So nur was für mein Tagebuch:
Gestern war Schulfrei. Also musste ich Töchterchen morgens zu Hause abgeben. Mein Auto hat vor zwei Tagen die Krätsche gemacht. Ich hatte mir für den Tag eh schon früher Urlaub eintragen lassen.
Also hatten wir die Zeit der Welt und sind mit der S-Bahn gefahren. Am Hauptbahnhof umgestiegen. Da gibt es leckere Crêpes und frischen O Saft. Und dann zur Mutter ins Kaff.
War für die Kleine mal was anderes. War für sie unterhaltsam. Wir hatten Spass.
So im Kaff-Bahnhof ausgestiegen und Richtung Familienheim getrottet. Es überholten uns zwei Jugendliche die auch im Zug waren. Die Kleine. Das sind Freundinnen der Großen. Sie besuchen heute die Große. Die hatten auch Schulfrei wegen Fasching. Aha, Die eine kenne ich eigentlich seit der Kinderkrippe, aber wenn die ein paar Jahre nicht gesehen hast, dann sehen die ganz anders aus. Ich hätte die nie erkannt. Die andere Freundin war mir nicht bekannt. Die kannten natürlich die Kleine. Haben aber nix gesagt und haben uns im Sauseschritt überholt mit Handy in der Hand. Wahrscheinlich haben sie Anweisungen von der Großen bekommen Tempo zu machen um vor mir am Haus zu sein, damit mich die Große nicht trifft. Ist ja auch nicht schlimm.
150 m vorm Haus ist ein Spielplatz. Da fragte mich die Kleine dann, ob sie da den Rest ihres O Safts wegschütten kann, sie schaffe den Rest nicht bis nach Hause. Ich musste mal herzlich lachen und habe ihr gesagt sie könne den ruhig mitnehmen und bei Mama in den Kühlschrank stellen.
Na zum Lachen ist es ja eigentlich nicht. Die Kleine weiß ganz genau, dass Sachen von mir bei Mama nicht gut gelitten sind. Es war also der letzte mögliche Exit vor zu Hause sich des O Saftes zu entledigen. Schon traurig, was so kleine Dinge bei ihr doch scheinbar für Zwänge führen. Das zerfrisst mich.
Dann der Showdown der Giganten am Hoftor. EXE macht auf. Die Kleine steht zwischen uns. Ich übergebe ihr den Schulranzen und die Tasche. Ich schaue sie direkt an. Sie schaut nur auf den Boden und auf die Kleine. Kein Augenkontakt. Kein Ansehen. Nichts. Ich sehe in ein Gesicht voller Anspannung mit vielen Augenfalten. Ein Mensch der scheinbar nicht im Gleichgewicht ist .
Ich gehe wieder in Richtung Bhf. Auf dem Fahrrad fährt dann meine frühere Nachbarin vorbei. Jetzt is se 78. Sie fährt zum Sport. Ist gleich abgestiegen, leicht umarmt, ist mit zum Bhf gelaufen. Nett gesnackt. Sie ist auch traurig, dass das alles so doof gekommen ist und vor allem mit den Kindern und der EXE. Sie und ihr Mann und die Familie des Sohnes verstehen, dass auch alles nicht, was im Nachbarhaus abgeht. Wir wären doch immer so eine liebevolle und nette Familie gewesen.
02.03.2019 09:35 •
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