157

Ist das verliebt sein oder Abhängigkeit?

Ricinho99
Zitat von Multiversum:
Womit hat Dich S. beeindruckt, was hat Dich überhaupt anfänglich zu ihm hingezogen? Was ist besonders an ihm?


Das ist eine gute Frage. Dazu muss man erst einmal wissen, dass ich S. bereits seit längerer Zeit kenne und wir immer einen freundschaftlichen Draht hatten. Wobei da jetzt keine große Tiefe dabei war. Haben aufgrund von Hobbys, Sport viel gemeinsam erlebt, was auch viele Erinnerungen teilt.

S. ist aber eine Person, die sehr unabhängig ist, viel Selbstvertrauen ausstrahlt und gut beim anderen Geschlecht ankommt. Ich hab den Mut und die Offenheit der Person auf das Leben bewundert. Es ist aber auch einfach eine körperliche Anziehung da. In größerem Ausmaße. Viele Charakter Eigenschaften und Lebenseinstellungen passen jetzt nicht unbedingt zu mir. Auch befinden wir uns in unterschiedlichen Lebensabschnitten aufgrund des Alters. Mein Verstand weiß lange, dass S. nicht die Person ist, mit der ich glücklich werde in einer Beziehung. Aber deswegen wurde S. denke ich auch wieder ausgewählt. Es ist eine unerreichbare Person, wo tiefere Bindungen inform von Beziehungen gar nicht möglich sind. Das war bei den anderen Menschen ja auch sonst immer so. Verheiratete Personen, mit Kindern usw…alles unerreichbare Menschen. Wohl gleichzeitiger Schutzmechanismus bzw. Verlustangst und Bindungsangst in einem.

Obwohl ich mir rein vom Verstand her wünsche, dass das aufhört und ich eine normale Freundschaft führen möchte, habe ich manchmal auch das Gefühl, dass ich gar nicht loslassen will, um keine innere leere zu spüren. Ich hatte davor selber nicht mehr viel im Leben, was mich begeistert hat und Freude bereitet hat. Es war viel leere da. Somit brauchte ich mal wieder eine Abhängigkeit…jemand der die leere füllt. Es tut unfassbar weh und ich hoffe ich gewinne durch die Zeit Abstand. Und das Gefühl verändert sich durch die Zeit…

25.08.2023 21:15 • x 2 #136


M
Zitat von Ricinho99:
habe ich manchmal auch das Gefühl, dass ich gar nicht loslassen will, um keine innere leere zu spüren. Ich hatte davor selber nicht mehr viel im Leben


Verständlich.

26.08.2023 01:28 • #137


A


Ist das verliebt sein oder Abhängigkeit?

x 3


Hansl
Zitat von Ricinho99:
Es war viel leere da. Somit brauchte ich mal wieder eine Abhängigkeit…jemand der die leere füllt. Es tut unfassbar weh und ich hoffe ich gewinne durch die Zeit Abstand. Und das Gefühl verändert sich durch die Zeit…

Zu erkennen was in einem wütet, fehlt oder falsch läuft ist schon mal viel wertvoll.
Es hier zugeben und veröffentlichen ebenso.
Normal wird ja nur über andere geredet.

26.08.2023 01:49 • x 1 #138


U
Zitat von Ricinho99:
Obwohl ich mir rein vom Verstand her wünsche, dass das aufhört und ich eine normale Freundschaft führen möchte, habe ich manchmal auch das Gefühl, dass ich gar nicht loslassen will, um keine innere leere zu spüren.

Ich frage mich - aus allem, was ich gelesen habe - ob Du Dir in dem Punkt nicht was vormachst, also ob es vielleicht genau anders herum ist:

Vielleicht spürst Du die innere Leere unbewusst sehr und fängst deshalb an, Dich innerlich um so stärker an die Person zu klammern. Genau weil Du Leere spürst, willst Du nicht loslassen. Weil Du wüsstest, nach dem Loslassen ist da Leere. Ist sie aber jetzt schon. Und einen Schritt weitergedacht: Warum eigentlich? In Deinem Leben scheint es viel zu geben. Vielleicht ist da gar nicht so viel Leere, wenn Du die Person rauslässt?

Es gibt in einem Trennungsratgeber eine sehr einfache Übung, die vielleicht interessant ist: Zeichne ein großes Herz und das Herz ist Dein Leben, Dein Alltag. Dann zeichne ein, wie groß die Bereiche für die Inhalte Deines Leben sind, die Dir wichtig sind, z. B. Personen, aber auch Hobbies, Beruf etc. War für mich sehr erhellend. Es geht nicht darum, was in Deinem Leben alles drin ist, sondern wie wichtig/groß der Platz in Deinem Leben dafür ist.

