Dass wir von Anfang an nicht mitinander geredet haben, das war ein Riesen-Fehler.
Es wäre eine Chance gewesen,über soziale Kompetenzen auszuloten, was für ein Kontakt ohne Hintergedanken es sein soll.
Ich kam zur ersten Unterrichtsstunde in die Etage mit dem Tanzunterricht, und du kamst durch die Tür und wir beide schauten nicht offen, du sehr verschlossen. Das Erste was ich dachte war: oh Gott, der sieht aus wie Barbie-Ken! Und fand es so dermaßen lächerlich...ein absoluter Schönling, aua! Eine komplett andere Liga, was die Attraktivität, die Souveränität, das Erwachsensein, die Lässigkeit anbelangt. War das Fremdscham bei mir? Ich fand ihn auf Anhieb bescheuert. Und war fassungslos über die Symmetrie seiner Gesichtszüge.
Keine Mimik bei ihm, kein Hallo, kein Anblicken oder Zuwenden zur Begrüßung. Was war das denn? So eine Nichtkommunikation und eisige Zurückhaltung kenne ich nur von Leuten, die gar nicht da sind.
Ich - Psychologin - hatte keine Eier, nicht den Ansatz von Persönlichkeit, um mich vor ihn hinzustellen und mich mit Namen kurz vorzustellen. Und er - Arzt - hat dagesessen und eine Stilllegung der Gesichtsmuskeln hingelegt, als wäre es alles Mögliche, aber kein Paartanzkurs. Ich meine, wir sind ja nicht gegeinander angetreten.
Ich sah einen Geist, er sah mich nicht, ich ihn nicht.
Ein Wunder, dass wir beim Tanzen nicht durch den anderen durchgegriffen haben.
Und Barbie-Ken habe ich damals erst unbedingt haben wollen und nach Intervention meiner Mutter wieder zu Karstadt zurückgebracht, mit Schamgefühlen, es nicht wert zu sein.
Vllt hätte ich ihn damals behalten sollen . Tat weh, auf ihn verzichten zu müssen. Als wenn es sich nicht gehört, einen Mann haben zu wollen, als müsste ich mich dafür schämen.
Und ich? Saß da, als jüngere Blondine, verschwitzt, schüchtern, verstummt, abwartend. Wochenlang war das so, der Auftritt im Theater kam immer näher und meine Panik begann - wir waren uns so wenig nah, so dermaßen verschlossen, dass es in unserem Tanzstil zu sehen war und die Fehler hörten und hörten nicht auf.
Du gabst dir verrückterweise eine Lehrerrolle - und ich sollte das unwissende Schulmädchen sein. Dabei habe ich ein echtes Tanztalent. Was habe ich versucht, aus dieser so dermaßen bescheuerten Rolle rauszukommen! Grrrrr...das könnte euch so passen. Ich habe seitdem so viel mit anderen getanzt, dass ich meine Schuhe zweimal neu besohlen lassen musste!
Und immer noch tun die Lehrerin und der XX, als wäre ich die ewig zu Belehrende, die im Anfängerstatus verharren muss. So ein ärgerlicher Quatsch, ihr macht es euch so dermaßen einfach!
Und wenn ich denke wie lieb ich ihn mittlererweile habe? Seine kalten Hände aufwärmen - nur kurz - ihn anlächele, dass sein Vater seine Nase immer nur Gurke genannt hat, und dass du meistens Rücken- Kopfschmerzen hast und wie lustig es ist, vor dir zu stehen und mit der Nähe zu spielen, du ziehst an meinem Arm, ich stehe automatisch Bauch an Bauch mit dir. Du guckst gespielt streng, ich lache, du lachst ebenfalls und ich schaue auf deine Schulter. Du schaust in mein Gesicht und über meine Schulter in Tanzrichtung.
Und dass du mein Gesicht sehen möchtest...und extra meine Haare beiseite schiebst auf meiner Stirn...ich glaube schon dass du auch etwas eintauchst in die Nähe, die da möglich geworden ist. Und dann stößt du mich plötzlich von dir, das rote Kleid stört dich in deiner Konzentration!
Puuhh...
Und auf dem langen Weg das Trepoenhauses hinunter wartest du auf etwas, und es soll von mir kommen, aber was? Ein Gesprächsanfang, der die zarten Fäden des Kontakts aufgreift, der auf Ebenen zugeht, die für beide vorstellbar sind. Und von mir kommt nichts. Mein Kopf ist leer, ich versuche möglichst nicht fordernd, nicht übergriffig und nicht sonstwie anmaßend zu sein.
Die Leute im Kurs denken alle, dass wir ein Paar sind. Da ist aber kein Paar. Und von dir kommt -nothing- , und dann ist die Treppe zuende und die Dunkelheit draußen ist drumherum und kein Gespräch. Und eine sportliche Umarmung und kein Wangenkuss, und warum auch, hier wohnt die Peinlichkeit auf gleich vier Schultern.
Ich halte es nicht mehr aus, ich halte deine Zurückhaltung nicht mehr aus, ich mochte davonfliegen und weiß, dass ich keine große Rolle spile bei dir, und ich wehre mich, und ich will es dir heimzahlen, und ich will gesehen werden, und ich kann strampeln, stillhalten umd davonfliegen, ich kann tanzen bis es glüht und trotzdem liebst du mich überhaupt nicht mehr als wenn ich gar nicht da wäre.
Und es ist so wie es ist, und ich könnte die Wände hochgehen, dass es so ist wie es ist, und ich will leben, und ich kann so leben, aber der Protest und der Widerstand in mir will als der Stärkere quer durch die Wand. Wie Odysseus, übers Meer. Was auch nichts gebracht hat.
Ich werde Schriftstellerin, ich werde Künstlerin, ich werde groß und stark und zahle es dir heim. Heul
Vorschlag zur Güte: noch mal von Vorne anfangen,