Ich will weg, er einen neuanfang

E
25 jahre sind wir zusammen, seit 23 jahren verheiratet, wir haben 2 töchter (16 und 19).
seit 15 jahren haben wir uns schleichend auseinandergelebt, er ging seinen interessen, ich meinen nach! nie habe ich gedacht das es mal soweit kommt, immer wieder versucht mich mit ihm zu arrangieren, immer wieder versucht was zu ändern.
aber erst jetzt, nachdem er vor einer woche von meiner fast einjährigen beziehung zu meinem freund erfahren hat ist er wachgeworden und verspricht hoch und heilig sich zu ändern. aber nun ist es für mich zu spät, die gefühle für ihn sind auf der strecke geblieben, er sagt er hat mich lieb wie am ersten tag! ich hab ihm gesagt er solle mal darüber nachdenken ob er mich wirklich liebt oder ob ich ihm nicht nur eine liebe gewohnheit bin.
es hat 2 tränenreiche aussprachen gegeben. er bat mich es noch einmal zu versuchen, aber ich kann nicht mehr. ich hab ihm auch keine hoffnung gemacht und doch denkt er allem anschein nach das alles wieder in ordnung kommt. wie kann er das denken nach ein paar tagen, so wie er sich jetzt verhält hätte er sich vor 15 jahren verhalten sollen und nicht so gleichgültig.
er macht mir auch keinerlei vorwürfe wegen des anderen, ich habe ihm auch gesagt das es ohne ihn auch zu einer trennung gekommen währe und wenn ich das nicht geschafft hätte, ich irgendwann wahrscheinlich in depressionen verfallen wäre.
ich wollte ihm doch nie weh tun, aber wie schaffe ich ihm klarzumachen das ich keine chance mehr für uns sehe?
rhodia

08.10.2001 23:33 • #1


E
Hallo Rhodia,

hab mit großem Interesse Deine Geschichte gelesen. Es könnte fast meine eigene sein.
Mein Mann kann es auch nicht verstehen, daß ich ihn verlasse. Er redet ständig von Liebe und wie sehr er mich braucht. Und er spricht von Selbstmord und droht mir. Wenn ich ihm sage, das ich mich trotzdem von ihm trennen werde, dann meint er nur, daß für alles, was kommen wird, ICH verantwortlich sein werde.
Auch er hat nach 18 Jahren Ehe und über 20 Jahre, daß wir uns kennen, jetzt angefangen Sachen zu machen, um die ich ihn jahrelang gebeten habe, z.B. Geschirrspüler ausräumen usw. Aber er kann nicht glauben, daß ich trotzdem nicht bei ihm bleibe. Es geht bei uns schon so weit, daß ich mich ständig von ihm einschüchtern lasse. Und rede ich mal ein paar Tage nicht von Trennung, dann glaubt er, alles ist wieder in Ordnung und spricht ständig von der Zukunft. Ich habe nicht immer die Kraft, dagegen anzureden. Das wird mein Fehler sein.
Das mit der Liebe habe ich ihm auch so gesagt wie Du Deinem Mann. Ich denke mal, das ist die reine Verzweiflung. Ich habe meinem Mann auch gesagt, daß er seine Chancen hatte.

Auch mir fällt es total schwer, es ihm endgültig klar zu machen. Eben deswegen, weil er ständig droht. Ich glaube, er hat gemerkt, wie sehr mir das angst macht.

Ich habe meinem Mann auch gesagt, daß mich Drohungen keinesfalls halten werden, daß ich im Gegenteil gerade wegen dieser Drohungen sämtliche Achtung vor ihm verliere.
Er droht mir auch massiv damit, daß ich keinen Pfennig Geld sehen werde und er dafür sorgen wird, daß ich auch alles verliere, wenn er alles verliert.

Aber Rhodia, da müssen wir durch, und zwar ganz alleine.
Wie ist es denn bei Dir mit dem Zusammenleben? Willst Du ausziehen oder soll er ausziehen?
Das ist ja auch noch ein großes Problem.

