Danke für eure Antworten...
Ich weiß sehr wohl, dass das falsch von ihr ist in einer Ehe und das die allermeisten Menschen sie danach hochkant rausschmeißen würden... Ich denke dabei aber an die Vorgeschichte, mit der das einhergeht. Wir waren nicht gut zueinander, wir waren unglücklich in der Beziehung, unachtsam und lieblos. Das waren wir aber beide nicht wirklich, es lagen Schichten über uns, die die Liebe verdeckt haben: Arbeitsstress, Unsicherheit, familiäre Probleme, Zukunftssorgen... Sie war mehr die Person, die etwas ändern wollte (Paartherapie z.B.), während ich in meinem Tunnel verharrte. Also trennte sie sich zuerst und ersetzte dann die fehlende Liebe mit dem neuen... Sie hätte mich auch einfach betrügen können.
Ich bin natürlich sauer auf sie, kann ihr Handeln aber auch irgendwie verstehen. Ich denke, dass deshalb noch nicht alles verloren ist. Der einfachste Weg wäre die vollständige Trennung, die richtige Trennung, und wir sehen uns nie wieder. Aber ist es auch der richtige?
Gestern kam sie nach der Arbeit nach Hause, wir aßen zusammen, schauten zusammen fern und unterhielten uns über alltägliche Dinge, und ein wenig über unsere Situation. Sie sagte mir, dass sie unser Treffen im Restaurant schön fand und dass sie es toll findet, wie ich mich um den Hund kümmere, dass sie es auch wieder mehr machen will, weil er ihr fehlt. Dass alles schwer ist und sie wieder zu sich finden muss... Wir sprachen über unsere Gefühle und hörten uns richtig zu, machten auch Späße. Wir taten das, was wir unsere Beziehung über vernachlässigt hatten. Die Umarmung zum Abschied wurde herzlicher und sie sagte mir, dass ich vorsichtig fahren soll.
Wenn ich beleidigt gewesen wäre und ihr meine Meinung um die Ohren geschlagen hätte, dann wäre sie nur froh, von mir endlich weg zu sein. In mir brodeln tausende Gefühle, das stimmt und ich schreibe hier bestimmt viel Widersprüchliches.
Ihre Verliebtheit mit dem anderen wird abklingen, so ist das im Leben. Vielleicht in einem Monat, vielleicht in zweien. Aber wenn dort eine gewisse Routine eingekehrt ist, dann weiß ich, dass er mir nicht das Wasser reichen kann. Verliebtsein macht blind, deshalb sind Menschen nicht lange verliebt. Sie wird also spätestens dann richtig ins Grübeln kommen. Und ich will es mir nicht verbauen, weil ich meine Fehler wieder gut machen muss. Und wenn mir das gelingt, wenn es mir am schwersten fällt, dann weiß ich auch, dass wir es, zumindest von meiner Seite aus, wieder schaffen können.
Wo ist mein Selbstwert hin, fragt ihr mich. Ich arbeite wieder normal, treibe Sport, treffe mich mit Freunden, am Wochenende gehe ich das erstmal seit langem wieder aus. Ich kümmere mich gerade gut um mich und ich weiß auch, dass ich ohne sie ein Leben führen kann. Aber ich bin auch niemand, der so schnell aufgibt. Sie hat dich aufgegeben, du Vollidiot!, höre ich euch jetzt in die Tasten tippen, aber so einfach ist das nicht. Sie ist vieles gerade, man kann ihr viele fiese Attribute an den Kopf schmeißen, ja. Dabei ist sie gerade aber auch eins: ehrlich. Sie verstellt sich nicht. Und in ihrer Ehrlichkeit zeigt sie mir, dass sie unsere Beziehung nicht aufgegeben hat, sondern ausbrechen muss, weil sie nicht anders kann. Sie leidet unter der Situation, sie ist gerade nicht glücklich damit. Ihr Leben ist gerade irgendwie zerrissen, ohne normalen Alltag und Routine, sie tut nicht, was ihr gerade gut tut (wie Sport, spazieren gehen usw.).
Ich strebe an, es ihr zu verzeihen und es auch mir zu verzeihen und eines Tages einen Neubeginn zu wagen. Natürlich liegt das nicht allein in meiner Hand, zur Hälfte auch in ihrer. Und die Kraft, die ich noch übrig habe, während ich mein Leben meistere (und das tue ich), will ich für unsere Beziehung einsetzen, ohne zu wissen, ob es ein Happy End geben wird oder nicht. Hinschmeißen kann ich dann immer noch...
Und warum ertrage ich sowas, tue mir das an? Weil ich sie liebe und mir sicher bin, dass sie mich auch noch liebt. Trottel, dann würde sie so einen S****ß nicht tun! Wenn ich es mir zu schwer mache, macht ihr es euch damit zu einfach. Gerade ist der Kompass am routieren, noch zeigt er nirgendwo hin.