Hallo liebe Leser(innen),
ich schreibe hier nun meine Geschichte auf und hoffe, dass der oder die ein oder andere mir vielleicht weiterhelfen kann oder wenigstens ein paar nützliche Ratschläge hat. Ich wäre dafür sehr dankbar.
Meine Freundin hat mich vor einigen Wochen verlassen und ich schaffe es, wie so viele hier, nicht loszulassen. Aber ich fange mal von vorne an:
Wir waren fast drei Jahre zusammen und sie war meine erste richtige Beziehung, und ich auch ihre. Wir kamen zusammen als sie 17 und ich 18 war, mittlerweile bin ich fast 22.
Wir gingen auf dieselbe Schule, sie war einen Jahrgang über mir (obwohl sie jünger ist) und hat entsprechend ein Jahr früher ihr Abi gemacht.
Bei uns lief einfach alles nahezu perfekt. Wir wurden von Vielen für unsere eifersuchtslose, vertrauenswürdige, und fast streitlose, wunderbare Beziehung beneidet. Viele haben uns Komplimente gemacht und gesagt, dass sie sich wünschen, auch irgendwann einmal eine so schöne, fast schon vorbildhafte Beziehung zu führen und wir beide bestimmt ewig zusammenbleiben.
Wir haben einfach alles zusammen gemacht. Sie hat sehr an mir geklammert, was ich teilweise schon nervig fand, weil ich auch gern öfter mit meinen Kumpels ohne sie weggegangen wäre, aber mit der Zeit wurde es dann auch wieder etwas weniger. Sie hat mich sehr geliebt. So sehr, dass ich zwischenzeitlich Angst hatte, dies nicht auf Dauer so erwidern zu können. Wir waren bis auf eine Ausnahme, die jetzt aber keine Rolle mehr spielt, immer offen und ehrlich zueinander und haben uns sehr vertraut. Wir haben so viel zusammen erlebt, waren mehrmals zusammen im Urlaub, unter anderem Schnorcheln in Ägypten, wo ich mit ihr allein am Strand den schönsten Geburtstag meines Lebens verbracht habe. Wir haben so viele gemeinsame Erinnerungen aus den drei Jahren.
Jedenfalls ist sie nach ihrem Abi ein Jahr lang nur einem Nebenjob nachgegangen, weil sie mal eine Pause machen wollte und, vor allem, auf mich warten wollte, damit wir zusammen studieren können. Das klingt jetzt vielleicht alles etwas naiv, aber es war das Wichtigste für uns zusammenzubleiben und das Studium zusammen zu verbringen (also an der gleichen Uni, wir studieren nicht die gleichen Fächer).
Wir haben uns dann zusammen an vielen Unis beworben und sind schließlich nach Berlin gezogen. Sie hat zu dieser Zeit schon sehr viel bei mir und meinen Eltern im Haus gewohnt, wodurch wir sozusagen eine Feuerprobe überstanden haben und uns entschlossen, auf jeden Fall zusammenzuziehen. Wir haben uns eine schöne Wohnung gesucht und haben usn sehr gefreut, endlich zusammen leben zu können und unser Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das erste Semester verlief super und das erste halbe Jahr in der gemeinsamen Wohnung zusammen mit ihr war die schönste Zeit meines (und auch ihres) Lebens. So weit, so gut.
Doch mit der Zeit kamen ihr Zweifel. Es gab zwei oder drei Vorfälle, wo sie sehr bedacht und verschlossen war, und sie mir auf drängendes Nachfragen geantwortet hat, dass sie zunehmend zweifelt an uns, an all dem. Sie meinte, vielleicht hätten wir nie zusammenziehenn dürfen. Es fiel ihr sehr schwer mir das zu sagen und sie hat angefangen zu weinen. Ich habe das alles unterschätzt, konnte mir nicht vorstellen, dass sie, die anfangs so sehr auf mich zugegangen ist um mit mir zusammenzukommen (ja, ich verdanke es zum Großteil ihrer Initiative) und immer so an mir hing, ernsthaft an der Richtigkeit unserer Beziehung zweifelt. Ich habe sie immer wieder beruhigt und ihr gesagt, dass das bestimmt nur eine Phase ist, die wieder vergeht und ich sie sehr liebe. Sie hat es auch versucht es zu ignorieren und abzuschalten, aber es ging nicht.
Eines Tages ist sie in Tränen ausgebrochen und hat mir gesagt, dass es so nicht weitergeht. Aber sie hat sich immer noch nicht getraut mich zu verlassen und meinte, dass sie Abstand, Zeit und Ruhe braucht um über alles nachzudenken. Sie hatte eine solche Angst mich zu verlieren. Von da an wurde mir erst klar, wie ernst es wirklich war. Zum Glück waren zu dem Zeitpunkt noch Semesterferien und ich konnte erst einmal zu meinen Eltern fahren, um ihr die Zeit und den Abstand zu geben, den sie brauchte. Wir habenn zu der Zeit beide sehr viel geweint. Ungefähr eine Woche später kam sie nach und blieb erstmal bei ihren Eltern, die im gleichen Ort wohnen. Sie meinte, es sei schon ein bisschen besser geworden und wir wollten wieder etwas zusammen machen. Allerdings war sie da schon sehr verändert, distanziert, und wollte nicht mehr mit mir in einem Bett schlafen. Sie sagte, sie würde sich dabei heuchlerisch vorkommen. Nachdem wir beide gemerkt haben, dass unsere Beziehung zueinander einfach nur noch komisch und traurig ist, ist sie nach ungefähr noch einmal einer Woche, die wir nun zusammen verbracht haben, in mein Zimmer gekommen und hat mir, wieder unter Tränen, gesagt, dss sie sich entschieden hat mich zu verlassen.
Auf das ständige Fragen, was denn nun eigentlich der Grund sei, konnte sie mir nie etwas anderes sagen, als dass die Liebe mit der Zeit abhanden gekommen ist, oder jedenfalls weniger wurde und sie es sich selbst nicht erklären kann. Ich habe mir viele Gedanken über die Gründe gemacht. War es vielleciht die neue Stadt, die neue Umgebung mit neuen Möglichkeiten und sie fühlte sich eingeengt? Oder wurde ich einfach uninteressanter, weil wir so viel aufeinanderhockten? Ging ich ihr sogar auf die Nerven vielleicht? Ich unterstelle ihr nicht, dass sie so etwas gedacht hat, viel mehr wären das vielleicht unterbewusste Entwicklungen, ich weiß es nicht.... Achja, sie hat mir bis zum Schluss gesagt, dass ich nichts falsch gemacht habe und sie nichts Schlechtes an mir findet, worauf das zurückzuführen wäre.
Der Schock der Trennung war gigantisch und ich habe sie immer wieder angefleht uns jetzt noch nicht aufzugeben. Und das hat sie auch nicht. Das neue Semster begann und wir mussten beide, obwohl wir völlig am Ende waren, wieder zur Uni. Ich bin daraufhin erst einmal, weil wir uns ja immer noch die Wohnung teilten, zu einem Freund gezogen und habe ihr noch einmal anderthalb Wochen Zeit zum Nachdenken und Alleinsein gegeben. Wir hatten vereinbart, dass sie ich so viel Zeit lasse wie ich schaffe und wir danach nochmal reden. In dieser Zeit habe ich sie häufig angerufen, fast schon terrorisiert, und ihr gesagt, wie sehr ich sie liebe. Typischer Fehler, das hat ihr Angst gemacht, und sie noch weiter von mir entfernt. Als ich schließlich wieder in unsere Wohnung zurückkam, hatte ich nicht viel zu erwarten, und das war mir mittlerweile auch klar. Wir waren uns einig, dass wir so schnell nicht wieder zusammenkommen würden. Sie musste ausziehen.
In dieser Zeit waren wir noch ungefähr zwei Wochen zusammen in der Wohnung und die meisten von euch denken jetzt wahrscheinlich, dass das der absolute Horror gewesen sein muss. Es war für mich aber nicht schlimmer als wenn sie nicht dagewesen wäre. Wir haben uns nach wie vor gut verstanden, uns gegenseitig kaum Vorwürfe gemacht, und ich habe ihr bei der Suche einer neuen Wohnung geholfen. Ich war sogar noch mit ihr bei Ikea und habe ihr beim Möbelkaufen für die neue Wohnung und beim Umzug geholfen. Mittlereile ist sie umgezogen und ich habe mir eine neue Mitbewohnerin als WG-Partnerin gesucht, um die Wohnung behalten zu können (wäre sonst unbezahlbar).
Wie ihr merkt, hat sie alles zu dieser Zeit in ihrer Macht stehende versucht, um unsere Beziehung zu retten und ist dabei gescheitert. Nun weiß ich nicht ob das für meine Ausgangslage gut oder schlecht ist. Sie hat unter der Trennung fast so sehr gelitten wie ich, wir haben beide mehrere Kilo abgenommen und waren lange Zeit nur im Stress und völlig überfordert. Sie hat mir, vor allem anfangs, gesagt, dass sie sich wünscht, dass wir wieder zusammenkommen. Mit der Zeit hat sie solche Äußerungen gemieden, aus Angst mir viele Hoffnungen zu machen, die sie dann wieder enttäuschen muss. Sie sagt, sie will mich auf keinen Fall noch einmal so verletzen. Sie hat ein sehr großes Herz, ist ein extrem gefühlsbetonter Mensch, und mich so leiden zu sehen war das Schlimmste für sie. Noch schlimmer als mich zu verlieren, sagt sie. Sie hat bis heute tierische Angst, dass ich komplett aus ihrem Leben verschwinde, aber noch mehr Angst davor, der Grund für mein ewiges Leiden zu sein.
Das ging soweit, dass sie mir schließlich gesagt hat, ich solle mich nicht für sie aufheben und sie würde einen totalen Kontaktabbruch mittlerweile eher in Kauf nehmen, als mein ewiges Hoffen auf ihre Rückkehr, auch wenn beides für sie sehr schlimm wäre. Allerdings hat sie in der Zeit auch mit einem Freund von mir gesprochen, dem sie zu dem Zeitpunkt noch einmal gesagt hat, dass sie sich wünschen würde, dass wir früher oder später wieder zusammenkämen, aber sie einfach nicht weiß ob das geht.
Ihr seht, es ist schwierig. Einerseits ist die Liebe verloren gegangen, andererseits kann aber auch sie nicht loslassen. Sie hat ja offensichtlich noch Gefühle für mich und ihr liegt nach wei vor viel an mir. Trotzdem hat sie mir gesagt, dass es keine Chance für uns gibt, in naher Zukunft wieder zusammenzukommen und auch danach solle ich mich nicht darauf versteifen. Ich bin wieder sofort in Tränen ausgebrochen und habe sie gefragt, wie sie mir so etwas sagen könne. Sie hatte mir geantwortet, was ich erwarten würde, was sie sagt und dass es das Einzige ist, was sie mir noch sagen kann. Und sie hat Recht. Es ist eigentlich total plausibel, ich meine: sie hat mich ja nicht verlassen um mir kurze Zeit später wieder zu sagen: Ach wir kommen bestimmt wieder zusammen. So etwas wäre einfach unrealistisch und naiv.
Vor etwa zwei Wochen haben wir es endlich geschafft, einen Schnitt zu machen. Also den Kontakt auf ein Minimum zu reduzieren und erst einmal versuchen klarzukommen, auch ohne den anderen, was naürlich gerade für mich sehr schwer ist. Zwischen der Trennung und diesem Schnitt liegen mehr als 4 Wochen.
