@Zorra
Du formulierst Deine Eingangsfrage in eine ganz bestimmte Richtung.
Das macht es nicht ganz einfach, denn das ist eine ganz andere Perspektive, und die hat auch weniger mit Beziehungsdetails zu tun, sondern mit Deinem Zugang zur Liebe.
Ich denke mir, und erfahre sie auch so, dass die Liebe ein alles durchdringendes und alles verbindendes Fliessen von Energie ist.
Allerdings mag diese Sichtweise auch als zu 'spirituell' gelten, obgleich sie für mich auch durchaus praktische Aspekte neu eröffnet.
Ich selbst empfinde sie, wenn mein Herz geöffnet ist.
Allerdings bin ich auch mehr als mein Herz. Ich bin ich, ich bin Ego, ich bin selbst, und nicht zuletzt bin ich auch Körper.
Und auf jeder dieser Ebenen von Sein sehe ich auch bestimmte Bedürfnisse und Prägungen.
In der Vergangenheit der Kindheit herum zu spazieren und nach Ursachen, also bestimmten Prägungen zu suchen ist... oder ich empfinde das so: mühselig.
aber auch durchaus erhellend!
allein, nur zu wissen, warum man eine spezielle Prägung erfahren hat, und keine andere... das allein löst weder Schmerzen noch Angst auf.
Eine Möglichkeit 'damit in Liebe zu gehen' ist sicherlich auch sich selbst einfach damit zu umarmen und anzunehmen. Das entspräche dem Inneren Beeltern und da geht es auch nicht nur um kindliche Prägung sondern ebenso auch den ganzen Mist, den man so erlebt hat, der einem widerfahren ist oder den man auch selbst verbockt hat.
und ich würde sagen, in Beziehungen lässt sich das nicht lösen, aber heilen.
vor allem aber wird es in Beziehungen spürbar und sichtbar, und nirgendwo deutlicher als dort.
gerade dort sind wir ja auch verletzlich und machen uns verletzlich.
und, das empfinde ich als wichtig!:
es braucht keinerlei böse Absicht, um jemandem richtig weh zu tun.
es reicht schon aus, seine eigene Wahrheit ehrlich auszusprechen.
das macht übrigens einen deutlichen Unterschied dazu, jemanden zu verletzen.
Das Eine ist das Berühren einer tieferen Verletzung, das andere das Zufügen einer Verletzung.
das mag wie Haarspalterei erscheinen, ist es aber nicht.
Entscheidend aber ist in beiden Fällen, wie man selbst(!) damit umgeht.
Frisst man es in sich hinein und geht innerlich einen Schritt weg, oder macht man es transparent, und bleibt stehen?
ich glaube dazu könnte ich noch mehr schreiben als mir ein Beitrag ermöglicht, deshalb setze ich da behelfsweise einen Punkt dahinter.
Eine ganz andere Perspektive aus der sich auch mehr praktische Aspekte ergeben ist es direkt auf die jeweiligen Bedürfnisse zu schauen, da gibt es ja viele, auch in vielen Ausgestaltungen, aber sie lassen sich nichts desto trotz auch unter übergeordneten Themen zusammen fassen.
Jeder Mensch hat drei Meta-Bedürfnisse: Sicherheit, Autonomie und Wachstum.
und tatsächlich wüsste ich kein konkretes Bedürfnis, dass sich nicht in diesen dreien wieder findet.
aber konkretere Bedürfnisse sind eben konkreter.
Du schreibst, dass Du Dich gerne mehr gesehen fühlen möchtest, oder?
erfüllst Du dieses Bedürfnis auch selber?
oder geht es weniger um das gesehen werden und eher um das bestätigt werden?
worum geht es ganz genau?
zum Beispiel hat 'gesehen werden' für mich auch sehr viel mit körperlichen Berührungen zu tun, und mit körperlicher Nähe.
Tatsächlich möchte ich sogar annehmen, dass ich gesehen werde und auch immer schon wurde. Aber es fiel und fällt eben das Berührt werden weg, und das wiederum gibt mir das Gefühl nicht gesehen zu werden und lässt mich umso dramatischer empfinden und zeigen.
nur mal als Beispiel aus meiner eigenen Perspektive.
ein ganz anderes Ding ist die zwischenmenschliche Funktionalität bzw Dysfunktionalität.
es gibt einfach Dinge, die funktionieren nicht. Man kann seinen Kummer nicht in C2 ertränken, oder durch Gaming oder Forenaktivität verdrängen und gleichzeitig erwarten, das alles besser wird, wäre der Partner nur williger, gescheiter und liebevoller.
Das funktioniert einfach nicht.
Ebensowenig funktioniert es, seine eigenen Wunden als Aggression am Partner auszulassen und Verständnis für seine eigene Mißbräuchlichkeit einzufordern.
Und die Kommunikation von Bedürfnissen erfordert es immer auch, die Autonomie, die Sicherheit und das Wachstum des anderen mitzudenken.
und so ein Satz oder Gedanke zB, wie:
wenn Du mich nicht liebst, und mir nicht gibst, was ich zu glauben brauche, dann verlasse ich Dich!
Dieser Gedanke verletzt alle drei Metabedürfnisse. er nimmt die Autonomie und die Freiwilligkeit, er bedroht die (emotionale) Sicherheit, und er verhindert Wachstum, weil's wie Ziehen am Gras ist.
das eigentlich tückische daran:
wir brauchen das gar nicht laut auszusprechen und wir müssen nicht einmal konsequent sein in so einer Haltung.
es reicht völlig aus, zu schweigen, verletzt zu schmollen, und innerlich einen kleinen Schritt zurück zu treten. aus vielen kleinen Schritten folgen die größeren irgendwann automatisch.
leider aber fällt auch dieses 'dem anderen nicht weh tun wollen' darunter.
das ist alles ehrenwert und moralisch, ohne Frage, aber seine eigene(!) Wahrheit zu verschweigen, um die Beziehung zu erhalten, die man ja doch irgendwie braucht und will... auch das bedeutet einen Schritt zurück zu treten.
und wie sollte der Andere, unabhängig von seinem guten Willen einen dann überhaupt noch sehen können? und annehmen?
wie finde ich in die Liebe zurück...
ich würde sagen: man muss bei sich selbst anfangen und gemeinsam gehen. ob das ein Therapeut ist, der Partner oder gute Freunde... ganz allein schafft man das nicht. Allein kann man nur allein sein, und wachsen nur durch Gemeinschaft.
02.05.2024 18:49 •
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