Hallo ihr Lieben,
ich lese nun schon einige Zeit in diesem Forum und habe mich nun dazu entschieden hier auch einmal meine Geschichte loszuwerden.
Ich (35) wurde vor knapp zwei Monaten praktisch über Nacht von meiner Frau (34) verlassen.
Wir waren 17 Jahre zusammen und davon nun fast 10 Jahre verheiratet.
Wir haben außerdem noch eine gemeinsame achtjährige Tochter.
Wir haben in unseren gemeinsamen Jahren immer alles miteinander geteilt und waren immer eine Einheit. Wir hatten keine Finanziellen Sorgen und auch ansonsten praktisch keine größeren Probleme.
Vorgeschichte
Bevor es nun zur Trennung kam, möchte ich euch die Vorgeschichte dazu erzählen.
Vor gut einem Jahr kriselte es bereits in unserer Ehe. Die Beziehung war eingeschlafen und wir beide waren eigentlich nur mit der Arbeit und Kindererziehung beschäftigt. Wir haben nur wenig Zeit zusammen verbringen können und die wenige Zeit die wir hatten wurde praktisch nur noch auf der Couch verbracht.
Meine Frau veränderte sich damals plötzlich schlagartig. Wir hatten eines Abends einen kleinen Streit. Am nächsten Tag war es plötzlich, als wäre sie über Nacht eine andere Person geworden. Sie war plötzlich Eiskalt zu mir, wollte keine Umarmungen mehr und auch keinen Kuss zur Begrüßung etc. Dieses Verhalten war für mich völlig unverständlich, sie ließ mich auch nicht an sich heran. Gesprächsversuche meinerseits wurden konsequent abgeblockt.
Meine Frau war zu dem damaligen Zeitpunkt recht stark übergewichtig. Zeitgleich fing Sie an sehr stark abzunehmen. Sie hatte schon oft davon gesprochen aber nie ernsthafte Versuche gestartet. Nun begann Sie tatsächlich eine radikale Diät und hungerte sich fast wie im Wahn herunter. Heute kann man tatsächlich sagen, dass Sie ein normales Gewicht hat.
Nach einiger Zeit, gelang es mir dann tatsächlich ein klärendes Gespräch mit ihr zu führen. Dabei sagte sie, dass sie sehr unglücklich wäre und sie sich nicht vorstellen kann, den Rest Ihres Lebens so weiter zu leben wie bisher. Als Begründung nannte sie unseren stressigen und gleichzeitig langweiligen Alltag. Sie sagte auch, sie wüsste nicht, ob Sie mich noch ausreichend liebt um mit mir die Ehe fortzuführen.
Das war für mich damals schon ein ziemlicher Schlag. Damit hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Ich habe sie gefragt, ob sie einen anderen hat, dass hat sie aber immer abgestritten.
Es folgten darauf einige sehr schwere Monate, Meine Frau wollte Zeit für sich zum Nachdenken haben. Sie zog sich komplett von mir und unserer Tochter zurück. Sie verbrachte die Wochenenden oft auswärts. Sie buchte sich dann immer in einem Hotel an der Ostsee ein. Ich blieb dann mit unserer Tochter zuhause zurück und kümmerte mich so gut es ging um sie.
Ich musste Sie oft trösten weil sie nicht verstanden hat, warum Ihre Mama uns ständig alleine ließ. Ich war bereit meiner Frau Ihren Freiraum einzuräumen und versuchte alles um die Beziehung irgendwie zu retten. Ich habe mir Arme und Beine ausgerissen um ihr zu beweisen, wie sehr ich sie liebte.
Ich hatte damals immer wieder das Gefühl, dass es da doch einen anderen gab. Sie hing ständig nur am Handy und kam oft erst recht spät von der Arbeit nach Hause. Ich sprach Sie auch immer wieder darauf an, doch sie stritt es jedes mal wieder ab.