Du bist hier in Deinem Thread inzwischen auf Seite 10 angekommen, sehr reflektiert. Weil alles immer zwei Seiten hat, könnte man auch sagen: Du wohnst vielleicht ein bisschen sehr in Deinem Kopf. Was nicht verkehrt ist, aber Gefühle sind immer langsamer.

Es wirkt über den Thread auch so, als ob Du die Person eben so überhaupt nicht loslassen möchtest, dass Du schon Deine Sicht auf die Person und Dein Verhalten nicht ändern möchtest. Du kommst immer wieder auf Deine Anfangsidee zurück. Ich fand das verlinkte Video super, weiß nicht, ob Du es angesehen hast. Mit der Intensität, die Du sehr einseitig über diese Person stülpst, möchtest Du Grenzen überspringen und der Person nahesein, aber genau das funktioniert nicht.

Steffi Stahl sehe ich manchmal zwiespältig, aber sie fasste mal die verletzten Grundbedürfnisse nach einer unfreiwilligen Trennung gut zusammen, es sind nämlich alle verletzt: Bindung, Kontrolle, Selbstwert und der Wunsch, schlechte Gefühle zu vermeiden. Und sie sagte: Am besten schrauben kann man am Selbstwert und an der Kontrolle. Selbstwert wurde hier ja schon thematisiert. Kontrolle fand ich interessant - vielleicht auch für Dich: die Person ist weg, über die hattest Du nie Kontrolle - hat man selten über Menschen. Aber Du hast ganz viel Kontrolle über Dich, über Dein Leben. Du könntest switchen. Alles Gute!

26.08.2023 04:29 • x 3 #139


M
Wunderschöner Beitrag @Unterwegs2023 !
Zitat von Unterwegs2023:
Warum eigentlich? In Deinem Leben scheint es viel zu geben. Vielleicht ist da gar nicht so viel Leere, wenn Du die Person rauslässt?


Weil der wichtigste Raum, wo ganz viel Liebe, Hoffnung und Urvertrauen drin sein müsste, leer ist.
Von ihm geht die Energie aus, die alle anderen Räume mit Strom versorgt. Deshalb erscheinen die anderen Räume in einem trüben Licht.
Das heißt aber nicht, dass man diesen Raum nicht noch nachträglich füllen kann!

Zitat von Unterwegs2023:
eine sehr einfache Übung, die vielleicht interessant ist: Zeichne ein großes Herz und das Herz ist Dein Leben, Dein Alltag. Dann zeichne ein, wie groß die Bereiche für die Inhalte Deines Leben sind, die Dir wichtig sind, z. B. Personen, aber auch Hobbies, Beruf etc.


Tolle Übung, klasse!

Zitat von Unterwegs2023:
Du wohnst vielleicht ein bisschen sehr in Deinem Kopf.


Schöne Beschreibung!
Das passiert vielleicht, wenn der Heizungsraum im Herzen leer ist. Dann schaltet sich vielleicht alles automatisch auf die Fernsteuerung / den Kopf um?

Zitat von Unterwegs2023:
die Person ist weg, über die hattest Du nie Kontrolle - hat man selten über Menschen. Aber Du hast ganz viel Kontrolle über Dich, über Dein Leben. Du könntest switchen


Und anfangen den Heizungsraum zu füllen mit etwas anderem als zwischenmenschlichen Beziehungen.

26.08.2023 11:32 • x 2 #140


Ricinho99
Zitat von Multiversum:
Wunderschöner Beitrag @Unterwegs2023 ! Weil der wichtigste Raum, wo ganz viel Liebe, Hoffnung und Urvertrauen drin sein müsste, leer ist. Von ...


Da trefft ihr beiden mit euren Aussagen ziemlich ins Schwarze. Viele Räume sind bei mir sehr gut besetzt würde ich behaupten. Ich habe einen anständigen Job, wo ich gutes Geld verdiene. Ich habe viele gute Freunde und Bekannte. Ich habe Hobbys, denen ich regelmäßig nachgehe. Mir ist theoretisch nicht langweilig im Leben - aber wie du sagst, der wichtigste Raum ist aktuell nicht gefüllt. Im Gegenteil. Alles andere fühlt sich leer an. Wie als ob da nichts ist, was mir Freude bereitet. Wie ein Schatten, der über allen anderen Dingen schwebt…

Die Idee mit dem Herz habe ich schon mal gemacht. Mir ist das jedoch auch so bewusst, dass ich viele „Standbeine“ habe. Nur das Bewusstsein darüber, verändert nicht die Gefühlswelt. Mir ist ja auch klar, dass die Gefühle für S. sehr viel mit meinen Eltern zu tun haben und vieles projiziert wird. Aber auch das verändert nicht, wie es sich anfühlt.

Und ja, auch absolut korrekt - ich lebe zu viel in meinem Kopf. Ich mache mir ständig darüber Gedanken, wie S. S. Kontakte mit anderen Menschen hat. Und das löst eine unglaubliche Angst, Unruhe in mir aus. Also extreme Eifersucht und ggf. auch Neid. Bei anderen Menschen, die ich gut kenne und in der Hinsicht viele Kontakte haben, tut mir das nichts.

Wieso das so ist, keine Ahnung…

Bei den damaligen Situationen konnte ich nach Monaten loslassen - und hab es irgendwann abgehackt. 4-6 Monate hatte es denke ich gedauert. Allerdings waren die Menschen auch komplett raus aus meinem Leben.

Jetzt ist S. zwar auch raus aus meinem Leben für ein Jahr, aber ich werde S. wieder begegnen. Und ich die Freundschaft auch ungerne aufgeben würde…

26.08.2023 14:38 • #141


U
Lieber @Ricinho99 ,

ich glaube, Du müsstest Dich zuerst entscheiden, etwas verändern zu wollen. Hier im Forum schreiben Menschen, die von Dir - eigentlich - keine Ahnung haben. Jemand wie ich kann versuchen, Dich zu spiegeln, aber eben nur aus dem heraus, was ich lese.

Der Punkt ist: Wenn Du auf alle Antworten schreibst Ja, aber .... und dann einfach wieder bei Deiner Ausgangsfrage endest:
Zitat von Ricinho99:
Jetzt ist S. zwar auch raus aus meinem Leben für ein Jahr, aber ich werde S. wieder begegnen. Und ich die Freundschaft auch ungerne aufgeben würde…

.... dann habe ich rein aus dieser Systematik das Gefühl:
1.) Du merkst schon, dass Du Dich da selbst in was Ungutes reingedacht hast
2.) Du willst die Entscheidung nicht treffen, Dich gegen dieses Gefühl für diese Person zu entscheiden.
3.) Und dann bist Du eben wieder am Ausgangspunkt - der völlig ok ist, aber auch bisschen traurig, weil es Dir ja irgendwie auch nicht gut damit geht.

Aus der Außensicht ist Dein Problem nämlich keins: Du hast ein tolles ausgefülltes Leben, Du kennst eine Person, die Du toll fandst, wenn auch etwas über-toll (Du hast vielleicht auch etwas in die Beziehung interpretiert), die Person ist jetzt eine Zeitlang weg und das ist traurig. Du gehst voran in Deinem Leben. In einem Jahr wirst Du schon sehen, was passiert.

Aber Du kommst immer wieder auf den Punkt zurück, jetzt schon wissen zu wollen, wie Du in einem Jahr fühlst und agierst.

Ich glaube, das bringt Dich nicht weiter. Du kannst Dich entscheiden. Entweder Du denkst Dich da weiter im Kreis herum - denn das tust Du, auch hier im Forum. Oder Du entscheidest Dich dafür, der Person ihr eigenes Leben zu lassen. Und Personen zu finden, die mit Dir eine gegenseitige Beziehung auf Augenhöhe führen wollen. Die gibt es.

Aber solange Du in Deinem Kopf und Herzen diesen Platz für die hier genannte Person besetzt (das machst Du aktiv) - solange wirst Du niemanden finden, weil der Platz nicht frei ist. Ich bin jetzt hier raus, wünsch' Dir alles Gute!

27.08.2023 12:25 • x 3 #142


U
@Multiversum danke
Zitat von Multiversum:
Das heißt aber nicht, dass man diesen Raum nicht noch nachträglich füllen kann!

Danke auch dafür - die Hoffnung hab ich auch, manchmal geht sie mir aber auch ganz schön flöten

27.08.2023 12:29 • #143


Susanna
Im Grunde sind diese Menschen eine Art Spielfigur für Deine Psayche, wie eine Art Dummy an der Du Dich immer wieder probierst. Wie Du richtig sagst, mit Liebe oder Verliebtsein hat das wenig zu tun.

Ich denke, eine körperlich orientierte Therapie, vielleicht in einer Gruppe - wäre gut. Du kannst Dir vorstellen, warum?

27.08.2023 23:02 • #144


Ricinho99
Zitat von Susanna:
Im Grunde sind diese Menschen eine Art Spielfigur für Deine Psayche, wie eine Art Dummy an der Du Dich immer wieder ...