Wünsche Dir viel Kraft und Stärke

Gruß Siegerin

10.10.2001 07:17 • #2


A


Ich will weg, er einen neuanfang

x 3


E
hallo siegerin,
ich habe mich sehr gefreut über deine antwort. vor einiger zeit habe ich schon einmal beiträge von dir gelesen und gezielt nach diesen gesucht, weil auch mich deine geschichte sehr an meine erinnerte und mir mut gab, aber leider habe ich nichts mehr darüber gefunden.
deiner antwort entnehme ich das du immer noch mit deinem mann zusammen lebst. ich weiß das auch bei mir noch einige zeit vergehen wird bis ich hier entgültig herauskomme.
der unterschied in unseren geschichten ist, das mein mann mir nicht droht, mich aber mit seiner gutmütigkeit und seinem verständnis und dem satz: wir schaffen das schon! unter druck setzt. aber ich fürchte das das noch kommen könnte. ich kann nicht verstehn wie er reagiert. er ignoriert was ich ihm gesagt habe und lebt einfach so weiter, dachte ich zumindest bis gestern. gestern abend habe ich dann gemerkt das er nicht schlafen konnte.
er schlägt gemeinsame unternehmungen vor (übers wochenende wegfahren, essen gehn, konzerte) und begreift nicht das ich das garnicht mehr will.
es wird so sein das ich ausziehn werde. auf diesen tag genau vor einem jahr habe ich meinen freund kennengelernt. seitdem ist nicht ein tag vergangen an dem wir nicht miteinander gechattet hätten und meist konnten wir uns einmal im monat sehn. er wohnt 450km von mir entfernt. durch seinen job ist es nicht möglich das er hierherzieht und mir ist es auch ganz recht von hier wegzukommen.
meine große tochter hat einen festen freund und ist im letzten jahr ihrer ausbildung. von daher nicht möglich sie mitzunehmen. die jünger beginnt im nächsten sommer ihre ausbildung und hat durch günstige umstände schon eine stelle gefunden. ich habe ihr natürlich angeboten sie mitzunehmen, aber sie wird wohl auch hierbleiben.
ja, ich weiß mittlerweile das wir da durch müssen und das es nicht ohne jemanden wehzutun geht!
auch mein mann braucht mich, aber ich hatte immer das gefühl das es dabei um seine bequemlichkeit ging.
ich würde mich freuen mal wieder was von dir zu hören.
lieben gruß und auch dir viel kraft,
rhodia

10.10.2001 08:40 • #3


E
Hallo Rhodia,

Du musst Deinem Mann unmissverständlich klar machen, dass Du ihn nicht mehr liebst. Sprich es aus und signalisiere es in Deinem Verhalten. Keine vertrauten Verhaltensweisen, nichts, aus dem er eine Hoffnung schöpfen könnte. Natürlich ist das nicht einfach. Denn man will/sollte sich ja deswegen noch höflich und freundlich zum anderen verhalten können. Aber hierbei besteht eben die Gefahr, dass er dann allein aus Deiner Anwesenheit und vertrauen bzw. liebevollen Gesten ableitet, dass er Dir nicht egal ist und daraus folgert er wiederum, dass da noch Liebe ist.

Ich wäre froh gewesen, wenn mir meine Ex diese Offenheit geschenkt hätte. Aber auf meine direkte Frage diesbezüglich kamm immer ein ich weiss es nicht. Das hat mich sehr frustriert und verunsichert. Ich hätte mir eine klare Antwort gewünscht, egal ob so oder so.

Gib ihm nicht das geringste Gefühl von Zweifeln. Denn beim kleinsten Zweifel Deinerseits wird er ihn als Strohhalm festhalten. Selbst wenn Du ihn noch als Menschen liebst und es Dir weh tut, sei lieber hart und konsequent. Das hilft Dir und ihm mehr, als wenn Du Mitleid zeigst, weil es Dir evtl. schwer fällt, ihn zu verlassen. Aber genau dieses schwer fallen wird vom anderen als Zweifel empfunden und er hofft dadurch, alles möge wieder gut werden.

