Ja, endlich, endlich. Heute der zweite Strich auf der Liste.
Ich habe den Tag damit verbracht, die Bude auf Vordermann zu bringen. Ihre Sachen sind weg, zumindest diejenigen, die mich emotional werden lassen. Zudem all ihre Dinge aus dem Bad und ihre Klamotten. Dann fuhr ich mit Freunden zum Ikea. Es gibt jetzt keinen lilanen Teppich mehr im Wohnzimmer, sondern einen blauen und es hängt auch kein Bild von einer Tänzerin mehr im Bad, sondern von einem Leuchtturm in der Flut. Solche Sachen eben... Eine Dartscheibe gibt es leider nicht.
Als ich heute mit dem Hund spazieren war, verspürte ich auf einmal Mitleid für meine Ex. Das klingt jetzt komisch, aber ich meine das ehrlich, sie tut mir (neben den ganzen anderen Gefühlen) gerade richtig leid. Weil sie so viel verloren hat dabei. Unsere Wohnung ist richtig schön, gut gelegen und fertig eingerichtet. Unseren Hund liebt sie genauso sehr wie ich - er ist schon alt und nicht mehr ganz fit, strahlt aber so eine ansteckende gute Laute aus. Das mit ihrem jungen Typen wird vorbeigehen, das leuchtet ihr, glaube ich, langsam ein, mit ihm rückt auch das Ende ihrer Midlife Crisis näher und sie braucht wieder mehr Stabilität. Und wenn sie mich verliert, wird sie in ihrem Alter wahrscheinlich keine Kinder mehr bekommen. Dazu müsste sie erstmal jemanden Richtiges kennenlernen und vielleicht zwei Jahre mit ihm zusammen sein. Der Zug fährt also langsam ab... Ich hingegen kann noch in zehn Jahren eine Familie gründen, wenn ich will. Eigentlich sollte ich schadenfroh sein. Dass ich es nicht bin, liegt wahrscheinlich daran, dass ich sie immer noch liebe...
Irgendwo habe ich etwas interessantes zu dem Thema gehört, ich glaube auf YouTube: Die Kontaktsperre ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Ich bin mir recht sicher, dass sie die Trennung bald bereuen wird. Je rarer ich mich machte, je distanzierter ich wurde, desto mehr kam sie auf mich zu. Wenn sie morgen früh die Wohnung sieht, um mit dem Hund zu gehen, während ich bei einer befreundeten WG brunche, wird sie durchknallen, das ist sicher.
Was die Einsamkeit angeht, mit der komme ich überraschend gut klar, weil ich weiß, dass sie nicht für immer andauern wird. Es gibt immer Menschen, die ich anrufen oder besuchen kann. Ich könnte mich auch bei ein oder zwei Frauen melden, bei denen ich Chancen hätte und mit denen ich mir rein theoretisch eine Beziehung vorstellen könnte, möchte aber noch gar nicht. In unserer Gesellschaft wird uns irgendwie immer suggeriert, dass wir nur vollständig sind, wenn wir einen Partner haben. Ich hatte jetzt knapp ein Jahrzehnt eine Partnerin, da finde ich diese Phase jetzt ganz interessant. Bei Ikea sein ohne diskutieren zu müssen, wer kann das schon!?
15.02.2020 23:02 •
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