Liebe Forenmitglieder,
ich habe mich gerade eben angemeldet, nachdem ich das Forum gefunden und ein paar Minuten Beiträge gelesen habe, bis ich mir sicher war, hier richtig zu sein.
Ich erhoffe mir Hilfe, Zuspruch, Rat etc., aber lasst mich erst kurz die Situation schildern:
Ich bin bin knapp 50, meine Frau wenige Jahre älter. Wir sind seit 21 Jahren zusammen, seit 16 verheiratet.
Unser Sohn ist 15, unsere Tochter 14.
Ich bin voll berufstätig und verdiene nicht schlecht, meine Frau hatte mit der Geburt des Sohnes aufgehört zu arbeiten (wir wollten damals beide, dass ein Elternteil für die Kinder immer da ist) und seit kurzer Zeit einen 400-Euro-Job.
Letztendlich sind wir auch nur wegen der Kinder noch zusammen, wobei das nur nicht abfällig gemeint ist: die Kinder sind großartig gelungen (bisher), die meisten Eltern im Bekanntenkreis beneiden uns um die Beiden. Mit denen sind wir extrem glücklich, deswegen bin ich auch überzeugt, dass wir als Eltern anscheinend das Meiste richtig gemacht haben.
Als Ehepaar hingegen nicht. Die Beziehung ist schon seit vielen Jahren in meinen Augen nur noch eine reine WG mit dem Zweck, die Kinder auf den Weg zu bringen.
Wir haben seit fast 14 Jahren keinen S. mehr, und anders, als ich das aus anderen Geschichten kenne, wo der Mann immer will und die Frau immer Migräne hat, ist es bei uns so, dass ich keine Lust mehr auf meine Frau empfinde. Null. Ganz im Gegenteil.
Das belastet uns beide natürlich seit langer Zeit und war auch immer wieder mal Thema kurzer Streits oder zumindest von Gesprächen. Und ich habe auch ein paar Mal versucht, wieder mit ihr zu schlafen oder S. zu haben, aber ich denke, Ihr versteht, dass das einigermaßen aussichtslos ist, wenn man sich gefühlt dazu zwingen muss. Dennoch haben wir uns beide damit arrangiert, und ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: meine Hände sind gesund und wir haben einen Internetanschluss. Das ist aber nicht schön und ich möchte das nicht noch viel länger. ich sehne mich nach Zärtlichkeit. Verdammt, wenn die Friseurin mir den Nacken ausrasiert, kriege ich angenehme Gänsehaut. Ich genieße es, in der Bahn zu sitzen oder zu stehen und eine Frau berührt mich aus Versehen, und wenn es nur ein Schubser ist. Eigentlich total lächerlich, und ich hätte das nie für möglich gehalten, dass mir das so dermaßen fehlen würde, aber inzwischen ist es mir klar.
Sie hat, davon bin ich überzeugt, ebenfalls keinen anderen Partner, aber kommt auch irgendwie klar und leidet sicherlich genauso darunter wie ich, wenn nicht noch mehr.
Sie dachte (das hat sie mir inzwischen gesagt), dass ich entweder krank, geschlechtslos oder plötzlich gleichgeschlechtlich sei. Nichts davon stimmt, ich bin kerngesund, habe oft Lust und ich bin zwar nicht homophob, aber mit Männern kann ich nichts anfangen (S.). Traurige Tatsache, und das habe ich ihr jahrelang verschwiegen, weil es ja auch wirklich verletzend ist: ich habe jede Menge Lust, nur nicht auf sie. Null. Gelegentlich flackert es mal auf, aber das ist dann eher durch externe Stimulation (ein Film, dazu ein Glas Wein), und dann haben wir mal ein wenig herumgefummelt, aber das war es dann auch wieder. Für ein Jahr. Oder länger.