Hubi

10.10.2001 10:21 • #4


E
hallo hubi,
danke für deine antwort von der anderen seite.
nein, ich habe ihm keine hoffnung gemacht. ich habe ihm zwar gesagt das ich ihn noch gern habe, aber nicht so wie eine frau ihren mann lieben sollte.
stimmt, es ist eine gratwanderung, höflich sein, ihn nicht allzusehr vor den kopf zu stossen, ihm aber auch keine hoffnung zu machen.
ich weiß es nicht hab ich nur auf die frage geantwortet wie es nun weitergeht.
gestern hatte ich ein sehr gutes gespräch mit meiner älternen tochter, sie versteht mich besser als ich es jemals gedacht habe.
anfangs als ich den entschluß fasste ihn zu verlassen, dachte ich nun hagelt es von allen seiten vorwürfe, aber zum glück ist das nicht der fall. das macht es zwar auch nicht unbedingt leichter, aber es hilft doch etwas.

rhodia

11.10.2001 08:18 • #5


E
tja auch einen Mann kann diese Situation ganz schön fertig machen.Kaum zu glauben aber mir gehts genau so wie Euch.Nach 16 jahren Zusammensein und 12 Jahren Ehe ist alles futsch.Oft hab ich sie verwöhnt und oft hab ich gesagt bitte lass uns aufpassen das wir uns nicht aus den Augen verlieren.Doch da waren die Kinder,die Eltern,der Job.Alles wurde wichtiger!Routine den ganzen Tag.Kein Urlaub nur zu zweit.Die Aufgaben sind perfekt aufgeteilt und alles funktioniert reibungslos.Aber wo sind die Gefühle geblieben?Die Zeiten als man noch zusammen träumte?Die flüchtigen Berührungen die mehr bedeuteten?All das ist verloren gegangen.Und nun?
Als ich endlich nach langem Schweigen mit der Sprache rausrückte war sie schockiert und nur noch am heulen.Sie versteht es nicht und ignoriert es total.
Selbst die Tatsache das ich in den Keller gezogen bin, scheint nichts daran zu ändern das alles wieder gut wird.
Ich weiß bald nicht mehr weiter und fühl mich überwacht und eingeengt.Sie tut so als ob das nur ne Krise ist und ich mit 37 halt früh dran bin mit den Wechseljahren.
Ich möcht gern ihr Freund bleiben aber mehr auch nicht.
Zudem kommen diese miesen Gefühle in mir hoch wie schlecht ich doch bin.Die Kinder (11 und 9) heulen Rotz und Wasser.Schwiegereltern und Eltern verstehen die Welt nicht mehr.Die Freunde und Bekannten fallen aus allen Wolken wenn sie mitkriegen was los ist.Ich komm mir vor als wenn ich der schlechteste Mensch der Welt wär.
Dabei will ich nur auch mal was für mich.Ich will raus aus diesem funktionalen Trott der mit Liebe eben nichts mehr zu tun hat.Einen Haushalt kann ich ohne Zweifel allein führen.(entschuldigt bitte das Eigenlob)
Und wie gehts nun weiter?Bin echt am Ende.

11.10.2001 18:55 • #6


E
hallo alec,
klar, ich kann mir gut vorstellen das auch männer das verlassen schwer fällt!
ich hab leider nicht die möglichkeit in den keller zu ziehn, noch ihm sonst irgenswie aus dem weg zu gehn.
als ich heute nach hause kam standen wieder blumen und pralinen an meinem platz. als ob es das wäre was ich vermisst habe!
ansonsten ist schon wieder alles wie vorher, als ob nichts gewesen wäre. ok, er hatte heute frei und hat die wohnung aufgeräumt, aber sonst.....
er liegt auf der couch, jammert über seine wehwechen und trinkt sein B..
ich hatte solche angst, immer wieder überlegt wie ich es ihm beibringe, jetzt ist alles raus und mir gehts mieser als vorher.
ich weiß auch nicht weiter!
rhodia

13.10.2001 00:11 • #7


E
Hallo rhodia
Genau dieses Gefühl kenn ich!Diese Ignoranz der Sache aus dem Weg zu gehen und alles so hinzunehmen macht mürbe.Man(n) verfällt in Selbstzweifel an dem was man tut.Aufeinmal wird mit allen möglichen Dingen versucht wieder alles ins Lot zu bringen was so lang vernachlässigt worden ist.Aber ein Stauß Blumen kann man eben an jeder tankstelle kaufen und ich denke da wie du.
Ich wünsch uns viel Kraft um aus diesem Gefühlsmatsch bald rauszukommen.

13.10.2001 08:50 • #8


E
Hallo ihr Verlassenden !

