Hallo Marco,
Du machst da gerade eine schwere Phase durch, und Deine Enttäuschung ist verständlich. Verlassen zu werden von jemandem, den man selbst noch liebt und mit dem man eine Zukunft wollte, tut verdammt weh und hinterlässt Wunden, die erst mal verheilen müssen.
Ich weiß, der Gedanke so etwas wieder zu erleben, ist erschreckend und abschreckend. Das macht es schwierig, sich nach dieser Erfahrung wieder auf jemanden einzulassen. Aber ist denn die Alternative - allein zu bleiben oder allenfalls unverbindliche Affären einzugehen - so viel attraktiver?
Du brauchst sicher noch einige Zeit, aber ich hoffe und wünsche Dir, Du kommst zu dem Schluss, dass es das Risiko wert ist, Dich wieder einer Beziehung zu öffnen. Weil eine Beziehung eben auch so viel geben kann - und diese schönen und bereichernden Erfahrungen, die kann einem auch niemand mehr nehmen, selbst wenn es irgendwann wieder vorbei ist.
Oder bist Du auch der Ansicht, dass es sich gar nicht zu leben lohnt, weil wir irgendwann eh alle sterben müssen?
Ein wichtiger Punkt zum Thema sich wieder einlassen / wieder vertrauen können ist, finde ich, das Vertrauen in sich selbst. Wenn Du vertrauen in Deine eigene Widerstandskraft und Stärke hast, wenn Du Dir zutraust, im Falle des Falle auch den nächsten Trennungsschmerz wieder überwinden zu können, dann ist die Angst davor weniger groß.
Dann läufst Du auch weniger Gefahr, aus Angst vor Verletzung distanziert gegenüber Deiner Partnerin zu bleiben oder Dich aus Verlustangst in einer Beziehung zu sehr anzupassen / zu verbiegen.
So in sich selbst zu ruhen ist nicht einfach, aber etwas worauf es sich hinzuarbeiten lohnt... weil man davon in vielerlei Hinsicht profitieren kann, nicht nur in der Liebesbeziehung sondern in allen zwischenmenschlichen Beziehungen, im Berufsleben etc.
Das Ziel ist NICHT, sich hinter einem Schutzpanzer zu verbergen und sich durch Gleichgültigkeit unangreifbar zu machen. Sondern zu einer Selbstsicherheit und Gelassenheit zu finden, die es einem erlaubt, Liebe zu geben und anzunehmen, sich zu öffnen, hinzugeben, auf ein WIR einzulassen und dabei trotzdem stabil auf eigenen Füssen zu stehen. Sich nicht so sehr vom Partner und der Bestätigung durch den Partner abhängig zu machen, dass sich dieses Gefühl einstellt ohne den anderen bin ich nichts, wenn er mich verlässt ertrage ich das nicht.
Sagen zu können: ja, dieser Mensch bedeutet mir unheimlich viel und ich wünschte ich könnte für immer mit ihm zusammen sein - aber wenn ich ihn doch verlieren sollte, dann werde ich das überstehen und irgendwann trotzdem wieder zufrieden und glücklich leben können.
Da hinzukommen braucht Zeit, den Willen, an sich selbst zu arbeiten und seinen Beitrag dafür zu leisten, und nicht zuletzt auch schlichtweg Übung - learning bei doing. Autofahren lernt man auch nur durch Fahrpraxis... und mit dem Beziehung führen ist das nicht so viel anders.
Das soll jetzt keine Aufforderung sein, Dich sofort Hals über Kopf in die nächste Beziehung zu stürzen. Nimm Dir Zeit, die Letzte zu verarbeiten, zu trauern und Deine Wunden zu heilen. Aber verlier nicht den Mut und den Glauben daran, Dich irgendwann wieder auf dieses tolle Abenteuer einlassen zu können.