Liebe Rosenquarz,
oh je, kann ich da nur sagen. Da kommen zwei Menschen zusammen, die scheinbar viel verbindet. Ähnlich komplizierte Charaktere, ähnlich gestrickte Lebensgeschichten, in denen normale Beziehungen scheiterten und zumindest einer der Protagonisten sich in ein Eremitendasein flüchtete, das ihm Struktur und Sicherheit gibt. Und beide haben wohl ihre Probleme mit festen Bindungen, obwohl der Wunsch danach vordergründig ja immens ist.
Wenn mit dem was zusammen gehen sollte, was ich persönlich bezweifle, wird das eine harte Nuss. Du gehst so blauäugig und gleichzeitig so ängstlich in diese Beziehung wie ich vor Jahren, als ich meinen gefühlten Retter kennenlernte. Er erschien mir trotz seiner Lebensgesschichte, die ich zum Großteil kannte, als ein wunderbarer Mann, auf den ich nur gewartet hatte.
Warnungen aus meinem Inneren und auch Hinweise von anderer Seite übersah ich großzügig, weil ich so angetriggert war wie Du.
Ja, er hat seine Probleme so wie jeder, dachte ich mir. Und dass er gerade anfangs so vertrauensseelig und zugewandt erschien, fühlte ich als persönliche Auszeichnung. Bei mir fühlt er sich gut, bei mir fühlt er die Wärme, die er schon so lange entbehrte, bei mir ist er ehrlich und bei mir legt er seine inneren Ängste ab. Ich fühlte mich zunächst schwebend, wunderbar, als tatsächlich auf meine Initiative hin eine Beziehung zustande kam. Ich wollte diesen Mann - unbedingt und zog alle Register. Tolle Gespräche über dies und jenes, vor allem aber schienen wir geistig und emotional auf einer Ebene unterwegs zu sein. Nach einem ersten Treffen war nichts vereinbart, aber er schrieb mir dann eine dreizeilige Mail, die mich unglaublich triggerte und anrührte. Keine Liebesbezeugungen, aber immerhin der Hinweis, er habe gerne an mich gedacht. Wärme und Glücksgefühl durchströmten mich und ich schrieb sogleich zurück. Es begann ein intensiver Mailwechsel, da wir räumlich getrennt waren (150 km entfernt). Hier berichteten wir uns gegenseitig viel über uns und das schaffte eine unglaubliche gefühlte Nähen. Im Schreiben war er gut, ich auch. Später nach dem Ende der Beziehung sagte er mal, er habe sich erst durch die Mails in mich verliebt. Aha, nicht in mein Wesen, meine Person, sondern in meine Mails, aus denen er viel heraus las, was in der Realität dann doch nicht so wahr wie gedacht.
Trotz seiner Bedenken, die er äuißerte (er habe bisher jede Frau unglücklich gemacht und vertrage enge Bindungen nicht), kam es dann zu den ersten Treffen, die für mich wie in Trance verliiefen.
Ich würde die Eine sein, die ihn rettet und zu einem bindungsfähigen Mann macht, so meine irren Gedanken .Es berührt mich bei Deinem Post daher sehr unangenehm, dass Du auch eine Mission hast und auf die Position als die Eine, die alles richtet und ihn umdreht, hoffst.
Es gibt diese Eine nicht. Es gibt nicht diesen einen Menschen auf der Welt, der unser Deckelchen ist und eins zu eins auf das Kännchen passt. Und es gibt auch diesen Einen nicht, den edlen Ritter auf dem Ross, der Aschenputtel in ein anderes Leben führt.
Aber genau diese Träume hatte ich.Du hast sie auch.
Du denkst Dir, er hat aufgrund schlechter Erfahrungen und innerer Ängste das Alleinsein gewählt, aber Du bist so großartig und tiefgründig, dass er da doch über seinen Schatten springen könnte. Du machst es geschickt, das muss ich Dir bestätigen. Webst in ein in Dein Innenleben, schaffst Anknüpfungspunkte wie Dein Manuskript, das ihn offenbar inhaltich und emotional sehr anspricht und schaffst so den Boden für weiteren Kontakt. Gut gemacht, aber führt es zum Ziel?
