Okay, dann folgendes Szenario.
Ich bin schwanger.
Gebe meinen Beruf/ meinen Arbeitsplatz auf und begebe mich auf ein Terrain, dass sich Mutterschaft und Familie nennt.
Das Kind war ein Wunschkind, sprich, wir haben es bewusst gemacht.
Das Kind kommt auf die Welt.
Während ich Tag UND Nacht für das Kind da bin... schläft mein Partner aus... steht nachts nicht auf, um es zu beruhigen...ich Windel, ich füttere, ich ziehe es an und aus... ich bade es... ich trage es, wenn es weint... ich gehe mit dem Kinderwagen spazieren.
Mein Partner, arbeitet, so wie vorher, daran hat sich nichts geändert.
Ich führe immer wieder Gespräche, bitte darum, dass er seiner Vaterschaft ebenso nachkommt und sich engagiert... dass er es auch einmal windelt... mit dem Kinderwagen spazieren geht... eine Bindung zu unserer Tochter aufbaut, da ich der Meinung bin, dass man was tun muss, um überhaupt eine Bindung aufzubauen.
Ich habe aktiv viele Gespräche gesucht, ganz vernünftig. Ich habe erklärt... ich habe ihm Artikel zum Lesen gegeben...die Hebamme hat ihm gesagt, dass eine Frau in der Anfangszeit, wenn sie frisch Mutter ist, körperlich beeinträchtigt ist und Unterstützung und Sicherheit braucht. Meiner Meinung nach ist der Mann eigentlich genau deswegen ein Mann... und dass das auch einer der Aufgaben ist, in die ein Mann reinwachsen muss, wenn er bewusst ein Kind in die Welt setzen wollte.
Gespräche habe nichts genützt. Hinzu kam, dass er immer länger gearbeitet hat und immer wieder aus gegangen ist... dass mein Umfeld mich ständig kritisiert hat, ich solle es doch besser so und so machen, ich würde mir viel zu viele Gedanken machen... usw ...usw...
Den Vater hat niemand kritisiert. Der war außen vor.
Das ging ungefähr 2 Jahre lang so. Das Ende vom Lied war...dass unsere Tochter an mir hing...mir natürlich die ganze Liebe zurück gegeben hat, aber ihm kaum Aufmerksamkeit geschenkt hat. Wow, sehr überraschend.
Nach ca. 2 1/2 Jahren... als Kind bereits in der Kita war, weil ich wollte, dass es auch andere Kinder um sich herum hat, da es kein Geschwisterchen gibt (nachdem mir klar war, dass ich eigentlich alleine für das Kind scheinbar zuständig bin, war für mich klar, ein Zweites wird es nicht geben...´).
Nachdem ich es mit mindestens gefühlten 50 Gesprächen versucht hatte, bin ich irgendwann ausgeflippt und wurde ziemlich direkt. Ich habe ihm gesagt, dass wenn er so weiter macht, er keine Bindung zu seinem Kind haben wird und er sich nicht wundern muss, dass von dem Kind nichts kommt... und er zudem ein beschissener Vater ist....und dahingehend bisher ziemlich versagt hat. Warum er eigentlich überhaupt ein Kind mit mir wollte und warum er eigentlich sich verlobt hat, obwohl nun von Heirat keine Rede mehr ist und nichts mehr kommt. Warum er überhaupt das alles wollte und was wir da eigentlich leben?
Dass ich genauso gut eigentlich allein erziehend sein könnte und damit auch weitaus weniger Arbeit hätte, denn Putzen, Kochen, seine sch. wegwischen und das Kind großziehen, tue ich ja eh schon alleine....
Ich hatte kaum Schlaf, ich hatte keine Zeit mich zu pflegen, ich hatte Rückenschmerzen... und ich war einsam , unsicher, überfordert... und vor allem war ich eines... wütend, enttäuscht und ich fühlte mich im Stich gelassen und ohne Rückhalt.
Noch wollte ich aber nicht aufgeben... also bin ich dran geblieben... eine zeit lang hat er auch immer wieder was geändert und hat sich ein bisschen mehr engagiert, ist dann aber meist nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, wieder in sein altes Muster zurückgefallen... und alles war wieder beim Alten.
Dann kam ein Mann... der Interesse gezeigt hat... und ja, ich gebe zu, das hat mir uuuuunheimmmmlich gut getan... weil zuhause war da zwar ein Mann, aber der schien sich nicht wirklich für das Leben und für die Pflichten zu interessieren... und auf S. mit ihm hatte ich schon lange keinen Bock mehr.... soll ich ihn dann auch noch dafür belohnen? Nö.
