warten
draußen stehen und rauchen
unsichtbar im Schatten, auch das, ja
Soundtrack dazu:
...
meine Tochter hat wunderschöne, lange Haare, die nie eine Schere gesehen haben. Als ich sie heute morgen kämmte und ihren Zopf flocht, meinte sie, alle Frauen hätten lange und alle Männer kurze Haare. Ich denke an Veit Lindau und Jean Seberg. Was für ein toller Mann, was für eine tolle Frau.
Ich erkläre ihr, dass es auch tolle Männer mit langen, und tolle Frauen mit kurzen Haaren gibt.
Sie kann sich das nicht vorstellen. Ein Mann mit langen Haaren sei doch kein Mann mehr.
Ich denke 'das dauert noch gut ein Jahr, bis ich meine Haare wieder zusammen binden kann'
Was der Mann dann sei, mit langen Haaren, frage ich sie.
Und mit der unschuldigen Selbstverständlichkeit einer 4jährigen, die die Welt begriffen hat, erklärt sie 'Na, eine Frau natürlich!'
'Nein.', erkläre ich ihr, 'Männer und Frauen unterscheiden sich nicht durch die Länge ihrer Haare, sondern durch etwas ganz anderes.'
Das lässt sie stehen, unkommentiert.
und ich denke, dass ich ihr das in ganz vielen Aspekten noch erklären will, werde und muss.
und dass die Genderdebatte genau hier anfängt: in der Situation, in der ein Vater seiner 4jährigen Tochter die Haare zu einem Zopf flechtet.
und ich hoffe, dass ich diese bescheuerte Disney-Prinzesschen-Suggestion, die kleinen Mädchen an jeder Ecke eingeimpft wird, aus ihrem Selbstbild werde heraus fragen können.
Auch das bedeutet es für mich Mann zu sein.
nicht zu folgen, sondern zu hinterfragen.
zu erkennen und danach zu handeln.
lange Haare zu tragen, wenn ich das will
und meiner Tochter einen Zopf zu flechten
und bereit zu sein, das auch vor der Tür ohne Worte auszudiskutieren.
wie ein richtiger Mann eben
11.12.2018 23:50 •
#31