Lieber Dom,
Du stellst manchmal Fragen! ::)
Wenn irgend jemand eine allgemein gültige Antwort auf deine Frage hätte, dann könnten sicher sehr, sehr viele ihr Leben in der Mitte oder mit gesundem Maß leben.
Deine Frage erinnert mich sehr an den Klassiker von Jane Austen Sense and Sensibility (Vernunft und Gefühl), auch dort schwankt die Hauptakteurin zwischen ihrem Wunsch nach dem Spiel mit dem Feuer, und ihrer Ratio, die ihr ein solches Verhalten verbittet. :)
Ist es nicht so, dass das Spiel mit dem Feuer auch einen gewissen Reiz ausübt? Müssen wir nicht erst einmal testen, ob und wann man sich verbrennt, bevor man es sich am Feuer gemütlich macht, um sich ausschliesslich mit allen Fasern des Körpers daran zu erwärmen?
Was, wenn ich in genügender Distanz zum Feuer bin, damit ja kein Funken überspringt und mich irgendwo verbrennt und schmerzt? Wird mir da nicht mächtig kalt an einigen Stellen meines Körpers? ???
Muss nicht jeder für sich sein eigenes Maß finden? Manche mögen es heiss, andere sind eher kühle Charaktere, ein Allgemeinplatz für das Maß íst von daher unmöglich zu bestimmen.
Und überhaupt Dom, gibt es denn ein kalkulierbares Risiko? Wenn ich mit dem Fallschirm springen möchte, kann ich dafür sorgen, dass das Material, der Flieger und das Wetter in Ordnung ist, bevor ich springe, aber was ist mit dieser kleinen Turbulenz der Luft, mit meinen zittrigen Fingern, die vielleicht die Reissleine nicht rechtzeitig ziehen können?? Kalkulierbar?
Und was ist, wenn ich eine von den Verrückten bin, díe den Kick des Schwebens und Fliegens erleben möchten, egal ob der Fallschirm vielleicht kleine, unbedeutende Materialschäden aufweist, die mich dennoch mein Leben kosten könnten?
Dom, ich möchte nicht kalkulieren, ich möchte intensiv leben und fühlen, und dafür nehme ich auch in Kauf, mich zu verbrennen oder abzustürzen ;)
Weiterhin schreibst du, du möchtest voller Stolz auf deinen Scherbenhaufen zurückschauen können. Sicher meinst du, dass du darauf zurückblicken kannst, ihn irgendwie gemeistert und beiseite gefegt zu haben. Denoch ist er Teil deines Lebens, Zeuge für eine Zeit des Wachsens und Sich-Finden.
Auch Niederlagen gehören zum Leben, das ist nunmal so.
Und um jemanden aufrichtig bei sich akzeptieren zu können, muss man sich nicht über sich selbst emporheben. Du verlangst zuviel von dir selbst, und somit auch von Anderen, das Leben zu leben in Zufriedenheit heisst nicht mehr und nicht weniger, als so sein zu dürfen, wie man ist, und ergo auch den Anderen so annehmen,wie er ist.
Und noch was Dom.... wir kennen uns lange genug , so dass ich dir das Folgende ganz direkt sagen kann:
Stell dir nicht so viele Fragen, das Leben läuft an dir vorbei, ohne dass du es merkst, weil du verlernt hast einfach nur zu leben, zu geniessen, zu wagen und zu sein!! Nur wer wagt gewinnt, und wird vielleicht mit dem belohnt, was er immer intensiv leben und erleben wollte.
Ach übrigens....wo Licht ist, ist auch Schatten, absolute, undurchdringliche Finsternis gibt es für niemanden....und Schatten gibt es nur im Licht, eines ergibt sich aus dem Anderen.....
Sei ganz fest umarmt von
Thilde