Und es war auch für alle okay, dass er vor meiner Nase mit Bekannten geflirtet und geschäkert hat... während ich wie ein Zombie ausgehen habe, völlig übermüdet und jeden bedient habe.
Den Fehler, den ich gemacht habe... weil ich dem Kind nicht den Vater nehmen und aufgeben wollte....war.... dass ich nicht konsequent war und ihn verlassen habe. DAS war der Fehler. Ich hätte ganz klar ein Zeichen setzen müssen.
Aber ich konnte es nicht... weil ich das Herz nicht hatte, um alles aufzugeben... um mein Zuhause aufzugeben...um dem Kind den Vater zu nehmen... ich WOLLTE mein Revier verteidigen... und zum Teufel das habe ich.
Ich habe dafür gesorgt, dass keine Frau ungestraft mit ihm vor meiner Nase flirtet... und ich habe ihn darauf hingewiesen, dass das MEIN zuhause ist und ICH mich um den ganzen sch. kümmere... und wenn er kein guter Vater ist, soll er wenigstens den nötigen Respekt aufbringen, und mich nicht auch noch demütigen... in meinem eigenen Heim.
Und den Frauen, die das genossen haben... den habe ich gekündigt.
Nachdem ich all das ertragen habe (das hätte ich nicht tun sollen, ich hätte die Reißleine ziehen sollen).... kam der Mann, der mich nach dieser Zeit ... zum Lachen gebracht hat. Ich war freudlos. Ich war wütend. Ich war enttäuscht. Ich war einsam... und ich fühlte mich wie ein Idiot und nur noch wie eine Maschine. ER ... gab mir das Gefühl von Freude... und das Gefühl, noch eine Frau zu sein... noch Interesse zu verdienen...und ja, ich war SCHWACH.... verdammt...schwach...und ausgelaugt.
Dass diese Affäre... das gewittert hat... war mir zu dem Zeitpunkt nicht klar. Er war sozusagen spezialisiert auf unzufriedene Mütter... leichte Beute... und wusste, auf welchen Geigen er spielen muss. Hat er sogar zum Schluss der Affäre zugegeben...dass ich im Grunde am Anfang überhaupt keine Chance hatte... viel zu schwach war... und er das zu Beginn um Spass zu haben, ausgenutzt und mir viel vorgemacht hat.
Ich war blind... und naiv... aber mir tat all das einfach gut... und vor allem... war es mir mein Partner... sch. egal....denn ich war wütend... sehr wütend... und taub vor Zorn und Enttäuschung.
Dass die Affäre zu Beginn auch nur ein Spiel gespielt hat... hm... wie gesagt, ich war einfach blind.
Als ich dann dahinter kam... dass die Affäre auch nur meine Schwäche ausnutzt.... puahhhhh... da ist irgendwas in mir... geboren worden... was ich bis dato nicht kannte... da kam das Alien in mir hoch. Eine ziemlich böse Spezies muss ich dazu sagen.
Und ich fasste einen Beschluss...Okay... ihr wollt alle spielen.... dann spielen wir.......
Und ich drehte den Spieß komplett um. Ich blieb an der Affäre dran...ich wollte mir das nicht bieten lassen... diese Schmach. Nicht noch einmal. Und ich habe mir NICHTS bieten lassen... plötzlich wuchs da eine Frau in mir heran, die ich vorher noch nicht kannte... und die Affäre war sozusagen mein Trainer.
Wie es die Ironie des Lebens so will... entwickelten sich die Dinge ...
Die Affäre verliebte sich irgendwann in mich... und ich riss ihm seine Masken vom Gesicht...Schritt für Schritt.
Mein Partner bemerkte, dass ihm das Fell davon schwamm... indem ich ausging am Wochenende, verdonnerte ich ihn dazu, sich mit dem Kind außeinander zu setzen... und siehe da... geht doch.
Ich opferte mich nicht mehr auf... natürlich war ich weiterhin eine gute Mutter. Aber ich tat, was nötig war... nichts mehr darüber hinaus.
Und ihm wurde vor allem eines klar... sein Partnerin ist doch nicht so selbstverständlich, wie er es dachte.
Nachdem er wohl ahnte, dass es einen Nebenbuhler gibt... änderte sich sein Verhalten plötzlich und er engagierte sich ... er half im Haushalt, verbrachte Zeit mit unserer Tochter... wollte Nähe... und Zuneigung...und ihm ging auf, dass er ... sich sehr egozentrisch verhalten hatte...aber er hatte dafür erst einmal einen Konkurrenten gebraucht.
Zu diesem Zeitpunkt wurde ich dann egozentrisch...die Waage schlug also in die andere Richtung.
Dort wo er vorher ego war... war ich es nun.
Nun musste er fühlen, was ich gefühlt hatte...
Aber all das war nicht bewusst von mir so gewählt...es waren all meine Emotionen und der Zorn, die mich dahin trieben.
Es ist nicht so, dass ich für meinen Partner keine Liebe mehr empfunden habe.
Es war vielmehr so, dass sich die enttäuschte Liebe zu ihm, in das Gegenteil gewandelt hatte... weil ich wie eine Verdurstende mich durch die Wüste gequält hatte.
Meiner Erfahrung nach... sind Männer doch oft recht scheinheilig. Es ist okay, wenn Männer in ihrer Bequemlichkeit verharren...wird schon schief gehen. Und es ging schief.
Nun... soviel dazu.
Nach all diesen Erfahrungen... bin ich der Meinung... dass eine Frau sich von der Vorstellung, es gäbe einen idealen Mann, trennen sollte. Vielmehr sollte sich für sich einstehen und wenn es nötig ist... die Reißleine rechtzeitig ziehen. Dann bleibt ihr all das erspart.
Das war der eigentliche Fehler, den ich persönlich mir eingestehen muss.
Trotzdem ... ich habe mich irgendwann geoutet und ihm davon erzählt.
Er war nicht sauer.... das hat mich überrascht... ganz im Gegenteil... er nahm mich in den Arm.
Aber... natürlich hat unsere Beziehung starke Blessuren abbekommen.
Ich bin auch ... etwas...gefühlstaub geworden, durch all das.
Ich muss erst einmal alles für mich verarbeiten... und meine ganzen Gefühle wieder sortieren... meinen Zorn auf Männer allgemein abbauen... und meine Verbitterung, da meine Vorstellungen in der Realität von Happy Family so nicht eingetroffen sind...und ich mich, gerade zu der Zeit, als ich einen Mann am dringendsten gebraucht hätte, als ich frisch Mama wurde...alleine war...trotz Partner.
Das ist eine traurige Sache. Das Rad kann man auch nicht mehr zurück drehen.
Viele Mütter erzählen mir von ihrer Anfangszeit als das erste Kind zur Welt kam... und auch die Väter erzählen oft so freudig darüber... was mir dann immer einen Stich versetzt...der tief geht... weil... das habe ich mir auch gewünscht... auch für unsere Tochter...aber es war nicht so. Es war für mich eine Zeit der Aufopferung...eine Zeit, wo ich nur kassieren durfte und mich nur halb freuen konnte...obwohl diese Zeit eigentlich eine der schönsten Zeiten im Leben einer kleinen Familie hätte sein sollen.
Es tut mir leid, wenn ich auf euch Männer wie eine Hexe wirke. Eine, die sich woanders was holen musste.
Aber bevor ihr eure Frauen... dafür brandmarkt... wäre es vielleicht angebracht, zu fragen... warum sie es denn getan haben.
Warum sie zu anderen Männern laufen... warum? Und vielleicht, dreht ihr euren Finger, statt mit ihm auf die Frau zu zeigen... in eure eigene Richtung...und fangt an zu reflektieren.
Denn es gehören IMMER ZWEI dazu. Nie nur einer.
Aber ich kann verstehen... dass ihr auch Schmerzen habt ... weil Scheitern... immer weh tut.
Niederlagen tun weh. Egal wer schuld ist und wer nicht... manchmal geht es auch nicht um die Schuldfrage...sondern, was man dann darauß macht.
Ein Gefäss, dass zerbrochen ist... kann wieder repariert werden... in Japan werden zerbrochene Schalen mit Gold geklebt.
Danach sehen sie natürlich nicht mehr so perfekt aus...aber die Schale erhält eine Art Persönlichkeit.
Beziehungen sind nicht linear...sie sind dynamisch... sie sind lebendig...und manchmal erleben sie Niederlagen... und sie bekommen Schleifspuren...Wendungen...was nicht heißt, dass sie für immer verloren sind.
Es heißt nur, dass sie nicht mehr so sind wie vorher... so wie die Menschen auch nicht, die durch Täler gegangen sind.
Aber eins kann eine Affäre eben auch... aufzeigen...wo etwas nicht stimmig war... das in jedem Fall.
Es ist eine Frage der Entscheidung....ob man es weiter angehen will oder nicht... und ob man bereit ist, zu verzeihen.
Das ist ein Prozess... kein leichter... zugegeben.
Einen schönen Tag euch
Silence
01.02.2021 14:59 •
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