Hallo liebe Forengemeinschaft,
ich habe mich jetzt einige Wochen darin versucht, mein Problem mit Freunden, Familie, Therapeutin und mit mir selbst zu lösen, aber ich fühle mich jeden Tag an den Anfang zurück versetzt und verstehe nicht, was mit mir geschehen ist. Ich bin momentan ziemlich ratlos, stecke in einer ziemlich argen depressiven Phase und kämpfe jeden Tag erneut gegen die aufkommende Ohnmacht an. Dazu meine Gesichte (ich versuche, mich irgendwie kurz zu halten):
Anfang diesen Jahres traf ich Sie völlig unverhofft, als ich meinen Führerschein für eine anstehende USA-Reise beantragen wollte. Die Reise sollte im Mai stattfinden aber fiel natürlich, wie so vieles, Corona zum Opfer. Wir lächelten uns an, grüßten uns und das war's. Ich (40) traf Sie (34) von nun an häufiger auf meinem Weg zum Schimmbad. Ich dachte mir dann, dass ich Sie beim nächsten mal doch mal auf einen Kaffee einlade. Dazu kam es nicht, weil aufgrund Corona die Schwimmbäder dicht gemacht wurden. Das Ganze spielte sich im Februar ab. Irgendwann während dem Lockdown hab ich mir dann doch mal tinder runtergeladen und ein wenig geguckt, ob es interessante Leute gibt und traff erneut auf Sie. Wir schrieben uns, und trafen uns letztendlich zu einem ungezwungenen Date. Wir saßen draußen, es war Frühling und unterhielten uns gut.
Ein zweites Date folgte. Sie lud mich zu sich zum Essen ein. Es war ein seltsames Date. Unser Gespräch entwickelte sich in eine seltsame Richtung. Ich hatte das Gefühl, dass gerade ein Wettstreit entsteht und wir uns gegenseitig mit irgendwelchen Lebenserfahrung zu übertrumpfen versuchen. Die Situation hat sich später etwas entspannt, aber als ich ging, war ich irgendwie verwirrt und dachte nicht daran, dass es ein weiteres Date geben würde.
Sie hatte mir schon zuvor von Ihrer Sturheit berichtet und lebte diese nun voll aus, indem Sie sich nicht meldete. Ich gab nicht viel darauf, machte mir kurz meine Gedanken, fand die Frau aber so interessant, dass ich Sie auf jeden Fall wiedersehen wollte. Wir trafen uns dann nochmal und ab dem Zeitpunkt war alles gut. Das müsste so Mitte April gewesen sein.
Es lief dann bis Mitte Juni alles gut. Wir haben viel miteinander unternommen und viele schöne Momente erlebt. Geschätzt haben wir uns jeden zweiten Tag gesehen.
Mitte Juni hatte ich ein einschneidendes Erlebnis. Ich verlor einen Teil meines angesparten Vermögens, was mich natürlich belastete. Sie stützte mich und nach 2 Wochen etwa war das Thema für mich überwunden. Zumindest soweit, dass ich nicht mehr so arg in Gedanken deswegen gehangen habe.
Dann kam der Juli, in dem sich plötzlich alles veränderte. Es entstand ein Abstand zwischen uns. Ich merkte, dass ich in eine depressive Phase rutschte. Vielleicht ausgelöst vom Verlauf des Jahres. Corona, die abgesagte Reise, der Vermögensverlust. Wir sahen uns noch immer regelmäßig, aber irgendwas war geschehen, dass ich nicht einordnen konnte. Ich war schonmal vor 4 Jahren in einer Therapeutischen Behandlung bezüglich meiner Depression und wollte gegenlenken. So vereinbarte ich, als ich merkte, dass mir alles entgleitet einen Termin bei meiner damaligen Therapeutin. Der Termin wurde dann auf August gesetzt.
Es lief weiter, aber ich kam mir immer verlorener und leerer vor. Am 08. August erreichte dieses Gefühl seinen Höhepunkt. Ihr Bruder feierte Hochzeit. Ich konnte nicht mit, da die Coronaauflagen die Personenanzahl begrenzten und die frühzeitige Planung mich nicht als Gast vorsah. Sie bat mich darum, mich an dem Tag um Ihre Katze zu kümmern, was ich natürlich tat. Bei Ihr zu Hause fand ich einen kleinen Brief mit ein paar Anweisungen und den Worten, dass Sie mich sehr lieb hat. Ich weiß nicht warum, aber ich saß damit auf Ihrem Balkon und musste weinen. Ich verabschiedete mich von Ihrer Katze und Ihrer Wohnung. Anschließend fuhr ich noch in die Stadt und später nach Hause. Auf dem Heimweg provozierte ich fast einen Unfall mit meinem Rad. Ich hatte kein Vorderlicht, da die Batterie leer war. Von rechts kam ein Taxi, dass mich unmöglich sehen konnte. Ich hielt drauf und zog im letzten Moment die Bremse. Ich legte mich ab, verletzte mich mit Schürfwunden und ging nach Hause. Ich war am Ende.
