Am Samstag war ich zum ersten mal wieder auf einer Party unseres gemeinsamen Bekanntenkreises, den ich als Gruppe ja seit der Trennung gemieden habe (nicht allerdings einzelne Personen, Kontakt hatte ich die ganze Zeit gehalten, und verstehen kann das auch jeder). Hab mich überreden lassen weil ich von 2 Leuten angeschrieben wurde dass ich doch noch kommen soll und meine Ex auch nicht da ist. Ich weiß nicht ob es für mich richtig war oder nicht, gefreut haben sich zwar viele, aber ich habe mich nicht so richtig wohl gefühlt. Außerdem wurde natürlich geredet. Sprüche wie Ich kann dich verstehen, was die beiden im Moment abziehen, da würde ich auch nicht kommen wollen! waren leider nicht zu vermeiden. Nunja jetzt weiß ich ja was da gerüchteweise abgeht. Seltsamerweise war das gar kein tiefer Stich ins Herz. Insgeheim wusste ich das sowieso, und außerdem wird bei uns immer viel mehr geredet als es Wahrheiten gibt. Ich will das auch alles gar nicht mehr im Detail wissen.
Ich selbst habe mich glaube ich durch diese Einstellung recht positiv verkauft, habe dann auch einfach ganz andere Themen angeschlagen und für heute hat sich ganz von selbst ein Kinotermin und für Samstag ein Treffen mit Bekannten ergeben.
Auf die Party am Sonntag hatte ich dann keine Lust mehr, wahrscheinlich war sie sogar dort. Ich war stattdessen mit meinen Eltern essen und wir haben viel geredet. Dabei konnte ich seltsamerweise ziemlich positiv über alles reden und wie ich weitermachen will. Meine Ex und ihr jetziges Leben waren plötzlich ganz klein und unwichtig. Nicht vorgespielt, sondern wirklich gefühlt, aber ich spüre dass ich da auch einiges verdränge und in mir noch vieles schlummert was bestimmt nochmal an die Oberfläche drängt. Und sobald ich allein bin zweifle ich auch wieder eher an meinen eigenen Worten.
Montag dann ein Ausflug mit (richtigen) Freunden: Stadt, Eiscafe und so. Allerdings habe ich SIE unterwegs dauernd gesehen - ihre Figur und Haarfarbe im Augenwinkel, ein ähnliches Lachen, eine typische Bewegung - es war die Hölle, ich wollte zwischendurch nur noch nach Hause, habe aber tapfer durchgehalten. Ich hatte nicht damit gerechnet dass sie noch so sehr in meinem Kopf ist, dachte eigentlich dass ich mehr nach anderen Frauen schaue und mir das nichts ausmacht.
Als ich gestern abend endlich zuhause auf dem Sofa saß, kamen natürlich nochmal die Tränen, und die letzte Nacht war sehr unruhig.
Fazit: es war grundsätzlich gut dass ich über das lange Wochenende viel unterwegs war, aber anscheinend fühle ich mich in kleineren vertrauten Kreisen im Moment wohler und sicherer.
Das ist im Moment als ob ich mein ganzes altes Leben mitsamt meinen Erinnerungen und Gefühlen an sie unter einen meterdicken Eispanzer gepackt hätte, ebenso wie alles Neue das ich über sie am Rande erfahre und alles was ich mir so ausmale.
Ich laufe auf dieser endlosen kahlen und kalten Eisfläche herum, auf der Suche nach einem Ziel, aber alles sieht gleich aus, die Richtung scheint völlig bedeutungslos. Von unten schimmern manchmal undeutliche Szenen durch, die mich an etwas zu erinnern scheinen oder mich irgendwo berühren wollen, aber durch das Eis ist nicht viel zu sehen. Nur manchmal wird das Eis dünner, dann beeile ich mich um nicht hinsehen zu müssen. Mache Umwege, um dort nicht einzubrechen. Doch je mehr ich mich beeile, desto langsamer komme ich auf dem Eis vorwärts. Und dann schwindet manchmal die Kraft und der Mut weiterzugehen.
29.05.2012 09:04 •
#136