Hallo,
vor einigen Tagen habe ich dieses Forum entdeckt und sehr viel darin gelesen. Gut zu wissen, dass ich nicht alleine bin mit meinen Gedanken.
Meine Geschichte: Ich bin 44 und war 25 Jahre, davon 12 verheiratet mit meinem Mann zusammen. Vor einem halben Jahr hat er mir gesagt, er hätte sich in eine andere Frau verliebt und wolle sich entscheiden. Vier Wochen habe ich um ihn gekämpft, wir haben so viel miteinander gesprochen, wie nie zuvor. Mir ist sehr viel klar geworden. Vielleicht habe ich ihn nie als eigenständige Person akzeptiert. Ich wäre bereit gewesen alles zu unternehmen, damit wir zusammen bleiben. Aber er verwies auf seine andere Option. Einen Tag habe ich ertragen, den er mit ihr verbracht hat, bis er mir sagte, ich lasse ihm keine Luft zum Atmen und dann hat er sich innerhalb von 5 Tagen ein Zimmer gesucht und ist ausgezogen mit den Worten, dass alles rückholbar sei. Eine Woche nach seinem Auszug hat er mir gesagt, ich hätte ihn verloren. Er wolle mir keine Chance geben. Er sei konfliktscheu und auf dem Egotrip. Ich wäre eine tolle Frau und hätte keine Schuld. Dabei war er nicht unbedingt mein Traummann und ich habe auch einiges vermisst in unserer Beziehung, aber nie mit der Konsequenz, die er gezogen hat.
Die ersten Tage waren unerträglich. Zum Glück stand und steht mir meine Schwester beiseite, die allerdings weit weg von mir wohnt.
2 Wochen nach seinem Auszug bin ich mit ihm in Urlaub gefahren, um alles zu bereden. Wir haben dort so wunderbare Sachen gesehen und gemacht und ich habe nur geweint, wie gelähmt, weil ich nicht glauben konnte, dass es vorbei ist. Wir haben wie immer nicht gestritten. Dann war ich noch zweimal mit ihm in Urlaub, weil es so geplant war und ich mir nicht vorstellen konnte, ohne ihn zu leben und um ihn noch einmal einige Tage für mich zu haben, aber natürlich war es ganz anders als früher. Heute weiß ich, dass es nicht gut für mich war.
Seitdem versuche ich ihn nicht zu sehen. Das klappt nicht immer, denn wir müssen unsere Finanzen noch trennen. Seine Bücher sind noch alle hier. Ich habe sie eingepackt, aber das hat mir nicht geholfen. In dieser Woche renoviert er mit seiner Freundin deren Wohnung, weil sie zusammen ziehen. Diese Mitteilung hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Wir teilen auch noch das Auto, obwohl wir uns dabei nie sehen und die Termine per E-Mail abmachen. Gleich hole ich es wieder ab, denn nächste Woche fahren sie in Urlaub. Das tut jedes Mal weh. Er ist absolut fair. Will nichts aus unserem Haus haben.
Wir haben eine sehr harmonische Ehe geführt, keine Kinder, dafür uns um so mehr aufeinander bezogen. Nettes Haus, nette Freunde, gute Jobs.
Mein Selbstwertgefühl ist seitdem völlig hin, obwohl ich eigentlich mit beiden Beinen im Leben stehe. Ich fühle mich völlig unfrei, denke jede Sekunde an ihn, will verstehen warum und werde es nie tun, obwohl wir so lange über alles geredet haben. Meine Fehler habe ich auch erkannt, mir ist klar, dass zwei dazu gehören und er sich nie verliebt hätte, wenn alles gestimmt hätte. Er sagt, es wäre ihm seit Jahren so gegangen. Alles ist mir klar, aber nur im Kopf.
Ich habe einige Freundinnen und meine Mutter, mit denen ich reden kann, aber inzwischen denke ich, dass ich sie nur nerve, obwohl sie alle so lieb zu mir sind.
Ich dachte immer ich sei stark, lasse mich aber nur gehen. Das Buch von D. Wolf kann ich fast auswendig, aber es dringt nicht in mich ein. Dabei bin ich nicht wütend, sondern nur unendlich traurig und fühle mich in meiner Traurigkeit gefangen. Nichts kann mich ablenken, alles was ich unternehme macht mir keinen Spaß, es ist nie das, was ich vermisse. Wenn ich nach Hause komme, denke ich, er ist nur eine Weile nicht da.
Eine eingereichte Kur wurde nicht genehmigt. Einige Internet-Kontakte zu Männern endeten immer frustriert nach oder noch vor dem ersten Treffen. Eine Therapie hat mir nicht weitergeholfen. Jetzt bin ich in einer Gruppe, aber gibt es so viel andere Probleme.
Seit zwei Tagen gibt es einige kurze Momente, in denen ich nicht an ihn denke. Das fällt mir dann schon richtig auf. Und einmal beim Aufwachen hatte ich einen anderen Gedanken als an ihn. Ist das ein Fortschritt?
Neben meiner Traurigkeit, habe ich panische Angst nie wieder einen Menschen finden zu können, der mich liebt und allein zu bleiben. Ich weiß nicht wohin ich mich orientieren soll. Verheiratete Freundinnen sind auf Dauer auch nicht die richtige Gesellschaft. Mit meinem Leben war ich bisher so zufrieden. Ich bin auch eigentlich total gerne zu Hause und in meinem Garten. Das möchte ich nicht aufgeben. Wenn ich lese, dass man lernen soll mit sich selbst zufrieden zu sein, habe ich keine Vorstellung, wie das gehen soll. Alles was ich bisher getan habe, habe ich mit ihm gemacht und es war schön. Ohne ihn bedeutet es mir fast nichts, aber meine Vorlieben will ich deshalb nicht ändern.
Ich weiß, dass ich ungeduldig mit mir bin und ich weiß manchmal nicht, wie ich die nächsten Stunden überstehen soll.
Meine Arbeit, die ich so gerne mag, bringt mir kaum Ablenkung, aber zumindest kann ich sie wieder tun.
Es ist so unglaublich schwer. Und dabei möchte ich so gern wieder fröhlich und glücklich sein und habe solche Sehnsucht.
cnew
12.09.2003 22:15 •
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