Worte machen Gedanken, Gedanken machen Gefühle. Darum solltest Du Dich an den Wortlaut und Gedanken gewöhnen, dass es Dein Sohn ist. Denn natürlich ist es ein Unterschied, ob man weinend in der Ecke sitzt und feststellen muss, eine Paarbeziehung hat nicht funktioniert oder ob man weinend in der Ecke sitzt und denkt Wie konnte er nur unseren Sohn und mich allein lassen.
Er konnte. Genau genommen hat er keine Verpflichtung Deinem Sohn gegenüber und das ändert sich auch nicht dadurch, dass Du Deinen Sohn als seinen Sohn deklarierst. Darüber hinaus bin ich mir sicher, dass sein Bemühen um Dein Kind ausschleichen wird. Denn natürlich sagt er, er liebt ihn weiterhin und kümmert sich und bestimmt hat er auch die besten Absichten das zu tun (und was wäre er auch für ein Ar., wenn er nicht wenigstens das sagen würde), aber die Zeit und die Entfernung schreiben ihre eigenen Gesetze.
Die Frage ist ja auch, ob so ein Kümmern für Deinen Sohn und Dich (!) wirklich gut wäre oder ob Du Dir das in Deinem Schmerz nur wünscht, um ihn bei der Stange zu halten.
Willst Du dennoch umziehen? Falls nicht (und sorry, das glaube ich auch, falls Du das dennoch in Erwägung ziehst), fährst Du natürlich in erster Linie wegen ihm dorthin nicht nicht wegen des Tags der offenen Tür, der Dir ja in dieser Situation ja nun mal gepflegt sonstwo vorbei gehen könnte.
Darüber hinaus ist mir nicht klar, welche Dinge Du, was Eure Beziehung betrifft, noch für unklar hältst. Er hat klar gesagt bzw. geschrieben, dass er das nicht fortsetzen will. Der Weg war vielleicht nicht die feine Art, aber klarer kann eine Aussage nicht sein.
Wer wann wo welche Sachen bekommt, bringt oder abholt, ist lediglich eine Frage der Abwicklung. Das ist hart für denjenigen, der viel damit verbindet, aber es ist so.
Er hat auch klar gesagt, er will Dich nicht sehen. Ich stelle mir vor, ich hätte mich von jemanden getrennt, das Ganze wäre noch frisch (vielleicht zu frisch, um darüber sachlich reden zu können). Ich will mich also erstmal neu orientieren und aufstellen und vielleicht auch mal nicht an die Trennung denken. Aber mein Ex-Partner steht vor meiner Tür und fordert, obwohl ich klar erklärt habe, dass ich das nicht möchte. Das wäre absolut grenzüberschreitend und ich würde Dir davon abraten, es zu tun.
Natürlich wollen wir alle gern verstehen, warum wir verlassen wurden. Aber die weit verbreitete Forderungshaltung, dass wir einen Anspruch darauf haben, ist falsch. Am Ende macht es meist auch keinen Unterschied, denn die Verlassenen sind wir trotzdem.
Was nützt es mir, wenn mir jemand sagt, er habe mich verlassen, weil ich ihm zu langweilig sei, zu kompliziert oder weil ich stinke oder zu viel Fleisch esse oder ständig zu spät komme oder zu viel oder zu wenig S. will oder oder oder oder? Derjenige hat eine Entscheidung getroffen. Ob er das als Warnschuss oder als ernsthafte durchdachte Entscheidung versteht, kann man in der Regel gut einschätzen.
Nehmen wir mal an, er sagt infolge der Offenbarung Deiner Umzugspläne, er würde dann wieder mit Dir zusammen sein wollen. Hättest Du jemals das Gefühl, er wäre es aus freien Stücken und hätte er sich nicht vielleicht mit schlechtem Gewissen angesichts der Tatsache, dass Du bereit warst, Dein Leben zu ändern, während er diese Beziehung eigentlich schon nicht mehr wollte, darauf eingelassen? Wärst Du Dir jetzt noch in jedem Moment sicher, dass er genau das will und keine Zweifel hat?
Ich glaube nicht. Du müsstest mit der Ungewissheit leben, dass Du ihn überrumpelt hast und er - nachdem Deine Planungen so weit fortgeschritten waren - nicht mehr nein sagen mochte.
Nutze die Zeit, um eine Entscheidung zu treffen, ob Du wirklich mit Deinem Sohn umziehen willst. Nutze die Zeit nicht, um die Schule anzusehen und ihm auf die Pelle zu rücken.
19.01.2018 07:44 •
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