Du kennst Deine inneren Muster und hast sie teilweise sicher identifiziert. Du spürst instinktiv Männer auf, die sich für Deine innere Mission eignen. Die seltsamen, die introvertieren mit eigenartiger Lebensführung, die eine innere Einsamkeit trotz vieler Kontakte ausstrahlen. Diejenigen, die tiefgründig wirken und Dich interessieren, die Du sozusagen erforschen und ergründen möchtest. Das spricht Dich an, das zieht Dich in seinen Bann.
Eine Retterin, die Männer für sich einnehmen und gefügig machen will, braucht das geeignete Gegenüber. Jemanden, der die Rettungsversuche annimmt und sich ihnen innerlich sozusagen unterwirft.
Du lässt nicht nach und taktierst und überlegst, wie Du ihn für Dich einnehmen könntest. Sogar von der Einbeziehung von Dritten ist da schon die Rede.
Mein lieber Mann, das ist doch etwas übersteigert! Bitte beziehe niemals Dritte in diese Geschichte ein. Diese Dritten mögen es gut meinen, aber was schaffst das für eine Position? Du im Einvernehmen mit dieser dritten Person, die das eigentlich nichts angeht und ihr beide wollt ihn dann vom Wert eine Beziehung mit Dir überzeugen? Da stellen sich mir die Nackenhaare auf. Das schafft Unter- und Überordnung und bringt das fragile Gefüge ins Wanken. Soll er sich duch überzeugende Worte von diesem Dritten vom Wert einer Beziehung überzeugen lassen? Bitte lass das, das ist übergriffig. Und da frage ich mich auch, auf welchem inneren hohen Ross Du eigentlich sitzt.
Du siehst seine Probleme, erkennst, dass er genau Dein inneres Muster triggert und Deine inneren Bedürfnisse nach einem Dasein als Missionarin bedient. Aber Du fängst schon im Vorfeld mit Manipulaitonen an. Nimmst ihn für Dich ein mit Deinem Manuskript, überlegst welche Register Du ziehen könntest, um das Ziel zu erreichen. Du bist innerlich einerseits zaghaft und ängstlich, andererseits aber auch hochmütig. Erinnert mich stark an mich.
Du würdest liebend gerne die Rolle einer Therapeutin übernehmen. Patient wird geheilt und ist dankbar und einer wundervollen Beziehung stehst nichts mehr im Weg. So ungefähr Deine Idealvorstellung.
Eine Partnerin kann keine Therapeutin sein, sie eignet sich nicht als Heilerin. Warum? Weil sie damit ihre inneren Leerstellen füllen will und Bestätigung daraus ziehen willl Sie hat eigene Motive, steht aber dem Patienten nicht neutral und objektiv gegenüber, sondern ist von inneren Absichten geleitet. Und diese Konstellation schafft ein Ungleichgewicht, das keiner aushält. Die Therapeutin, die schon weiß, was gut für den kleinen Krisenpatienten ist und ihn schon heilen wird und er als der Patient, der auf Hilfe von Deiner Seite gerade gewartet hat. Das lässt sich kein Mann gefallen, außer er lebt gerne in Über- und Unterordnung. Das tun Bindungsängstliche in der Regel nicht.
Ich schätze mal, Deine Bedürfnisse werden in dieser Beziehung, wenn sie denn zustande kommen sollte, nicht erfüllt. Denn der arme Tropf ist ja nicht blöd. Er spürt Dein Werben, er spürt Deine Wachsamkeit, Dein Achten auf Signale. Das teilt sich unbewusst mit, auch wenn beide ach so locker miteinander umgehen.
