Hallo R-A-S
Mensch, da hast du ja einen wahnsinnig ausführlichen Beitrag geschrieben. Allein dafür möchte ich dir schon mal ganz herzlich danken. Es baut einfach auf, wenn da auf einmal fremde Menschen sind, die sich mit meinen Problemen beschäftigen, sich darüber Gedanken machen und einfach nur helfen wollen.
Mit deinen Spekulationen hast du aber garantiert mehr als einen Treffer gelandet.
Es ist fast schon unheimlich, wie du zwischen den Zeilen lesen kannst.
Bist du eigentlich sicher, mich wirklich nicht zu kennen?
Jedoch glaube ich nicht wirklich eine so eine starke Persönlichkeit zu sein, wie du vermutest, fühle mich eigentlich innerlich viel eher unsicher und schwach.
Aber meine Außenwirkung scheint tatsächlich eine völlig andere zu sein und meine sicherlich vorhandene Durchsetzungsfähigkeit, habe ich als Kind lernen müssen, als mein Vater, geistig und körperlich scwerst behindert, zum Pflegefall wurde, bevor er dann (endlich) starb und ich als Schüler die Familie, moralisch und finanziell unterstützen musste.
Es ist wirklich sehr gut möglich, dass es diese Eigenschaft war, die meine Frau anfangs an mir imponiert hat, im Lauf der Zeit jedoch zunehmend erdrückt hat.
Bestimmte Äußerungen ihrerseits in unseren letzten Gesprächen, sie hätte sich oft von mir über den Tisch gezogen gefühlt, gehen genau in diese Richtung.
Und damit komme ich dem Verständniss etwas näher.
Wenn sie tatsächlich sich in unserer Beziehung durch meine Person immer stärker eingeengt fühlte und zunehmend unzufriedener wurde, erklärt das natürlich ihre geringe Bereitschaft, um eine solche Beziehung zu kämpfen.
Es erklärt auch, weshalb sie voller Überzeugung keine Verantwortung für des Scheitern der Beziehung übernehmen will und mir einseitig die Schuld an Allem zuschiebt, was in den letzten Jahren schiefgelaufen ist. Denn sie war ja, ihrer Überzeugung nach, zu schwach, um sich gegen mich durchzusetzen.
Jetzt kommen mir natürlich sofort, (vielleicht wirklich zwanghaft, wie du meinst) meine Fragen wieder hoch, wie beispielsweise
„Warum hat sie es nie gesagt, dass sie immer unzufriedener in unserer Beziehung ist, dabei liegt die Antwort auf der Hand.
Sie hat es wahrscheinlich versucht, nur konnte ich ihre Antworten nicht einfach hinnehmen, habe dann neue Fragen gestellt und sie konnte sich letztlich gegen mich nicht durchsetzen und hat wohl irgendwann resigniert.
Ich habe vielleicht wirklich viel zu viele Fragen gestellt, anstatt ihr Gefühl einfach zu akzeptieren.
Gerade in den letzten Jahren, wo ich dringend Rückhalt benötigte, habe ich wohl meine Frau viel zu sehr bedrängt und mit Fragen überschüttet, weshalb sie sich immer mehr vor mir zurückzieht.
Leider habe ich damals keine ehrliche (glaube ich) Antwort bekommen, sondern immer nur, wie negativ ich mich verändert hätte.
Vielleicht fühlte sie sich wirklich dadurch wahnsinnig unter Druck gesetzt, vor dem sie geflohen ist, bevor er sie erdrückt.
Aber auch wenn es wirklich so war, dann sind, meiner Meinung nach, letztendlich wieder beide Partner an der, eventuell über Jahre, gewachsenen Entfremdung beteiligt.
Einer, der viel zu lange nicht deutlich machen kann, dass seine Gefühle übergangen werden und der andere, der zu unsensibel ist, um zu spüren, dass der Partner sich übergangen fühlt.
Eigentlich schade, dass es letztendlich (wenn es wirklich so ist), das Unvermögen war, miteinander offen umzugehen und es Probleme in der Kommunikation waren, die die Beziehung zum Scheitern brachten.
Aber das wäre alles einfacher zu verstehen, als der Gedanke mich über Jahre hinweg in meiner Frau getäuscht zu haben.
Wenn aber jetzt tieferliegende Gründe, die schon lange Zeit unter der Oberfläche vorhanden, jedoch (zumindest mir) nicht bewußt waren, offenliegen, wäre es zumindest den Versuch wert, auszuprobieren, inwieweit es möglich ist, sich in diesen Punkten weiterzuentwickeln und zu verändern.
Schade, wenn es nicht passiert, aber es ist mit viel, vielleicht in der jetzigen Situation zu viel, Anstrengung verbunden und ich kann es akzeptieren und loslassen.
Ich glaube stark genug zu sein, meine Frau zu lieben, ohne auf eine Beziehung fixiert zu sein.
Sie hat jedes Recht der Welt endlich glücklich zu sein und wenn sie glaubt, es nicht mehr mit mir erreichen zu können, dann muß es halt so sein.
Trotzdem finde ich es absolut unnötig und wahnsinnig bedauerlich, denn letztendlich haben die Partner die Trennung selbst in der Hand, ganz anders als bei unabänderlichen, viel brutaleren Schicksalsschlägen und mit gutem Willen ist hier alles möglich.
Aber, Wppi hat wohl recht, dass irgendwann die Antworten uninteressant werden, frage ich immer seltener nach dem Warum, sondern betrauere wehmütig, nicht verbittert eine Situation, die von mir alleine nicht mehr zu ändern ist.
Ich bin übrigens neben Sportlehrer (Skilehrer als Sonderausbildung), Lehrer für Bio und Chemie , wo Logik und Kausalität ebenfalls eine große Rolle spielt.
Das hast du auch gut erkannt.
Meine Bemerkung in einer meiner letzten Postings,
Zitat:
Mein „Fehler, immer in Anderen das Positive zu unterstellen, blockiert mich hier weiterhin total.
hast du jedoch, wie ich finde, mißverstanden.
Keinesfall unterstelle ich anderen das Negative, wie du gefolgert hast.
Im Gegenteil suche ich immer nach Erklärungen, die Handlungen oder Äußerungen Anderer entschuldigen und relativieren.
Immer frage ich auch danach, was ich dazu beigetragen habe, wenn mich andere verletzen.
Und genau damit mache ich mir selbst oft das Leben unnötig schwer, denn wütend zu sein und seinen Frust rausschreien, ist leichter und befreiender.
Nochmals danke für deinen hilfreichen Beitrag und die guten Wünsche
Viele Grüße
14.01.2005 22:08 •
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