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Ist fremdgehen heute Trend?

A
Naja, da es mehr Menschen gibt, die irgendwann mal fremdgegangen sind als Menschen, die nie fremdgehen, kann man durchaus von einem Norm-Wert sprechen. Dh aber nicht, dass alle es tun. Die Statikstik sagt glaube ich 70:30. Genauso wenig wie alle Frauen einen Kinderwunsch haben, beispielsweise. Btw, muss ich noch lange nicht das machen, was andere machen. Ich gestalte mein Leben selbstbestimmt.

Wenn mich mein Partner betrügen würde? Ich mache mir zu Anfang einer Beziehung immer folgendes aus:

Wenn dir mal was in dieser Hinsicht passieren würde, dann möchte ich es nicht wissen. Ich möchte auch nicht, dass es alle anderen wissen - und ich als Depp dastehe. Und nimm ein Kond., ich möchte nicht wegen sowas drauf gehen.

Wenn ich es dennoch (zufällig) erfahren sollte, hängt es davon ab, ob es ein Seitensprung war oder Gefühle mit im Spiel sind. Ist es ein Seitensprung, sehe ich es persönlich nicht als Wahnsinns-Katastrophe, wenn die Beziehung ansonsten in Ordnung ist.
Dann gehts nur um meine persönliche verletzte Eitelkeit - und damit kann man umgehen. Das hängt aber von der Dauer der Beziehung ab. Betrügt mich ein Partner bereits nach kurzer Beziehung, dann bin ich entweder nicht besonders prickelnd für ihn oder er ist ein notorischer Fremdgeher. Auf beides hätte ich keine Lust.

Sind ernsthafte Gefühle für einen anderen im Spiel muss man überlegen, warum es soweit kommen konnte und unter welchen Parametern beide Seiten eine Beziehung fortsetzen können, wenn sie wollen. Das muss man aus der jeweiligen Lebenskonstruktion entscheiden. Ob eine offene Beziehung für einen in Frage kommt zB. Ob man vielleicht ohnehin mehr Eltern und Freunde ist als innerhalb einer Liebesbeziehung. Wenn allerdings der andere jemand dritten definitiv mehr liebt als mich, dann wärs für mich keine Frage: Dann wär ich zu sehr in meiner Eitelkeit gestört. Dann kann man vielleicht - wenn man Haus und Kind hat - eine WG andenken, wobei wohl eine Scheidung die sauberste Lösung für alle Beteiligten wäre. Wenn ich jemanden wirklich geliebt habe, dann findet man eine saubere Lösung, entweder verzeiht man komplett, findet eine andere Art der Co-Existenz oder trennt sich in Güte.

Das Monopol am Körper eines anderes allein ist für mich aber kein Gradmesser für Liebe. Liebe hat viele Gesichter. Auch treue Menschen können scheußliche Partner sein.

14.06.2015 16:20 • x 1 #91


S
Ok DAS ist was anderes. Ja ein Ausrutscher könnte ich verzeihen...
Ich frage mich nur immer ; gibt es auch viele Dauerfremdgeher?

14.06.2015 16:25 • #92


A


Ist fremdgehen heute Trend?

x 3


Träumchen
Das ist, finde ich auch ein Unterschied, ob Ausrutscher oder Dauervorkomniss.
Ich denke, es kam schon immer vor, nur wird heute wohl mehr darüber geredet.
Letztendlich müssen die Wertevorstellungen beider Partner zusammen passen.
Und wenn es mal passiert...Klappe halten und erstmal reflektieren und gucken, was da los war. Das kann mehr kaputt machen, als es nützt. Zur Not kann man ja dann mit dem Partner sprechen, ohne unbedingt den Ausrutscher zu gestehen, wenn deutlich wird, dass man unzufrieden in der Beziehung war und eine Lösung finden.
Ich würde es z.B. nicht wissen wollen, und auch nicht im Nachhinein von irgendwoher irgendetwas erfahren.
Wenn mein Partner aber dauernd woanders unterwegs ist, das wäre dann nichts mehr für mich. Gar nicht.

14.06.2015 17:06 • #93


A
Ich trau mich da keine Schätzung abzugeben, aber ich kenn relativ viele in meinem Bekanntenkreis. Zumindest unter den Älteren, so die Kategorie 45-70, die also schon wirklich auf lange Beziehungen zurückblicken können. Weil ich offen und ehrlich mit den Menschen spreche und sie nicht verurteile, sind sie dann auch offen und ehrlich zu mir. Wobei die meisten davon aus wirklich lahmen Beziehungen ausgebrochen sind, in denen es über Jahre kaum Gemeinsames gab. Die wenigsten gehen ja in der Verliebtheitsphase fremd oder wenn sie glücklich sind. Wenn, dann gehts denen ums Ego oder pure Lustbefriedigung, aber solche sind deutlich seltener anzutreffen.