Irgendwie hören sich eure Beiträge so an, als ob der Partner die Schuld an allem trägt. Um es hart zu sagen, wenn dies stimmt, finde ich diese Einstellung ignorant. Im Endeffekt habt ihr augenscheinlich auch nichts für das bessere gelingen der Beziehung beigetragen. Jetzt habt ihr es nach reiflichem Überlegensatt und geht. Das ist euer gutes Recht, nur sind eben beide Partner daran schuld, wenn es schief läuft.
Aus der Sicht eures Partners geht ihr übrigens plötzlich. Und das eure Partner nun einen Schock haben, weil sie böse aufgeweckt wurden ist doch völlig normal. Ich will damit keine Selbstmorddrohungen o.ä rechtfertigen, sondern nur bei euch um Verständnis bitten für die schwere Situation eurer Partner. Das Leben bricht zusammen, eine Illusion zerplatzt, das Gefühl der Sicherheit schwindet.... Dies ist ein Schockzustand und keine böse Ignoranz.
Ihr habt nun vorerst (!!!!!) die schwere Aufgabe, euch um die Verwirklichung der Trennung zu bemühen, es genügt nicht, sie für den anderen in Worte zu fassen. Es muss eine räumliche Trennung passieren, damit die Partner verstehen können.... schließlich haben sie euch nichts getan.

Grüße
Susa3

13.10.2001 13:55 • #9


E
hallo susa,
du hast vollkommen recht, es ist nicht ein partner alleine der die schuld trägt, das ist nach meiner meinung nie einer alleine!
doch ich habe einiges getan unsere ehe zu retten, aber mein mann hat es immer als kleinkram abgetan. ich denke mein fehler war es das ich nicht deutlicher meine bedürfnisse durchgesetzt habe und nicht früher mal auf den tisch gehauen habe, sehr viel früher! mein mann gibt es ja auch zu.

auch ist mir vollkommen klar, das es für ihn plötzlich gekommen ist, das ist es ja was es mir so schwer macht. er dachte es könnte immer so weitergehn wie bisher.

eine räumliche trennung würden bei mir 450km bedeuten und das will ich ihm nun vorerst noch nicht antun. ich denke das ich ihm zeit lassen muss das er sich an den gedanken zu gewöhnen das er ohne mich klarkommen muss. das er eben diesen schock von dem du sprichst erstmal verarbeiten muss.

seine ignoranz ist bewerte ich auch ganz bestimmt nicht als böswillig, er versucht halt seine heile welt zu erhalten. ich denke nur er müsste auch meine abwehr bemerken.

es hört sich immer so einfach an: der hat seine frau bzw. ihren mann verlassen. aber das verlassen ist auch nicht einfach. schließlich hasse ich meinen mann ja nicht, ich liebe ihn eben nicht mehr. ich habe nur dieses eine leben und möchte so nicht den rest meines lebens verbringen.

rhodia

14.10.2001 23:28 • #10


E
Hallo Rhodia !

Ich glaube dir, dass dir das Verlassen nicht leicht fällt und ich finde deinen Entschluß auch völlig in ordnung, denn du hast ja eben nur dieses eine Leben. Was ich sagen wollte ist, dass dein Mann höchstwahrscheinlich momentan nicht die Fähigkeit hat, deine Ablehnung zu erkennen, denn er sucht ja gerade nach gegenteiligen Gesten. Das ist das Problem und deswegen muss aus meiner Sicht der Verlassende härter sein und die räumliche Trennung vollziehen. Dein Mann wird erst einige Male gegen eine Wand rennen müssen, um zu verstehen und das ist eben leichter zu kapieren, wenn es knallhart ist. Was nicht heißen soll, dass du ihm mit Mißachtung begegnen solltest.
Ein langsames Entwöhnen bedeutet für ihn wohl eher eine Qual..... ein unendliches Hoffen auf deine gedankliche Rückkehr, ein Aufschnappen jeder freundlichen Geste, vielleicht gar eine Interpretation deiner Handlungen.
Vielleicht wirst du ihn mit der Zeit sogar anfangen zu mißachten für sein Verhalten. Und das wäre doch nach all den Jahren wirklich schade, oder ?
Das sind die Gefahren, die ich sehe. Das muss so natürlich nicht kommen und ich wünsche dir das nicht, sondern alles Gute auf deinem neuen Lebensweg.

LIebe Grüße
Susa3

15.10.2001 10:38 • #11


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag