und meinst Du tatsächlich, diese Freiheit zu haben, so stelle einfach mal Dein Wertesystem auf den Kopf. Dann wirst Du gleich sehen, wie frei Du bist und wie wunderbar das klappt. (Zudem entdeckst Du dann die Quelle, die Du von mir einforderst (und die übrigens ganz einfach das Leben ist), in einem Aufwaschen in Dir selbst - gerade das nennt man eben Praxis.)
Zitat von Hansl: Und diese Frau liebe ich vermutlich zutiefst. Und dies für mich, dies ist mein Trip, aus dem ich lernen musste, lerne und noch viel lernen werden muss.
Na immerhin vermutlich.
Man kann nur hoffen, für Deine geliebte Frau vor allem, dass Du mit Deiner Vermutung auch richtig liegst.
Würde mich eine Frau vermutlich tief lieben, dann würde ich sie vermutlich tief verlassen.
Zitat von Hansl: Liebe ist auch eine Entscheidung.
Wenn Du das meinst, sogar das!, dann wirst Du der Liebe und ihrem Wesen erst noch begegnen müssen.
Zitat von Hansl: Und niemand hat das Recht dazu, über meine Gefühle und Werte zu richten.
Das wird ja auch niemand tun.
Zumindest, solange er davon nicht unmittelbar betroffen ist.
Zitat von Hansl: Warum fühlst Du Dich angesprochen?
Na wenn jemand mit mir redet, dann fühle ich mich auch angesprochen. Gar so unnatürlich kommt mir das nicht vor.
Ich spreche ja auch Dich an und nicht vielleicht die Gretl im Hasenstall.
Zitat von Hansl: Es wäre anmessend, Deine Gedanken und Gefühle, Dich als Person zu reglementieren, in Frage zu stellen.
Anmessend wäre es, falls Du Schneider wärst. Sonst höchstens anmaßend.
Und jedenfalls aussichtlos. Mich reglementieren zu lassen, käme mir gar nicht in den Sinn. In Frage stellen hingegen kann jeder, wie es ihm beliebt.
Zitat von Hansl: Kannst Du lieben?
Aufrichtig?
Das darf ich zumindest vermuten.
An meiner Liebe (bzw. dem Mangel daran) ist jedenfalls noch keine meiner ernsthaften Beziehungen gescheitert.
Zitat von Hansl: Hattest Du je das Gefühl, den Mut sich versuchen zu erkennen, diese Liebe ist echt? Mehr und anders als bisher erfahren?
Irgendeinen Mut habe ich dazu nie gebraucht. Bei mir fließen die Dinge ganz von selber. Und flössen sie nicht, würde auch kein Mut etwas daran ändern.
Zitat von Hansl: Oder sezierst Du jegliches Gefühl, jegliche Sicherheit im vermutlichen Fühlen gegenüber einer Frau?
Immer auf der Suche nach Illusion, Fehler usw?
Wat?
Verwechselst Du mich da oder meinst wieder jemand ganz anderen? Oder ist Dir da ein Gedankengang völlig entglitten und abgeirrt?
Ich seziere und analysiere gar nichts und suche auch nicht nach Fehlern. Ich lebe einfach, auch in der Liebe, und lasse leben. Das ist alles. Das Leben hat - wie die Liebe - seine Witterungen. Und allein mit diesen wechselhaften Witterungen muss man eben zurechtkommen. Auch eine Liebes-Meteorologie ersetzt nicht Regenmantel und Blitzableiter (oder meinetwegen auch den Herrgottswinkel).
Zitat von Hansl: Oder hast Du Dich jemals für einen Mensch entschieden, dies dann versuchst auch verantwortungsvoll zu leben, umzusetzen?
Ob ich mich je für einen Menschen entschieden und dann versucht habe, das auch zu leben, verantwortungsvoll?
Also da ich Entscheidungen für eine Illusion halte, kann ich nicht sagen, ich hätte mich je entschieden. Ich treibe mich ja nicht auf menschlichen Märkten herum und greife mir dann entschieden irgendeine Frau heraus. Sondern ich lasse mich einfach hineinfallen, ich lasse die Dinge geschehen - und dann geschehen sie ohnehin von selber. Fahren sie mit einem in den Himmel hinauf oder in die Hölle hinab.
Zitat von Hansl: Sehr schön, genau diese Summe der Erfahrungen, eigenen Erfahrungen, aber auch extern erworbenen kann in Einfachheit als Ergebnis für einen Gültigkeit erlangen.
Ich liebe einen Menschen, ich persönlich vermute dies.
Was man dann daraus macht, ob glücklich oder unglücklich obliegt einem selbst.
Ich bin über das Vermuten halt schon hinaus. Wenn ich eine Frau liebe, dann weiß ich das durchaus. Nicht mit dem Kopf natürlich, sondern mit dem Herzen.
Dass es einem selbst obliegt, was daraus dann wird, das erscheint mir wiederum als eine Illusion ersten Grades, der es einfach an der nötigen Erfahrung und Reallebensorientierung fehlt. Stimmte das, so müssten sich die Leute ja massenhaft fortwährend ein Bein nach dem anderen stellen. Aber vielleicht tun sie das ja und sind in Wahrheit noch viel verkorkster als ich ohnehin schon annehme.