Wenn eine Beziehung über Jahre nur mehr dahintümpelt, dann schaut es anders aus. Was ich auch durchaus verstehe. Dann ist fremdgehen ein Symptom für eine erkrankte Beziehung, aber hat nicht selbst die Beziehung erkrankt. Da gehts dann auch nicht nur um S6 pur oder Bestätigung, sondern der/die Betreffende sucht auch Nähe, eine Art von Geborgenheit, verstanden, auch begehrt zu werden, die er in der Beziehung nicht mehr (ausreichend) findet. Man sieht ja viele Paare in Cafés, die sich absolut nichts mehr zu sagen haben. Solche Menschen sind in ihrer Beziehung einsam. Da ist das Problem dann aber nicht das Exklusivrecht am Körper des anderen, sondern da liegen die eigentlichen Schwierigkeiten ganz wo anders. Und das gibts leider sehr häufig.

Dann gibts natürlich noch die Kategorie, die sich an sich gut verstehen, aber in der aus einer Liebesbeziehung eine reine Freundschaft geworden ist. Da mag dem einen gar nichts abgehen, er findet das durchaus bequem, der andere aber wünscht sich Leidenschaft. Auch das erzeugt eine Dysharmonie, die dann in einem Ausbruch enden kann. Denn was alle gern vergessen oder nicht wahrhaben wollen: Die eigenen Gefühle sind immer die wichtigsten. Ist ja auch klar, sind ja auch die eigenen, das sind die, die man fühlt. Ausschließlich. Gefühle und Wünsche zu verleugnen, spielts eben auch nicht ewig.
Wie gesagt, das Leben ist komplex und spielt mit so vielen unbekannten Variablen, dass es ganz schwierig ist, Prognosen über eine Partnerschaft zu treffen.

Man sollte die Liebe genießen, wenn sie da ist. Es ist gar nicht so relevant, ob sie ein Leben lang hält. Man muss und kann nicht alles bis in alle Ewigkeit verlängern. Nicht alles, was sich mal gut und richtig angefühlt hat, ist auf Dauer zu erhalten. Wichtig ist, dass man es erlebt hat, dass man weiß, wie es sich anfühlt, geliebt und begehrt zu werden.

14.06.2015 17:14 • x 1 #94


R
@Arnika
Deine Beiträge lese ich wirklich sehr gerne!

14.06.2015 17:19 • #95


F
@Arnika
Trotzdem finde ich, dass es keinen gerechtfertigten Grund gibt, fremd zu gehen. Fehlt etwas, fühlt man sich einsam oder sonstiges, muss man das ansprechen. Dafür hat man Mund, Stimme und Sprache - zum Reden! Was soll das für eine sinnvolle Beziehung sein, wenn man nicht miteinander reden kann?
Wenn man sich sowas antut, schießt man sich doch selbst ins Aus.

14.06.2015 17:23 • #96


A
@Rosi67: Danke schön

Zitat von FallingButterfly:
@Arnika
Trotzdem finde ich, dass es keinen gerechtfertigten Grund gibt, fremd zu gehen. Fehlt etwas, fühlt man sich einsam oder sonstiges, muss man das ansprechen. Dafür hat man Mund, Stimme und Sprache - zum Reden! Was soll das für eine sinnvolle Beziehung sein, wenn man nicht miteinander reden kann?
Wenn man sich sowas antut, schießt man sich doch selbst ins Aus.


Ach, was glaubst du, wie viele das probieren. Verbal als auch nonverbal. Wenn sich eine Frau zB besonders hübsch für ihren Mann macht und lecker kocht und er ignoriert sie weitestgehend und schaut nur das Fußballmatch. Oder wenn der Mann sich begehrlich an seine Frau schmiegt, aber immer wieder abgewiesen wird mit den Worten, man sei zu müde. Auch Gespräche werden gesucht, manchmal kommt es halt nicht beim anderen an, der hört nicht richtig zu, nimmt die Not oder die Wünsche des anderen nicht ernst. Und irgendwann resigniert man, trennt sich nicht aus Gewohnheit, wegen der Kinder, dem gemeinsamen Haus. Der Alltag hält Einzug, man findet sich ab - und aus dem Nichts begegnet man plötzlich einer Person, die einen flashed. Jede Begegnung löst Glücksgefühle aus. Man fühlt sich wieder lebendig. Und die Gefühle werden auch noch erwidert. Wer trennt sich denn da gleich? Kaum einer. Man genießt das Gefühl, versucht aber auch, es einzuordnen. Auch durch den anderen die bestehende Beziehung zu analysieren. Ist das nur ein kurzes Aufflackern von biologischen Prozessen, ist es Liebe? Was ist das? Man ist dann ja auch irgendwo verwirrt. Ehrlich, ich finde es menschlich.