Und wenn ihm das bewusst wird, wird er sich wehren. Sie meint wohl, ich müsste diese und jene Rolle übernehmen, so und so sein, aber da ziehe ich mich zurück. Das mache ich nicht mit. Und seine Rache wird für Dich furchtbar sein, denn Du hast Dir Dein inneres Grab geschaufelt.
Getrieben von inneren Impulsen gerätst Du in einen Strudel aus Nähe und Ferne, aus Zuneigung und Ablehnung, aus Wertschätzung und Abwertung. Er wird die Führungsrolle übernehmen, weil er weniger will als Du. Du wiederum glorifizierst ihn und auch wenn Du seinen schlechten Eigenschaften siehst, auch wenn er Dir ungewollt Schmerz zufügt und Ängste auslöst, wirst Du an ihm festhalten, denn Du wirst Dich nicht lösen können. Lieber leiden als lösen, ist die Devise. Lieber alles aushalten, lieber mit seinen Eigenarten leben, lieber ihn mit vertrauensseeligen und gleichzeitig ängstlichen Augen ansehen, als ihn gar nicht mehr zu haben.
Er ist ein armes Schwein, Du auch. Er hat sich in seinem Alleinsein eingerichtet, sich sein Schneckenhaus gezimmert, in dem er vor seinen Ängste vor Nähe und Bindung sicher ist. Dass er sich innerlich auch nach Liebe sehnt, ist dabei klar, Aber etwas zu wollen und etwas zu leben, sind zwei Paar Stiefel.
Nebenbei bist Du auch eine geschickte Jägerin. Da ist einer, der Dir als die ideale Beute erscheint. Diese Beute willst Du gerne erlegen und gehst geschickt dabei vor. Du stellst kleine Fallen wie das Manuskript. schleichst Dich sozusagen an und taktierst auch aus dem Verborgenen, um ihn dann sozusagen zu erlegen, also zu erobern. Dann bist Du glücklich, zumindest für den Moment und einige Zeit.
Bis dann die inneren Mechanismen beider zuschlagen und die Beziehung ein Eiertanz aus Nähe und Distanz wird. Du wirst viele Tränen vergießen, schwanken zwischen Hoffnungslosigkeit und Hoffen und auf das Prinzip der Hoffnung setzen Der Titel Deines Posts spricht ja schon Bände, obwohl er sicher unbewusst gewählt wurde. Eines Tages wird er ... und eines Tages werden wir ...
Das wird Dein innerer Antrieb, irgendwie ist er das jetzt schon und Du bist zäh und hartnäckig und aufgeben kommt nicht in Frage.
Lieber leiden als lösen und warten ... Auf den nächsten Anruf, die nächste WA, auf irgend etwas, aus dem Du ziehst, dass Du doch wichtig für ihn bist, Während Du Dich an ihm abarbeitest, verteidigt er seine innere Freiheit, seine Unabhängigkeit, sein Schneckenhaus, das Du nie und nimmer betreten wirst, weil er Dich da nicht reinlassen wird
Aus dem Urlaub schreibt er anrührend und Hoffnung machend. Geht ganz leicht, eben weil Du nicht da bist. Du bist fern und gerade dann empfinden Bindungsängstliche oft Sehnsucht. Wenn der Partner dann vor ihnen steht, fragt man sich irritiert, wo die ach so große Wiedersehensfreude denn geblieben ist.
Du glaubst nicht, wie deutlich ich diese Liaison vor mir sehe. Und wie einzigartig schwierig das auch ist. Ja, es ist sehr schwierig, für den, der drinsteckt in dieser unheilvollen Spirale, diesem Karussell, das sich ewig weiter dreht und kein Ziel kennt.
Später habe ich erfahren, dass sich Beziehungen zwischen zwei bindungsängstlchen Menschen immer gleich abspielen. Es gibt den aktiven Bindungsvermeider, der seine Freiheit erfolgreich und gefühlt oft auch grausam verteidigt und immer wieder signalisiert, lass mich, dringe nicht in mich, lass mir mein Leben, lass mir mein Alleinsein, lass mich sein, wie ich bin.
