Bis vor kurzem war ich als kaufmännischer Angestellter in einer großen Firma in Norddeutschland. Ich verstand mich mit einer Vorgesetzten (ca. mitte bis ende 30) sehr gut. Wir hatten teilweise gleiche Interessen, einen ähnlichen Humor und sie hat mich oft unterstützt. Wenn sie mich begrüßte, strahlte sie mich an, und machte Umwege nur um mich zu grüßen. Sie ist warmherzig, bodenständig.und Liebenswert. Unser herzlicher Umgang hielt sich auch das ganze Jahr über.
Im November fing sie aber an sich zu verändern. Sie wirkte manchmal sehr traurig und bedrückt, und ich machte mir sorgen. Ich wollte sie immer mal ansprechen, aber sie flitzt immer von einer in die andere Ecke in die andere und da wollte ich nicht nerven. Auch ihre e-mails wurden eher förmlich im Ton. Ich sah sie oft längere Zeit nur ganz wenig, aber ich dachte sehr viel an sie, und hatte kribbeln im Bauch wenn ich sie sah. Ich habe mich in sie verliebt. Aber ich hatte bedenken weil sie in der Hierarchie über mir steht, und bei der Arbeit was anfangen ist auch oft ein Problem, darum sagte ich ihr erstmal nichts.
Mitte Dezember schrieb ich ihr eine e-mail, um sie mal etwas aufzumuntern. Ich dankte ihr für die Zusammenarbeit, das es Spaß macht mit ihr zu arbeiten usw. Sie bedankte sich am nächsten Tag ganz herzlich, sagte das sei ganz süß von mir, und kam dabei ganz nahe an mich ran. Ich sagte gerne geschehen, und sie ging wieder. Naja, ich glaube im Nachhinein, war sie auch an mir interessiert, aber ich Trottel habe nichts gesagt. Bei der Arbeit bin ich immer etwas verkrampft, weil immer Stress ist.
Noch ein paar Tage später ging ich zum Feierabend hin kurz in ihr Büro und sagte Hallo, und ging gleich wieder. Ich hörte noch wie sie sagte das sie auch mal wieder mit mir reden möchte. Ich hatte aber keine Zeit und ging. Am nächsten Tag schrieb ich ihr noch eine e-mail, und bot ihr an das ich ihr helfen könnte, wenn sie Probleme hat, zum Beispiel beim Umzug und das ich gerne mal mit ihr chatten würde, z.b. über Facebook. Sie sagte ja selber, das sie mit mir reden will. Nächste Woche wollte ich sie dann ansprechen und hoffte dabei auf eine Gelegenheit sie mal zum Kaffee einzuladen.
Aber statt dessen wurde ich für 2 Wochen krank. Ich schrieb ihr noch das alles in Ordnung wäre, aber es kam keine Antwort, nicht mal ein Gute Besserung. Die Woche darauf meldete ich mich ebenfalls, wieder keine Antwort. Das gab mir endlich zu denken, aber ich redete mir ein, das sie bloß keine Zeit hat. Selbst e-mails über die Arbeit hat sie nicht immer beantwortet. Übrigens habe ich nie irgendwelche S. Anspielungen, oder ähnliches gemacht. Auch kein Anfassen, in den Arm nehmen oder ähnliches.
Als ich wieder gesund war, ging ich am nächsten Tag zu ihr und fragte wie es ihr geht. Aber sie war etwas abweisend. Ich ging dann gleich wieder, ich will ja nicht stören. Aber anstatt die ganze Sache erst mal ruhen zu lassen, schickte ich Depp ihr eine Facebook Freundschaftsanfrage, um mal in Ruhe herauszufinden ob es ein Problem gibt. Aber keine Antwort. Ich ging am nächsten Morgen in ihr Büro um mich dafür zu entschuldigen, aber da kam mir ein Vorgesetzter entgegen geschossen. Was ich von ihr will, und warum ich dauernd angerannt käme, Sie sei seit Monaten seine Freundin, und das soll geheim bleiben. Tja, der Mann ist verheiratet und wohnt 50 Kilometer entfernt. Ich sagte ich lasse sie in Ruhe, hörte von ihm nichts mehr, und es war für drei Wochen ruhe. Sie lief mir ab und zu über den Weg und grüßte kurz, aber das war es. Teilweise sogar als sie hinter mir lang ging und ich sie gar nicht bemerkte. Es schien sich also wieder zu normalisieren.