Wenn Beziehungen einschlafen, dann ist das ein schleichender Prozess. Manchmal ist einem selbst gar nicht so klar, was einem fehlt, bis man plötzlich lang vergessene Gefühle wiederentdeckt. Weil man zu lang zB nur als Mama oder Papa funktioniert hat, aber nicht mehr als Liebende/r. Und dann plötzlich kommen Gefühle auf, gegen die Vernunft keine Chance hat. Gegen die man sich nicht wehren kann - oder will. Weil es zu schön ist. Es sich für sich selbst auch irgendwo richtig anfühlt. Weil es sich einfach gut anfühlt. Weil Verliebte eben auch nicht immer klar und moralisch denken können. Weil Verliebtheit einer Psychose ähnlich ist. Jeder, der mal richtig verliebt war, weiß das. Wie irre man dadurch eigentlich ist.

14.06.2015 17:57 • x 2 #97


F
@Arnika
Nur mal angenommen es gibt zu wenig S. dh. das Verlangen danach ist unausgeglichen. Man hat schon geredet, das geklärt und sich auch verstanden, die Not verstanden.
Bekommt man dann so schnell den Reiz mit einem/r anderen ins Bett zu gehen, obwohl man noch nicht mal weiß, ob er/sie die Erwartungen erfüllen wird bzw das, was fehlt ersetzen kann?
Also ich kann mir das null vorstellen und so Personen auch nicht verstehen, weil ich auch einfach überhaupt nicht so bin. Es gibt nur 3 Möglichkeiten in meinen Augen:
1.Man arrangiert sich, bzw passt sich aneinander an, wenn man damit klar kommt
2. oder wenn nicht: man trennt sich.
3. Das optimale, was passieren kann ist natürlich, dass sich beide entgegenkommen.

Ich bringe hier nur meine Sichtweise, meine Art zum Ausdruck.

14.06.2015 18:07 • #98


G
Wenn man zuhause nicht (mehr) das bekommt was man möchte, dann sollte man sich VOR dem Fremdgehen trennen. Wer fremdgeht räumt sich selbst diese Freiheit ein, verwehrt dem Betrogenen aber die Möglichkeit SELBST zu bestimmen, ob er es toleriert, sich trennt oder ebenfalls *beep*. Er bevormundet den Betrogenen und nimmt ihm die Chance auf Selbstbestimmung ... zumindest solange bis es auffliegt.

Erwachsene Menschen sollten sich doch soweit im Griff haben, dass man nicht von jetzt auf gleich übereinander herfallen muss. Das ganze hat natürlich auch etwas mit Empathie zu tun, was leider für immer mehr Menschen ein Fremdwort zu sein scheint.

14.06.2015 18:24 • x 1 #99


J
Es ist sicher kein trend. Aber verbindlichkeit ist zur zeit nicht eben die coolste verhaltensweise. Vielleicht gehts uns zu gut, wer weiß.

Beim Fremd6 ist es für mich so, genieße ich es, blende den partner voll aus und das wiederkehrend, ist die partnerschaft beendet.
Eine liebe, die ich mir vorstelle, lässt das nicht zu.

14.06.2015 18:35 • #100


A
@FallingButterfly: Schwierige Frage. So schnell kommt der Reiz sicher nicht, aber irgendwann. Es kommt auch auf verschiedene Faktoren an. Ist man erst kurz zusammen oder hat sich das über Jahre eingeschlichen? Bei kurzen Beziehungen hofft man wahrscheinlich auf eine Phase oder will nicht wahrhaben, dass man auf s.uellem Gebiet einfach nicht zusammenpasst, wenn die Beziehung ansonsten glücklich ist.
Das säet aber trotzdem (unterbewusst) Zweifel. Oder Risse, in der ein anderer eindringen kann. Meist wird sich in so einem Fall aber eher getrennt.

