Im Augenblick weiss ich nicht, wie ich mich entscheiden soll und suche dringend euren Rat, denn ich weiss wirklich nicht mehr wie es weitergehen soll.
Mein Mann und ich sind jetzt 12 Jahre zusammen, davon 10 Jahr verheiratet. Unser gemeinsames Leben war von Anfang an durchzogen von Katastrophen, Streitereien, Meinungsverschiedenheiten, unterbrochen von Versöhnungen und Aussprache. Anfangs war da Liebe und die Hoffnung, dass wir gemeinsam es schaffen würden, unsere Ehe harmonisch und glücklich zu gestallten obwohl wir so unterschiedlich sind - und jetzt? Ich weiss nicht ein noch aus.
Meine Geschichte:
Nachdem wir in 2005 geheiratet hatten, beschlossen wir gemeinsam, ein Haus zu bauen und zwar nach unseren Vorstellungen. Schon dieses Projekt war ein einziger Alptraum. Sicherlich, er konnte sich nicht intensiv darum kümmern, weil er damals für über ein Jahr in München tätig war und die ganze Woche Vorort, das war für mich auch nicht das Thema. Ich arbeitete damals für einen großen Konzern in guter Position und meine Arbeit machte mir Freude. Unser Bauvorhaben begann mit Diskussionen und Streitereien ob der Werksvertrag von einem Anwalt überprüft werden muss oder nicht (ich war der Meinung das dies auf jeden Fall geschehen muss -den Werkvertrag hat er verfasst - und er war der Meinung, dass ist nicht nötig, kostet nur viel Geld) über schlampige Bauführung des Bauträgers (ich wäre nur übervorsichtig haha) katastrophale Baumängel (ich habe keine Ahnung, die Handwerker wissen schon was sie tun) und endete damit, dass er gemeinsame Entscheidungen ohne mich zu informieren änderte, dann wieder änderte, was dazu führte, dass der Bauträger in Kostennöten kam. Die Handwerksrechnungen wurden von ihm auch nicht überprüft und so kam es, dass die Forderungen immens höher ausfielen wie die abgegebenen Angebote. Es kam wie es kommen musste, das Geld ging aus und wir waren noch nicht mit dem Rohbau fertig. Die Fertigstellung dauerte fast zwei Jahre und wir mussten noch mehr Geld aufnehmen um das Projekt zu beenden. Als wir einzogen, war ich mit den Nerven fertig. Beruflich wurde ich von meinen Kollegen gemobbt, weil ich schneller als sie befördert wurde, privat hatten mich die ständigen Streitereien und auch seine Teilnahmslosikeit sehr geschwächt.
In 2009 war ich dann am Ende meiner Kraft: Ein neuer Vorgesetzte der bossing betrieb, der Hausbau, die ständigen Streitereien und seine Gefühlslosigkeit schafften mich: Burnout! Fast zwei Jahre Psychopharmaka und Therapie. Danach verlor ich meinen Job. Also gut dachte ich, ich bleibe Zuhause und kümmere mich um alles. Ab jetzt war ich dann auch für alles zuständig: Garten und Haushalt und auch als sein Gedächtnis. In Folge ging er Arbeiten und kümmerte sich nur noch um sein Hobby und nichts weiter. Gemeinsamkeiten? Keine! Er reagierte nur auf Zwang, Vorschläge oder Motivation für gemeinsames erleben, egal ob es sich um Einladungen zu Freunden, Spaziergang oder Gartengestaltung ging - es kam nichts. Bei letzterem endete es immer im Streit, denn egal was ich sagte, er war immer dagegen, es ging nicht um sinnvoll oder nicht, schon allein mein Vorschlag war es wert ihn abzulehnen.
Mit seinen beiden Töchtern blieb der Kontakt sehr unterkühlt, egal wie ich mich bemühte. Seine älteste Tochter lebt in den Staaten und die wenigen Begegnungen mit ihr fielen recht frostig und zurückhaltend aus.
Mit beiden kam keine glückliche Verbindung zustande, da beide sehr stark zur Mutter tendieren und ich von Anfang an nur als Fremdobjekt gesehen wurde.