Und das passende Gegenstück ist der passive Vermeider. Meist ist der auch vom Leben gebeutelt, hat schlechte Erfahrungen gemacht, lässt sich nicht so leicht auf Menschen ein, bis dieser Eine kommt, der die inneren Muster anspricht. Das ist der ängstliche Part, der die Beziehung meist am Laufen hält und unglaublich viel Energie und Hartnäckigkeit aufwendet, um das persönliche Ziel zu erreichen. Die Bestätigung, dass er es geschafft hat und aus einem Bindungsängstler einen anhänglichen Mann gemacht hat. Haha! Das funktioniert nur im Märchen.
Warum ist denn gerade der Typ, der doch ein wenig verschroben daher kommt, sein Auto als Partnerersatz tituliert? Solche Worte sind immer verräterisch, auch wenn sie im Spaß gesagt werden, denn sie offenbaren eine innere Wahrheit. Und in Dir wecken sie den Wunsch, ihn davon zu überzeugen, dass Du die bessere Wahl als sein Auto bist. Nur leider ist das Auto kalt und neutral, es fährt, macht manchmal Probleme, aber es ist beherrschbar,. Ein Mensch ist kaum beherrschbar, der birgt viele Risiken und Unwägbarkeiten in sich. Aber er wird Dir das schon beibringen, wie man Auto und Partnerin behandelt, wenn Du ihn lässt.
Einer, der leicht für Dich zu haben wäre, interessiert Dich doch gar nicht, denn da kannst Du Deinen Jagdtrieb und Deinen Wunsch nach Bestätigung nicht ausleben. Nein, es muss ein besonderes Exemplar sein, ein geheimnisumwitterter und scheinbar unbeherrschbarer Mann, den Du nicht so einfach kriegst. Oh nein, da musst Du Dich mächtig ins Zeug legen, da musst Du genau die richtige Balance aus Nähe und Ferne finden, um ihm nicht auf die Füße zu treten. Denn er soll ja Vertrauen fassen, sich sicher fühlen mit Dir.
Und dabei verbiegst Du Dich nach Kräften und manipulierst und hältst das für normal und einen Ausdruck von Liebe. Du leidest gerne, denn das schafft so ein Gefühl, dass man besonders ist und dass dieser Mann es wert ist zu leiden. Du hast dann ein Gefühl von Exklusivität, von innerem Gefühlsreichtum, der Dir suggeriiert, dass dort die große Liebe auf Dich wartet. Bei einem vereinsamten, wandernden Autoschrauber, der Nähe und Beziehung vermeidet wie der Teufel das Weihwasser. Da kommst Du auf Touren, da fühlst Du Dich gefordert, da bist Du zur Stelle. Und Du bist groß im Ertragen, denn Du willst eines Tage die Ernte einfahren. Du träumst von einer Beziehung mit ihm, von gemeinsamen Wanderungen, Ausfahrten, er wird an seinem Auto schrauben, während Du Apfelkuchen bäckst, weil er den so gerne mag. Abends dann grillen auf der Terrasse, ein Glas Wein unter dem Sternenhimmel und dann Euer Lieblingsort, das gemeinsame Bett. Auch da wirst Du alle Register ziehen und es wird ihm Sehen und Hören vergehen.Wenn er Dich nur ließe.