Ist man lange zusammen, dann trennt man sich nicht so leicht. Man hat gemeinsam etwas aufgebaut, auch monetäre Faktoren spielen mit ein, schöne Erinnerungen, Verbundenheit, vielleicht Kinder, Gewohnheit, die Wohnsituation, der Status... Der Schritt, sich zu trennen, ist da gewaltiger - manchmal ein richtiger Gewaltakt. Da nimmt man nur mangelnde S. schon eher in Kauf. Zumindest, solange die Vernunft am Ruder sitzt.

Ich glaube, man unterschätzt aber romantisch verklärt schon auch, dass S6 (und die damit verbundene Fortpflanzung) ein Trieb ist, der eben - wie das Wort schon sagt - einen antreibt. Ob man das immer bewusst sieht oder spürt, darauf kommts gar nicht an. Natürlich ist der Mensch in der Lage, seine Triebe in Zaum zu halten. Aber ob er das immer will, das steht dann auf einem anderen Blatt. Mangelnde S6 wird als unbefriedigend empfunden, und wer will schon - auf welcher Ebene auch immer - ein unbefriedigendes Dasein führen. Und dazu gehört auch Punkt 3, zumindest in vielen Fällen: Auf einen Mitleidsf.ick ist kaum einer scharf auf die Dauer, man will Leidenschaft, das Gefühl, begehrt zu werden.

Noch etwas anderes ist es, wenn gar keine S6ualität mehr gelebt wird. Einer will, der andere aber nicht. Da stellt sich die Frage, wer egoistischer ist. Der, der irgendwann seine Bedürfnisse lebt - oder der, der dem anderen das Zölibat aufzwingt. Da könnten sich beide im Vorfeld zusammen setzen, der eine kriegt den Freifahrtsschein oder es bleibt nur eine Trennung. Tun aber auch viele nicht, werden nicht gehört, zaudern, große traurige Kinderaugen brechen einem das Herz, andere Gründe dafür habe ich im oben genannt.

Bei Punkt 1 blendest du aus, das dazu auch gehören kann, dass ein Seitensprung als die naheliegendste Problemlösung verstanden wird. Nicht jeder, der keinen oder kaum S6 will, und nicht jeder, der ein s6uell unbefriedigendes Dasein fristet, möchte gleich das Haus verkaufen und alleinerziehend werden bzw seine Familie verlieren.

Zitat:
Bekommt man dann so schnell den Reiz mit einem/r anderen ins Bett zu gehen, obwohl man noch nicht mal weiß, ob er/sie die Erwartungen erfüllen wird bzw das, was fehlt ersetzen kann?


Du lieferst dir den Grund für Affären selbst. Wie findet man den raus, wenn man es nicht weiß? Man testet es aus. Wenn das Gefühl des Unbills des Schicksals aufgrund einer unbefriedigenden Beziehung irgendwann so groß wird und sich die Gelegenheit bietet, dann testen eben viele andere Optionen. Oder gönnen sich zumindest einen kurzen Zeitraum der körperlichen Befriedigung. Auch verständlich irgendwo.

14.06.2015 18:54 • x 1 #101


M
@gaestin1406
das sehe ich genauso

nicht umsonst hört man fast nie,
dass eine affaire gut für die alte beziehung war...

14.06.2015 19:13 • #102


A
minna: das hab ich wiederum schon öfters gehört. nur: allgemein hört man es selten, weil das meist der fall ist, wenn die affäre nicht rauskam. die waren für den einen eine vitaminspritze, der wusste dann auch wieder, was er zuhause hat - und der andere wurde ja ohnehin nie verletzt und hat sich gefreut, weil sein partner agiler wurde. alles gibts.

14.06.2015 19:28 • x 1 #103


Blanca
Zitat von minna:
nicht umsonst hört man fast nie,
dass eine affaire gut für die alte beziehung war...

Es gibt beides: Affairen, die die Ehe subtil innerlich aushöhlen und Ehen, die ohne Nebenbeziehungen gar nicht mehr führbar wären, weil es sonst zu einer Implosion käme. Kommt auf die ganz spezifische Konstellation drauf an. Deshalb sollte man auch nicht zu schnell zu pauschal darüber urteilen.

14.06.2015 20:31 • #104


Blanca
Zitat von FallingButterfly:
Fehlt etwas, fühlt man sich einsam oder sonstiges, muss man das ansprechen. Dafür hat man Mund, Stimme und Sprache - zum Reden! Was soll das für eine sinnvolle Beziehung sein, wenn man nicht miteinander reden kann?

Manche Probleme lassen sich leider nicht wegreden, selbst wenn man sich noch so gern miteinander unterhält.

14.06.2015 20:33 • #105


A


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