Hallo zusammen :)
Hinrich, wir kennen uns aus dem Thread Sie hat sich getrennt: ich will mich verabschieden Ich antworte Dir hier weil ich sonst Tobias Thread sprenge.
Ich habe Deine Beiträge gelesen und um ehrlich zu sein, empfinde ich sie als ein wenig abstrakt (wahrscheinlich weil sie aus Deinen Erfahrungen rühren und die teile ich nicht mit Dir). Du schreibst, was es Deiner Meinung nach für eine Beziehung braucht und ich stimme Dir in allen Punkten zu. Aber wenn diese Dinge, von denen Du schreibst, erfüllt sind, so ist noch nicht unbedingt die Liebe da :wink: oder?
Dieser Satz von Dir hat es mir angetan :)
Zitat:Wir sollten uns Menschen suchen, die ein Bedürfnis nach Liebe haben, aber keine Bedürftigen sind.
wunderschön!
Und ich frage mich, wie bedürftig ich bin. Aufjedenfall sehr viel weniger bedürftig als ich es einmal war. Wie sieht es bei Dir aus? Und was sagt es über einen Menschen aus, wenn er einen Bedürftigen liebt?
Ob Helmut und Loki sich geliebt haben? Ich weiß es nicht. Wie kommst Du darauf? Weil sie sehr lang zusammen waren? Ich kenne ihre Liebesgeschichte nicht. Kennst Du sie?
Liebe ist für mich zu allererst, das Wesen des anderen zutiefst zu lieben (ob man mit diesem Menschen zusammen ist oder nicht). Wenn ein anderer Mensch uns schon allein aufgrund seiner Art zu sein, so viel gibt, dann stellen wir meiner Meinung nach auch nicht so viele Forderungen; wir sind glücklich, weil es den anderen gibt :) So habe ich es jedenfalls erlebt. Ja und dann passiert das, was Alena-52 schreibt- dann wollen wir (Liebe) geben und fühlen uns glücklich in diesem Geben.
Über Alena-52 Liebesbild habe ich schon oft nachgedacht...Hallo Alena übrigens :D
Es steckt viel Wahres drin aber für mich stecken in diesem Liebesbild genau so Illusionen wie in diesem romantischen Liebesbild von dem Du Alena schreibst. Denn wenn es uns einzig darum ginge, zu geben und auf der anderen Seite nichts zu erwarten, ja dann gäbe es keine Eifersucht, keinen Exklusivitätsanspruch (Treue etc.). Tatsächlich aber gibt es beises zur genüge 8) Aber ich denke, im Idealfall, ist man einander eifach einzig und dann braucht es auch keine Liebskontrollen :D
Alena Du hast an anderer Stelle mal geschrieben, Du kennst das Gefühl der Eifersucht nicht. Das mag sein aber ich persönlich halte Eifersucht (bis zu einem gewissen Grad) für absolut normal und auch nicht gesundheitsschädigend :wink: . Ich glaube wie Alena, dass man in jeder Beziehung wachsen kann, sich selbst kennenlernen kann und ja, lernen kann, richtig zu lieben, heißt, immer weniger sein Ego ins Zentrum zu stellen etc. Man kann sich selbst so nah kommen, so zufrieden mit sich selbst sein, dass beispielsweise die Verlustängste verschwindend gering werden...Aber um ehrlich zu sein....m.E. kann ein Mensch so reif sein, wie er will, er kann so intensiv lieben wie er will...., nie wird es eine Liebe geben, die völlig schmerzfrei ist. Seit Jahrhunderten und Jahrtausenden suchen wir Menschen nach einer Lösung für die Probleme, die uns die Liebe auferlegt und ich denke, man kann dem sehr nahe kommen aber nie ganz denn es gibt keine Lösung. Zur menschlichen Existenz gehören auch Schmerzen, auch Eifersucht, Zweifel usw.
Was denkt ihr darüber?
Ich kenne einige Menschen, die ähnlich wie Alena über die Liebe denken...und auch wenn in dieser Art zu Denken viele kleine verstreute :wink: Wahrheiten stecken, so meine ich darin immer den Wunsch nach dieser völligen Schmerzfreiheit zu sehen. Und daran glaube ich nicht.
Steckt darin nicht auch die Annahme, dass der Mensch ausschließlich ein gutes, wohlwollendes, liebendes Wesen ist? Ja, das sind wir meiner Meinung nach...auch :wink: aber nicht nur.
Wie wäre (unter Alena-Prämissen :D ) dann ein gemeinsamer Alltag möglich? Ein Zusammenleben (mit Kindern) ohne Erwartungen, ohne Verlässlichkeit...? Oder verstehe ich etwas falsch? :D
Ich las einen Text über die Liebe, der mir sehr missfiel weil er meinem Liebesbild widerspricht aber ich vergaß ihn nie vielleicht weil für mich ein Fünkchen (hoffentlich keine Flamme :D ) Wahrheit drin steckt. Ich zitiere hier bewusst so einen desillusionierenden Text, habe auch viele illusionierende auf Lager :mrgreen: aber mich interessiert, was ihr darüber denkt.
Ein Professor der Philosophie schreibt über die Liebe:
Machen wir uns nichts vor: Wer liebt, will Macht. Liebe bedeutet keineswegs, wie manche Leute gutgläubig meinen, einen bewussten Verzicht auf Macht. Ganz im Gegenteil! Schauen wir auf unsere Ideen und Projekte. Wenn sie uns am Herzen liegen, wenn wir sie lieben, wollen wir sie verwirklichen und durchsetzen. Natürlich spricht man euphemistisch davon, dass man Verantwortung übernehmen oder gestalten will. Im Kern aber geht es um Macht. Und die braucht man, sonst bleiben Ideen und Projekte Hirngespinste.
Auch wer einen Menschen liebt, will Macht über ihn. Dass man diesen Zusammenhang nicht wahrnehmen möchte, liegt daran, dass Macht in der öffentlichen Diskussion negativ besetzt ist. Ist von Macht die Rede, dann stets im Kontext von Konkurrenz, Gewalt, Zwang und Willkür. Am Ende gibt es Gewinner und Verlierer. Und weil es wenig schmeichelhaft ist, sich eingestehen zu müssen, dass man Herrschaft ausüben möchte, verdrängt man den Willen zur Machtausübung gerne. Der Liebende gaukelt sich vor, keine Macht über den oder die geliebten Menschen haben zu wollen. Welch ein Irrtum! Mit problematischen Konsequenzen: man nimmt die Aufgabe, Vorbild für andere zu sein, nicht an, bestreitet die Verantwortung für den Partner oder die anvertrauten Mitarbeiter. Man akzeptiert, wenn man Kinder hat, die Elternrolle nicht, will ihr bester Freund oder ihre beste Freundin sein. Alles zum schaden der Kinder, Mitarbeiter, Partner.
Dabei muss Macht nicht Gewaltherrschaft sein. Ob Macht gut oder schlecht ist, hängt davon ab, wofür und mit welchen Mitteln sie eingesetzt wird. Die effektivste Art der Machtausübung besteht darin, den anderen Menschen dazu zu bringen, zu denken und für richtig zu halten, was ich selbst denke und für richtig halte. Und wer wünscht sich das nicht.
Wem es gelingt, Weltbild und Grundorientierung eines anderen zu beeinflussen, übt maximale Macht aus. Selbst- oder gerade- unsere tiefsten menschlichen Beziehungen sind deshalb durch den Willen zur Macht bestimmt. Am deutlichsten wird die Machtausübung wohl in der Beziehung von Eltern zu ihren Kindern. Sie führt zu gewaltigen und existenziellen Machtkämpfen im Privaten, gegen die alle Machtspiele in der Öffentlichkeit harmlos sind: Auf welche Schule gehen meine Kinder? Wen heiratet der Sohn? Welchen Beruf ergreift die Tochter? Wo und wie leben die eigenen Kinder? Wie erziehen sie die Enkel? Die Liebe zwingt den Menschen geradezu dazu, ihren Kindern den eigenen Blick auf die Welt und das Leben mitgeben zu wollen. Sie sollen sich die Überzeugungen und Werte der Eltern zu eigen machen. Ebenso in tiefen persönlichen Freundschaften und Liebesbeziehungen: Wenn ich jemanden liebe, will ich, dass er oder sie die Welt sieht wie ich. Lieben bedeutet, der andere soll den Blick, mit dem ich ihn betrachte, zu seinem eigenen Blick machen, meine Interpretation des Lebens akzeptieren. Wenn er vor Schwierigkeiten steht, soll er den Weg gehen, den ich für richtig halte. So etwas ist nie einfach nur gut gemeint. So etwas ist Machtausübung.
Was wäre Liebe ohne Macht? Die völlige Freiheit des anderen zu wollen?
Ich kenne nur wenige Menschen, die das wirklich können. Und ganz ehrlich: Gehören Sie dazu?
Diskussion eröffnet :mrgreen:
p.s. ich halte Liebe für möglich. Ich glaube sogar an die tiefe Liebe. :herz: