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In den attraktiven Tanzpartner heimlich verliebt

L
In den letzten Tagen denke ich so, dass ich meine eigentlichen privaten Herausforderungen mit den schlechten Erfahrungen/Männern überdecke.
Wie will ich leben?
Wie schaffe ich es aus dieser privaten Einsamkeit heraus zu kommen? Abends allein, allein essen, keiner da zum Reden, das bedrückt mich am Meisten.
Will ich in der Wohnung so wohnen bleiben? Was will ich verändern, um für mich wieder mehr Verantwoetung zu übernehmen?
Immer nur auf irgendwelche Leute zu warten, sich zu wundern, emotional absorbiert zu sein blockiert viel zu viele Energien, die ich für mich selber brauche.

Ich bin ja schon am Ende der Traumastory angekommen, die Quintessenz all dessen heißt immer wieder: fall auf deine eigenen Füße und nehme dein Leben selbst in die Hand. Habe ich ja immer gemacht. Alles allein. Die Frage ist immer wieder, WIE nehme ich mein Leben in die Hand.

Im Traumavorgarten rumzustolpern ist keine Lebensgestaltung und keine Traumabewältigung.
Es tut zurzeit einfach noch weh, dass es wieder das alte Muster ist und dass ich wieder für mich die nächsten Schritte gegen muss. Es tut einfach weh, alleine zu sein mit allem.

Aber: so fühlen sich viele Menschen, mit den Themen bin ich nicht einfach nur allein.

05.02.2024 19:29 • x 1 #571


L
Das BUCH habe ich bestellt, war eine Empfehlung hier aus dem Forum:

Katie Körner
“Wenn ich dich brauche, um mich selbst zu lieben”

Narzisstische und co-abhängige Beziehungsmuster lösen

Das ist natürlich keine Therapie. Ich versuche noch mal einen Anlauf zu starten, eine Therapeutin zu finden. Dann bin ich auch nicht mehr alleine mit meinen Problemen. Ausgerechnet ich, Psychologin, bin unterschwellig wenig hoffnungsvoll, eine geeignete Therapeutin zu finden, bei der ich mich wohlfühle
Ich versuche es trotzdem. Die Vergangenheit wiegt einfach zu schwer.

05.02.2024 19:42 • x 2 #572


A


In den attraktiven Tanzpartner heimlich verliebt

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Hey LebeDeinLeben

Wieso kann man denn sein Vatertrauma nicht an anderen Männern abarbeiten? Ich dachte so funktioniert das.

05.02.2024 21:45 • x 1 #573


L
@onfire man kann eine Menge aus der Vergangenheit auf andere projizieren, aber man kann nicht einfach mal so Traumata etc. in einer Beziehung auflösen.
Man kann sich dessen bewusst werden, aber die Muster sind tief verankert, die lösen sich nicht einfach auf.

05.02.2024 23:37 • x 1 #574


L
@onfire was verstehst du unter dem Befriff abarbeiten?

05.02.2024 23:41 • #575


M
Zitat von LebedeinLeben:
@onfire was verstehst du unter dem Befriff abarbeiten?



Hauptsache DU lässt Dich von niemandem (mehr) abarbeiten!

06.02.2024 02:28 • x 3 #576


L
Zitat:
Wie schaffe ich es aus dieser privaten Einsamkeit heraus zu kommen? Abends allein, allein essen, keiner da zum Reden, das bedrückt mich am Meisten.

Hallo LebedeinLeben,

das tat mir leid zu lesen. Ich habe nicht Deinen ganzen Thread verfolgt, nur den Anfang und dann immer mal wieder zwischendurch ein bisschen.

Einsamkeit ist nicht so leicht auszuhalten. Ich mache mir da auch manchmal Gedanken, wie das z.B. für alte Leute ist, wo der Partner gestorben ist, und wie das bei mir mal sein wird. Ich kann Dir ja von meinen Plänen erzählen, vielleicht ist etwas für Dich dabei.

