Ach so viele schlimme Schicksale hier. Ich wünsche euch allen das Beste und viel Kraft auf eurem weiteren Weg.
Ich komme aber mal zurück zum Titel dieses Themas. Ist die Liebe der Kern des Lebens?. Meine Antwort darauf ist ein uneigeschränktes Ja, aber..... Liebe ist vielschichtig und vielseitig und sie zeigt sich so individuell, wie wir Menschen eben sind. Wir können auf viele verschiedene Arten lieben oder auch nicht lieben. Wir lieben unsere Partner, unsere Kinder und Geschwister. Wir lieben unsere Freunde, unsere Arbeit oder vielleicht unser Hobby. Ja und manchmal vergeht diese Liebe eben auch oder wird erstickt, oder sie verwandelt sich einfach. Und dann geht das Leben weiter und wir finden neue Dinge oder Menschen, die wir lieben.
Betrachten wir mal die partnerschaftliche Liebe, so unterscheidet man wohl zwischen Verliebtheit und Liebe. Verliebtheit ist ein rein biologischer Vorgang. Dabei geht es um hormonelle Vorgänge im Gehirn, die unser Denken und Tun steuern. Verliebtheit macht uns blind, taub und risikofreudig. Sie ist ein Nebenprodukt der Evolution. Letztlich geht es um die Zeugung von Nachkommen und um die Erhaltung der Art. Dieser Zustand kennt keine Tabus, keine gesellschaftlichen Normen und keine Moral. Deshalb entstehen ja auch die in diesem Forum so heiß diskutierten Affären aus eben diesem Gefühl. Eigentlich alles reine Biologie. Aufgehübscht durch ein bisschen Romantik und Begriffe wie Seelenverwandtschaft oder Schicksal.
Im weiteren Verlauf und bei guter Pflege entsteht aus dieser Verliebtheit die Liebe. Die Hormone beruhigen sich, gemeinsame Lebensziele werden definiert, der Alltag kehrt ein. Und dann kommen eben die gesellschaftlichen Normen ins Spiel: Es wird geheiratet! In einer gesellschaftlich angepassten Ehe bestehen in der Regel die idealen Bedingungen, Kinder groß zu ziehen. Man ist geschützt, versorgt und gesetzlich abgesichert. Hier geht es nicht mehr um Seelenverwandtschaft oder Romantik. Hier geht es um emotionale Stabilität und ja auch materielle Versorgung. Die Liebesheirat ist eine kulturelle Erfindung der Neuzeit. Ein Arrangement mit einem definierten Ziel: Brutpflege.
Tja und dann sind da eben noch die individuellen Bedürfnisse des Menschen, die sich leider auch in einer Ehe nicht ganz abstellen lassen. Idealerweise werden diese durch die Partnerschaft befriedigt. Da das Leben aber selten ideal funktioniert, bleiben Lücken. Und je nachdem wie groß und wichtig diese sind, wird deren Erfüllung gelegentlich eben auch außerhalb einer Ehe oder Lebensgemeinschaft gesucht. Das Ergebnis ist nur allzu oft eine Affäre! Wenn es dann ganz schief läuft, bedeutet dies das Ende der Ehe und Lebensgemeinschaft. Und da heutzutage ja die Frauen Gott sei Dank emanzipiert und wirtschaftlich unabhängig sind, kommen Trennungen und Scheidungen eben entsprechend häufig vor.
Was sagt uns das ganze jetzt über die Liebe? Ist die dann weg? Ich behaupte Nein! Liebe ist eigentlich immer da. Auch in oder nach einer Scheidung. Je nach individueller Ausprägung verwandelt sie sich manchmal eben nur. Wenn es ganz schief läuft sogar in Hass. Aber auch Hass ist eigentlich nur eine Form von Liebe. Leider eine sehr schräge Form und meiner Meinung nach total überflüssig.
Tja und dann ist da die Elternliebe, die viele hier so schmerzlich vermissen. Ich habe selbst unter einer lieblosen Beziehung zu meinem Vater lange gelitten. Heute weiß ich, er war einfach nicht in der Lage, mir seine Liebe zu zeigen, so wie ich sie gebraucht hätte. Vielleicht war er nicht einmal in der Lage, diese Liebe überhaupt zu empfinden. Er hat selbst sein Leben lang unter seinem verkorksten Elternhaus gelitten. Wie hätte er da Liebe entwickeln oder aufbauen können? Ich entsprach ja so gar nicht seiner Idealvorstellung eines Nachkommen. Das fing ja schon mit meinem Geschlecht an, ich war ein Mädchen und eben nicht der ersehnte Stammhalter. Zudem war ich als Kind zwar ganz süß aber zart und schwächlich. Später als Frau dann eben nicht gerade hübsch und leider auch zu dick und beruflich einigermaßen erfolglos. Wie sollte er mich lieben können?
Ich aber habe ihn geliebt und ich habe mich immer nach seiner Liebe gesehnt. Dass diese nicht vorhanden war, darunter habe ich sehr gelitten. Ein günstiges Schicksal hat mir aber immerhin genug Liebe von anderer Stelle zukommen lassen. Meine Mutter war zwar überfordert und durch Kriegsereignisse traumatisiert aber sie hat mir genug Liebe geben können, um mich gedeihen zu lassen. Lehrer haben mir Zuwendung und Aufmerksamkeit und Lob geschenkt, weil sie eben ihre Arbeit liebten und an mir diese gewinnbringend ausüben konnten. So bin ich zu einem Menschen gereift, der trotz vieler widriger Umstände ein lebenswertes Leben aufbauen konnte. Und das, was ich an gutem erfahren habe, kann ich heute weiter geben an andere Mitmenschen.
Ich bin trotz allem dankbar für dieses Leben. Ich bin dankbar für die Liebe und auch die Nichtliebe die ich erfahren durfte. Sie hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Und ich habe gelernt, in Liebe zu verzeihen. Selbst den Menschen, die mir wirklich schrecklich weh getan haben, kann ich heute verzeihen. Einfach, weil ich anerkenne, dass ihnen manchmal nichts anderes möglich war. Ich habe sie geliebt und ich liebe sie noch heute. Wenn auch vielleicht nicht mehr aktiv, weil sie eben in meinem Leben nicht mehr vorkommen. Die Liebe, die ich für sie habe hat sich verwandelt in Dankbarkeit. Dankbarkeit, weil ich Zeit mit ihnen verbringen durfte. Weil ich ihnen letztlich verzeihen durfte und weil ich den Glauben zurück gewonnen habe, dass auch sie mich geliebt haben. So gut oder schlecht es ihnen eben möglich war. Und auch ich liebe, so gut es mir eben möglich ist. Selbst, wenn ich Menschen durch mein Tun verletzt habe, dürfen sie sich meiner Liebe gewiss sein. Ich liebe und ich liebte sie. Jeden einzelnen auf eine andere Weise. Diese Liebe füllt mein Herz und mein Leben und dafür bin ich unendlich dankbar.
Ist die Liebe also der Kern des Lebens? Na klar! Ohne Liebe wären wir wie Tiere. Und selbst die können lieben. Dessen bin ich mir sehr sicher, besonder wenn ich in die Augen meines Hundes schaue. Der liebt mich. Und sei es nur, weil ich ihm jeden Tag sein Futter hinstelle....
In diesem Sinne alles Liebe Euch! Glaubt an die Liebe! Sie ist immer da. Nur manchmal eben macht sie sich unsichtbar.