Nach einigen Monaten wurde die Situation dann wieder langsam besser. Sie öffnete sich nach und nach mir gegenüber wieder und wir kamen uns stetig wieder näher. Wir fingen an, wieder mehr Zeit als Paar miteinander zu verbringen und es war alles sehr schön. Sie sagte irgendwann sogar, dass sie sich wieder neu in mich verliebt hätte und entschuldigte sich für alles, was sie mir und unserer Tochter in den letzten Monaten angetan hatte. Wir versprachen uns, dass wir ab sofort immer sofort miteinander sprechen, sobald einer von uns das Gefühl hat, dass in der Beziehung etwas nicht gut läuft oder sich jemand schlecht in der Beziehung fühlt. Dieser Zustand hielt dann gute zehn Monate an.
aktuelle Situation
Einige Tage bevor es zur Trennung kam, bemerkte ich bereits, dass meine Frau sich wieder etwas veränderte. Sie zog sich wieder zurück, dieses mal allerdings sehr viel subtiler als es damals der Fall war.
Es dauerte dann nicht lange und Sie kam plötzlich nicht mehr von der Arbeit nach Hause. Sie hatte mir an dem Tag noch geschrieben, dass sie bald Feierabend machen würde und dann demnächst da wäre. Allerdings kam sie nicht. Nachts schrieb sie mir dann noch einmal, ich sollte mir keine Sorgen machen Sie hätte sich noch mit Ihren Kollegen verquatscht und es würde noch dauern. Sie kam jedoch die ganze Nacht nicht nach Hause und reagierte weder auf meine Anrufe noch auf meine Nachrichten. Ich bekam die ganze Nacht kein Auge zu und ahnte dann schon irgendwie was los war.
Als Sie dann irgendwann am nächsten Tag nach Hause kam, beichtete Sie mir, die Nacht mit einem anderen Mann verbracht zu haben. Zuerst sagte Sie noch ich solle mir keine Sorgen machen, sie würden sich einfach nur gut verstehen und da wäre nichts weiter. Schon ein paar Stunden später sagte sie aber, sie hätte sich in den anderen verliebt.
Meine Reaktion darauf war sehr heftig. Ich sagte ihr, dass die Beziehung damit für mich vorbei wäre und ich ihr Verhalten nicht tolerieren könnte. Kurz darauf ruderte ich allerdings wieder zurück und fragte Sie, wie es jetzt weiter gehen sollte und ob es der andere wirklich Wert wäre unsere gemeinsamen 17 Jahre einfach in den Müll zu werfen und unsere Familie zu zerstören.
Sie meinte, sie wisse es auch nicht und sie könnte sich das auch alles nicht erklären. Noch am selben Tag hat sie sich dann wieder mit ihm getroffen.
Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Ich war und bin noch immer völlig am Boden. Es dauerte dann noch ca. 5 Tage bis Sie mir dann endgültig mitteilte, dass unsere Ehe vorbei wäre und Sie es mit dem neuen versuchen möchte.
Sie begründete Ihren Entschluss damit, dass sie sich damals nur nicht von mir getrennt hätte, weil ich ihr so Leid tat.
Am nächsten Tag fuhr Sie dann nach der Arbeit auch zu ihm nach Hause und wollte die Nacht dort verbringen. Ich stand daneben, wie sie sich für die Nacht mit ihm in Schale warf.
Ich habe sie noch angefleht, mir das nicht anzutun, doch es interessierte sie nicht.
Seit diesem Zeitpunkt verbringt sie jede freie Sekunde mit Ihrem neuen Freund. Sie kümmert sich nicht mehr um unsere Tochter und auch um alles organisatorische bezüglich der Trennung, musste ich mich kümmern.
Wir hatten uns darauf verständigt, dass ich ausziehen werde. Sie hat mir die Wahl gelassen aber für mich war direkt klar, dass ich nicht in der gemeinsamen Wohnung zurückbleiben möchte. Ich habe dann im Eiltempo eine neue Wohnung gesucht. Im Raum in und um Hamburg ist dies tatsächlich eine Mammutaufgabe. Wie durch ein Wunder habe ich dann aber tatsächlich innerhalb von 5 Wochen eine passende neue Wohnung gefunden und bin nun seit 2 Wochen ausgezogen. Unsere Tochter wollen wir im wöchentlichen Wechsel betreuen.
Gefühlslage
So viel zur eigentlichen Geschichte. Jetzt möchte ich euch aber gerne von meiner Gefühlslage berichten.
Ich bin noch immer völlig am Boden. Ich denke jeden Tag an meine Frau und frage mich ständig was die beiden wohl gerade machen. Ich habe das Gefühl nie wieder richtig glücklich zu werden und habe große Angst den Rest meines Lebens Einsam und alleine zu bleiben.