Ich kann das Gefühl des Verliebtseins gar nicht einschätzen. Ob ich es jemals schon mal war - oder es nur ein getriggertes Gefühl gewesen ist. Aber wenn ich mir Fotos, Nachrichten oder sonst was zu der Person angucke, kommt schon ein Gefühl in mir hoch. Ein kribbeln in der Bauchgegend. So wie man es beim Verliebtsein ja häufiger nachsagt.

Zu deinem zweiten Punkt: nein, kann ich mir nicht vorstellen warum. Erklär es mir gerne. In einer Therapie befinde ich mich ja zurzeit. Aber nicht innerhalb einer Gruppe.

28.08.2023 11:19 • #145


FrauDrachin
Zitat von Ricinho99:
Habe das Gefühl, ich brauche und will die Nähe und Aufmerksamkeit - aber wenn sie zu viel wird, geht es auch nicht. Also Verlustangst und gleichzeitig Bindungsangst…

Ohne jetzt alles gelesen zu haben:
ich glaube, ich würde hier nicht mit Verlustangst oder Bindungsangst operieren...
Ich denke, du suchst nicht nicht Näheund Aufmerksamkeit... du suchst den Kampf um Nähe und Aufmerksamkeit. Du reinszenierst da etwas.

28.08.2023 11:45 • #146


Ricinho99
Zitat von FrauDrachin:
Ohne jetzt alles gelesen zu haben: ich glaube, ich würde hier nicht mit Verlustangst oder Bindungsangst operieren... Ich denke, du suchst nicht ...


Kannst du das etwas näher erläutern, wie du das meinst?

28.08.2023 12:22 • #147


FrauDrachin
Naja, du hast ja schon festgestellt, dass die Personen austauschbar sind, und dass das das Skript sehr starr ist. Besonders, dass du sofort stoppst, wenn du die Aufmerksamkeit bekommst, um die du so gekämpft hast.

Du hast ja auch schon festgestellt, dass in deiner Therapie einiges aus deiner Kindheit zutage gekommen ist.
Und du betonst ja, dass es dir mit anderen Menschen in anderen Bereichen gelingt, ganz normale Bindungen zu haben.

Es ist ein ganz festes Programm. Ich glaube nicht, dass das Programm existiert weil du irgend eine Angst hast. Diese Ängste beeinflussen wenn dann nur die Wahl des Zieles.

Ich glaube, dass das Programm selber einen Zweck für dich erfüllt, dass du es wieder und wieder fährst. Vielleicht weil du das schon immer getan hast, und es einfach gewohnt bist. Oder nervös wirst, wenn du es gerade nicht fährst. Oder weil du dir irgendeinen Glaubenssatz selber bestätigen willst.

Kann sein, dass ich mich total verrenne, in dem Fall nix für ungut, aber für mich klingt das eher nach einem Zwang.

28.08.2023 20:09 • x 1 #148


Ricinho99
Zitat von FrauDrachin:
Naja, du hast ja schon festgestellt, dass die Personen austauschbar sind, und dass das das Skript sehr starr ist. Besonders, dass du sofort stoppst, ...


Danke für die Teilung deiner Gedanken! Und ohne jetzt sagen zu können - das ist es - könnte da tatsächlich etwas dran sein. Passiert alle paar Jahre immer mal wieder diese Schiene. Die Frage ist dann halt nur wieso immer völlig unerreichbare Menschen (laut Therapeuten eben ein Muster, sich gleichzeitig schon mal vor fester Bindung schützen zu wollen).

Wo du das aber mit dem Zwang sagst - fühlt es sich irgendwie so für mich an, als ob da was dran ist. Wenn ich beispielsweise mal eine kurze Zeit an was anderes denke bzw. einfach im Moment bin - kommt teilweise ein Zwang in mir auf, mich doch jetzt wieder S. zu widmen. So nach dem Motto: kann doch nicht sein, dass ich mich jetzt mit etwas anderem beschäftige und es mir damit gut geht. Und dann lieber wieder in den Schmerz rein gehen und an die Sachen denken, die mir weh tun…

28.08.2023 23:09 • #149


FrauDrachin
@Ricinho99 Ich weiß nicht, ob mir das beim queerlesen entgangen ist, aber eines ist mir noch nicht ganz klar:

du sagst, Männer und Frauen können dieses Programm bei dir in Gang setzen.
Geht es denn tatsächlich immer um romantische Aufmerksamkeit/ Liebe/ Beziehung? Oder was genau suchst du?

29.08.2023 09:29 • #150


A


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