Guten morgen,
@Canan - bei mir war es recht ähnlich.
ich habe meinen Mann auch vernachlässigt und ihm definitiv nicht genug Wertschätzung entgegengebracht, war sogar ziemlich mies ihm gegenüber.
Er war so ein blendendes Vorbild an Wertvorstellungen - Treue, Vertrauen, Integrität - dafür hat er so sehr gestanden, und - ja, er hat mich ziemlich auf Händen getragen.
Vor dem Crash hatten wir eine schwierige Zeit. Wir haben oft gestritten.
Es lag vorrangig an mir. Ich habe ihn definitiv vernachlässigt.
War mir dessen aber, so verrückt es klingt, überhaupt nicht bewusst.
Was mein größter Fehler war, dass ich davon ausging, dass es bedingungslose Liebe gibt zwischen Partnern, dass ich tun könne, was ich will, weil er mir ja immer geschworen hat, mich zu lieben usw
Ich musste sehr schmerzhaft erkennen, dass liebe eben NICHT unverbrüchlich ist, UND dass mein mann, den ich für total unanfechtbar gehalten hatte, genau so fehler machen kann, haben kann, wie jeder andere mensch - wie ich eben auch!
das war schmerzhaft, aber auch heilsam!
ich hatte den bogen überspannt und wie @Vegetari auch sagt, ihn in die arme einer anderen förmlich getrieben, zumindest aber gehörig dafür gesorgt, dass er empfänglich wurde für das angebot rund um ihn herum.
du hast recht, @Canan - natürlich hätte auch ich mir gewünscht, dass er erst idealiter auf mich zukommt und mir sagte du, ich merke, ich werde empfänglich für eine andere frau, ich entferne mich von dir, will das aber nicht... wir müssen dringend etwas tun...
ich bin heute sehr unsicher, ob ich überhaupt in der gebotenen Art auf eine solche Gesprächsführung reagiert hätte. Vermutlich hätte ich ihn auch damit abgewiesen .....
ich glaube heute, dass der Crash unvermeidlich war !
denn wo , in welcher beziehung um uns herum passiert sowas erstens zum rechten augenblick und zweitens in genau der richtigen art und weise, dass der andere auch begreift: hups, das ist jetzt aber 5 vor 12, da müssen wir jetzt sofort aktiv gegensteuern?
mein mann war feige. er hat mir NICHTS gesagt. mein mann war ein riesen a., denn er hat mich im unklaren gelassen und mich in der zeit sehr mies behandelt, alle schuld auf mir abgeladen, ohne überhaupt seinen betrug einzugestehen.
aber, weißt du, was ich eben gelernt habe ist: er hat auch fehler. er ist nicht der weiße ritter auf dem pferdchen, über alle fehler erhaben. er war schwach und hat sich mies verhalten.
das ist ok, denn er ist nur ein mensch, genau wie ich. ich habe auch üble fehler gemacht. auch ich bin ein mensch und konnte es zu der zeit nicht besser.
aber , und das ist (für mich) ganz wichtig:
mein mann hat - wie deiner - sehr bereut. das war für mich ohne jeden zweifel deutlich spürbar.
er hat meine ganze verarbeitung, die wut, auch meine rachegedanken, meinen schmerz, all die flashbacks ausgehalten. mich ausgehalten sozusagen.
da kam - eben nach der kopfmässigen ENTSCHEIDUNG zu verzeihen, auch das vertrauen nach und nach zurück,
aber: nicht mehr so blauäugig, so weisse-ritter-mässig... sondern heute weiß ich:
ich muss auch was tun, muss mich bemühen, wenn ich die beziehung erhalten möchte, denn er ist nur ein mensch und hat fehler. punkt.
er ist fehlbar und das akzeptiere ich.
und die entscheidung, an der beziehung festhalten zu
wollen, war für mich absolut glasklar. das sehe ich bei dir ehrlich gesagt nicht so klar.
wie ist das für dich?
denn an der beziehung festzuhalten, bedeutet auch, verantwortung einzugehen- letztlich nicht nur für die kinder, sondern auch für deinen partner.
er hat eine ehrliche chance verdient, WENN du dich für den fortbestand der ehe entscheidest.