Jim, mit ihr zusammen so zu tun, als ob nix wäre, ist wohl der größte Fehler überhaupt. Das tut nur immer mehr weh. Ein Mindestmaß an Abstand ist absolut notwendig! Ich vermeide es auch, sie mit dem Neuen anzutreffen, weil ich nicht weiß, wie ich da reagieren würde... ich bin alles andere als ein aufbrausender Mensch, aber dies ist einer der ganz, ganz wenigen Fälle, wo ich mir vorstellen könnte, jemandem einfach so eine reinzuhauen. Nicht daß ich das wollen würde - Gewalt ist im kleinen nie eine Lösung. Ich will nicht herausfinden, wie ich reagieren würde, also vermeide ich es, sie zusammen zu sehen.
Ich hatte gestern ein sehr tiefschürfendes Gespräch mit einem sehr guten Freund. Bei ein paar Weißb. haben wir 2 oder 3 Stunden geredet. Ich hab mich nicht bei ihm ausgeheult, sondern wir haben zusammen die Situation und alles, was dazu geführt hat, analysiert.
Dabei kam mir ein Haufen höchst interessanter Erkenntnisse. Ich will nicht die Fehler, die ich gemacht habe, rechtfertigen oder wegreden, aber zumindest habe ich diese nun relativiert. Am Ende unserer Beziehung ist sie zu mindestens 40% genauso schuldig wie ich. Dieses Wissen ändert nichts an meinen Gefühlen oder dem Schmerz, nimmt mir aber wenigstens diesen großen Ich-Idiot-habs-ganz-allein-verbockt-Stein vom Herzen.
Im Endeffekt lag alles nur daran, daß sie schlicht und ergreifend nicht Klartext geredet hat. Ihre Worte etwa vier Wochen vor dem Ende waren ungefähr: Ich will mehr als das, mir ist das nicht genug, eine Beziehung sollte doch aus mehr bestehen als zusammen weggehen, a bissl Fernseh schauen und pop..
Nun ist es ja nicht so, daß ich sie schlecht behandelt oder nie ein Wort mit ihr gewechselt hätte. Wir haben uns blendend verstanden. Schon das hat mich also irritiert.
Ich habe mir also in der Folgezeit sehr große Mühe gegeben. Ich habe ihr interessierter zugehört, bin mehr auf das eingegangen, was sie erzählt hat, und einige Dinge mehr.
Vier Wochen später ließ sie ja dann die Bombe platzen, und ich verstand die Welt nicht mehr. Ich hatte mir doch solche Mühe gegeben! Ihre Antwort darauf: Das hab ich schon bemerkt, es war halt nur nicht genug.
Gestern ging mir dann endlich auf, was sie falsch gemacht hat. Nämlich: warum, zum Kuckuck, konnte sie das nicht einfach sagen? Ein einfaches Hey, du bemühst dich, das find ich gut, mach weiter so oder ein Hey, du bemühst dich, find ich gut, aber es reicht mir noch nicht hätte genügt! Sie hat sich stattdessen verhalten, als ob nix wäre. Die ganze Zeit gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Wie soll ich da merken, ob ich auf dem richtigen Weg bin oder nicht?
Nach dem Ende hat sie mal gemeint Wir haben uns zum Beispiel nie hingesetzt und zusammen was gemalt oder sowas ähnliches. Wie sollte ich darauf kommen, was sie wirklich tun will? Hätte ich es schmecken sollen? Ich kann es doch nicht wissen, wenn sie es mir nicht sagt! Ich bin kein Blödian und auch nicht total unsensibel, aber ich kann nicht erspüren, was sie tun will. Ich hab selbst schon auch Vorschläge gemacht, z.B. öfter zusammen was kochen, und sie hat sich zumindest augenscheinlich über sowas gefreut. Wenn sie mir aber nicht mitteilt, was sie wirklich tun will, wie soll ich dann drauf kommen, wenn sie mich nicht mal spüren läßt, daß etwas nicht stimmt?
15.12.2002 15:15 •
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