30

In 1000 Scherben schwebend [Diarium]

A
warten
draußen stehen und rauchen
unsichtbar im Schatten, auch das, ja

Soundtrack dazu:



...
meine Tochter hat wunderschöne, lange Haare, die nie eine Schere gesehen haben. Als ich sie heute morgen kämmte und ihren Zopf flocht, meinte sie, alle Frauen hätten lange und alle Männer kurze Haare. Ich denke an Veit Lindau und Jean Seberg. Was für ein toller Mann, was für eine tolle Frau.
Ich erkläre ihr, dass es auch tolle Männer mit langen, und tolle Frauen mit kurzen Haaren gibt.
Sie kann sich das nicht vorstellen. Ein Mann mit langen Haaren sei doch kein Mann mehr.
Ich denke 'das dauert noch gut ein Jahr, bis ich meine Haare wieder zusammen binden kann'
Was der Mann dann sei, mit langen Haaren, frage ich sie.
Und mit der unschuldigen Selbstverständlichkeit einer 4jährigen, die die Welt begriffen hat, erklärt sie 'Na, eine Frau natürlich!'
'Nein.', erkläre ich ihr, 'Männer und Frauen unterscheiden sich nicht durch die Länge ihrer Haare, sondern durch etwas ganz anderes.'
Das lässt sie stehen, unkommentiert.
und ich denke, dass ich ihr das in ganz vielen Aspekten noch erklären will, werde und muss.
und dass die Genderdebatte genau hier anfängt: in der Situation, in der ein Vater seiner 4jährigen Tochter die Haare zu einem Zopf flechtet.
und ich hoffe, dass ich diese bescheuerte Disney-Prinzesschen-Suggestion, die kleinen Mädchen an jeder Ecke eingeimpft wird, aus ihrem Selbstbild werde heraus fragen können.

Auch das bedeutet es für mich Mann zu sein.
nicht zu folgen, sondern zu hinterfragen.
zu erkennen und danach zu handeln.
lange Haare zu tragen, wenn ich das will
und meiner Tochter einen Zopf zu flechten

und bereit zu sein, das auch vor der Tür ohne Worte auszudiskutieren.

wie ein richtiger Mann eben

11.12.2018 23:50 • #31


A
ich zittere beim Rauchen
Kälte ist ein schlechter Ort
um sich zu verstecken
selbst in der Dunkelheit
ich blicke um mich
aber da ist niemand
jemand fehlt
aber vielleicht bin das ich?
ich bin hoffnungslos
aber fühle mich gerade gut damit
vielleicht weil Hoffnung nur
die Rückseite der Verzweiflung ist
und ich nur ich

12.12.2018 04:23 • x 1 #32


A


In 1000 Scherben schwebend [Diarium]

x 3


A
aufwachen heute morgen
wo bin ich?
was für ein Tag ist heute?
ich sehe mich um, niemand da.
war ja klar. ist ja immer so.
ich liege auf und unter kuschligen Decken, Elfenbeinweiß.
läge ich auf kaltem Leinen, ich würde ein Seil daraus drehen.
ich bin bei mir.
Heute ist Donnerstag.
so viel Arbeit heute. und morgen. und übermorgen. Nächte durcharbeiten. Darauf läuft es hinaus. seit Monaten schon. immer wieder.
stehe auf meiner Terrasse und rauche. Lese die Worte einer unerkannten. Verliebe mich in die Tatsache, dass sie mir schreibt. ich antworte, ich will mich erkennbar machen, aber auf dem Weg nach drinnen gehen sie verloren. sch. Technik. ich bin nur in Worten, wir sind nur in Worten.
ist das Schicksal, oder Unterbewusstsein?
Schicksal resultiert aus dem Unterbewusstsein, denke ich.
Und ich blicke mich um. Und da ist niemand. Niemand außer mir.
Ich bin bei mir selbst. Und da draußen eine Welt mit beruflichen Anforderungen an mich, die mir sowas von fremd sind.
Liebe Welt, denke ich mir, okay. Ein Weilchen noch mach ich das mit. Nächtelang. Muss ja. Aber bereite Dich darauf vor enttäuscht zu werden. Denn das bin nicht ich, mit dem Du einen Deal hast.
ich bin in Worten. Liebe und Phantasie.
und bei mir selbst. allein.
Und, liebes Leben: wenn Dir irgendwas daran nicht gefällt, dann ändere doch was daran.
Komm schon. Trau Dich.
ich liebe Dich, Leben.
ich werd Dir nicht böse sein, wenn Du es wieder verbockst.
Dann ist es halt so.
Ich kann Dich aushalten. Solange ich noch Worte habe. Und von denen habe ich eine Million.
Wenn ich das will, liebes Leben, dann werde ich mehr Worte haben als Du Zeit.
ich bin bei mir, allein.
Aber mal so unter uns, objektiv betrachtet:
ich habe einen ganz schönen Sprung in der Schüssel. Und nicht nur einen.
Ich bin tausend Scherben, schwebend.
Aber jetzt geh ich mal wirklich arbeiten. muss ja. und so.