Ich würde am liebsten jeglichen Kontakt zu meiner Frau abbrechen um nicht ständig wieder mit der Situation konfrontiert zu werden. Das ist aber aufgrund unserer gemeinsamen Tochter nicht so einfach möglich. Ich bin gezwungen mit ihr in Kontakt zu bleiben. Wir kommunizieren allerdings nur über das absolut nötigste. Ich weiß nicht, was in Ihrem Leben passiert und umgekehrt genauso.
Vorher wussten wir immer genau über den anderen Bescheid. Ich habe nicht nur meine Frau verloren sondern auch gleichzeitig meine beste Freundin. Das ist einfach so unglaublich schwierig für mich.
Ich frage mich, wie sie mich nach den ganzen Jahren so einfach aus Ihrem Leben entfernen konnte. Plötzlich ist da nichts mehr, keine Vertrautheit mehr. Wir sind praktisch fremde Personen. Ich glaube ich könnte so etwas nicht.
Sie hat den Neuen auch direkt unserer Tochter vorgestellt. Dies war eigentlich anders abgesprochen. Ich habe große Angst davor, dass ich nun auch als Vater ersetzt werde.
Für die Kleine ist die Situation auch extrem belastend. Sie steht komplett zwischen den Stühlen und will weder mich noch Ihre Mutter verletzen. Sie selber ist sehr traurig darüber, dass Ihre Mutter keine Zeit mehr mit ihr verbringt sondern ständig nur mit dem neuen Freund zusammen ist. Wenn Sie bei Ihrer Mutter ist, hängt diese eben ständig nur am Handy und telefoniert mit dem neuen oder sie verbringen die Zeit alle gemeinsam, wobei die kleine dann aber wohl eher das fünfte Rad am Wagen ist. Zumindest erzählt sie es mir so.
Meine Frau und ich, sind beide Scheidungskinder. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie furchtbar es für mich war und ich wollte das so nie für meine Tochter. Jetzt ist die Situation aber leider doch eingetreten.
Ich weiß aktuell einfach nicht wie ich das alles aushalten soll. Das ist einfach zu viel für mich.
Ich versuche mich so gut es geht auf mich und meine Tochter zu konzentrieren. Ich gehe wieder in ein Fitnessstudio, das wollte ich schon lange wieder machen. Ich habe aber immer darauf verzichtet, da ich das bisschen Freizeit, dass mir neben Arbeit und Erziehung bleibt dann lieber mit meiner Frau verbringen wollte.
Ich unternehme auch viele Dinge mit meiner Tochter um es ihr so erträglich wie möglich zu machen. Trotzdem kommen immer wieder die Gedanken an die Vergangenheit und an meine Frau auf.
Ich werde diese Gedanken selbst nach zwei Monaten einfach nicht los. Es war zwischenzeitlich schon etwas besser, da war ich allerdings auch sehr mit dem Umzug und der Renovierung meiner neuen Wohnung beschäftigt. Ich habe praktisch einfach nur funktioniert. Jetzt ist das alles erledigt und ich komme etwas zur Ruhe. Doch das bedeutet ich habe auch wieder mehr Zeit zum grübeln. Jedes mal wenn ich an die Situation denke versetzt es mir wieder einen Stich.
Ich glaube wenn sich meine Frau einfach nur von mir getrennt hätte, wäre ich deutlich besser damit zurecht gekommen. Ich ertrage es aber einfach nicht, so grausam und kalt ersetzt worden zu sein.
Das macht mich einfach fertig und ich frage mich ob meine Ehe einfach nur eine große Lüge war. Mein Selbstwertgefühl war ohnehin nie besonders groß aber nun ist es am absoluten Tiefpunkt.
Es gibt einfach so vieles, das ich ihr gerne sagen möchte. Ich würde mir wünschen, sie könnte verstehen wie ich mich fühle. Ich weiß aber, es würde mich kein Stück weiter bringen und sie würde es sowieso nicht interessieren.
Ich möchte so gerne aus diesem Loch rauskommen aber irgendwie gelingt es mir nicht so richtig.
Was soll ich tun? Ich weiß es einfach nicht.
Das Lesen hier im Forum hat mir bisher zumindest kurzzeitig geholfen. Ich finde es toll, dass es diesen Ort gibt und hoffe auf die eine oder andere hilfreiche oder auch aufmunternde Nachricht von euch.
Danke, dass es euch gibt!
21.08.2022 01:14 •
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