Hallo ihr Lieben,
vorab entschuldige ich mich schon einmal für den langen Text. Ich hoffe ihr könnt mir mit etwas objektiven Input weiterhelfen, bin wirklich verzweifelt.
Ich hatte in meinem Leben 3 Beziehungen. Eine 5-jährige (von mir beendet), danach eine kurze Beziehung, die sehr toxisch wurde und schlussendlich ich auch betrogen wurde und nun die gerade zu Ende gegangene nach zwei Jahren.
Zur aktuellen Situation: Mein Ex und ich lernten uns kennen nachdem wir beide erst vor kurzem verlassen worden waren. Es begonn als Freundschaft, wir waren füreinander da, erzählten uns unser Leid. Schnell merkten wir, dass da mehr ist. Wohlwissend, dass wir beide noch nicht 100% emotional soweit waren, beschlossen wir dennoch nach einigen Monaten einen Versuch zu wagen. Mir war vorher noch nie so ein Mann begegnet. Er hatte alles was ich mir immer gewünscht hatte und obwohl durch die erst kurz vorher passierten Trennungen nicht die rosarote Anfangsphase möglich war und der Beginn somit etwas „rationaler“ - fühlte es sich für mich richtig an. Doch schnell fiel mir auf, dass er gefühlt irgendwie auf der Handbremse blieb. Ich konnte mich mit der Zeit vollständig öffnen, vergaß meinen Ex und ließ mich fallen. Aber er blieb so. In der Kennenlernphase war er noch herzlich, warm. Als wir zusammen kamen ebenfalls, bis auf den Punkt dass er wenig körperliche Nähe geben konnte. S. lief es in den zwei Jahren wunderbar. Aber er hat nicht mit mir gekuschelt und auch nie meine Hand genommen. Anfangs dachte ich auch okay, gib ihm Zeit. Dies fiel mir aber schwer und ich wies ihn vermehrt darauf hin, dass Nähe für mich in einer Beziehung sehr wichtig ist. Er sah ein, dass er daran arbeiten müsse. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass er schon vor mir körperlich „dicht“ gemacht hatte wenn es in Beziehungen Probleme gab. Er hat viel im Leben wegstecken müssen und nannte das als Grund. Mein Fehler war, dass ich nicht gegangen bin als ich gemerkt habe mir reicht das so nicht sondern angefangen habe zu meckern. Täglich. Bei Spaziergängen keine 10 Sekunden abzuwarten und ihn wieder darauf hinzuweisen, dass er ja wieder nicht meine Hand nimmt. Abends auf dem Sofa hat er sich oft einfach 2 Meter von mir weg gesetzt. Mir ist das alles immer mehr aufgefallen. Mein Verhalten wurde immer extremer. Ich begann Vorwürfe zu machen. Wenn meine Erwartungen nicht erfüllt wurden auch. Generell hatte ich einen hohen Erwartungshorizont - in jeder Beziehung. Zwangloses Genießen gelingt mir immer nur in Kennenlernphasen. Das Thema mit der Nähe rückte immer mehr in meinen Fokus. Ich fühlte mich so ungeliebt. Vor allem auch unter dem Aspekt, dass ich ja wusste wie seine vorherige Beziehung lief (in Details durch unsere anfängliche Freundschaft), wusste er wollte sie heiraten, hat sie Schatz genannt und auch ich liebe dich zu ihr gesagt. Alles das habe ich selten erlebt. Oft im gemeinsamen Urlaub in unserem zweiten Zuhause, dort war er er selbst, zufrieden und vorallem - ich habe nicht gemeckert. Zuhause gingen die Probleme dann aber wieder weiter. Anfangs geduldig mit meinen Erwartungen umgehend, wurde er irgendwann auch grantig, begann sich zu „wehren“ und wir stritten viel. Er könne mir nicht versprechen, dass er sich ändern kann in der Hinsicht, ich lasse ihm keine Zeit und die Vergleiche mit seiner Ex die mich so quälen seien sinnlos weil er vielleicht jetzt ein anderer Mensch sei. Während unserer Beziehung erlitt er privat zusätzlich erneut einen schweren Verlust, der es wohl auch nicht besser machte. Zusätzliche wurde ich krank, hatte beruflich viel Druck und wurde psychisch immer unausgeglichener. Saugte ihn auf mit Vorwürfen und Erwartungen und übertrug ihm die Verantwortung für mein Seelenheil „weil er so kalt sei“. Er zog sich natürlich immer mehr zurück und so begann der Teufelskreis. Am Ende stritten wir täglich. Er war permanent genervt, angespannt. Wurde egoistischer, herabwürdigend. Im Streit fielen beiderseits böse Beleidigungen. Er sagte mal dass ich die schlimmste Person bin die ihm je untergekommen ist verwies mich mehrfach der gemeinsamen Wohnung. Ich war so emotional abhängig dass ich gebettelt habe, emotional manipuliert, Mitleid erzeugt. Dass er bleibt. Warum ? Ich habe noch nie so einen Mann getroffen, bis auf das Problem mit der körperlichen Nähe war er perfekt. Leider habe ich zu spät realisiert dass durch unsere „therapeutische“ Anfangszeit das Gefühl dass er neben der Beziehung eine Konstante menschliche Brücke im Leben ist nie weg gegangen ist. Unterbewusst dachte ich wohl er erträgt alles. Weiß das klingt krank. Aber ich war mir so sicher - dieser Mann verlässt mich nicht (tut nicht das gleiche wie mein ex). Letzten Montag hat er die Beziehung beendet. Seither bin ich in Schockstarre. Suhle mich in Elend und Schuld. Er sagt auch ich bin perfekt für ihn. Aber mit denen Problematik seiner Kälte und meiner emotionalen Abhängigkeit haben wir grade keine Chance. Einen Neuanfang schließt er nicht aus wenn wir beide an uns gearbeitet haben. Leider sind durch die Streitereien natürlich auch viele Gefühle kaputt gegangen, durch mein Meckern hat er sich nie angenommen gefühlt. so viel zur aktuellen Situation. Kontaktsperre herrscht.
Nun:
- das Muster dass ich in festen Bindungen emotional abhängig werde habe ich schon länger. Mein ex vor ihm hat ähnliche Dinge an mir kritisiert (emotionales einengen, …). Ich führe sonst ein erfülltes Leben, habe Freunde, intakte Familie und bin beruflich glücklich. In Single Phasen baue ich mir auch immer ein eigenes Leben auf. Allerdings merke ich dass ich wohl Schemata habe die alle Beziehungen zerstören. Sobald ich Gefühle für jemanden entwickele mache ich mich total abhängig. Habe auch herausgefunden dass ich einen unsicheren Bindungsstil habe. Warum ? Keine Ahnung. Hatte eine tolle, wenn auch etwas überbehütete Kindheit. Abseits von dem ob das mit meinem Ex jemals nochmal wird (und ich leide sehr, vermisse ihn und esse kaum) möchte ich endlich aus diesen Schemata raus - für mich. Ich bin in Beziehungen dauerangespannt, fühle mich nicht priorisieren. Das nun schon zum 2. bzw. 3. mal. Was kann ich tun ? Habe mir eine Therpeutin gesucht, lese viel zu Bindung und Schemata, versuche mir eine Aufgabe ganz für mich alleine zu suchen. Aber all das mache ich schon viele Jahre. Und in jeder neuen Beziehung passiert es wieder. Womöglich jetzt natürlich auch deswegen weil zwischen Beziehung 2 und 3 kaum Zeit vergangen war. Aber dennoch ich fühle ich muss etwas ändern sonst wird es wieder passieren.
- das zweite sind die schrecklichen Schuldgefühle. Es läuft immer gleich. Ich werde verlassen / betrogen weil ich zu anstrengend bin und im Nachhinein suhle ich mich in Schuld. Auch jetzt wieder. Was ich alles zu ihm im Streit gesagt habe; das Einengen, bis hin dass er wohl nie wieder etwas mit mir zu tun haben will all das ertrage ich kaum. Ich will mich nicht in die Opferrolle manövrieren, fühle mich ganz in Gegenteil wie eine Täterin. Ich bin fast 30 Jahre alt, möchte einfach mal ankommen, irgendwann Familie. Aber meine Umsetzung ist eine Katastrophe. Die Männer anfangs immer total lieb und bemüht mutieren durch mein Verhalten mit der Zeit zu A*****, behandeln mich schlecht und lassen mich fallen, zurück bleibe ich. Voller Schuld und komme so nicht vom Fleck. Alleine zu wissen wie sehr er am Ende gelitten hat, wie oft er Bauchschmerzen hatte, rum geschrien hat vor Verzweiflung. Ich weiß nicht wie ich damit leben soll. Natürlich würde ich mir wünschen die Männer behalten mich als liebevoller Mensch in Erinnerung. Ich habe schon alles durch an Selbstdiagnosen: Borderline, ADHS. Finde einfach keine Antworten. Zu Borderline passt nicht dasaß ich sehr stabile und intakte Freundschaften führe, beruflich sehr stabil bin und mich auch noch nie selbst verletzt habe. Aber irgendwo muss die Zwanghaftigkeit und Streitsüchtigkeit in Beziehungen doch herkommen.
- on top bin ich natürlich gerade total im Liebeskummer, frage mich was er macht und habe totale Panik dass er mit der nächsten glücklich wird, Kopfkino. Mein Betrüger ex vor ihm lebt seit unserer Trennung auch in einer glücklichen Beziehung. Meine Beziehungen hingegen sind immer toxisch und die Männer unglücklich.
- ich kann und will einfach nicht so weiter leben. Nur weil ich meine eigene innere Leere nicht füllen kann hangele ich mich von Liebeskummer zu Liebeskummer, werde immer unsicherer und misstrauischer und zerstöre auch noch andere Menschen. Das Schema zieht sich nun schon fast über 10 Jahre so. Dabei verliebe ich mich schwer, brauche lange mich einzulassen und achte auf viele Dinge bei der Männerwahl. Ich bin ein emotionaler Mensch der wirklich von ganzen Herzen liebt, aber bei Männern in einer Art die kein Mensch aushält.
Ich weiß mir wirklich nicht mehr zu helfen. Habe das Gefühl ich werde sehr schnell getriggert, dann sehr sehr bösartig und launisch (inneres Kind?). Gefühlt wiederholen sich meine „Traumata“ immer wieder und ich fühle mich einfach nur im Albtraum gefangen. Ich möchte endlich da raus. Bin aktuell krank geschrieben vor Kummer, suhle mich mal wieder in Schuld und Ekel vor mir selbst und bedauere mich. Dabei weiß ich ich müsste dringend an meinem Selbstwert arbeiten. Schwierig aber wenn man sich permanent selbst als Täterin sieht und das Umfeld das auch so wahrnimmt.
Dazu kommt dass ich in Beziehungen immer kämpfen muss. Die Männer die mich gut finden - da kann ich keine Gefühle entwickeln. Ich suche mir immer die, die mit mir nicht all-in gehen. Glaube eine Beziehung in der Ich Priorität bin, geliebt werde, etc könnte ich mittlerweile gar nicht mehr annehmen so kaputt fühle ich mich. Mein jetziger Ex hat mich wohl ganz gut analysiert. Meinte oft: du liebst dich selbst nicht. Du brauchst Beziehungen zum Atmen. Dabei hatte ich nur 3 in fast 30 Jahren. Ich will doch einfach einmal ankommen, habe normale Wünsche. Aber mittlerweile regelrecht Panik es nochmal zu einer Beziehung kommen zu lassen. Bin ich traumatisiert ? Was stimmt mit mir nicht.
Danke euch fürs lesen und ich bin für jede Antwort dankbar liebste Grüße
17.10.2023 18:59 •
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