13.12.2018 12:18 • x 1 #33


Kamikazeherz85
In dir steckt wirklich ein Poet!

13.12.2018 13:15 • #34


A
oh da steckt so vieles in mir...
aber was bedeutet das? und wem? weshalb?
mir bedeutet es, dass ich diese Scherben nehmen werde, um ihnen eigenes Leben einzuhauchen, in Worten. Und ich werde sie arrangieren, in Bildern und Worten, Geschichten erzählen aus den Welten unseres Seins.
Romane werden das die Menschen nennen, und es wird sie gut unterhalten. Oder auch nicht, aber was kümmert mich das?
Höchstens, dass es mich betrifft.
Das wäre schön.
Mal irgend gemeint zu werden, jenseits von Worten.
Aber was da alles in mir steckt, das muss raus. Und wenn es so sein soll, dann eben nur mit Worten.
Dann mache ich die Pasta eben nicht in echt aldente, sondern beschreibe, wie das geht, was da passiert, und was das bedeutet, und das ganze Drumherum gleich mit.
Und wenn ich dann am Tisch sitze, selbst gedeckt und ganz real, dann lache ich die Welt an und aus.
Und wessen Schweigen mir auch antwortet, ich werde einfach nur da sitzen, die Gabel in der Hand, und fragen: Ist was?
über die Antwort denke ich dann beim Abspülen nach.

...

das Schweigen betrifft Dich auch @Kamikazeherz85

in Worten und durch sie hindurch frage ich Dich:
warum glaubst Du, es nicht wert zu sein?
Alle möglichen Leute sagen Dir, dass Du es bist.
Und ich denke, Du weißt, dass Du es bist.
Aber warum glaubst Du es nicht? Warum genau?

das ist eine sehr persönliche Frage.
und die Antworten darauf sehr bis zu persönlich für ein öffentliches Forum.

die Frage soll aber vor allem nicht eine an Dich sein, sondern für Dich.

Nehme sie mit in geschützte Räume, um die Antworten zu ergründen. Räume des Wohlwollens.

13.12.2018 15:13 • #35


A
immer muss ich so extrem sein in meinem Fühlen. lauwarm geht irgendwie nicht. will ich nicht. bäh. lauwarm ist so langweilig. immer irgendwie, nie entweder das Eine, oder das Andere. lauwarm ist immer Warten, Warten und nochmals Warten, aber niemals Ja oder Nein.
und ich will so fühlen. in Ja oder Nein.
Da geht es nicht um schwarz oder weiß. es geht um bunt, aber um eine klare Buntheit. Eine strahlende Buntheit oder dunkle Buntheit. und auch da schon wieder: meiner einer im Extrem. im Kontrast.
Das alles wäre nicht so schlimm. Im Denken ist Kontrast von Vorteil. Es hilft, Dinge besser zu erkennen. Das jeweils Größere Ganze in so vielen Aspekten zu erfassen, wie möglich, ist hilfreich, um zu verstehen, was geschieht, und warum und wie.
Schlimm ist viel mehr, dass es mir zunehmend schlechter gelingt, mein Alltagsleben in Balance zu bringen, und dort auch zu halten. Mein Fühlen zwingt mich hier in Blockade, und dort in Übertreibung. Letztlich schade ich auf diese Weise dem System und meiner Gesundheit. Beides nicht gut, beides schlecht für alle.
Und ich weiß nicht so recht, was tun. Alle Versuche mich zu zwingen, Achtung Extrem!, scheitern. Und machen alles noch extremer.
Aber ich werde meine Aufmerksamkeit die kommenden Tage mal auf diese Fragen konzentrieren. Über nichts anderes werde ich nachdenken, als über die Frage, wie ich mein Tun in dieser Welt nachhaltig ausbalancieren kann. Über nichts anderes, weil, ja, ich extrem.