Aber dann trat ein weiterer Vorgesetzter auf mich zu, und sagte das geht so nicht, ich muss sie in Ruhe lassen, sonst Eintrag in Akte usw. Von der Affäre weiß der nichts, und in der Firma weiß auch sonst niemand was, jedenfalls nicht von mir. Ich will auf keinen Fall das sie Probleme kriegt, oder ihr Ruf leidet. Solche Schlammschlachten sind zum kotzen. Ich sagte kein Problem, schon passiert, und die Sache war geritzt. Aber das die Kollegin kein Wort zu mir sagte, sondern stattdessen die Leitung der Firma eingeschaltet hat, hat mich doch geärgert.
Ein paar Tage später kündigte ich, und sagte das ich mit einer Vorgesetzten die kein Wort zu mir sagt, sondern sich lieber weiter oben beschwert, nicht arbeiten werde. Ich verstehe wenn ihr meine Aufmerksamkeit zu viel wurde, aber wenigstens mal was sagen? Ein paar Tage vor der Kündigung ist auch noch eine alte Freundin mit Anfang 40 an Krebs gestorben, von der ich allerdings länger nichts gehört habe und ich war nicht im besten emotionalen Zustand. Außerdem wollte ich jetzt nicht ständig Stress mit der Kollegin haben. Ich fürchtete sie würde mir was anhängen, weil ich ja Mitwisser bin. Mein Vertrauen war einfach beschädigt.
Inzwischen bereue ich das. Nicht wegen dem Job, sondern weil sich unser Verhältnis sicher wieder gebessert hätte. Außerdem war es falsch ihr die Schuld für meine Kündigung zu geben. Es war ihr wahrscheinlich nur unangenehm, und sie fühlte sich bedrängt, oder sie hat gemerkt das ich mich in sie verguckt hatte, und sie wollte mich nicht enttäuschen. Oder ihr Liebhaber steckt dahinter, das ist so ein Vorschriftenfan. Ich weiß nicht mal, wann sie sich beschwert hat, sofort, oder erst Wochen später? Ich habe keine Ahnung und kann nur raten. Ich hätte mich besser in ihre Situation reindenken müssen.
Jedenfalls bin ich jetzt sehr unglücklich, und liege oft den ganzen Tag im Bett, bin depressiv und mache nichts. Erstmal weil sie jetzt ganz weg ist, und besonders weil ich mich über sie beschwert hatte. Sie hat sich nur selbst beschützt, und außer einem Dududu, und der Drohung das nächste mal gibt es richtigen Ärger, kam auch von der Führung nichts. Ich habe bei der ganzen Sache versagt und war überfordert. Sie war die erste Frau seit zig Jahren, die mich interessiert hat.
Außerdem glaube ich auch, das sie bei ihrer Affäre insgeheim leidet. Die Angst das es rauskommt, das er wieder zu seiner Frau geht, das sie mit ihm weiter arbeiten muss, wenn sie sich doch trennen, das jemand doch was merkt usw. Sie ist ein einfühlsamer Mensch, und hat bestimmt Gewissensbisse wegen seiner Frau. Das sie seit dem Zeitpunkt manchmal bedrückt und unglücklich wirkte, seitdem sie mit ihm zusammen war, fiel mir erst später ein. Das alles geht mir dauernd durch den Kopf. Ich sollte immer noch sauer sein, immerhin trägt sie zu Eheproblemen bei, und hat mich angeschwärzt. Aber ich sehe auch, das sie es nicht einfach hat. Sie ackert jeden Tag bis zu 10 Stunden, ist immer Hilfsbereit und ansprechbar, lässt nie ihre Launen an jemanden aus und fährt eine Weile nach Hause. Wann soll sie ihr Privatleben leben und einen Mann kennenlernen? In ihrem Alter hat sie vielleicht auch noch Torschlußpanik. Es fällt mir schwer, sie zu verurteilen, und ich mache mir sorgen um ihr Herz und ihr Seelenheil. Ich glaube, sie hat sich in etwas reingebracht, was ihr über den Kopf wuchs.
Bringt es was, ihr in ein paar Wochen noch mal zu schreiben, wenn sich der Staub gelegt hat? Ich will mich ihr erklären, und ihr alles gute wünschen, um wenigstens noch ein bisschen was gut zu machen. Sie ist von meiner Reaktion wahrscheinlich ebenfalls enttäuscht gewesen und sie bedeutet mir immer noch was. Und ich gebe zu, etwas Hoffnung das sie sich meldet, wenn ihre Affäre irgendwann beendet ist, habe ich auch noch.
08.04.2022 01:13 •
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