Hallo Ihr,
dann stelle ich mich auch mal kurz vor mit meiner Geschichte. Sorry, wenn es lang wird.
Erstmal vorweg: Ich bin Ende 40 und habe (leider) eine klare Disposition zu Narzissten oder ähnlich toxischen Partnern. Übliche Geschichte: komme aus einem schwer dysfunktionalen Elternhaus.
Ich war sechs Jahre in einer Ehe mit einem N. Wer mit so jemandem schon mal zu tun hatte, kann nachvollziehen, wie schwer die Trennung fiel und dass sie mich (ohne Übertreibung) fast Kopf und Kragen gekostet hätte, auch wenn sie dann letztlich von mir ausging. Diese Ehe ist über 10 Jahre her, eigentlich knabbere ich immer noch daran. Also nicht an diesem Mann oder dass ich dem noch die kleinste Träne hinterherweinen würde. Aber an dieser Zeit. So voll und ganz habe ich mich danach nie erholt, nie zu meiner alten Kraft und Lebensfreude zurückgefunden. Ich leide unter wiederkehrenden Depressionen und habe zudem eine chronische körperliche Erkrankung, die mir das Leben auch immer wieder schwer macht.
Nach dem Ehe-Aus war ich erstmal viele Jahre Single. Habe versucht, herauszufinden, was um alles in der Welt mit meinem Ex-Mann, mit mir, mit uns überhaupt los war, was da eigentlich passiert ist? Von Narzissmus hatte ich vorher nie gehört oder gelesen.
Dann wieder mit einem N für drei Jahre zusammen gewesen. Von ihm habe ich mich Anfang letzten Jahres getrennt. Diese Trennung war für mich nicht ganz so schlimm. Wir haben nicht zusammen gewohnt, uns nur die Hälfte der Woche gesehen. Am Ende dieser Beziehung war ich mehr entnervt als (im Gegensatz zum Ende bei meinem Ex-Mann) komplett entkräftet und ausgelaugt.
Wenn ich das mal so böse sagen darf: Dieser zweite Partner war sowas wie N für Anfänger. Sehr offensichtlich, durch meine jahrelange Beschäftigung mit dem Thema konnte ich das alles sehr viel klarer sehen, er ist auch sehr viel plumper vorgegangen, die Manipulationen und Spielchen waren sehr durchsichtig. Und natürlich hatte er auch wie jeder gute Seiten und wir hatten auch schöne Zeiten. Ich bin bei ihm exakt solange geblieben, wie die schönen Seiten noch überwogen. Als es immer mehr kippte, bin ich gegangen, bevor ich (zu viele) Federn lasse.
Dann einige Monate später traf ich den Mann, der mir jetzt gerade akut Liebeskummer bereitet.
Ich kürze hier mal sehr ab: Er hat mich nach 7 Monaten betrogen.
Die 7 Monate hat er mir mit permanenten Nähe-Distanz-Dingern leicht das Gehirn vernebelt ich war mit absoluter Sicherheit richtig abhängig von dem und das ziemlich schnell. Komplett widersprüchliches Verhalten seinerseits immer wieder.
Sagte am Anfang, er wolle eigentlich keine Beziehung und sei überhaupt beziehungsuntauglich, irgendwann nach spätestens ein, zwei Jahren gingen seine Beziehungen den Bach runter. Räumte aber nach drei Monaten ein, dass wir natürlich eine Beziehung haben. Emotional immer im Wechsel da und dann wieder komplett weg. Nimmt mich Weihnachten zu seiner Familie mit und spricht von langfristigen Plänen, was wir dann alles in ein zwei Jahren machen etc. Die 7 Monate eine reine Achterbahn der Gefühle. Ich habe zwei, dreimal gesagt, dass es mir so echt mies geht und wir das dann lassen auf der Beziehungsebene und versuchen, es auf eine freundschaftliche reine Arbeitsebene zu bringen (da waren wir wirklich gut und da hat er seine vielen Pläne gemacht für uns). Prompt hat er mich auf diese Vorschläge hin natürlich wieder emotional an sich herangezogen, noch mehr Bindung hergestellt zwischen uns.
Der Betrug bzw. dass es herauskam, weil ich es gespürt habe, ist jetzt zwei Monate her. Ich habe mich sofort getrennt.
Wie schon an so vielen Stellen hier beschrieben (vor allem, was toxische Beziehungen angeht), war es ein kalter Entzug für mich. So langsam, langsam spüre ich, dass ich ruhiger werde und mich wie ein platt getretener Grashalm wieder aufrichte.
Ändert nichts daran, dass ich die ersten Wochen im Schock- und Wutzustand war.
Und langsam die Trauer kommt. Bzw. ich mich sogar freuen würde, wenn sie denn mal käme.
Ich habe jetzt zwar Wochen lang gelitten wie ein Hund mit richtigen körperlichen Schmerzen. Weinen konnte ich aber nie. Ich bin leider eher die Sorte Mensch, wenn es mir nicht gut geht, ziehe ich mich (von allem und von allen) zurück und: bin WÜTEND. Ich beneide fast die Menschen, die einfach nur weinen können, wenn ihnen etwas weh tut.
Und ja, dieser Betrug hat mich MASSIV verletzt.
Das war auch kein ONS, sondern eine echte volle Affäre, die er nebenbei laufen hatte.
Danach: Kein Wort der Entschuldigung, des Bedauerns, nichts. Er hat drei, viermal versucht, noch mal Kontakt herzustellen. Das aber alles eher im Tonus Können wir dann jetzt wieder zurück zu normal übergehen? und anscheinend mit dem Gefühl, dass ich mich wohl irgendwann wieder einkriege und wir wieder Kontakt haben. Ein Verhalten, was bei mir nur ein großes Kopfschütteln auslöst. Ich glaube, er hat wochenlang überhaupt nicht ernstgenommen, dass Schluss ist und ich wirklich weg bin.
Nach dem vierten Versuch dieser Art bin ich so wütend geworden, dass (ich kürze ab) ich BRACHIAL deutlich gemacht habe, dass er mich um Himmels Willen in Ruhe lassen soll.
Das ist jetzt vier Wochen her und seitdem kam auch nix mehr und ich merke eben, wie meine Gefühle sich langsam beruhigen, auch wenn ich immer noch (wie heute Nacht auch wieder) mal wieder von ihm träume. Übrigens immer die Situation, dass er da mit einer oder mehreren anderen Frauen ist und was mit denen hat und ich sitze direkt daneben. Da muss mein Gehirn sich wohl noch ein Weilchen mit abarbeiten, um damit klarzukommen
So. Wieso schreibe ich das jetzt hier alles?
Zum einen täte mir (und sowas sage ich selten bis nie) ganz schlichtweg ein wenig Mitgefühl gut.
Ist einfach so. Ich bin noch nie betrogen worden (und hoffe, es wird auch nie wieder passieren, das ist ja mal ein wirklich Bombeneinschlag für die Seele ).
Zum anderen merke ich wie gesagt, dass es mir langsam, langsam besser geht und ich will mich jetzt vor allem darauf konzentrieren: Dass mir sowas nicht noch mal passiert.
Ich sollte eigentlich von Ns und sonstigen Männern, die mir nicht guttun und denen ich viel mehr gebe, als sie mir, endlich mal geheilt sein.
Ärgern tut mich, dass ich nach dieser langen Beschäftigung nach dem Ende meiner Ehe, dann nach der (eigentlich für mich recht sauberen) Trennung von dem nächsten N-Mann NOCH MAL in die Falle getappt bin und meine anfänglichen Gefühle nicht ernst genommen habe.
Mir war von Anfang an klar, dass mit diesem Mann keine vernünftige Beziehung möglich sein wird.
Da war ICH dann wohl etwas größenwahnsinnig, mich trotzdem drauf einzulassen. Bzw. habe wirklich den Moment verpennt, an dem ich mich hätte trennen sollen, ohne emotional zu stark drinzuhängen (und abhängig zu sein).
Und ich kann wirklich nur zustimmen, was man darüber liest: toxische Beziehungen machen einen nicht nur emotional, sondern auch körperlich abhängig.
Wie gesagt . der schlimmste Entzug ist jetzt (hoffentlich!) vorbei.
Aber auch nur aufgrund der zu Recht überall empfohlenen kompletten Kontaktsperre.
Nun frage ich mich halt: Ich möchte nicht ewig Single bleiben.
Ich möchte eine ganz normale Beziehung und Partnerschaft.
Doch wie schaffe ich es, dass ich beim nächsten Mal toxische Partner sofort abprallen lasse von mir?
Die, die ebenfalls eine Disposition zu Ns haben, werden mir beipflichten, dass diese Menschen ja auch tolle Seiten haben. Es wird auf jeden Fall nie langweilig mit ihnen . nur zum Schluss im negativen Sinne. Und sie ziehen einen magisch an - und anders herum. Ich fürchte, normale Männer würden sich auch kaum interessieren für mich.
So weit meine Gedankengänge. Ich freue mich über Anregungen und Meinungen.
Und bitte seid nicht zu hart zu mir. So abgeklärt und kühl, wie ich es beschreibe, bin ich nicht.
Liebe Grüße
Hanne
24.04.2018 12:36 •
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