So leben wir seit vielen Jahren dahin. Vor drei Jahren haben wir (nachträglich in meinen Augen ein Fehler) uns ein Haus gekauft. Im Nachhinein betrachte ich das als Fehler, weil es eine Trennung vermutlich erschwert, aber zu dem Zeitpunkt habe ich mir vermutlich noch (naive) Hoffnung gemacht, dass irgendwann alles wieder besser wird, und das Haus ist super, die Kinder darin total glücklich und keinem Vermieter mehr Geld zu überweisen sondern in was eigenes zu stecken, ist ja wirklich ein tolles Gefühl.
Soviel zur Ausgangslage, jetzt jedoch folgendes:
In letzter Zeit (ich rede von Monaten, für meine Frau sieht es so aus, als wäre das von heute auf morgen passiert) mache ich mir vermehrt Gedanken über unsere Situation und die Zukunft.
Ich beobachte, dass ich andere Frauen sehe, mit denen ich am liebsten mal eine Affäre hätte. Meine Hemmschwelle, mit anderen Frauen zu flirten, sinkt. Ich treibe mich in Chats herum, weil wir Bilder und Videos nicht mehr reichen und ich Interaktion mit anderen möchte. Und hier geht es mir nicht nur um das Eine.
Ich sehe, dass das bei mir zu Hause sich nicht mehr ändern wird und wir auf einen Abgrund hinsteuern, denn wenn die Kinder momentan der Lebenszweck sind, was passiert dann in ca. 4 Jahren, wenn beide ihr Abi haben und (ja, aus dem Haus werden sie dann nicht gleich sein, aber dennoch. ) unser Erziehungsauftrag zum Ende kommt? Dann haben wir nichts mehr, wofür wir leben. Nein, um das vorweg zu nehmen, hier sind keine Suizid-Gedanken im Spiel.
Worauf ich hinauswill: ich will dieses Leben nicht mehr. Und jetzt habe ich mich monatelang damit beschäftigt und bin für mich zum Schluss gekommen, dass ich besser heute als morgen einen Schlussstrich ziehen sollte. Und mir (und auch ihr) dadurch die Chance geben, unabhängig von einander wieder glücklich zu werden.
Und wenn die Kinder nicht wären, hätte ich vermutlich gar nicht lange gefackelt. Aber ich mache mir große Sorgen, dass die Kids darunter leiden. Ein wenig Leid würde ich ihnen vermutlich, so egoistisch und brutal das klingen mag, zumuten können. Aber die sind beide derzeit so dermaßen glücklich und zufrieden, dass ich tatsächlich Angst habe, alles zu zerstören.
Ich denke trotzdem darüber nach. Und vor ca. 5 oder 6 Wochen habe ich meine Frau dann mit diesen Gedanken konfrontiert. Sie gab sich total schockiert und überrascht, vor allem, weil ich bis zuletzt immer gesagt hatte (bei unseren kleineren und gelegentlich größeren Streits), dass eine Trennung für mich nicht in Frage käme, wegen der Kinder.
Aber in dieser Absolutheit kann ich das so nicht mehr sagen.
Ich weiß noch nicht, wie so eine Trennung (und wenn ich Trennung sage, unterscheide ich hier nicht zwischen Trennung und Scheidung, sondern werfe beides in einen Topf, auch, wenn das vermutlich momentan falsch ist) aussehen könnte.
Unser Haus ist von der Aufteilung her nicht geeignet, dass wir beide unter einem Dach leben, höchstens für eine Übergangszeit. Ich werde in wenigen Tagen in den Keller ziehen, also dort schlafen. Ansonsten lässt sich das im Haus nicht wirklich trennen.
Ich habe keine Ahnung, wie es danach weitergeht. Ich habe natürlich begonnen, mich zu informieren. Ich habe gelesen, dass ich -anders, als ich eigentlich dachte- doch nicht nach einer Scheidung für meine Frau Unterhalt bezahlen müsste.
