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Ich will Schluss machen - Er wird daran zugrunde gehen

W
Hallo Forengemeinde,

ich bin neu hier und habe mich angemeldet, weil ich in einem schweren Dilemma stecke.
Mein Freund und ich sind seit (sage und schreibe) 10 Jahren zusammen, mit ordentlich dramatischen Höhen und Tiefen. Unsere Lebensziele und Ansichten decken sich in vielen Fällen nicht.
Ich bin 47, ein unkonventioneller, recht spontaner Freigeist, der weder Kinder noch eine bequeme Existenz wünscht. Ich arbeite erfolgreich freiberuflich und bin so oft wie möglich als digitale Nomadin auf langen Motorradtrips quer durch Europa unterwegs. Ein normales Familienleben mit Kindern und Immobilie kommt für mich nicht infrage, da ich meine Selbständigkeit über alles liebe und keinen Hang zum zur-Ruhe-kommen verspüre.
Mein Freund leidet seit seiner Kindheit an starken Selbstbewusstseinsproblemen, ist oft krank, hat ein leichtes Messie-Syndrom und zudem eine Lese-/Schreibschwäche, die sein Leben spürbar erschwert. All diese Dinge wusste ich nicht, als ich ihn kennenlernte. Nach außen wirkt er recht hart und selbständig (langhaarig, tätowiert, Kampfsportler etc) und er gibt sich alle Mühe, diese unangreifbare Fassade aufrecht zu halten, da er emotional sehr verletzlich ist. Erst nach und nach offenbarte sich, dass hinter seinem Äußeren ein völlig anderer Mann steckt, mit dessen Bedürfnissen ich längst nicht mehr zurechtkomme.
Er gehört zu der Sorte Mensch, die sich bevorzugt zuhause verbarrikadiert und so tut, als gäbe es die Realität nicht. Ihr wisst schon: Briefe ungeöffnet beiseite schieben, Kundenanrufe ignorieren, Behördenkram vergessen. Seine Einstellung zur Welt im allgemeinen ist extrem negativ; er sieht überall Gefahren.

Wir stammen beide aus der Kreativszene, haben den gleichen Humor und diverse gleiche Interessen. Jedoch ist er aus oben genannten Gründen nicht in der Lage, sein Leben und seine eigene Selbständigkeit zu wuppen. Er hat auch keine echten Ziele im Leben - zumindest kann er mir auf diese Frage nie eine Antwort geben - und verharrt in einer gewissen Angststarre.
Als er sich selbständig machte, habe ich die Formalien gewuppt, vom Geschäftsplan über die Shopprogrammierung bis zum Steuerkram, und zudem Geld investiert. Über all dies vernachlässigte ich meine eigene Tätigkeit und musste mich Jahre später aus eigener Kraft wieder hochstrampeln. Sein Laden driftete in die Pleite, weil er nicht damit zurecht kam, dass ich einen eigenen Beruf habe, der meiner vollen Aufmerksamkeit bedurfte. Dadurch ließ er vieles schleifen ließ, bis seine Kunden absprangen.
Einen Großteil seiner Schulden habe ich übernommen und übernehme sie noch. Ständig geschehen bei ihm weitere kleine Katastrophen, die vorhersehbar waren, die er jedoch verschwiegen hat.
Ich kaufte ihm eine Harley, da er ein massives Problem damit hatte, dass ich mit meinem eigenen Bike oft und lange unterwegs bin, teils auch mit anderen Bikern. Das Motorrad hat seinem Selbstbewusstsein richtig gut getan und wir hatten wieder einen gemeinsamen Berührungspunkt. Er liebt das Biken, kann und will aber keine langen Strecken z.B. ins Ausland fahren, was für mich wiederum Lebenselixir ist. Meine Kontakte zur Rockerszene sind ihm ein Dorn im Auge.
Er ist zudem sehr eifersüchtig und macht mir z.B. Vorwürfe, wenn ich mich z.B. mit männlichen Bikern über FB anfreunde, austausche oder mit ihnen Touren unternehme, wenn er selbst keine Zeit hat (es gibt leider nicht viele weibliche Langstrecken-Biker). Klar werde ich angeflirtet, aber das ignoriere ich. Er glaubt mir nur leider nicht.
Wir wohnen in einem umtriebigen Wohn-/Geschäftshaus mit sehr unruhigem Umfeld, in das ich von Beginn nicht leben wollte, mich aber überreden ließ, da seine Eltern in der Nähe wohnten. Seine Werkstatt befindet sich im Haus; mein Arbeitszimmer war zugleich sein Büro, so dass es mir mir nicht möglich war, konzentriert über einige Stunden hinweg zu arbeiten.
Um in Ruhe meinem Job nachgehen zu können (ich bin Autorin und Designerin), habe ich vor einem Jahr ein kleines Häuschen auf dem Land bezogen, in der ich nun unter der Woche maloche, mit dem Ergebnis, dass er mich dort regelmäßig aus der Arbeit klingelt, weil er mit einer bestimmten Sache überfordert ist (sein Rechner startet nicht, seine Krankenkasse hat ihm ein Schreiben geschickt, das er nicht deuten kann, er muss Kunden-eMails beantworten und hat Angst, Fehler zu machen).
Die räumliche Trennung setzt ihm zu (er hat starke Schlafstörungen und ruft manchmal stündlich an), aber mir tut sie in vielerlei Hinsicht gut. Da er das Restless Leg-Syndrom hat, ist z.B. ein ruhiger Schlaf an seiner Seite nicht möglich. Zudem fühle ich mich wohler, wenn er meine Arbeitsweise nicht verfolgt und kritisiert (ihm behagen meine Kontaktpflege zu Fans und mein soziales Engagement nicht oder dass ich z.B. kostenlose Dankeschöns an Leser herausgebe). Ich dachte auch, dass er dann selbständiger werden würde, aber das ist nicht der Fall.
Da ich recht gut verdiene, leiste ich mir öfter eine Extravaganz (ein aufwändiges Tattoo oder einen Umbau am Bike). Ihm gegenüber empfinde ich dann ein sehr schlechtes Gewissen. Einerseits weiß ich, dass es Unsinn ist, andererseits hat er mal gesagt, dass das Geld, dass ich ausgebe oder spende, bei ihm besser aufgehoben wäre.
Er hat Probleme mit S.x, die körperlich und mental bedingt sind und die sich seiner Meinung nach nicht lösen lassen. Für mich bedeutet das, seit 10 Jahren ein eingeschränktes S.xleben zu führen. Ich bin ihm dennoch absolut treu geblieben, obwohl mir guter S.x fehlt. Zum Arzt will er grundsätzlich nicht gehen, weil es ihm unangenehm ist.

Seit einigen Jahren überfordert mich diese Beziehung, seit Jahren will ich sie beenden. Wir hatten viele, viele Diskussionen und handfeste Streits, in denen ich ihm klarzumachen versuchte, dass diese Beziehung einen Weg nimmt, der mich Jahr um Jahr mehr zermürbt. Ich wollte einen ebenbürtigen Partner, kein großes hilfloses Kind, dessen Bedürfnissen ich nicht gerecht werden kann. Ich empfinde diese Partnerschaft als Würgeschlinge, so egoistisch das klingen mag, aber er möchte unbedingt mehr von mir. Leider bin ich absolut kein mütterlicher, aufopfernder Typ, doch genauso eine Frau braucht er.
Er liebt mich wirklich und tut viele kleine Dinge für mich, gibt sich alle Mühe, mich zum Lachen zu bringen und erduldet stoisch meine Spleens (ich bin eine dieser launischen Kreativen und habe meine eigenen Schwächen, mit denen auch nicht jeder zurechtkommt).
Er hat deutlich gesagt, dass er in jeder Hinsicht von mir abhängig ist, mental, finanziell, perspektiv. Eine Trennung von mir würde ihn in den Abgrund stoßen und das wäre es für ihn. Seine letzte gescheiterte Beziehung hat ihm einen Aufenthalt in der Psychiatrie eingebracht, weil er über Wochen weder essen noch schlafen konnte und über Selbstmord nachdachte.
Ich empfinde große Freundschaft zu ihm, weil er trotz allem ein wirklich toller Kerl ist, der sich auf seine Weise allergrößte Mühe gibt, die Beziehung zu halten, aber meine Liebe ist in den letzten Jahren erloschen.

Wenn ich mich auf die harte Tour von ihm trenne, ist sein Zusammenbruch vorprogrammiert und das jagt mir Angst ein. Natürlich empfinde ich noch etwas für ihn, aber der Gedanke, noch Jahre so weiterzuleben wie bisher, macht mir noch größere Angst. Ein rein freundschaftliches Verhältnis kann und will er auch nicht akzeptieren, selbst, wenn ich ihm weiterhin finanziell unter die Arme greifen.

Das war verdammt viel Text, oder?
Sorry, aber es tat gut, das alles mal in die Tasten zu hauen. Ich weiß momentan (okay, bereits seit Jahren) einfach nicht, was ich tun soll.

12.01.2017 16:41 • #1


G
Moin,

ich verstehe Deine Bedenken, aber Du bist ja numal weder sein Therapeut noch Mama und Papa in Personalunion.
Und am Ende des Tages ist Er genauso,wie Du für sein Leben selbst verantwortlich.

Wenn er das nicht au die Reihe bekommt, dann ist es allerhoechste Eisenbahn das mal zu lernen.

Schau, damit das Du alles fuer Ihn managed nimmst Du Ihm ja quasi die Notwendigkeit selbst mal ausm Quark zu kommen. Mal abgesehen davon, dass das ja alles andere als Augenhoehe ist.

Eine Trennung ist hier nicht Egoistisch die ist notwendig. Da brauchst Du auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Du bist naemlich nicht fuer sein Leben verantwortlich, sonder primaer erstmal fuer Deines und auch wenn Er teil davon ist, heisst das nicht, das Du seine Verantwortung mittraegst.

Natuerlich meint das nicht, dass Du zum Vollarsch mutieren sollst, Du kannst das schon sanft machen.

Gruss,
g.

12.01.2017 16:50 • x 1 #2


A


Ich will Schluss machen - Er wird daran zugrunde gehen

x 3


Scarlett2016
Zitat von Wendra:
Hallo Forengemeinde,

ich bin neu hier und habe mich angemeldet, weil ich in einem schweren Dilemma stecke.
Mein Freund und ich sind seit (sage und schreibe) 10 Jahren zusammen, mit ordentlich dramatischen Höhen und Tiefen. Unsere Lebensziele und Ansichten decken sich in vielen Fällen nicht.
Ich bin 47, ein unkonventioneller, recht spontaner Freigeist, der weder Kinder noch eine bequeme Existenz wünscht. Ich arbeite erfolgreich freiberuflich und bin so oft wie möglich als digitale Nomadin auf langen Motorradtrips quer durch Europa unterwegs. Ein normales Familienleben mit Kindern und Immobilie kommt für mich nicht infrage, da ich meine Selbständigkeit über alles liebe und keinen Hang zum zur-Ruhe-kommen verspüre.
Mein Freund leidet seit seiner Kindheit an starken Selbstbewusstseinsproblemen, ist oft krank, hat ein leichtes Messie-Syndrom und zudem eine Lese-/Schreibschwäche, die sein Leben spürbar erschwert. All diese Dinge wusste ich nicht, als ich ihn kennenlernte. Nach außen wirkt er recht hart und selbständig (langhaarig, tätowiert, Kampfsportler etc) und er gibt sich alle Mühe, diese unangreifbare Fassade aufrecht zu halten, da er emotional sehr verletzlich ist. Erst nach und nach offenbarte sich, dass hinter seinem Äußeren ein völlig anderer Mann steckt, mit dessen Bedürfnissen ich längst nicht mehr zurechtkomme.
Er gehört zu der Sorte Mensch, die sich bevorzugt zuhause verbarrikadiert und so tut, als gäbe es die Realität nicht. Ihr wisst schon: Briefe ungeöffnet beiseite schieben, Kundenanrufe ignorieren, Behördenkram vergessen. Seine Einstellung zur Welt im allgemeinen ist extrem negativ; er sieht überall Gefahren.

Wir stammen beide aus der Kreativszene, haben den gleichen Humor und diverse gleiche Interessen. Jedoch ist er aus oben genannten Gründen nicht in der Lage, sein Leben und seine eigene Selbständigkeit zu wuppen. Er hat auch keine echten Ziele im Leben - zumindest kann er mir auf diese Frage nie eine Antwort geben - und verharrt in einer gewissen Angststarre.
Als er sich selbständig machte, habe ich die Formalien gewuppt, vom Geschäftsplan über die Shopprogrammierung bis zum Steuerkram, und zudem Geld investiert. Über all dies vernachlässigte ich meine eigene Tätigkeit und musste mich Jahre später aus eigener Kraft wieder hochstrampeln. Sein Laden driftete in die Pleite, weil er nicht damit zurecht kam, dass ich einen eigenen Beruf habe, der meiner vollen Aufmerksamkeit bedurfte. Dadurch ließ er vieles schleifen ließ, bis seine Kunden absprangen.
Einen Großteil seiner Schulden habe ich übernommen und übernehme sie noch. Ständig geschehen bei ihm weitere kleine Katastrophen, die vorhersehbar waren, die er jedoch verschwiegen hat.
Ich kaufte ihm eine Harley, da er ein massives Problem damit hatte, dass ich mit meinem eigenen Bike oft und lange unterwegs bin, teils auch mit anderen Bikern. Das Motorrad hat seinem Selbstbewusstsein richtig gut getan und wir hatten wieder einen gemeinsamen Berührungspunkt. Er liebt das Biken, kann und will aber keine langen Strecken z.B. ins Ausland fahren, was für mich wiederum Lebenselixir ist. Meine Kontakte zur Rockerszene sind ihm ein Dorn im Auge.
Er ist zudem sehr eifersüchtig und macht mir z.B. Vorwürfe, wenn ich mich z.B. mit männlichen Bikern über FB anfreunde, austausche oder mit ihnen Touren unternehme, wenn er selbst keine Zeit hat (es gibt leider nicht viele weibliche Langstrecken-Biker). Klar werde ich angeflirtet, aber das ignoriere ich. Er glaubt mir nur leider nicht.
Wir wohnen in einem umtriebigen Wohn-/Geschäftshaus mit sehr unruhigem Umfeld, in das ich von Beginn nicht leben wollte, mich aber überreden ließ, da seine Eltern in der Nähe wohnten. Seine Werkstatt befindet sich im Haus; mein Arbeitszimmer war zugleich sein Büro, so dass es mir mir nicht möglich war, konzentriert über einige Stunden hinweg zu arbeiten.
Um in Ruhe meinem Job nachgehen zu können (ich bin Autorin und Designerin), habe ich vor einem Jahr ein kleines Häuschen auf dem Land bezogen, in der ich nun unter der Woche maloche, mit dem Ergebnis, dass er mich dort regelmäßig aus der Arbeit klingelt, weil er mit einer bestimmten Sache überfordert ist (sein Rechner startet nicht, seine Krankenkasse hat ihm ein Schreiben geschickt, das er nicht deuten kann, er muss Kunden-eMails beantworten und hat Angst, Fehler zu machen).
Die räumliche Trennung setzt ihm zu (er hat starke Schlafstörungen und ruft manchmal stündlich an),
aber mir tut sie in vielerlei Hinsicht gut. Da er das Restless Leg-Syndrom hat, ist z.B. ein ruhiger Schlaf an seiner Seite nicht möglich. Zudem fühle ich mich wohler, wenn er meine Arbeitsweise nicht verfolgt und kritisiert (ihm behagen meine Kontaktpflege zu Fans und mein soziales Engagement nicht oder dass ich z.B. kostenlose Dankeschöns an Leser herausgebe). Ich dachte auch, dass er dann selbständiger werden würde, aber das ist nicht der Fall.
Da ich recht gut verdiene, leiste ich mir öfter eine Extravaganz (ein aufwändiges Tattoo oder einen Umbau am Bike). Ihm gegenüber empfinde ich dann ein sehr schlechtes Gewissen. Einerseits weiß ich, dass es Unsinn ist, andererseits hat er mal gesagt, dass das Geld, dass ich ausgebe oder spende, bei ihm besser aufgehoben wäre.
Er hat Probleme mit S.x, die körperlich und mental bedingt sind und die sich seiner Meinung nach nicht lösen lassen. Für mich bedeutet das, seit 10 Jahren ein eingeschränktes S.xleben zu führen. Ich bin ihm dennoch absolut treu geblieben, obwohl mir guter S.x fehlt. Zum Arzt will er grundsätzlich nicht gehen, weil es ihm unangenehm ist.

Seit einigen Jahren überfordert mich diese Beziehung, seit Jahren will ich sie beenden. Wir hatten viele, viele Diskussionen und handfeste Streits, in denen ich ihm klarzumachen versuchte, dass diese Beziehung einen Weg nimmt, der mich Jahr um Jahr mehr zermürbt. Ich wollte einen ebenbürtigen Partner, kein großes hilfloses Kind, dessen Bedürfnissen ich nicht gerecht werden kann. Ich empfinde diese Partnerschaft als Würgeschlinge, so egoistisch das klingen mag, aber er möchte unbedingt mehr von mir. Leider bin ich absolut kein mütterlicher, aufopfernder Typ, doch genauso eine Frau braucht er.
Er liebt mich wirklich und tut viele kleine Dinge für mich, gibt sich alle Mühe, mich zum Lachen zu bringen und erduldet stoisch meine Spleens (ich bin eine dieser launischen Kreativen und habe meine eigenen Schwächen, mit denen auch nicht jeder zurechtkommt).
Er hat deutlich gesagt, dAr. er in jeder Hinsicht von mir abhängig ist, mental, finanziell, perspektiv. Eine Trennung von mir würde ihn in den Abgrund stoßen und das wäre es für ihn. Seine letzte gescheiterte Beziehung hat ihm einen Aufenthalt in der Psychiatrie eingebracht, weil er über Wochen weder essen noch schlafen konnte und über Selbstmord nachdachte.
Ich empfinde große Freundschaft zu ihm, weil er trotz allem ein wirklich toller Kerl ist, der sich auf seine Weise allergrößte Mühe gibt, die Beziehung zu halten, aber meine Liebe ist in den letzten Jahren erloschen.

Wenn ich mich auf die harte Tour von ihm trenne, ist sein Zusammenbruch vorprogrammiert und das jagt mir Angst ein. Natürlich empfinde ich noch etwas für ihn, aber der Gedanke, noch Jahre so weiterzuleben wie bisher, macht mir noch größere Angst. Ein rein freundschaftliches Verhältnis kann und will er auch nicht akzeptieren, selbst, wenn ich ihm weiterhin finanziell unter die Arme greifen.

Das war verdammt viel Text, oder?
Sorry, aber es tat gut, das alles mal in die Tasten zu hauen. Ich weiß momentan (okay, bereits seit Jahren) einfach nicht, was ich tun soll.



Hallo Wendra,

Du hast Eure Beziehung und Deine Gedanken und Gefühle so deutlich beschrieben, dass es leicht war, fett zu markieren, was er nicht kann und ist bzw. was Du möchtest oder nicht möchtst in rot.

Trenne Dich. Deine größere Angst ist ja, so weiter leben zu müssen. Also stelle Dich dieser Angst. Wenn er sich was an tut, dann ist das nicht Deine Schuld bzw. es kann nicht sein, dass Du Dich dafür verantwortlich siehst.

Du hast Dich 10 Jahre nach ihm gerichtet. Hast letztendlich eine Beziehung mit einem Mann geführt, dem Du überlegen bist und der viele kindliche Anteile in sich hat resp. eher eine Mutter benötigt.
Du hast sehr viel gegeben. Es reicht. Er ist alt genug und verantwortlich für sich.

Löse Dich und lebe Dein Leben - Du hast nur das Eine!

12.01.2017 16:58 • x 1 #3


W
Ein sanft ist leider nicht möglich. Er verfällt sofort in Schockstarre, wenn kleinste Änderungen drohen. Meine Versuche, ihn in Selbständigkeit oder Selbstverantwortung zu schubsen (durch stures Aussitzen, Verweigerung oder dezente Hinweise zur Problemlösung) endeten negativ.
Ich habe wirklich Angst, dass er bei einer Trennung einen sehr, sehr üblen Zusammenbruch erleidet und fühle mich dann natürlich mitschuldig. Vermutlich benötigt er insgesamt professionelle Hilfe, um sein Leben zu wuppen, aber die kann höchstens langfristig helfen, so er sie überhaupt annimmt.

12.01.2017 17:00 • #4


S
Ich möchte dich nicht verunsichern. Aber ich habe selten eine Frau einen Mann so sehr lieben sehen. Unglaublich. Ich wünsche deinem Mann das er sich von wo auch immer die kraft nimmt und sich aufrappelt um dich zu entlasten und dir die schönen Momente wieder schenken kann.

12.01.2017 17:02 • x 2 #5


W
Du hast vollkommen Recht und das ist mir höchst bewusst. Mir fehlt einfach die Härte, um Nach mir die Sintflut - Das war's mit uns beiden zu sagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Trennung für ihn schlimm endet, setzt mir höllisch zu. Ich will, dass es ihm gutgeht, auf welche Art auch immer, denn trotz allem habe wir vieles geteilt, was wir mit anderen Menschen nie teilen würden.
Über die Jahre lebt man ja kein oberflächliches Leben, da sind natürlich Verbindungen entstanden, die sich nicht mal eben so kappen lassen. Die Dinge, die ich von ihm weiß, hat er nie anderen offenbart. Seine Lese-/Schreibschwäche und seine Versagensängste hat er bis heute erfolgreich vor der Außenwelt verbergen können.
Vermutlich bin ich also in so eine Art Verantwortungs-Abhängigkeit geraten. Ich hätte eher die Reißleine ziehen sollen, aber so schlau war ich leider nicht.

12.01.2017 17:14 • #6


Scarlett2016
Wendra, was wünschst Du Dir mehr: dass es Dir oder ihm gut geht?

Meinst Du nicht, dass Du genügend Verantwortung in all den Jahren übernommen hast?

Wenn er zusammenbricht, dann kann das auch eine Chance sein für ihn.

Es geht um DEIN Leben. Wann wirst Du es leben?

Du kannst ihm Freundschaft und Unterstützung in manchen Dingen anbieten - offiziell seid Ihr getrennt. Ist das ein gangbarer Weg? Viel ändern würde sich ja nicht...

@sunmoon, das ist keine Liebe.

Und aus meiner Sicht ist es besser, wenn Wendra sich trennt. Sie hat nur ein Leben und lebt das des Partners, der keiner ist. Sondern ein nicht erwachsen gewordener Mann. Wendra hat ihn zu sehr verwöhnt.

Hart für ihn bei einer Trennung aber es kann eine Chance sein, dass er lernt und erwachsen wird.

12.01.2017 17:17 • x 1 #7


Waldfee47
LIebe Wendra,

wie wäre der Tipp, eine Beratung in Anspruch zu nehmen, ggf. mit ihm gemeinsam?
So wie du das beschreibst, kann er auch nicht glücklich sein, ich denke, er fühlt sich dir gegenüber sehr unterlegen...
du bist extrem selbständig und auch selbstbewusst, wie es aus diesen Zeilen rauszulesen ist...man braucht meiner Meinung da als Partner extrem viel Selbstbewusstsein, da mitzuhalten...
Sei mir nicht böse, aber er tut mir leid... ich kann mir etwas vorstellen, wie er sich fühlt... du stellst klar seine Mängel und
Schwächen dar, du bist sehr GROß NEBEN IHM:
Er leidet letztlich ebenfalls, er kann nicht mithalten.. ich könnte es auch nicht..
sei fair zu ihm...
ich bin mir sicher, er hat viele Stärken, die du aber vielleicht nicht mehr wahrnimmst..
er hat sich zu abhängig gemacht und da du ihm immer geholfen hast, trägst du deinen Teil da mit...
ich würde mich beraten lassen.. ggf. mit ihm gemeinsam, eine Beratung kann auch zu einer etwas sanfteren Trennung führen.. und wer weiß:
Vielleicht entdeckt er ohne dich seine Stärken wieder mehr.. dann kommt die Trennung auch ihm zu gute.. auch wenn es hart wird.. eine Beziehung auf ungleicher Höhe ist für keinen gut... sei bitte fair und lasse es das nächste Mal nicht so weit kommen...
Ich habe so was selbst schon einmal erlebt, aber eher im Part deines Mannes... daher eher mein Fokus und Mitgefühl auf ihm... an so einer Entwicklung sind immer Beide beteiligt.. ich habe auch das Gefühl, er durfte keine Schwächen zeigen...nix für ungut, ich hoffe, du kannst etwas aus meinem Beitrag für dich herausziehen.
Liebe Grüße, Waldfee

12.01.2017 17:21 • x 3 #8


J
Zitat von Wendra:
, mit dem Ergebnis, dass er mich dort regelmäßig aus der Arbeit klingelt, weil er mit einer bestimmten Sache überfordert ist
..er hat starke Schlafstörungen und ruft manchmal stündlich an
andererseits hat er mal gesagt, dass das Geld, dass ich ausgebe oder spende, bei ihm besser aufgehoben wäre.
Seit einigen Jahren überfordert mich diese Beziehung, seit Jahren will ich sie beenden.
..diese Beziehung einen Weg nimmt, der mich Jahr um Jahr mehr zermürbt.
Ich empfinde diese Partnerschaft als Würgeschlinge,
meine Liebe ist in den letzten Jahren erloschen.
der Gedanke, noch Jahre so weiterzuleben wie bisher, macht mir noch größere Angst.

Ein rein freundschaftliches Verhältnis kann und will er auch nicht akzeptieren, selbst, wenn ich ihm weiterhin finanziell unter die Arme greifen.

Ich weiß momentan (okay, bereits seit Jahren) einfach nicht, was ich tun soll
.


Hallo Wenda, ... selbst, wenn Du ihm finanziell weiter unter die Arme greifst. Er dudelt es nicht, lässt kein Freikaufen zu. Du hast wirklich eine Engelsgeduld. Und Du bist noch leidenswilliger, als ich. Woher kommt dieser endlose Wille nur, sein halbes Leben lang zu leiden und sich immer wieder ausbremsen zu lassen!?
Dann bricht er eben zusammen! Früher oder später wirst Du Deinen Kopf unterm Arm tragen ... und vermutlich immer noch anderenorts Brände löschen, trotz leerer Akkus noch das Letzte aus Dir herausholen.
Ich wünsche Dir viel Glück und lasse Dich bitte nicht einschüchtern. Er ist nicht schwach! Er kennt die Tricks..

12.01.2017 17:25 • x 2 #9


Waldfee47
Vielleicht bricht er auch nicht zusammen.
Opfer sind hier eher beide...vielleicht hat er mehr Kraft, als man denkt...
Wenn Wendra nur aus Mitleid bei ihm bleibt, nützt es ihm auch nix.

12.01.2017 17:29 • x 1 #10


Scarlett2016
Sehe ich auch so Waldfee. Die Idee, eine Beratung in Anspruch zu nehmen, um die Trennung zu begleiten finde ich gut und sozial.

Wendra, Deine Zeit ist jetzt gekommen. Lege die Würgeschlinge ab!

12.01.2017 17:30 • x 1 #11


Waldfee47
Zitat von Scarlett2016:
Wendra, Deine Zeit ist jetzt gekommen. Lege die Würgeschlinge ab!

Bei allem Schmerz kann es auch für ihn besser sein, er sieht es nur jetzt noch nicht.. aber rückblickend kann es sein, dass es so wird!
Stehe zu dir!

12.01.2017 17:36 • #12


R
manchmal wird man aus seinem nest rauskatapultiert ( kommt ja im leben immer wieder vor......eltern, ehe, beziehung.....)etc.

ich finde den vorschlag mit einer begleitung sehr schön und sehe es auch als eine CHANCE für IHN zu WACHSEN. das müssen wir ja alle immer wieder.

nichts bleibt...alles vergeht......das ist das leben! und ich weiß, dass tut manchmal verdammt weh. (für beide) !

ich wünsche dir und deinen partner alles liebe
ringelblume

12.01.2017 17:55 • x 2 #13


Waldfee47
Zitat von Ringelblume2:
ringelblume

... magst du dich nicht anmelden?
Wir können dich hier gut gebrauchen mit deinen guten Tipps.

12.01.2017 17:57 • #14


W
Hallo Waldfee, vielen Dank für deine Worte.
Ich habe durchaus ähnliche Gedanken. Es ist nicht so, dass er ein schwacher oder nehmender Mensch ist. Er hat viel auf sich genommen, um zu wachsen. So hat er es aus eigenem Antrieb geschafft, endlich Auto zu fahren (was er wegen eines Unfallstraumas vor 20 Jahren nie mehr tun wollte). Jede Fahrt setzt ihm nervlich zu, aber er tut es trotzdem. Äußerlich ist er ein Macho, der mit beiden Beinen fest im Leben steht, und darauf bin ich eben hereingefallen. Erst über die Jahre hat er nach und nach Dinge offenbart, von denen bis heute kaum jemand etwas weiß. Die Wurzeln liegen natürlich in der Kindheit.
Ich habe viele große und kleine Versuche gestartet, ihn zur Unabhängigkeit zu verhelfen (natürlich bin ich darin kein Experte).
So war ich für ein halbes Jahr in Frankreich als räumliche Trennung (er hat mich permanent angerufen, bis ich das Handy ausschaltete). Als ich zurückkam, war er ein nervliches Wrack; er hatte das Konsulat, die Gendarmerie und die französischen Hells Angels alarmiert, damit die mich ausfindig machten. Ich habe ihn gebeten, beispielsweise eine autarke Outdoor-/Backpackertour zu machen, um wieder zur eigenen Stärke zu finden, oder einen Schreibkurs speziell für sein Defizit zu belegen, damit er allein klar kommt. Ich habe ihm Vorschläge zur Selbständigkeit in allen möglichen Bereichen unterbreitet, auf die er nicht reagiert. Meine anfängliche Weigerung, seine ausstehenden Posten zu zahlen oder seinen Bürokram zu erledigen, endete damit, dass er in völlige Handlungsunfähigkeit verfiel und gar nichts mehr tat.
Sobald er gezwungen ist, seine winzige Komfortzone zu verlassen, ist Schluss. Er lässt sich schnell aus der Bahn werfen. Ich bezweifle, das es mit gewachsener Abhängigkeit zu tun hat. Seine Art, auf Schwierigkeiten zu reagieren, ist schlicht anders als meine. Er ist auf Anerkennung von außen angewiesen, um sich gut zu fühlen. Ablehnung macht ihm schwer zu schaffen.
Er ist lethargisch und hofft allen Ernstes auf einen Lottogewinn. Ihm fehlen Lebensziele, die ihm einen langfristigen Antrieb geben. Sein einziger Fokus liegt darauf, die Beziehung, die nach seinen Worten sein einziger Lebenszweck ist, nicht scheitern zu lassen. Ein Schlussmachen würde er als Quittung für seine Defizite sehen, obwohl ich versucht habe, zu erklären, dass ich mich in der Verantwortung des Scheiterns sehe, weil ich dieser Beziehung nicht länger gewachsen bin und es zu lange habe schleifen lassen.

Eine Beratungshilfe will er nicht annehmen, da ihn das in seinen Augen noch kleiner macht. Er hat bereits Erfahrung mit Psychologen/Therapeuten gesammelt und die haben ihm nicht helfen können. Seine letzte Trennung verlief extrem dramatisch für ihn und er ist bis heute nicht darüber hinweg, trotz Aufenthalt in einer entsprechenden Einrichtung.

12.01.2017 18:23 • #15


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