Am meisten Kontakte gewinnt man, wenn man etwas macht, was für Andere nützlich ist. Dann kann man sich manchmal kaum noch retten. Das könnte zum Beispiel ein Ehrenamt sein. Am besten ist es natürlich, wenn man in einem Bereich tätig ist, in dem man sich gut auskennt. Bei Dir als Psychologin sollte es jede Menge Möglichkeiten geben zu helfen. Machst Du ja auch schon, hier im Forum, aber online ist eben auch einsam. Es gibt aber doch bestimmt Möglichkeiten in Deiner Nähe, wo Du direkten Kontakt hast? Hier gibt es z.B. eine anonyme und kostenlose Familienberatung.

Mit dem abends alleine sein - Du gehst ja tanzen, vielleicht lässt sich das um andere Hobbys ergänzen. Freizeitsachen für Erwachsene sind ja oft abends so ab 19 Uhr und dann für eine oder zwei Stunden. Es gäbe z.B. VHS-Kurse, Sportveranstaltungen,... Ich könnte mir vorstellen, wenn Du so was ca. dreimal die Woche machst, dass Du dann sogar ganz froh bist, die anderen Abende mal Deine Ruhe zu haben?

Es gibt auch, falls Du das nicht schon kennst und falls Du so etwas suchst/es Dir fehlt, so etwas wie beste Freundin gesucht, da gibt es wohl Portale, wo man gezielt freundschaftliche Kontakte suchen kann. Ich habe damit noch keine Erfahrungen gemacht,evtl. kann jemand anderes berichten. Es muss ja auch nicht immer ein Mann sein

Liebe Grüße
Lilalauni

06.02.2024 08:34 • x 5 #577


M
Zitat von LebedeinLeben:
Allerdings sind wir uns sicher einig, dass man sein Vaterthema nicht mit anderen Menschen abarbeiten kann.

Kann man nicht, das kann man nur selbst. Aber solange das Thema nicht angegangen wird, wirkt es aus dem Unterbewusstsein heraus und bringt uns in ähnliche Situationen oder Beziehungen. Die Seele spricht nicht direkt, ihre Spracfhe ist verdeckt und indirekt. Aber krisenhafte Wiederholungen im Leben sind ein klares Indiz dafür, dass man genau da ansetzen sollte. Daher wiederholen sich ja bei Menschen oft schädliche Beziehungsmuster, weil die Menschen nur davon laufen, überdecken und warten bis es für den Moment nicht mehr weh tut.

06.02.2024 11:10 • x 2 #578


M
Zitat von OnFire:
Wieso kann man denn sein Vatertrauma nicht an anderen Männern abarbeiten? Ich dachte so funktioniert das.

Nein, denn damit benützt Du unbewusst einen anderen Menschen, der in Dir das richten soll, was im Argen liegt.
Ich tat das mit einem Affärenmann vor Jahren. Ich dachte, ich liebe ihn unglaublich stark. Nach dem Ende der Affäre und erst als er wirklich keine Rolle mehr in meinem Leben spielte, wurde es mir bewusst. Es machte eines Morgens tatsächlich Klick, denn er fiel mir ein und ich fragte mich warum.

Vermisste ich ihn vielleicht doch nocht? Nein.
Hatte ich den Wunsch nach einer erneuten Kontaktaufnahme nach Monaten des Schweigens? Nein.
Was war es dann?

Dann sah ich unsere Pseudobeziehung wie ein Schauspiel auf der Bühne. Ein trauriges Zweipersonenstück in dem alle beide ihre Defizite einbrachten und nachlebten. Auf der Suche nach Bewältigung, nach Heilung. Beide wollen wir unser schlechtes Selbstwertgefühl heben und beide hofften, dass unsere Fehlstellungen in der Beziehung geheilt werden. Aber das ging nicht, es war unmöglich. Die Beziehung verschlechtere sich sukzessive bis einer die Reissleine zog. In meinem Fall er, wie immer, wie so oft.

