Ist fremdgehen heute Trend?

Moral ist kein festgemeißelter Zustand, sondern unterliegt Veränderungen. In der griechischen und römischen Antike war es für den Ehemann moralisch einwandfrei, fremd zu gehen. In Japan wurde es als unmoralisch angesehen, die Ehegattin mit S6 zu belästigen, der nicht der reinen Fortpflanzung diente. Auch Kindesaussetzungen mit Todesfolge wurden im alten Rom als moralisches Handeln angesehen. Soviel dazu.

Ich glaube, dass Liebe sehr viele Gesichter hat. Und nein, ich glaube nicht, dass Liebe und Treue immer einhergehen müssen. Was ist, wenn dein Partner im Wachkoma liegt? Den kannst du nach wie vor genauso lieben, ob du deshalb lebenslang treu sein musst, steht auf einem anderen Blatt. Du kannst einen Mann als Vater deiner Kinder lieben, aber ihn nicht mehr begehren, weil er 150 Kilo zugenommen hat. Du kannst eine Bruder-und-Schwesterbeziehung in der Ehe haben, was dann ebenfalls lebenslangen S6-Verzicht zur Folge hätte. Auch alles Arten der Liebe, aber eben nicht im klassischen Sinn.

Nein, man muss sich nicht damit abfinden, dass jeder Mensch betrügt. Das stimmt so auch nicht. Nur eine Ehe, die 50 Jahre glücklich und mit bodenloser freiwilliger Treue währt, ist genauso unwahrscheinlich wie dass man mit 14 den Partner fürs Leben findet. Gibts alles, ist aber in der Gaußschen Normalverteilung einer eine Randnotiz.

Aber: Wenn man in so kurzer Zeit noch immer mit der Ex-Freundin herumtut und sich nicht entscheiden kann, dann ist das natürlich eine bodenlose Sauerei. Der gute Kerl stürzt sich in zwei Beziehungen, eine offene Beziehung wollte er nur deshalb nicht, damit sie ihn nicht offiziell betrügen kann. Reiner Egoismus - und dafür sind 2,5 Jahre Beziehung, in der man nur betrogen und belogen wurde definitiv zu kurz.

Am Anfang ist Treue natürlich ein oberstes Gebot. Was ich meine sind Veränderungen der Gefühlswelten nach 30 Jahren Beziehung...

@ Avallyn: Das sei dir auch hoch anzurechnen. Aber was tust du, wenn drei kleine Kinder da sind, die ihren Papa täglich um sich haben wollen, hohe Schulden am Haus, vielleicht noch eine gemeinsame Firma? Was tust du dann, wenn du deinen Mann nach 15 Jahren nicht mehr liebst? Und sowas passiert leider. Nach drei Jahren - wo maximal ein Auszug ansteht - redet es sich leicht. Wenn das ganze Lebenskonstrukt inkl. Kinderbetreuung, schwierige Arbeitssuche, Schuldenabzahlung ohne großartiges Einkommen, Sorgerechtsstreitigkeiten etc auf dem Spiel stehen und du verliebst dich Hals über Kopf in einen anderen, was ist dann? Wenn du deinen Mann nicht mehr begehrst, aber er dich? Trennst du dich dann ganz einfach? Oder verleugnest du deine Gefühle? Kommst du trotzdem deinen ehelichen Pflichten nach? Ist es moralisch, pragmatisch zu denken und die Ehe zu retten? Oder ein Leben, körperliche Nähe und S6 zu haben, die man nicht will? Da gehts dann um ganz was anderes.

Ich war noch nie mit einem Mann so lange zusammen. Ist in meinem Alter auch eher schwierig. Aber ich kann mir vorstellen, dass man dann die Dinge ganz anders sieht als wenn es nur eine typische Freund-Freundin-Beziehung von ein paar Jährchen ist.