Ach, wird das alles schön und ach, warum ist das alles so schwer erreichbar! Weil Du beim falschen suchst, weil Dich die Nicht-Erreichbaren antriggern, während der langweilige Walter vom Club, der Dich immer so nett anlächelt und Dich so gerne zu einem Kaffee einladen würde, aber sich nicht traut, abturnt. Gähn, Walter ist langweilig und berechenbar und liegt mir zu Füßen! Will ich nicht, aber der einsame Wolf, der interessiert Dich. Passive Bindungsvermeider kommen sozusagen von hinten. Sie wünschen sich doch nur eine feste Beziehung wie sie andere auch haben, aber ach, sie suchen immer an der falschen Stelle dort nach Liebe und Nähe, wo sie sie nicht oder nur mit Anstrengung und nur zum Teil bekommen. Denn sie wählen ausschließlich Partner, die im Grund genommen unerreichbar sind. Warum wohl? Weil auch sie innere Ängste vor Bindung haben, diese aber maskieren. Vordergründig lieben sie bis zur Selbstaufgabe, wo sie doch im normalen Leben selbstständig und autark sind. Sie lieben bis zum Exzess, sind groß im Leiden und im Frust, während sich das Unterbewusstsein entspannt zurück lehnt und sich sagt, soll sie sich ruhig abarbeiten, mir egal, aber ich bin sicher, weil es keine Beziehung gibt.
Du bist doch eigentlich in einer bedauerlichen Lage. Da ist ein Mann, den Du gerne hättest und was hast Du? Angst, etwas falsch zu machen, zu viel zu wollen, Dich nicht klug und richtig zu verhalten. Zwar Nähe spenden, aber nicht zu viel, damit er nicht erschrocken zurück weicht. Und dann noch genau das richtige Maß aus Ernst und Spaß, aus Hintergründigkeit und Leichtigkeit an den Tag zu legen.Du spielst ein falsches Spiel und es erscheint Dir legitim. Dabei ist es kläglich. Und gleichzeitig bist Du innerlich hochmütig, verbirgst diesen inneren Hochmut aber geschickt vor Dir selbst und anderen. Du bist besonders und willst als besonders wahrgenommen werden und das insbesondere von dem Einen, der da so unabhängig und autark vor sich hin lebt.
Ach ja, und dann betreibst Du noch Eigenwerbung. Du bist keine, die sich dem Mann so einfach vor die Füße und ins Bett wirft. Nein, Du willst was mit Substanz, mit Ehrlichekit, mit Offenheit von beiden Seiten. Dabei lügst Du ja jetzt schon und bist nicht authentisch. Wer was will und wer Angst hat, ist selten authentisch.
Wirst Du ihn denn lassen können, wie er ist? Nein, Du würdest daran arbeiten, ihn zu dem zu machen, was Du haben willst. Denn Dein missiionarischer Eifer lässt den Anderen nicht sein, wie und wo er ist. Er soll merken, was er an Dir hat und dass Du besonders bist.
Vielleicht nimmst Du ihn für Dich ein, mit Hartnäckigkeit und Taktik, aber die Beziehung wird Dir viel abverlangen und Dich viel kosten. Da fließt nichts ruhig und gemächlich vor sich hin, nein, da gibt es Stromschnellen und Engstellen, Strömungen und Unterströmungen, weil Dir Walter zu langweilig und öde ist.
Warum folgst Du Deinen inneren Begierden, die Dir ja wohl bekannt sind? Warum hast Du eine Schwäche für hoffnungslose Fälle?
Klar, es gibt auch die, die Dir sagen, das ist ja alles nicht so schlimm und Du sollst die Flinte nicht vorschnell ins Korn werfen. Viele andere aber raten Dir ab. Entscheiden darfst Du das selbst.
Wenn Du glaubst, er muss es sein, dann bleib dran, überlege, Dir, was und wann Du ihm schreibst. Und hinterher werdet Ihr Euch eh begegnen und viel Gesprächsstoff haben. Aber locker wirst Du nicht sein, weil Du etwas willst von ihm. Aber Du bist auch eine gute Schauspielerin.
Ob er was will von Dir? Eher nicht, denn er sieht ja, wie Du Dich abstrampelst. Das ist ihm zu gefährlich, eine Frau mit heftigen Gefühlen überfordert ihn, bringt seine Sicherheitszone, die Du durchbrechen willst, ins Wanken. Da seilt er sich lieber ab, bringt sich in Sicherheit.