Momentan schwebt mir so etwas vor wie: meine Frau zieht aus, in eine Mietwohnung, die Kinder und ich bleiben im Haus wohnen. Das Haus zu verkaufen wäre vermutlich nicht notwendig: ich bezahle es ohnehin alleine. (Kurz dazu: Kaufpreis ca. 350000, wir haben es vollfinanziert und stehen beide im Kreditvertrag). IN den drei Jahren, die wir jetzt darin wohnen, ist natürlich noch nicht sehr viel abgezahlt. Auszuzahlen gäbe es da vermutlich nichts, ich würde ihre Schulden und ihre Haushälfte übernehmen können, so meine (vermutlich naive) derzeitige Annahme.
Aber sie müsste in eine Wohnung, das kann sie sich natürlich von den 400 Euro nicht leisten. Also müsste sie sich einen Job suchen, bei dem sie wieder Vollzeit arbeitet. Als über 50-jährige so etwas zu finden (gelernt hat sie mal Zahnarzthelferin) ist vermutlich aussichtslos. Und die Wohnung muss ja groß genug sein, dass die Kinder auch mal bei ihr sein können.
Die Alternative ist natürlich, dass ich mir eine Wohnung suche. Aber sobald ich von Steuerklasse 3 auf 1 gehe und dann den Kindesunterhalt zahlen muss kann ich mir auch nicht einfach das Haus und eine Wohnung leisten. Und ich will genau so wenig darauf verzichten, die Kinder um mich zu haben, wie sie, die sich das auch absolut null vorstellen kann.
Darüber habe ich jetzt in den letzten Tagen häufiger mit ihr gesprochen, und sie lehnt den Gedanken völlig ab. Sie vermutet, dass ich derzeit eine Art Midlife-Crisis habe und sie das Thema aussitzen kann.
Und sie schwingt natürlich volle Kanne die Kinderkeule: wie ich denen das nur antun könne, überhaupt nur daran zu denken wäre ja Wahnsinn etc.
Ich persönlich denke, dass die Kinder (die alles andere als doof sind) schon längst merken, dass etwas im Busch ist. Die können vielleicht nicht genau sagen, was los ist, aber dass etwas nicht stimmt, ist denen sicher klar.
Mein Argument, dass es in ein paar Jahren sowieso zum großen Knall kommt, wenn die Kinder aus dem Haus sind, kauft sie nicht. Anscheinend geht sie davon aus, wenn sie die Ehe bis dahin über die Zeit retten kann, würden wir uns dann aus Bequemlichkeit nicht mehr trennen.
Aber mit diesen Zukunftsaussichten will ich nicht leben. Ich würde bis dahin wegen der Kinder mit ihr zusammenbleiben, und danach ihr Leben finanzieren. Ich habe das Gefühl, dass ich selbst komplett auf der Strecke bleibe.
Das ist meine momentane Gefühlswelt, ich könnte vermutlich noch stundenlang weiterschreiben aber dann liest den Text erst Recht keiner mehr.
Danke an jeden, der bis hier durchgehalten hat.
Ich würde mich über Eure Gedanken sehr freuen und ergänze gerne bei Bedarf noch weitere Informationen.
Ist es egoistisch, so zu denken, wie ich denke?
Übersehe ich hier eine ganz andere Möglichkeit, weil ich mit meinem Gefühlschaos derzeit nicht sehr rational denken kann?
Habt Ihr irgendwelche Tipps für mich?
Dankbar für alles.
J
P.S. Oh, ich sehe gerade, dass hier anscheinend bestimmt Schlagworte verpönt sind, und so hat der Wortfilter ein dreibuchstabiges Wort durch S. ersetzt - wenn der Text dadurch irgendwo an Verständlichkeit zu sehr eingebüßt hat, bitte ich um Nachricht, dann werde ich das mit anderen Worten erklären... Außer dem S. ist mir aber nichts aufgefallen...
29.12.2018 12:16 •
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