Hinzu kam, dass seine jüngere Tochter, sie war zu Beginn unserer Beziehung 26 Jahre alt, mit immer mehr Forderungen ankam. Sie wohnte damals noch bei ihrer Mutter und hatte auch ihre Ausbildung beendet. Er bezahlte bis ein Jahr nach ihrer Ausbildung weiterhin Unterhalt für sie. Auch hatte er ihre komplette Ausbildung finanziert.
Anfangs versuchte ich ein gutes Verhältnis zu seinen beiden Kindern aufzubauen und ihnen eine Freundin zu sein - heute weiss ich, das ist nur dann möglich, wenn auch die beiden Kinder dazu bereit sind. Damals stimmte ich zu, der jüngeren Tochter zur bestandenen Ausbildung ein Auto zu schenken. Es dauerte nicht lange und sie wollte von ihm eine Wohnung gekauft haben, gleichzeitig gab sie ihm zu verstehen, dass sie nicht mehr als 16 Stunden in der Woche arbeiten wollte. Auch sah sie sich als Leidtragende, denn sie konnte ja nichts dafür, dass er ihr das Gen Faulheit vererbt hatte. So Gespräche wie...ja der Papa war die Mülltonne in unserer Familie, wenn ich meinen Teller nicht leer aß, habe ich ihn Papa gegeben, hahaha.. schafften es, dass ich immer wütender wurde. Seine Reaktionen waren entweder ignorieren oder überhören. Ihr brav jeden Wunsch zu erfüllen und mich bei allen Zusammenkünften möglichst nicht in Gespräche einzubinden. Zum Eklat kam es dann, als wir in unser unfertiges Haus einzogen. Wir standen vor dem Problem, dass kein Geld mehr vorhanden war und das Finanzamt eine sehr große Summe nachverlangte. Zu diesem Zeitpunkt rief sie an und forderte von ihm die Finanzierung eines Neuwagens, den sie sich ausgesucht hatte, da der alte angeblich kaputt war. Ihre Mutter, eine Ärztin mit eigener Praxis sah sich nicht in der Lage sie zu unterstützen also musste der Papa das ganze finanzieren. Seine Antwort war, ..ja dann such dir eine geregelte Arbeit.. (Wahrscheinlich deshalb, weil im das Finanzamt im Nacken stand und er nicht wusste, wie er dies bewältigen konnte). Das Gespräch dauerte nur kurz, denn sie fing an zu weinen, legte auf um offenbar sofort ihre Mutter anzurufen. Die hatte nichts besseres vor als ihn anzurufen und zu beschimpfen. Nun, mir platzte in dem Moment der Kragen und ich mischte mich ein (vielleicht ein Fehler) ich schrieb seiner Ex einen gesalzenen Brief. Er war am Boden zerstört! Mein jüngerer Sohn (ich selbst habe zwei erwachsene Söhne, die ich allein großgezogen habe ohne die Unterstützung ihres Vaters) und ich versuchten ihn Rückhalt zu geben zum einen und zum anderen nahm ich die Summe als Kredit auf, um ihn zu helfen (in seiner Selbständigkeit wurde ihm kein Darlehen gewährt). Zwar wusste er, dass er richtig gehandelt hatte, die Angst aber, seine Tochter zu verlieren, weil er sie dieses Mal nicht finanziell unterstützte war größer und so handelte er auch. Er lies keine Gelegenheit aus, um ihr seine väterliche Zuneigung zu zeigen mit dem Ergebnis, dass sie ihn total vera*... Meine Rolle war die der Zuschauerin - ich fühlte mich einfach erbärmlich, ihn so zu sehen.
Offensichtlich hat er sich wirklich nicht um die Dinge wie Kindererziehung und Familie gekümmert sondern hat sich nur um den eigenen Beruf gekümmert. Ohne noch weiter ins Detail zu gehen, er ist ein Mensch, der sein Leben und seine Freizeit einzig und allein seinem Hobby (Elektronik, Technik und Informatik) und seinem Beruf widmet. Scherzhalber hatte ich ihn bereits zu Anfang unserer Beziehung meinen zerstreuten Professor genannt ohne zu wissen, wie recht ich damit hatte.
Seit diesem Zwischenfall im Jahr 2008 war Funkstille zwischen Tochter und Vater, er rief nicht an und sie hatte es weder nötig sich zu entschuldigen oder ihn mal zum Geburtstag oder zum Vatertag anzurufen.
Als sie mal wieder Geld benötigte, das war im Jahr 2013 schrieb sie ihm ein Mail und forderte Geld.
Ein anderes Problem war und ist unser gemeinsames Auftreten in der Öffentlichkeit. Schon zu Beginn gab es auch da keine Gemeinsamkeit. Entweder er lies mich stehen und widmete sich um andere oder er belehrte mich vor anderen oder stellte meine Aussagen in Frage oder aber, blamierte mich in dem er über mich einen Witz fallen lies. Ein Gefühl für meine Bedürfnisse oder Zugehörigkeit zu mir, seiner Ehefrau hatte er in keiner einzigen Situation gezeigt - auch hier endeten die Begegnungen mit Streitereien - es verletzte mich sehr und Verständnis dafür hatte er nicht.
Dazwischen beteuerte er aber immer und immer wieder, dass er mich liebt und ein gemeinsames friedvolles Leben wolle.
Unsere zwei letzten Desaster, die mich nun vor die Frage stellen ob überhaupt ein gemeinsames Leben möglich ist sind folgende: Wir waren zu einem Geburtstag im August in Bayern eingeladen und koppelten diese Einladung mit 1 Woche Urlaub um unseren 10 Hochzeitstag und seinem 60 Geburtstag (wir hatten an seinem Geburtstag geheiratet) dort zu verbringen. Einen Tag zuvor verbrachten wir in München und verabredeten uns mit seinen beiden Kollegen/ Freunden zum Abendessen. Das Lokal bestimmte einer der beiden und wir machten uns nach unserer Ankunft im Hotel gleich auf dem Weg zu diesem Lokal. Das Lokal war voll, auch hatte der Kollege vergessen zu reservieren. Es war ein heisser Tag und da auf der Terrasse alle Tische belegt waren setzten wir uns wohl oder übel nach drinnen. Es war furchtbar. Eine Menge Mücken heiss und unbehaglich. Die Bedienung brauchte eine halbe Stunde um uns die Speisekarten zu geben. Die beiden Kollegen beschwerten sich, zeigten aber auch Verständnis und fragten an ob und wann überhaupt mit dem bestellten Essen zu rechnen wäre. Ausserdem regten sie an, das Lokal zu verlassen und wollten eine Abstimmung. Ich stimmte dafür das Lokal zu verlassen, mein Mann enthielt sich und der eine Kollege/Freund bezweifelte Plätze in einem anderen Lokal zu finden und entschied sich zu bleiben, der andere stimmte den zweifelden Kollegen zu, also bestellte man..., Als ich nach draussen ging um eine zu rauchen, bemerkte ich leere Tische und machte dann den Vorschlag sich doch raus zu setzten. Sofort lehnte der eine ab, er hätte keine Lust da ja dort Raucher wären. Die vielen Mücken und die heisse drückende Luft machten mir zu schaffen es wurde mir mehr und mehr unangenehmer. Mein Mann ignorierte mich gänzlich, weil er mit der schwachsinnigen Diskussion der beiden Kollegen beschäftigt war. Es ging darum ob der Norden immer zu Linken wäre.... Ich stand auf und gab zu verstehen, dass ich mich nach draussen setzten würde. Auch da ignorierte mich mein Mann. Nach einer Weile kam meine bestellte Pizza und er brachte sie mir raus um gleich wieder eilends zu seinen Freunden/Kollegen zu gehen. Mir war der Appetit vergangen. Ich ging rein, wünschte ihnen einen schönen Abend und fuhr ins Hotel. Auch da keine Reaktion meines Mannes.
So gegen 24.00 h kam er dann. Er warf mir vor, dass ich mich komplett daneben benommen habe. Den Streit beendete er wütend damit, das wir unseren Urlaub am nächsten Tag beenden und nachhause fahren. Das war dann unserer Hochzeits- und sein Geburtstag - eine schweigsame, 4-stündige Heimreise. Verzweifelt suchte ich Zuhause angekommen nach Gründen unseres Scheiterns, denn offensichtlich ist es ihm nicht möglich mich zu verstehen und auch zu mir zu stehen. Oder bin ich, wie er es sagt, vollkommen daneben?
4 Wochen später verstarb sein Vater.
Ich muss zu seiner Familie erwähnen, dass er, aufgewachsen auf einem Bauernhof als ältester Sohn inmitten einer Großfamilie es wenig Zeit für zwischenmenschliche Gefühle gab. Bei jedem Besuch bemerkte ich das gefühlloses miteinander. Oberflächliche Diskussionen und Aussagen. Auch war es für seine Eltern und den meisten seiner Geschwister nicht von Nöten, mich kennen lernen zu wollen oder bei unseren Besuchen ein verständliches Deutsch zu sprechen. Die gemeinsame Sprache war ein so breites Plattdeutsch, dass ich dem nicht folgen konnte. Anfangs bemühten sie sich in einer verständlichen Sprache zu reden, und mich in Gespräche einzubinden das verlief sich aber sehr schnell im Sande. Man begnügte sich meistens damit mir zu erklären, dass er dies und das nicht kann und ich das auch nicht von ihm verlangen kann und - das ich jetzt mich auch um die Dinge kümmern müsste, damit er seinen familiären Verpflichtungen nachkomme. Es hat dazu geführt, dass ich ihn bei seinen Besuchen nicht mehr begleitete.
Nun war vor zwei Wochen sein Vater verstorben und seine Mutter gab mir sehr gefasst zu verstehen, dass er seine beiden Kinder verständigen müsse. Eigentlich wollte ich zur Beerdigung mitgehen um mich zu verabschieden. Nachdem ich aber erfuhr, dass seine jüngste Tochter auch kommt, fragte ich ihn, wie er nun mit dieser Situation umgehen würde. Auf keinen Fall wollte ich wieder enttäuscht oder frustriert einen Tag abgestellt in einer Ecke verbringen. Auf meine Frage reagierte er gereizt. Wäre ja verständlich, sein Vater ist gestorben. Nach und nach bemerkte ich aber, dass seine Gereiztheit nicht auf dem Tod seines Vaters zurückzuführen ist, sondern einzig und allein darauf, dass er in Bezug auf die Begegnung Ehefrau und Tochter keinerlei Zugeständnisse machen wollte. Er verzerrte meine Aussagen so stark, um diese als lächerliche und unzumutbare Forderung hinzustellen. Ich war so sauer, dass ich ihm sagte, dass ich keinerlei Sinn und keinerlei Gemeinsamkeit sehe und die Scheidung wolle. Es fielen viele böse Worte. Seiner Mutter sagte ich ab, mit dem Ergebniss, dass sie sich weitere Besuch von mir verbat. Dies lies sie am Tag nach der Beerdigung über meinem Mann verlauten. Ehrlich gesagt, ist es mir vollkommen egal, was sie sagt und denkt, denn von seiner Familie fühle ich mich nur zweckentfremdet und komplett ignoriert.
Ich habe Angst, mit ihm weiterzuleben und auch Angst was aus mir wird, wenn wir uns trennen. Meinen Job bin ich los und ich weiss auch nicht, wie ich meinen Lebensunterhalten bestreiten soll.
Er gab mir zu verstehen, dass ich von ihm auch keinen Ehegatten-Unterhalt erwarten könne, ich soll arbeiten gehen. Nun, meine Aussichten auf Arbeiten mit 57 Jahren sind nicht besonders rosig.
In der letzten Woche war nur Schweigen unterbrochen von einpaar Banalitäten die er hie und da fallen lies. Das Schlafzimmer habe ich geräumt und schlafe seit unserem Urlaub im Gästezimmer. Meine Gefühlswelt ist so aufgewühlt, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann - ich weiss nicht wie es weiter gehen soll.
21.09.2015 21:46 •
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