Wie oft hatte ich schon eine ähnliche Beziehung mit einem Machtgefälle zu meinen Ungunsten erlebt? Wie oft hatte ich auf die große Liebe gehofft, die mich endlich ganz machen würde? Und wie oft war ich gescheitert? Mehrmals.

Und da wurde mir klar, dass ich mich selbst meine Dämonen stellen muss und einen Einklang mit mir selbst finden muss. Ich muss selbst für mich sorgen, mich um mich kümmern anstelle de untauglichen Partner zu analysieren, was von den eigenen Baustellen so wunderbar ablenkt.

Dann kam einiges aufs Tablett als ich erstmal begann mich zu hinterfragen und aufzudecken, woran es mir mangelte.

Abarbeiten ist ein negatives Wort im Hinblick auf andere Menschen. Denn man arbeitet seine Kindheitstraumen, seine innere Ängste am anderen ab, was sehr energieraubend ist und einen nicht zu sich führt, denn man waretet immer darauf und hofft, dass man heil wird, wenn der Andere endlich so wird wie er sein soll. Er wird aber nicht anders, er bleibt wie er ist wie man selbst auch.

Abarbeiten beinhaltet auch eine gewisse Ohnmacht, die Unfähigkeit mit sich klar zu kommen und für sich dazu sein. Und Abarbeiten bedeutet auch Reibung am anderen, aber Reibung ist keine Heilung.

Beziehungen, wo einer den anderen unbewusst benützt,dass der Partner einem das geben soll, was man sich selbst nicht zugestehen kann, gedeihen nicht. Sie sind immer geladen, schwierig, oft im Ungleichgewicht und wenn man ehrlich ist, fühlt man sich dort meist nicht aufgehoben und wohl. Und der Partner spürt vermutlich unbewusst auch, dass er als der Heilsbringer fungieren soll und verweigert das zurecht.

Als ich das erkannte, schämte ich mich vor mir selbst. Es war keine Liebe, die ich für ihn spürte, es war mehr ein Benützen für eigene Zwecke gewesen. Aber es erfolgte auch unbewusst. Ich wusste es nicht besser damals..

Es wurde mit der Zeit erst besser als ich den Fokus auf mich legte. Dadurch gewann ich etwas, z.B. auch die Erkenntnis, dass ein anderer Mensch nicht dazu da ist Dich ganzer zu machen. Er kann Dich begleiten, er kann Dich vielleicht sogar unterstützen, aber heilen kann er Dich nicht.

Das sind keine besonderen Erkenntnisse, das kann Dir jeder gute Therapeut erzählen so wie es meiner bei mir tat. Aber von der theoretischen Erkenntnis bis zur Bereitschaft sich mit sich zu befassen, sich zu hnterfragen ist es nochmals ein weiter Weg.

06.02.2024 11:30 • x 3 #579


L
@Margerite Vielen lieben Dank dass du deine Erfagrungen noch mal so ausführlich geschildert hast. Du hast auch mehrere Sprachbilder formuliert, mit denen ich direkt etwas persönlich anfangen kann. Ich denke auch, dass ich mir zuliebe jetzt den Fokus auf meine unbewussten Bedürfnisse lege, ich fühle mich gerade auch nicht zu schwach oder zu verletzlich.

In mir sind immer noch diese schmerzlichen Fragen, warum hast du, mein Vater, mir das alles angetan? In einer Traumatherapie habe ich das Thema ansatzweise bearbeiten können. Die Antwort war: weil er psychisch krank war und kein guter Vater sein konnte.

Das klingt erst mal sehr schlüssig, aber ich habe in der Therapie schon gemerkt, dass meinen inneren Kindanteilen die Antwort definitiv nicht ausreicht. Und insgesamt bin ich gefühlsmäßig aus der Familie rausgefallen bzw. verstoßen worden, bzw. bin ich notgedrungen geflüchtet.

Welchen Weg hast du für dich gefunden, um nicht mehr in der inneren Dynamik festzuhängen?

06.02.2024 13:05 • #580


O
Abarbeiten war vielleicht das falsche Wort. Ich sage Mal besser auflösen ohne den anderen zu benutzen. Vor 500 Jahren gab es ja keine Psychotherapie, ich habe immer gedacht, dass man als Mensch von der Natur einen Partner vorgesetzt bekommen hat um durch den Schmerz das Trauma aufzulösen und auch andere Aspekte von uns verändern zu können. Ich finde es gibt nichts was einen besser pulverisieren kann wie Liebeskummer und wo man vorher eingefahrener Beton war, wird man wieder formbar.

Sind wir also ohne Therapeut doch aufgeschmissen? Ich habe mich scheinbar in großen Teilen geirrt. Ich finde das wirklich gruselig so machtlos zu sein. Ich meine Psychotherapie wird auch nicht unendlich bewilligt. Dann dreht man sich irgendwann einfach blöde im Kreis.

06.02.2024 15:04 • x 1 #581


M
Zitat von LebedeinLeben:
Welchen Weg hast du für dich gefunden, um nicht mehr in der inneren Dynamik festzuhängen?

Bewusstwerdung durch Rückschau auf das kleine Mädchen, das mit dem Kaltstellen und der Leistungsforderung nicht klar kommt und das sich oft sehr einsam und verlassen fühlte. Ich hatte nicht gelernt, eigene Bedürfnisse zu formulieren bzw. traute mich das auch gar nicht. Und so schwieg ich und zog mich in mich selbst zurück. Mein Stoffpinguin war oft genug mein Kummerkasten, dem ich solche Dinge anvertraute. Aber gegenüber meiner Mutter niemals, denn die war - wie mir später klar wurde - durch den Krieg und die Traumata selbst beschädigt. Sie wollte zwar immer das Beste, aber ich fühlte mich oft genug übergangen, ungerecht behandelt und hatte oft das Gefühl, das ich einfach nicht genug bin und daher nicht liebenswert.
Leider setzen sich derlei Erlebnisse fest und zeigen sich später in einem instabilen Selbstwertgefühl, das in der Außenwelt Kompensierung sucht, in Selbstzweifeln insbesondere wenn ich meinen Selbstansprüchen nicht genügte und in Bindungsängsten.
Bindungen tun weh, sie halten nicht, sie verursachen Kummer und Schmerz - und schon sind die Bindungsängste da. Zwar besteht auf der bewussten Ebene eine unglaubliche Sehnsucht nach einem Ankommen, nach zuverlässiger Geborgenheit und Sicherheit und nach Akzeptanz und Bestätigung, aber das Unterbewusstsein sagt: Bindungen sind riskant, lass die Finger lieber davon. Soll sie sich ruhig abarbeiten, soll sie Sehnsüchte haben u./o. leiden, mir egal, Hauptsache ich bin safe.

Und safe fühlt sich das Unterbewusstsein, indem es Dich zu den Männern führt, mit denen eine tiefe und echte Verbindung gar nicht möglich ist. Er ist zu jung oder zu alt, gebunden oder frisch aus einer Trennung oder passt vom sozialen Background nicht oder, oder ... Aber die normalen Männern machen einen weiten Bogen um Dich. Und wenn sie es nicht tun, sondern Interesse an Dir äußern, sagst Du: Ach nö, bitte, ausgerechnet der interessiert mich nicht. Der ist viel zu anhänglich, das überfordert mich total.

