Ist Trennung eine Lösung,wenn man nicht verzeihen kann?

Guten Abend,

Ich bin verheiratet und spiele schon seit langem mit dem Gedanken mich zu trennen, weil ich meinem Mann viele Sachen nicht verzeihen kann. Z.b.

- Als wir uns vor 23 Jahren kennenlernten hat er mir verschwiegen, dass er verheiratet war. Wir waren bereits 7 Monate zusammen, als er mir mitteilte, dass er in Trennung lebt und noch nicht geschieden sei.

Ich war so verletzt und schockiert, dass ich mich damals sofort trennte. Wir kamen dann doch zusammen, nachdem er sehr lange um mich gekämpft und mir bestätigt hat, dass er ausgezogen ist.

- Irgendwann zogen wir zusammen. Als seine Ex es mitbekam, hatte sie angefangen, um ihn zu kämpfen. Er rief mich von der Arbeit an und sagte mir, dass er Schuldgefühle ihr gegenüber hat und doch zurück zu ihr möchte. Ich habe ihm viel Glück gewünscht und aufgelegt.

Am Abend kam er dann doch zu mir und hat sich bei mir weinend entschuldigt. Ab diesem Tag hat er nie wieder Kontakt zu ihr gehabt, bis auf beim Gericht zum Scheidungstermin

- Später, nachdem wir geheiratet und ich schwanger war, hat mir seine Schwester erzählt, dass mein Mann, bis er mich kennenlernte gar nicht in Trennung war und ganz normal mit seiner Ex gelebt hat.

Das heißt, ich war seine Affäre! Diese Tatsache konnte ich ihm NIE verzeihen. Wenn ich etwas verabscheue, ist es eine Affäre zu sein.

Daraufhin habe ich ihn rausgeschmissen. Wieder kämpfte er lange um mich und ich habe ihn aufgenommen, weil ich hochschwanger war und niemanden an meiner Seite hatte.

Das sind einige wenige Beispiele.

Mein Mann ist im allgemeinen sehr widersprüchlich in seiner Handlungen. Einerseits zeigt er, dass er mich sehr liebt und andererseits verletzt er mich sehr.

Ich bin extrem verzweifelt und zweifele an meiner Wahrnehmung.

Ich wollte einfach nur einige Meinungen oder ähnliche Erfahrungen, um mich zu sammeln. Bis jetzt habe ich mich nicht getraut mit Freunden darüber zu sprechen, weil ich mich dafür schäme, eine Affäre gewesen zu sein. Von meiner Seite kennt niemand diese Geschichte.

Liebe Grüße

Hallo, bezieht sich das alles auf die Vergangenheit vor 23 Jahren, oder ist aktuell auch etwas vorgefallen?

Dass du dich schämst mal eine Affäre gewesen zu sein, hätte ich an deiner Stelle nicht. Du wusstest in dem Moment ja nicht, dass du eine Affäre warst.

Ich bin Betrogene und habe manchmal auch mit Scham noch zu kämpfen. Das liegt aber vorallem daran, weil ich Selbstzweifel habe.

Ich finde, dass wir uns nicht schämen müssen. Wir waren auch unwissend in der Situation. Es muss dir auch egal werden, was andere von dir denken. Den anderen macht man es sowieso nicht Recht.

Um auf deine Eingangsfrage direkt zu antworten: Ja, wenn man nicht verzeihen kann, dann ist Trennung eine Lösung.

Mich würde aber auch interessieren, warum das jetzt Thema für dich ist und nicht vorher?

da fehlt vieles an Informationen...
ganz generell würde ich sagen: Nein. eine Trennung ist nicht die Lösung dafür, dass man nicht verzeihen kann. Sie kann Deine Rettung sein, oder Deine Rache, aber nicht die Lösung.
zu gelingender Beziehung braucht es mE nach die Bereitschaft wirklich zu vergeben ebenso wie die echte Bereitschaft um Verzeihung zu bitten, und beides braucht das ehrliche Interesse beider aneinander und füreinander.
Aber, und das sehe ich auch und respektiere es: andere sehen das komplett anders.

Zitat von Aurelin:

da fehlt vieles an Informationen...

Ja.

Und es klingt ebenfalls wie hochemotionales Drama.

Ja, Trennung ist definitiv eine Lösung wenn man nicht verzeihen kann. Hätte mir viel Leid erspart, hätte ich es getan.

@Dienstag Kannst du dir selbst verzeihen, das Ganze so lang mitgetragen zu haben?

Zitat von Dienstag:

Mein Mann ist im allgemeinen sehr widersprüchlich in seiner Handlungen. Einerseits zeigt er, dass er mich sehr liebt und andererseits verletzt er mich sehr.

Wie schaut euer Hier und Heute aus, wie lebt ihr, wie liebt ihr, lacht ihr zusammen, liebst du deinen Mann oder suchst du einen Erlauber, um dich trennen zu dürfen?

Hast du dir mal überlegt das ganze gemeinsam in einer Paartherapie aufzuarbeiten?

Zu deiner Frage: Ja, wenn dir ein verzeihen und loslassen der Vergangenheit nicht möglich ist, dann erachte ich eine Trennung durchaus für sinnvoll.

Natürlich ist es nicht okay von deinem Mann dir diese essenziellen Infos verschwiegen zu haben. Du hast deine Konsequenzen zwar jedes Mal zum Schein gezogen, aber wirklich durchgezogen hast du sie dann doch nicht. Zurück genommen hast du ihn dann doch jedes Mal.
Du schreibst dein Mann verhält sich allgemein sehr widersprüchlich, auf der einen Seite zeigt er, dass er dich sehr liebt und auf der anderen Seite verletzt er dich. Ganz ehrlich das machst du aber auch. Du setzt ihn vor die Tür und nimmst ihn wieder auf, du verzeihst ihm nicht und führst trotzdem eine Beziehung mit ihm. Ebenfalls sehr widersprüchlich.
Du musst dich nicht dafür schämen die Affäre gewesen zu sein, weil du von deiner Position in dem Dreieck gar nichts wusstest. Es war nicht deine bewusste Entscheidung aktiver Teil einer Affäre zu sein. Daher lass das mit den Selbstvorwürfen.
Bevor ihr euch trennt, könnt ihr dem ganzen auch eine Chance zur Aufarbeitung geben und vlt. besteht auch die Möglichkeit sein anscheinend immer noch vorhandenes widersprüchliches Verhalten aufzuklären.

Falls du bzw. ihr gemeinsam keine Zeit in einer Aufarbeitung investieren wollt und es dir nicht möglich ist die Vergangenheit loszulassen, dann löse dich. Das fühlt sich total negativ an beim Lesen, als ob dich das emotional immer noch extrem mitnimmt und für dein Glück im Hier und Jetzt total blockiert. Das wäre für euch beide, aber vor allem für dich sehr schade.

Ich kann dir mal eine Geschichte erzählen:

Eine Dame, die mir seeehr gut bekannt ist, wurde nicht müde schlechte Geschichten über ihren Herrn Gemahl zu denken und auch mal zu erzählen. Einige Dinge, die vor der Eheschließung vorgefallen waren.
Tja, dann war die Ehe unglücklich und ihr ganzes Leben nicht sonderlich freudvoll.
Einer musste ja nun Schuld haben. Selber hatte man da auf keinen Fall Aktien drin. Sollte man sich trennen? Reine Gedankenspiele. Heute ist die Dame schwer krank und der unmögliche Mensch darf sich kümmern.

Könnte das auch deine Geschichte sein oder werden?


Vergiss die Affärenstory, die Geschichte deiner Beziehung / Ehe hat mehr mit dir zu tun als du wahr haben willst. Es ist immer leichter einen Buhmann vor den Kadi zu zerren.
Wenn es denn alles so unaushaltbar war und ist, warum über 2 Jahrzehnte durchhalten? Ach ja, wegen der Kinder... die hat nur nie jemand gefragt, ob sie das Schauspiel sehen wollten.

Trenn dich oder bekomme mal andere Blickwinkel. Lass dich coachen, wenn das allein nicht geht.

Good luck!

Zitat von Dienstag:

vor 23 Jahren

Zitat von Dienstag:

Ich bin extrem verzweifelt und zweifele an meiner Wahrnehmung.

Warum jetzt?

Zitat von Dienstag:

Mein Mann ist im allgemeinen sehr widersprüchlich in seiner Handlungen.

Das trifft auch auf Dich zu:

Du hast Dich mehrfach getrennt.
Dafür hattest Du auch gute Gründe.

Aber jedes Mal hast Du Dich wieder von ihm einlullen lassen, statt klare Kante zu zeigen.
Das ist Deine Verantwortung für Dich selbst, die kannst und solltest Du nicht an ihn abgeben.

Die von Dir genannten Ereignisse liegen viele Jahre zurück. Wenn Du das immer noch nicht verarbeitet hast, ist das zunächst mal Dein Problem. Was konkret soll er denn jetzt noch tun? Er kann doch nicht zurückreisen und seine Vergangenheit ändern. Was also erwartest Du Dir von ihm, hm?

IMO steckt hinter Deiner Kränkung noch weitaus mehr, als Dir womöglich bewußt ist. An Deiner Stelle würde ich mir ein paar gute Gespräche beim Therapeuten gönnen. Vielleicht hilft Dir das schon. Ich meine das vollkommen ernst und gut mit Dir.

Zitat von Dienstag:

Mein Mann ist im allgemeinen sehr widersprüchlich in seiner Handlungen.

Nicht nur er

Zitat von Alduin:

Die Kinder sind jetzt aus dem Haus und damit auch der Kitt, der bisher deine Ehe stabilisiert hat

Könnte sein.
Oder haben Deine Eheprobleme vielleicht auch
etwas mit Deiner Diversität zu tun @Dienstag ?