Ich würde an dieser Stelle gern einmal darauf hinweisen, daß ich persönlich, so sehr ich verstehe, daß dies andere Forumsmitglieder anders handhaben und dafür vermutlich ihre Gründe haben, gar nichts von diesen Ferndiagnosen halte.
Aus meiner Perspektive ist es extrem heikel aufgrund zweier oder dreier Posts einer noch dazu neuen Teilnehmerin, die sich laut ihren Schilderungen noch dazu in einer ziemlichen Ausnahmesituation befindet, hier die ersthafte und wohl nicht mehr zu heilende Krankheit, psychologisierende Aussagen über deren Partner zu treffen. Ich gehe davon aus, daß die wenigstens von uns vom Fach sind und wenn wir es wären, würden wir erst recht davon absehen aufgrund kurzer schriftlicher Statements Diagnosen in den Raum zu stellen, die einzig und allein dazu führen, daß die TE sich wiederum mehr mit ihm als mit sich selbst auseinandersetzt.
Darin sehe ich nicht nur keinen Mehrwert sondern halte es für ethisch ziemlich fragwürdig.
Liebe TE,
Mir tut es wirklich leid, in welcher Situation Du Dich befindest. @Tiefes_Meer hat ja vorhin schon angesprochen, daß es immer wieder passiert, daß Menschen sich in toxischen, jedenfalls für sie selbst überhaupt nicht guten Beziehungen verstricken. Du bist also nicht allein.
Weißt Du ich habe vorhin auf dem Nachhauseweg überlegt, wie es eigentlich dazu kommt, daß man in solchen verbleibt.
Vielleicht ist es ja so, daß gerade in schweren Zeiten, wir ganz große angst davor haben, auch noch das bißchen vermeintlichen Halt zu verlieren, was uns angeblich bleibt. In schwierigen Zeiten felt uns auch die Kraft, die es von uns wahrgenommen brauchen würde, um jetzt auch noch eine Trennung zu überstehen.
Die Beziehung ist zwar nicht gut, aber eine Trennung vermeintlich schlimmer.
Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich so stimmt. Weißt Du alles hat immer auch einen Preis. Wir glauben, eine zusätzliche Trennung würde uns so viel Kraft kosten, die wir ja gar nicht haben, daß wir vergessen, daß das Verbleiben in so einer Beziehung weniger schmerzhaft, weniger kostenintensiv erscheint.
Dabei vergessen wir aber genau hinzuschauen. Die Enttäuschung, der Ärgern darüber, daß Dein Freund mal wieder nicht unterstützend reagiert hat, lenkt von dort ba, wo Du eigentlich sein solltest bei Deinem Vater (und bei Dir selbst). Im ersten Moment mag das so gar erleichternd sein, weil es eine From von Normalität hat, weil es vielleicht auch Zuflucht vor dem Schmerz über, das was mit Deinem Vater passiert, bietet, aber im Grunde genommen verhindert es nur die echte Auseinandersetzung.
Schmerz und Trauer sind allerdings erbarmungslos, was Aufmerksamkeit angeht. Widme ich ihnen nicht die volle, die richtige, kommen sie immer und immer wieder und fordern es ein.
Es wurde schon ein paar mal angesprochen, aber vielleicht magst Du wirklich Unterstützung (fachgerechte) durch einen Dritten hinzuziehen.
Persönlich würde auch ich Dich gern heute als morgen getrennt sehen und das nicht weil dein Freund dieses ist oder jenes, sondern weil Du ja ganz klar überhaupt nicht die Unterstützung und die Form von Zuneigung bekommst, die Du Dir wünscht und Du du in jedem Fall verdienst. Aber selbst, wenn Du noch nicht so weit bist, diesen Schritt zu gehen, wäre es schön, wenn Du ein bißchen mehr auf Dich selbst und Deine Gefühle achtest.
Es ist wichtig, wenn auch ein längerer Weg, anzufangen, wahrzunehmen, daß es egal ist, ob Deine Gefühle berechtigt sind oder nicht. Weil es nichts aber nichts daran ändert, daß sie nun mal da sind!
Schau mal, wenn Du sagst, ich hab ganz große Kopfschmerzen und meine Antwort darauf ist, Du kannst aber keine Kopfschmerzen haben, weil Du heute einen Liter Wasser getrunken hast. Dann ist das nicht nur ein selten dämlicher Dialog, weil ich ja etwas negieren, was nur Du beurteilen kannst, es ist auch nicht fein, weil man nun wirklich aus ganz verschiedenen Gründen Kopfweh haben kann und schließlich macht es auch überhaupt keinen Sinn, weil das Kopfweh ja nicht von, ach klar, ich habe heute einen Liter getrunken wie durch Zauberhand weggeht.
Versuch bitte Dich ein bißchen mehr auf Dich zu konzentrieren und falls Du Dich fragst, ob Du das darfst: Natürlich darfst Du das, dein Freund hat ja auch keine Probleme, das zu dürfen.
Viel Kraft
13.02.2018 20:09 •
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