Erinnerungen passieren lassen, Tränen zulassen und nochmals ins Erlebte gehen. Als ich eine Tür geöffnet hatte, öffneten sich weitere und das war wiederum leidvoll. ich begann mir selbst leid zu tun, auch etwas, was ich nie zugelassen hatte. Stattdessen immer Du musst, Du musst, ja nicht aufgeben, ja nicht nachlassen, beiß Dich durch und lass Dich nicht unterkriegen.
Das ist heute noch eine Baustelle bei mir, dass ich Stress nicht erkenne, sondern wegschiebe, bis es nicht mehr anders geht oder sich der ständige Selbstanspruch in körperlichen Erscheinungen äußert.

Selbstmitleid hilft nichts, eher Selbstmitgefühl, denn das Selbstmitleid tut nicht nur weh, sondern verführt einen dazu, sich in eine Opferrolle zu begeben. Ein Opfer ändert nichts, es ist ja nur Opfer, es bewegt nichts und es verharrt im Leid. Starre und Blockade sind dann oft fühlbar.

Wichtig war mir auch eine Aussöhnung mit meiner Mutter, die vor über 20 Jahren verstarb. Aber noch Jahre nach ihrem Tod kamen Ungerechtigkeiten, Ohrfeigen, Vorwürfe hoch. Ich bemühe mich es zu verstehen, warum sie so war, aber bemühen heißt eben auch, ich arbeite wohl immer noch dran.
Manchmal verstehe ich es und kann es akzeptieren. Wer Dinge wie sie erleben musste durch Einfluss von außen und zum Spielball höherer Mächte wurde, schleppt auch Blessuren durchs Leben. Was ist gegen gewaltsame Heimatvertreibung, Heimatverlust, Abwesenheit von Vater und Bruder, Tod des Bruders im Krieg, Vater lange Jahre in Russland in Gefangenschaft, Neuanfang im Westen, wo die Leute vom Osten auch keiner wollte, früher Tod ihrer Mutter das was sie bei mir falsch gemacht hat? Nicht viel, sie musste als Kind mehr aushalten als ich und die Schutzreaktion war bei ihr auch das Verdrängen ins Unterbewusstsein. Da, wo es nicht mehr spürbar ist und nicht mehr schmerzhaft ist.

Dann fand ich aufgrund einer Überschwemmung im Keller noch uralte Briefe von meiner Mutter an meinen Vater aus der Zeit vor der Heirat. Er hatte sie zusammengebunden und aufgehoben, in einem alten Schreibtisch und mir fielen sie als durchweichtes Päckchen in die Hände. Ich breitete sie aus zum Trocknen, las einige und weinte wieder. Denn was ich da las, das war ja ich! Die Briefe hätten von mir sein können. Der nächste Schlag war dann die Erkenntnis, was ich alles unbewusst übernommen und mir abgeschaut hatte und was sich im Erwachsenenlleben in schwierigen Beziehungen zeigte.

Der Therapeut hatte mit allem Recht gehabt. Wir leben das nach was wir kennen. Von wegen selbstbestimmtes Leben, man ist eher eine Summe aus Erlebtem, was lange zurückliegt. Traurig, aber wahr.

Psychische Krankheit des Vaters ist eine Erklärung und eine Erklärung stellt die Verstandesebene ruhig. Aber nicht die Gefühlsebene. Du kannst besser damit umgehen, wenn Du nochmals da durchgehst, das Traurige fühlst und irgendwann Dich selbst gefühlt an die Hand nehmen kannst.

Die ganzen Tanzpartner, diese komischen Männer dort, vergiss sie. Sie sind Tanzpartner, aber sonst nichts und von denen hilft Dir keiner.

Such Dir einen Traumatherapeuten, der Dich auf dem Weg durch die Erinnerungen begleitet. Schwierig genug, zumal gefühlt viele Therapeuten nur Seelenstreichler sind, aber nicht an die Ursachenforschung gehen. Ohne die aber kommst Du nicht weiter. Was Du im real life erlebst, sind nur die Symptome, aber nicht die Ursachen, denn die liegen viel tiefer und genau da musst Du ran,.

06.02.2024 16:59 • x 3 #582


M
Zitat von OnFire:
Sind wir also ohne Therapeut doch aufgeschmissen? Ich habe mich scheinbar in großen Teilen geirrt. Ich finde das wirklich gruselig so machtlos zu sein. Ich meine Psychotherapie wird auch nicht unendlich bewilligt. Dann dreht man sich irgendwann einfach blöde im Kreis.

Ein guter Therapeut kann hilfreich sein, aber ein Spaziergang sind Traumabewältigungen nicht. Aber man ist nicht völlig machtlos. Wenn man sich dem stellt und schmerzhafte Erinnerungen betrachtet und zulässt, ist es schon die halbe Miete.

Mein kluger Therapeut sagte damals: Die Seele kann sich nicht aus sich heraus heilen. Sie braucht uns dazu, also die bewusste Ebene. Und wenn man bereit ist, diese Dinge auf der bewussten Ebene zuzulassen, sind sie weitaus weniger schädlich. Man kennt sich dann besser, man weiß um die inneren Fallstricke und Gedankenmuster und kann sie einordnen als das was sie sind. Erlernte Muster, die man auch wieder los lassen darf.
Kein Therapeut kann Dir helfen, wenn Du Dir nicht auch selbst hilfst. Mit 5 Sitzungen ist es nicht getan, so was kann ein langer Weg sein, den die Krankenkasse nicht bezahlt. Und wenn Du es nicht selbst bezahlen willst wie ich z.B., dann kannst Du Dir nur selbst helfen. Ein besseres Leben sollte Dir das wert sein. Wobei besser nicht komplett geheilt bedeutet, aber eben doch ein wenig besser.

06.02.2024 17:11 • x 1 #583


L
@Margerite sehr wahr was du schreibst, wir leben unbewusst so viel, was unsere Eltern und sogar Großeltern schon beschäftigte. Es kann Jahrzehnte dauern, bis wir den Umfang der Traumata erkennen und einigermaßen zuordnen können. Damit meine ich die Ebene, die sogar hinter den bewussten Traumata und bewussten Mustern existieren. Insbesondere Facetten der Identität und Persönlichkeit - alles kann von Eltern und Großeltern geprägt sein.

Man muss noch mal auf die Ebene der eigenen Bedürfnisse, was hätte man statt der Prägungen gebraucht, was hätte man an Unterstützung, Liebe, Achtung und Wertschätzung, Begleitung usw. dringend gebraucht. Das zu wissen, und um die Verletzungen und Vernachlässigungen ausreichend zu trauern, das macht den Weg für Selbstmitgefühl frei. Man braucht viel Zeit.

06.02.2024 22:39 • x 1 #584


L
@Margerite
Zitat:
Ein guter Therapeut kann hilfreich sein, aber ein Spaziergang sind Traumabewältigungen nicht. Aber man ist nicht völlig machtlos. Wenn man sich dem stellt und schmerzhafte Erinnerungen betrachtet und zulässt, ist es schon die halbe Miete.

Ja, die sichere und verlässliche therapeutische Beziehung ist die Chance, bessere Erfahrungen zu machen als damals. Das ermöglicht weitreichende Veränderungsprozesse im Gehirn. Bis zu 5 Jahre benötigt ein Gehirn für die Veränderungen, die Neubewertung und Verknüpfung aktivierter Gehirnbereiche. Anstelle der Aktivierung der Zentren, die bei traumatische Erfahrungen aktiv werden, können diese nach Jahren der Umbauphase reguliert bleiben. Amygdala, Hippocampus, Stressachsen, aus diesen Aktivierungsmustern kommt das Gehirn raus, wenn tatsächlich bessere Erfahrungen gemacht werden können. Davon muss man sein Nervensystem erst mal überzeugen. Deshalb benötigt man die Bedingungen einer Traumatherapie, um zu diesen tiefgreifenden Veränderungen den Weg zu bereiten.

06.02.2024 22:47 • x 1 #585


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