Zitat von avallyn:Irgendwie versteh ich die Welt nicht mehr!
Fremdgegangen wurde schon immer. Allerdings wurde es bis in die 1990er Jahre noch gesellschaftlich deutlich mehr geächtet als heute, wo sogar offen für Seitensprungagenturen geworben werden darf.
Vor allem Frauen können damit inzwischen offener umgehen. Dank ihrer wirtschaftlichen Selbständigkeit haben Betrogene die Möglichkeit, sich scheiden zu lassen (statt jahrzehntelang eine Fassade aufrechterhalten und innerlich eingehen zu müssen). Kehrseite ist, daß mehr von ihnen sich trauen, auch selbst fremdzugehen.
Früher wurde der Begriff der Sittenwidrigkeit strenger ausgelegt. Heute wird zunehmend so getan, als sei der menschliche Körper eine Ware wie jede andere auch und S. ist eben nichts besonderes mehr - auch außerhalb der Ehe nicht. Dazu paßt, daß das horizontale Gewerbe nicht mehr als sittenwidrig gilt, auch wenn es nicht nur Fremdgänger bedient.
Bis heute ist es aber keineswegs so, als könnte man mal eben mit Partner(in) und Affaire im Arm zu einer Betriebsfeier gehen. Oder mal mit der Hauptbeziehung, mal mit der Affaire im Freundeskreis auftreten. Einige Leute werden das tolerieren, andere werden beginnen, sich von Dir zurückzuziehen - offen oder innerlich.
Was sich deutlich gebessert hat ist die öffentliche Haltung gegenüber unehelichen Kindern. Finde ich gut so, denn die können nichts dafür, daß sie u.a. dafür herhalten mußten, jemand aus seiner Ehe raus- und in die Beziehung mit der Affaire reinzupressen. Dafür sind echte Schwerenöter inzwischen wiederum abgebrüht genug, sich kurzerhand sterilisieren zu lassen, um vor solchen Überraschungen sicher zu sein. Oder sie tun sich halt bevorzugt mit Frauen Ende 40+ zusammen.
Ich halte die freie Entfaltung der Persönlichkeit für ein hohes Gut und auch nicht viel davon, daß der Staat sich in private Belange einmischt. Wünschen würde ich mir aber, daß Fremdgehen nicht auch noch beworben oder gar als Lifestyle propagiert wird. Da das rechtlich nicht durchsetzbar ist, nutze ich gegebenenfalls kurzerhand den Ausknopf. Im Freundeskreis gibt es glücklicherweise niemand, der sowas offen auslebt und auch noch damit rumprotzt. Im Kollegenkreis ab und zu leider schon, aber ich muß ja nicht mit jedem Kollegen privat befreundet sein und von Betriebsfeiern halte ich mich prinzipiell fern. (Ich möchte keine Bilder im Kopf haben, in denen KollegInnen sich betrunken daneben benehmen. Dafür bin ich zuviel mit ihnen zusammen.)
Es tut mir leid, daß Du so schlechte Erfahrungen gemacht hast. Nein, es sind nicht alle so, wirklich nicht. Nur leider redet über die braven Partner kaum einer. Scheinen wohl nicht mehr so interessant zu sein wie früher, als noch Romantik und große Gefühle angesagt waren und die Medien entsprechende Vorbilder präsentierten (von denen sich dann allerdings einige als Heuchler entpuppten, aber immerhin).
Bitte werd' nicht verbittert, Du würdest Dir selbst damit eine Menge Lebensfreude nehmen und das fände ich sehr schade - vor allem für Dich.