Und damit hat er auch Recht. Denn Du kannst ihn nicht lassen, wie er ist. Du wirst an ihm rumschrauben, manipulativ vorgehen und das hinter Liebe und Deinem Wunsch nach Nähe verkleiden.
Wenn zwischen zwei Menschen was fließt, wenn etwas entspannt vor sich hin plätschert, hat es Aussicht auf Erfolg. Ja, und jeder ist irgendwo auch manipulativ, denn jeder will sich von der Schokoladenseite zeigen. Ob man die sauerscharfen Seiten des Anderen, die jeder mit sich trägt, auch ertragen kann, zeigt sich erst später.
Insofern ist es nicht schlimm, was Du tust. Aber dennoch ist es irgendwie verlogen und das ist auch schade, denn es fließt nichts ruhig und selbstverständlcih vor sich hin. Eines Tages wirst Du Dich mit einem Walter begnügen und Dich fragen, warum Du nicht eher auf seine Qualitäten geachtet hast. Deine inneren Mechanismen, Deine mächtigen Impulse aus Deinem Unterbewusstsein führten Dich zu Uwe. Es wäre gut, die inneren Impulse zu beherrschen, Uwe in seiner Sicherheitszone zu belassen, es sei denn, er kommt von selbst und vielleicht mal andere Männer näher anzuschauen. Oft sind die unscheinbaren, scheinbar langweiligen diejenigen, mit denen man gut leben kann. Solange man aber das Besondere sucht, das nicht langweilig ist, sondern innere Spannung garantiert, wird man zum Opfer seines Unterbewusstseins.
Nach meiner Beziehung mit einem hardcore-Bindungsvermeider, der mir gezeigt, hat, woran es bei mir krankt, habe ich mich meinem Walter zugwendet. Der ist nett und friedliebend, harmonisch und klug, langweilig und mal nicht langweilig, aber da kann ich sein wie ich bin und auch er kann sein wie er ist und sein will. Ich lass ihn sein und schraube nicht rum. Er ist ein freier Mensch und ich bin auch ein freier Mensch und daher können wir es gut miteinander aushalten. Das Andere habe ich gesucht und probiert und ich habe es auch durchlitten. Von Anfang, bevor noch eine Beziehung im Raum stand, denn er fand mich zwar nett und sympathisch, aber nicht mehr, über die Trennung, die er aussprach (ich war viel zu machtlos um noch selbst etwas entscheiden zu können) bis zur endgültigen Ablösung.
Und warum rannte ich ihm nach? Nun, ich hatte es so gelernt und schon im Elternhaus abgeschaut. Wer zäh ist, kommt scheinbar zum Erfolg, wird aber nicht unbedingt glücklich damiit. Für Liebe muss man viel tun, man muss sie sie verdienen, sie kommt nicht einfach so. Ich bin nicht gut und okay, wie ich bin, nein, ich müsste so und so sein, dann wäre ich es wert, geliebt zu werden. Und im Grund genommen bin ich mit allem allein und muss alles mit mir selbst ausmachen. Und jeder ist auf seine Weise allein.
Erst als ich gelernt hatte, Partnerschaft entspannt zu sehen, funktionierte sie.
Was Du draus machst, Deine Sache, Deine Entscheidung, Dein Leben und Deine Konsequenzen daraus. Was Du aus diesem Post ziehst, auch Deine Sache. Ich muss nicht richtig liegen mit meiner Sichtweise. Aber schwierig ist es allemal für Dich. Partnerwahl ist kein Zufall, sondern erfolgt immer gezielt, aus dem Unterbewusstsein. Und wie der Partner ist, ist oft der Spiegel für eigene Leerstellen, eigene unbewältigte Probleme, die man mit sich trägt. Wir alle suchen innere Heilung, aber die ist nicht in einem komplizierten Partner zu finden, denn letztendlich ist jeder für sich selbst verantwortlich.
Begonie
12.08.2020 11:37 •
x 6 #31