13.12.2018 20:22 • #36


A
@Forenleitung
soweit ich das beurteilen kann, macht Ihr hier Euren Job wirklich sehr gut.
Danke dafür

13.12.2018 22:17 • x 1 #37


A
manchmal gibt es einen Song, der einem den halben Tag in den Ohren erklingt.
Und ja, ausgerechnet Depeche Mode, und ausgerechnet Songs of Faith Devotion.
und jeder dieser Songs hat sich tief in mich eingebrannt, obwohl ich da einiges anders sehe als besungen. Aber das jeweilige Gefühl stimmt in der Musik.
zum Glück habe ich auch ausreichend Beatles-Songs im Kopf, nebst Fantas, Dr.Dre, einen Schrank voll Klassik, einen Haufen Singles, und natürlich Tobin. An den kommt keiner ran. Außer Tobin.

Abgesehen davon bin ich schwer mit dem Bild einer Blüte beschäftigt, die sich schließt.

Aber jetzt einfach mal

Get right with me

14.12.2018 19:42 • x 1 #38


_Tara_

14.12.2018 19:53 • x 1 #39


_Tara_
Es tut so weh! ! !

14.12.2018 20:25 • #40


A
ich bin versucht zu fragen was, aber ich habe einen 30-Stunden- Arbeitsmaraton direkt vor mir.
Da werde ich kaum Zeit finden darauf einzugehen, leider.
In dem Video, das Du oben verlinkt hast, taten mir viele der Bilder weh, eigentlich die meisten.

Manchmal wird mir hsp unterstellt, aber dieses Etikett kleb ich lieber an die nächste Wand, und sage:
zum Glück war auch immer wieder Gore selbst zu sehen. Ein wirklich toller Komponist, Sänger und Musiker. Äußerlich entspricht er sicher nicht dem Idealbild 'Mann', aber in meinen Augen ist er ein wirklich großartiger Mann.

okay... 30-Stunden...

mir wurde heute der Gedanke einer sich schliessenden Blüte zurück gespielt, und das beschäftigt mich sehr. Alles daran.

und mein Zwischenstand dazu:

Blüte schliessen...
hört sich sinnvoll an.
sich erden
überwintern
schlafen
Kraft sammeln
nicht nur in, sondern für sich sein,
nur für sich allein sein
und auf Sonne und Ekliptik warten.

bin zwar keine Blume, aber man lernt ja von allem, was lebt. und durch alles.

Also gut
.

bleibt in der Liebe

14.12.2018 22:18 • x 1 #41


A
neues Wort gefunden. nach NextEx die nächste Gemeinheit: 'muttig'
weiß nur noch nicht, welche Idee ich da hinein prägen kann.
auf jeden Fall kann ich auch echt 'n A*sch sein.

15.12.2018 01:53 • #42


_Tara_
Zitat von Animo-ody:
ich bin versucht zu fragen was

Die Erinnerung an das, was ich gefühlt habe, wenn ich unzählige Male mit geschlossenen Augen jung, gesund, frei und abenteuerlustig zu dieser Version dieses Songs getanzt habe. Die Unbeschwertheit, die Unversehrtheit, der Glaube, dass man ewig leben wird, die Intensität aller Gefühle, die ich mit diesem Song gefühlt habe, allem, was ich mit diesem Song erlebt habe, ist für immer verloren. Unwiederbringlich vorbei.

Ich hatte dieses Stück einige Jahre nicht mehr gehört. Die Gefühle trafen mich mit voller Wucht. Ich habe mich gekrümmt vor schmerzvoller und zugleich wunderschöner Erinnerung.
Und nun werde ich In a Manner of Speaking (Trandy Remix) wieder ganz unten in meinem Erinnerungskästchen verstecken und den Deckel fest verschließen.
Denn manche Erinnerungen sind so schön, dass sie qualvoll sind.

15.12.2018 03:36 • x 1 #43


A
In der Heft-Serie Perry Rhodan, deren Autoren wie die Serie selbst allgemein hin eher abschätzig behandelt werden, weil das Feuilleton, als Bastion deutscher Hochkultur meint, eine klare Linie ziehen zu müssen zwischen e- und u-Literatur, und sich im Zweifelsfall, falls der e-Bereich mal wieder nur gähnende Langeweile zu bieten hat, lieber auf von Grund auf schlechte Theateraufführungen stürzt, finden sich zahlreiche Konzepte, wie eine das System treffende und betreffende Energie abgeleitet werden kann, meist in eine Dimension, die von den Autoren als Hyperraum bezeichnet wird, und nichts anderes stellt in gewisser Hinsicht auch dieser Satz dar.

15.12.2018 16:14 • #44


A

15.12.2018 20:38 • #45


A


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