Ich vermute in diesem Fall, dass seine Spielschulden wesentlich höher als 4.000 Euro sind. Womöglich hat er sich auch sonstwo Geld geliehen gehabt, bei Leuten, mit denen eben nicht zu spaßen ist. Vielleicht ist er deshalb Knall auf Fall ausgezogen, um dich nicht zu gefährden. Denn solche Leute bedrohen und verletzen nämlich zuerst die Familie des Schuldners und nicht ihn selbst - schließlich muss er ja in der Lage sein, das Geld möglichst schnell herzubringen, was nicht funktionieren würde, wenn er erstmal eine Weile im Krankenhaus läge und mit Aussagen ggü. Polizei und Staatsanwaltschaft beschäftigt wäre.
Mich wundern die Aussagen von den meisten Leuten in diesem Thread, dass du ihm zur Seite stehen solltest, ihn nicht fallen lassen, ja ihm helfen solltest. Jeder, der irgendwann mal mit (Spiel-)Süchtigen zu tun hatte oder das zumindest im näheren Umfeld mitbekommen konnte, weiß von den mittel- bis langfristigen Konsequenzen einer (Spiel-)Sucht für Liebe, Familie, Finanzen usw. Solange der Süchtige sein Problem nicht selbst einsieht und ganz AKTIV für sich selbst nach Hilfe sucht, sollte man da ganz schnell die Beine in die Hand nehmen. Sonst gerät man selber unter die Räder, während der Leidensdruck für den Süchtigen gemildert wird, so dass er noch weniger Gründe hat, irgendetwas mittel- bis langfristig zu ändern.
Sucht ist zwar eine Krankheit, aber auch Ausdruck dafür, dass man nicht in der Lage ist, die eigenen Probleme auf eine konstruktive Art anzugehen und zu lösen. Eine Art Flucht vor der Realität in eine selbsterschaffene Welt, in der man sich bspw. in Größenfantasien wähnt. Warum ordentlich arbeiten gehen und sich jeden Tag für ein normales Gehalt abstrampeln, wenn man doch so toll mit paar Tricks und besonderer Intelligenz den großen Jackpot beim Zocken knacken und sich damit ein schönes Leben machen könnte?! Und wenn nicht dieses Mal, dann nächstes oder übernächstes - irgendwann muss ja das Glück auf der Seite von einem sein, wenn man einen langen Atem hat... Soll heißen, auch wenn dein Mann ab morgen sehr zuverlässig nicht mehr spielen würde, seine Ursprungsprobleme, die zur Sucht geführt haben, werden trotzdem bleiben. Oft passiert nämlich auch, dass man zwar die eine Sucht bekämpft und dann in eine andere hineinschlittert - bspw. wird aus dem Spielsüchtigen ein Alk.. Diese erwachsenen Leute haben nie gelernt, auf eine gesunde Art mit ihren Problemen umzugehen, haben beinahe keine wirkliche Frustrationstoleranz, können keine Rückschläge oder negative Emotionen aushalten. Die Wahrscheinlichkeit und die Bereitschaft, dass sich das in diesem Alter ändert, ist zwar gegeben, aber zugegebenermaßen gering und erfordert einen sehr starken Leidensdruck für den Süchtigen selbst und sehr viel Zeit und Disziplin. Oft müssen die Süchtigen den Boden des Lebens erreichen und alles auf Dauer verlieren, von der Gesellschaft und ihrem Umfeld verachtet werden, evtl. auch kriminelle Handlungen begehen und dafür bestraft werden, um in sich die Motivation und die Kraft zu finden, sich wieder nach oben abzustoßen.
Ferner ist das mit der Sucht so, dass diese irgendwann auch die emotionalen Fähigkeiten eines Menschen schädigt. Durch das ständige Wechselbad der Gefühle verändern sich bei den Süchtigen auch die biochemischen Prozesse - ob nun die Adrenalin-, Cortisol-, Serotoninregulation u.ä. Sie sind dann irgendwann nicht mehr in der Lage, normale menschliche Gefühle zu empfinden, fühlen sich innerlich leer. Das verstärkt den Teufelskreis. Hinzu kommen die vielen Lügen, um die Sucht und ihre Konsequenzen zu verstecken - das zerstört das Vertrauen, insbesondere wenn man dem Süchtigen beigestanden ist und dann entdeckt, dass dieser mal wieder rückfällig geworden ist. Und sollte dann irgendwann mal die Sucht tatsächlich erfolgreich überstanden sein, zerbrechen die meisten Beziehungen anschließend. Denn der Ex-Süchtige möchte dann verständlicherweise ein Leben führen, in dem er nicht täglich an seine beschämende Vergangenheit, an seine Schwächen erinnert wird - und sei es nur durch die Anwesenheit und den Anblick der Person, die ihm in diesem Kampf beigestanden ist und nun obendrauf noch die Güte und Größe besitzt, den Ex-Süchtigen nicht explizit daran zu erinnern. Also findet man einen neuen Partner, der einen nicht in diesen Momenten außerordentlicher persönlicher Schwäche kennt... Einen, für den und vor dem man stark sein kann... Eine Beziehung, auf der nicht die schwere Hypothek der süchtigen Vergangenheit lastet...
In diesem Sinne, überleg dir bitte ganz gut, ob du so ein Leben verdient hast. Das Schicksal hat dir ein zweites Leben beschert - es wäre schade, dieses einem schwachen Mann zu Füßen zu legen, auch wenn du diesen so sehr liebst. Auch für ihn persönlich wäre ein schnellerer Fall ohne Fallschirm die bessere Alternative, um hoffentlich früher aus den Träumen zu erwachen, man könne der Realität mit Zocken ausweichen. Gib euch beiden die Chance, mittel- bis langfristig ein besseres Leben als mit Ängsten, Lügen, Scham, Verdächtigungen, Kontrolle usw. zu haben. Entscheide dich für die sonnige Seite des Lebens - da, wo Liebe, Zuversicht, Zuverlässigkeit, Vertrauen, Nähe wachsen und gedeihen können. Du scheinst eine liebe- und verständnisvolle Frau zu sein - lass dir das nicht zum Verhängnis werden, indem du den Weg der Co-Abhängigkeit einschlägst. Irgendwo da gibt es bestimmt einen anderen, stabilen Mann, der deine tollen Eigenschaften zu schätzen wüsste, ohne in Fantasiewelten abzudriften.
Fühl dich umarmt!
18.02.2020 11:52 •
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