Seitdem ging es wieder etwas besser, aber die letzten Tage wurde alles wieder viel schlimmer. Sie fehlt mir, auch jetzt noch, jede Minute und ich denke an kaum etwas anderes als sie zurückzubekommen. Ich versuche mich möglichst abzulenken, gehe viel mit Freunden weg, aber es bringt alles nicht viel. Sie hat extra gesagt, ich solle mein Glück nicht von ihr abhängig machen, weil sie Angst davor hat, aber das ist genau es, was ich tue.
Sie erkundigt sich noch regelmäßig nach mir und fragt mich was ich so mache und wie es mir geht, einmal in der Woche schreiben wir oder sehen uns kurz, und ich werde ihr Sonntag sagen, dass ich klarkomme und sie damit anlügen. Denn ich will sie nicht schon wieder mit meinem Leid belasten. Sie ist so ein guter Mensch, hat getan was sie konnte, und hat das nicht verdient.
Vor einigen Tagen habe ich mit einem Freund geschrieben, der recht viel mit ihr zu tun hat, und er meinte, dass sie sehr viel von mir spricht und nur Positives. Dass sie selbst nicht weiß, warum sie so fühlt und auch nicht, ob es für immer so bleiben wird. Ich habe das natürlich aufgesogen wie ein Schwamm und denke die ganze Zeit darüber nach. Ich werde aus meinen ganzen Erfahrungen nicht schlau, sie widerspricht sich selber, ist auch überfordert, macht mir Hoffnungen und zerstört diese wieder. Das Ganze natürlich unfreiwillig. Sie würde mir so etwas ja nie freiwillig antun. Aber ich brauche diese Hoffnung. Ohne sie wäre ich immer noch zu gar nichts fähig. Das Problem ist, dass ich in diesem Stadium nicht wirklich abschließen werde und das Abschließen ist eigentlich der Hauptgrund, warum wir uns über längere Zeit nicht sehen. Ich kann es nicht. Ich muss ihr Zeit lassen, ich weiß. Aber das ändert nichts an meiner Situation.
Ich habe eine solche Angst. Sie ist wirklich sehr hübsch und hat jede Menge Verehrer (damit meine ich keine mir bekannten, ernsthaften Konkurrenten, aber sie wird häufig von anderen angesprochen wenn sie alleine weg ist, und ich bemerke auch die Blicke Anderer wenn wir zusammen weggehen). Sie mir in den Armen eines Anderen vorzustellen, zerreißt mich völlig. Das gibt mir den Rest. Sie hat während unserer Beziehung nie Interesse an jemand anderem gehabt und auch jetzt ist kein anderer im Spiel, dessen bin ich mir sicher, weil sie mir das so gesagt hat. Und wenn sie mir das sagt, stimmt es auch.
Wir haben uns gesagt, dass wir, wenn wir beide halbwegs klarkommen nach mindestens einem Monat, uns wieder langsam treffen. Erst einmal als Freunde oder Bekannte. Ich weiß nicht genau wie ich mich bei diesen Treffen verhalten soll. Einerseits will ich mich ganz zwanglos mit ihr treffen, ohne ständig anzudeuten, dass sie doch zu mir zurückkommen soll, will ihr gleichzeitig aber auch klarmachen, dass wir jetzt nicht einfach Freunde sind und das nicht ewig so gehen kann.
Der Text ist jetzt viel länger geworden als ich gehofft hatte. Ich hoffe, dass sich trotzdem einige die Mühe machen, ihn zu lesen.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Habt ihr eine Ahnung, was die Gründe sein könnten? Wie soll ich mich verhalten? Habt ihr Ratschläge für mich?
Wie schätzt ihr unsere (meine) Chancen ein? Macht es Sinn zu hoffen?
Vielen Dank im voraus an diese nette Community!
24.05.2013 12:57 •
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