Am nächsten Tag fuhr ich zu Ihr, erzählte Ihr von dem Unfall, jedoch nicht von der Situation bei Ihr zu Hause oder dem Hergang des Unfalls. Wir lagen auf Ihrer Couch. Sie etwas verkatert, ich verletzt, und guckten einen Film. Ich übernachtete bei Ihr.
Montags war tagsüber alles OK und ich fragte, ob wir abends essen gehen sollen, woraus dann letztendlich ein Essen bei mir wurde. Ich bekochte Sie. Als Sie ankam, griff Sie mich mit den Worten an, dass Sie sich gerade und auch schon seit längerem nicht mehr Willkommen fühlt. Ich war perplex, ließ Sie ankommen. Ich hatte für Sie gekocht und wir aßen. Sie erzählte mir von Ihrem Tag und unterbrach irgendwann mit den Worten, dass ich ja gar nicht zuhören würde. Dabei kann ich noch heute jedes Wort, dass an diesem Abend über Ihre Lippen kam nachsprechen. Wir setzten uns auf die Couch und Sie trieb mich weiter in die Enge, fragte mich, was ich von unserer Situation halte, wie ich fühle. Ich fühlte mich in diesem Moment einfach verletzt und angegriffen und antwortete, dass ich gerade denke, dass es nicht gut läuft und das ich nicht weiß, was ich empfinde, bzw. auch nichts positives empfinde.
Sie ist gegangen. Der Kontakt wurde abgebrochen. Ich kannte Ihre Sturheit. Im Juli gab es einiges Situationen, die Fragen aufwerfen. Wir sind zusammen durch die Stadt gegangen. auf einmal war Sie schon 50 Meter weiter als ich, ohne es zu merken. Es gab Ihrerseits 2-3 mal total sinnlose angriffslustige Diskussionen über belanglose Themen. Sie beschwerte sich und wollte gehen, als ich an einem Abend, an dem ich gerade von meiner kleine Nichte am erzählen war, in diesem Moment keine Lust auf S. hatte. Ich weiß nicht. Sei war in der letzten Juli-Woche eifersüchtig, als ich mit einer alten Freundin Sushi essen war. Zuvor war Eifersucht nie ein Thema.
Auf jeden Fall war nun Funkstille. Nach einer Woche oder vielleicht weniger, meldete ich mich und wollte, dass wir miteinander reden. Wir trafen uns 10 Tage nachdem wir bei mir zu Hause auseinandergegangen waren. Wir redeten. Sie beschwerte sich irgendwann, dass nur ich erzählen würde und machte sich aus dem Staub. Wir trafen uns draußen und Sie ging einfach nach Hause. Ich bin hinterher, aber meine Bemühungen ein Gespräch zu finden waren ergebnislos.
Am darauffolgenden Wochenende hatte Sie Besuch eines Freundes aus Berlin. So langsam kamen in mir unschöne Gedanken hoch. Ich konfrontierte Sie damit und fragte über WhatsApp, ob ich mir Gedanken machen muss, ob ich eifersüchtig sein müsse. Sie verneinte dies in Bezug auf Ihren Besuch. Er würde auf der Couch schlafen, Sie im Bett.
Wir vereinbarten nochmal einen Termin zum Reden. Wir trafen uns Montags, an meinem ersten Urlaubstag, den 24.08.2020. Den Tag werde ich nicht vergessen. Als wir uns trafen umarmte ich Sie innig. Wir gingen spazieren uns setzten uns nach einer Weile. Da ließ Sie die Bombe platzen. Sie hat sich an der Hochzeit in jemand anderen verliebt, den Sie schon länger kannte. Mir zog das den Boden unter den Füssen weg. Alle diesbezüglichen Fragen kamen erst viel später in mir auf. Ich war hin und her gerissen. Was tue ich. ich will nicht gehen, aber was soll ich hier bei Ihr. Ich ging. kam wieder zurück, fragte Sie, ob den schon alles passiert wäre, was Sie mir bestätigte. Eben in den beiden Wochen, nach dem letzten Treffen bei mir zu Hause. Ich ging wieder. ich kam wieder zurück. Setzte mich hinter Sie, nahm Sie in den Arm und weinte. Sie weinte auch. So saßen wir dort einige Minuten. Dann habe ich mich irgendwann gelöst und bin fort gegangen.
Anschließend ist für mich die Welt zusammengebrochen. Ich hatte 2 Wochen Urlaub. zum Glück hatte ich den Therapietermin schon in dieser Woche. Ich wurde für 6 Tage krankgeschrieben, hängte meinen Urlaub jedoch noch hinten dran, weil es mir unmöglich war, zu arbeiten. Ich verlor innerhalb von 3 Wochen 8 KG an Gewicht. Ich bin ständig zusammengebrochen mit Weinkrämpfen. musste gegen aufkommende Suizidgedanken ankämpfen, fand keinen Schlaf mehr. Eine ausgewachsende Depression gemischt mit herzhaftem Liebeskummer, der mich durch die Art und Weise so umgehauen hat, wie es nie zuvor der Fall war.
Ich habe seit der Zeit, also in den letzten knapp 2 Monaten viel geschrieben. Ich habe sehr viel um Sie gekämpft. Ich habe Ihr geschrieben, noch ein Buch geschenkt, dass ich In Ihren Briefkasten warf, ich habe versucht, Ihr durch eine kleine Streetart-Aktion zu zeigen, was ich denke und fühle. dann habe ich versucht loszulassen. Ich habe für mich allein weiter geschrieben. Eine Mail an Sie, die niemals abgeschickt wurde, in der ich all die unbeantworteten Fragen aufarbeite.
Es kam raus, dass Sie sich in den Gitarristen der Hochzeitsband, mit der Sie über Monate vor der Hochzeit geprobt hatte, verliebt hat. Das geschah natürlich nicht, wie von Ihr kommuniziert an der Hochzeit, sondern dieser Prozess ging wohl eher über Wochen. Ich weiß nicht, ob Sie mich in der Zeit körperlich betrogen hat, aber emotional auf jeden Fall. Daher wahrscheinlich auch der immer kühler werdende Verlauf des Julis. Sie hat dann im Nachhinein gesagt/geschrieben, dass meine Depression, meine Probleme, Schuld an dem Verlauf des Julis hätten. Das ich mich entfernt hätte uns Sie sich anders orientiert und auch schon abgeschlossen hätte. Der Juli also eine Lüge. der Brief am 08.08. eine Lüge. der Tag nach der Hochzeit bei Ihr auf der Couch, als wir gekuschelt haben und ich bei Ihr übernachtete, eine Lüge.
Später, vor 1,5 Wochen habe ich meine zusammengetragenen Gedanken zum Ablauf und was ich fühle dann doch noch an Sie geschickt. Ohne große Antwort zu erhalten. Sie sagte, Sie hätte sich schwer getan diese Vernunftentscheidung zu treffen. Es hätte Ihr sehr weh getan, aber Sie hätte auf sich achten müssen und sei deswegen gegangen. Es hätte nicht an fehlenden Gefühlen für mich gelegen.
Ich hab nun seit 1,5 Wochen keinen Kontakt mehr. Ich hab Sie überall geblockt. Allein per SMS oder Anruf könnte Sie mich erreichen, was Sie aber noch nie getan hat. Ansonsten WhatsApp, Facebook, Instagram. alles dicht.
Ich gehe jeden Tag erneut kaputt an der Erkenntnis, dass Sie weg ist. Ich würde Ihr noch immer alle Chancen dieser Welt einräumen. Ich kann Sie nicht loslassen. Ich verzweifle. Und dabei ist die Sachlage so klar. Was ist mit mir los? Wie komme ich da raus? Wie gesagt. ich rede viel mit meinem Vater, mit Freunden mit der Therapeutin. Das was ich seit 3 Wochen nicht mehr auf die Reihe bekomme, ist Sport. Ich tue zu wenig für mich. Ich grüble zu viel. Ich bin arg verletzt. Das Selbstwertgefühl ist auf dem Boden oder darunter. Sie hat einfach mein Vertrauen missbraucht. Ich weiß nicht weiter.
Sorry für den langen Text.
Chrisi
13.10.2020 10:08 •
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