Hallo,
ich kann dir, aus meiner Sicht, sehr gut nachvollziehen, was innerlich mit deinen Programmen abläuft.
Ganz bewusst verzichte ich darauf, darüber zu diskutieren, ob + oder nicht, welche Auswirkungen ect. Die Freundschaft ist dahin, unabhängig davon ob ihr im Bett ward oder nicht .
Die Tatsachen waren Recht ähnlich wie bei mir damals. Zwar habe ich es beendet und keine Woche später war die Next da, jedoch haben wir es nicht geschafft, diese für (mich damals wichtigste Bindung überhaupt) aufrecht zu erhalten. Gründe oder Beweggründe sind, wenn sie nicht auf mich bezogen sind, irrelevant. Allerdings bist du da weiter als ich damals zum selben Zeitpunkt. Letzten Endes geht es dir, so wie ich es verstehe, um dein Muster, dass du Verluste nicht abarbeiten bzw. verarbeiten kannst. Diese Erkenntnis hatte ich erst Monate später. Damit hast du bereits mehr in petto als manch anderer. Du kennst dein Verhalten dahingehend entsprechend und das ist super! Und sei dir gesagt. . .ich habe selbst Therapie gemacht, auch mir hat es mit meinen Verlustängsten nicht weiter geholfen. Ich habe allein, mit Hilfe dieses Forums und mit verdammt viel Zeit mein Innerstes auseinander gebröselt, um da zu sein wo ich heute stehe.
So aus meiner Sicht und ohne Möglichkeit gehabt zu haben, dich da näher kennenzulernen. . . möchte ich dir folgende Ratschläge mit auf den Weg geben. Ich bin gefühlt damals durch die Hölle gegangen und ich habe super lange gebraucht um zu verstehen, welche Muster und Programme da bei mir eigentlich ablaufen. Ich habe diesen Menschen auf einer Ebene geglaubt zu lieben, wie nie zuvor. Geliebt habe ich allerdings die Bindung zu ihm. Ihn als Menschen auch, aber mehr noch diese für mich damals überlebenswichtige Bindung.
Zu aller erst. . .es tut mir leid, dass es wiederholt wird. . .zwinge (ja, genau zwinge!) Dich dazu, den Nullkontakt einzuhalten. Ich habe damals über ein Jahr versucht was zu retten. Ich habe damit häppchenweise meinen Seelen-Tod provoziert. Seelenqualen auf Raten quasi. Mir fehlte der Mut einzusehen, dass nicht alles nur von meiner Power und Einstellung abhing. Das es Dinge gibt, die ich nicht beeinflussen kann oder heraufbeschwören vermag. Zu einer Beziehung, unabhängig der Ebene, gehören mindestens zwei Menschen. Ich kann noch so viel kämpfen, x Chancen geben oder Gespräche führen. . .wenn von meinem Gegenüber nur bedingt Bereitschaft kommt und nur Worte statt Taten, kann ich wollen wie ich will. . .
. . . ja. . .ihr habt vielleicht was Besonderes gehabt . Einsicht ist hier ein Baustein zur gefestigten (innerlichen) Burg. Denn die eigentliche Einsicht wäre: JEDE Beziehung ist etwas Besonderes! Und jeder interpretiert eine Beziehung anders. Nur weil ich schwören könnte, dass wir was besonderes hatten, heißt das noch lange nicht, dass mein Gegenüber es genauso sieht. Und auch hier gilt: Taten sind mehr als Worte. Er kann dir zehnmal bestätigen, dass es toll war, einzigartig. . .seine Reaktion mit dem Kontaktabbruch sagt trotzdem was anderes. Zudem seine Prioritäten nicht den deinen entspricht. Akzeptiere und sehe ein, dass deine Emotionen und Gedanken für dich gelten. Nicht für ihn. Hinter die Stirn kann man niemanden gucken und da wären wir wieder bei: Taten statt Worte.
Also. . .kein Kontakt mehr! Nutze das Forum, schreibe Briefe (ohne sie abzuschicken! ! !), schreie ins Kissen, weine bis zum Abwinken. . .nur keinen Kontakt. Kompensiere dein Gefühlsleben, ohne Kontakt zu ihm! Renne um die Häuser, Power dich aus, sitze brüllend im Auto. . .egal was: gestehe dir zu deine Emotionen ungefiltert herauszulassen. Es ist wichtig, dass du dir selbst diesen Raum gibst. Das ist menschlich und den stärksten Menschen unter Sonne begegnen auch mal solche Situationen die emotional schwer zu händeln sind. Nur zu: tut nicht mehr weh, als Du ohnehin schon leidest. Im Gegenteil: ich finde man kann sich wirklich emotional leer weinen.
Wenn du etwas zur Ruhe gekommen bist . . .und das wirst du ohne Kontakt. . .bist du gedanklich freier . Und deine Gedanken brauchst du jetzt mehr denn je. Denn ich habe gelernt: meine Gedanken machen meine Emotionen. Ja, richtig. So wie ich denke, so fühle ich auch. Ein Teufelskreis, wenn das nicht unterbrochen wird und das geht wie? Richtig, nur ohne Kontakt. Du hast dich emotional (oder anders) von ihm abhängig gemacht, bist quasi auf Entzug, daher fällt es schwer keinen Kontakt zu suchen. Denn andernfalls hättest du kaum Probleme mit dem Loslassen. Dein Innerstes ist aber noch quasi auf Dro. und will Nachschub. Vertraue deinem Selbsterhaltungstrieb. Dieser wird sich (gedanklich) melden bei dir, wenn du Zeit hattest Abstand zu gewinnen (und zu entgiften) und alle Emotionen ungefiltert rauskommen zu lassen. Und dann kannst du lernen dich zu verstehen, du kannst dich Kennenlernen. . .auf einer anderen Ebene.
Vielleicht bist du ein Mensch, der, wie ich, so unglaublich viel Zeit benötigt, um sich selbst anders kennen zu lernen, sich selbst zu verstehen. . .ohne Therapeuten und Co. Man geht halt einen anderen Weg bzw. will einen anderen Weg gehen. Fast 34 Jahre bist du mit der Verlustangst unterwegs, da benötigt es Zeit und Mut andere Blickwinkel und Sichtweisen einzunehmen. Ich habe damals einen psychologischen Coach zu Rate gezogen, was mir in der ersten Zeit total geholfen hat.
Erarbeitet habe ich es mir dennoch allein. Das war für mich richtig und gut, denn heute sind meine Verlustängste nur noch ein flüchtiger Begleiter, der je nach Tagesform präsent oder weniger präsent ist .
Meine hauptsächlichen Gründe für meine Verlustangst waren zum Beispiel:
Ich habe nie gelernt alleine zu sein. Ab jungen 16 Jahren war ich in Beziehungen (3 insgesamt). Ich hatte mehr oder minder immer jemanden bei mir. Mein Elternhaus war streng, dispotisch, bzw. von narz.Zügen durchwachsen und mein Rang war klipp und klar festgelegt, Widerworte fehl am Platz, Diskussionen nicht erlaubt. Fehler wurden mit Ignoranz beantwortet, Lob gab es gar nicht bis selten und offensichtliche Liebe war die Ausnahme. Manchen Menschen bekommt das nicht schlecht, mein Bedürfnis war da wohl unbefriedigt, denn seitdem ich denken kann, war Verlust für mich schlimm. Bereits in einer intakten Beziehung bekam ich es mit der Angst zu tun, das wieder zu verlieren. Noch heute bremse ich mein Muster ein, falls ich überlege, ob es ausreicht was ich da geleistet habe. Und noch heute spreche ich mit mir selbst, wenn ich in einen Konflikt gehen muss und mein Hirn mir sagen will: mach doch, dann mag der Mensch dich dann halt nicht mehr. Das geht mittlerweile jedoch flott von der Hand und ehe ich zu Ende denke, ist der Gedanke schon wieder verflogen.
Alles in allem ist es bei mir mein Selbstwert gewesen. Ich genüge nicht hätte ich mir ebenso auf die Stirn tätowieren können wie immer 150%.
Selten bis nie zufrieden mit mir selbst, immer mehr leisten als andere, Fehler dürfen andere machen nur ich selbst nicht. . .alles Schauplätze meiner Verlustangst plus noch weiteren. Denn: wenn ich das alles nicht leisten, werde ich nicht gesehen. Werde ich nicht gesehen, dann werde ich verlassen. Wenn ich nicht genüge, dann ignoriert man mich, mache ich Fehler, werde ich nicht anerkannt. Gebe ich keine x Chancen, stehe ich alleine da. . . Selbstwert halt . . .
Vielleicht kannst du das eine oder andere daraus mitnehmen
VG
Kerstin
05.02.2019 19:31 •
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